Initiative Klischeefrei

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Initiative Klischeefrei
Gründung 15. Dezember 2016
Gründer BA, BIBB, BMAS, BMBF, BMFSFJ, BMU, BMWi, BDA, DGB Bundesvorstand, FHöV NRW, HWWI, HMWEVW, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit, MSB NRW, SCHULEWIRTSCHAFT
Sitz Servicestelle in Bielefeld und Bonn (Koordinaten: 52° 1′ 42,2″ N, 8° 33′ 18,5″ O)
Schwerpunkt Berufswahl
Aktionsraum Deutschland
Personen Leiter der Servicestelle: Miguel Diaz
Mitglieder ca. 300 (Stand: Januar 2021)
Website klischee-frei.de

Die Initiative Klischeefrei ist ein von der Bundesregierung initiiertes Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft, Praxis und Forschung. Sie setzt sich für eine Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees ein. Schirmherrin der Initiative ist Elke Büdenbender.[1]

Zielgruppen der Initiative Klischeefrei sind alle Organisationen und Personen, die an der Berufs- und Studienwahl junger Menschen beteiligt sind, also Akteurinnen und Akteure der Frühen Bildung, Schulen, Hochschulen, Berufsberatung, Unternehmen und Einrichtungen sowie Eltern.[2]

Diese finden auf dem Web-Portal der Initiative Informationen zur geschlechtergerechten Berufs- und Studienwahl und geschlechterbewusst gestaltete Materialien. Das Portal und die Servicestelle der Initiative, die beim Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit und beim Bundesinstitut für Berufsbildung angesiedelt ist, werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.[3]

Ausgangspunkt zur Gründung der Initiative

Anlass für die Gründung der Initiative Klischeefrei ist die sehr ausgeprägte Geschlechtersegregation auf dem Arbeitsmarkt. Das Geschlecht und darüber vorherrschende Rollenbilder haben maßgeblichen Einfluss auf die Berufswahl. Dies führt dazu, dass die meisten Berufe entweder einseitig von Männern oder von Frauen dominiert werden.[4] Gleichzeitig herrscht besonders in den stark nach Geschlecht segregierten Berufen der größte Mangel an Fachkräften.[5]

Mit der Initiative Klischeefrei haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit weiteren Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Bildung, Wirtschaft, Praxis und Forschung am 15. Dezember 2016 eine Initiative ins Leben gerufen, mit der sie der geschlechtlichen Segregation bei der Berufswahl und auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken.

Vorstellungen zur beruflichen Eignung sind oft eng mit stereotypen Rollenmustern verknüpft. Dadurch schränken junge Frauen und Männer ihr Berufswahlspektrum häufig ein. Dies kann zu strukturellen, ökonomischen und individuellen Nachteilen führen.[6]

Die Aufteilung vieler Berufe nach Geschlecht wird sich aus Sicht der Initiative nur mindern lassen, wenn es gelingt, das Berufswahlspektrum für alle Geschlechter zu erweitern, die individuellen Fähigkeiten zu fördern und auf dem Arbeitsmarkt geschlechtsunabhängig zu berücksichtigen. Das betrifft alle Berufsfelder und Ausbildungswege – sowohl die betrieblichen, als auch die vollzeitschulischen Ausbildungsberufe sowie die akademischen Berufe. Die Chancengleichheit für alle Geschlechter soll mit dem Engagement in der Initiative Klischeefrei gefördert werden.[7]

Der Koalitionsvertrag für die von 2013 bis 2017 laufende 18. Legislaturperiode fordert eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl für junge Frauen und Männer.[8] Gleichstellungspolitisch bedeutet dies aus Sicht der Initiative die Überwindung der Segregation des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nach Geschlecht. Dafür bedarf es einer modernen Berufsorientierung, die frei von Geschlechterklischees ist.[7]

Geschichte

Die Initiative Klischeefrei geht auf den vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Mai 2014 initiierten Expertinnen-/Expertenkreis „Geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl“ zurück.[6]

Aus diesem Kreis ging das Forum, der heutige Beirat der Initiative Klischeefrei, hervor (siehe Organisation). Als Ergebnis der Arbeit des Kreises wurde ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Ziele sind die Bündelung von Informationen, die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren und die Herstellung von Transparenz über relevante Maßnahmen, die dazu beitragen, das Berufs- und Studienwahlspektrum von jungen Frauen und Männern zu erweitern und Schritt für Schritt die geschlechtliche Konnotation der Berufe abzubauen.[9]

Die Initiative Klischeefrei nahm im Dezember 2016 – damals noch unter der Bezeichnung „Nationale Kooperationen zur Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees“ ihre Arbeit auf[10] und hat derzeit (Stand: Januar 2020) über 300 Partnerorganisationen.[11]

Die Initiative Klischeefrei ist eine festgeschriebene Maßnahme zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in der Agenda 2030, der Nachhaltigkeits-Strategie der Bundesregierung.[12][13]

Organisation

Um eine geschlechtersensible Berufs- und Studienwahl bundesweit zu etablieren, begleitet das Forum mit zentralen Akteurinnen und Akteuren als Beirat die Initiative Klischeefrei. Dem Forum gehören die zuständigen Bundesministerien (Bundesministerium für Arbeit und Soziales; Bundesministerium für Bildung und Forschung; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit; Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, der Zentralverband des Deutschen Handwerks, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Bundesagentur für Arbeit, Sozialpartner und Vertretungen aus Bundesländern, Wissenschaft, Praxis und Wirtschaft an.[14]

Das Forum hat eine beratende Funktion und beschäftigt sich mit aktuellen Fragen der geschlechtersensiblen Berufs- und Studienwahl.[14]

Zentrale Anlaufstelle zur Beratung sowie zur Vernetzung für Institutionen und Aktive ist die Servicestelle der Initiative Klischeefrei. Die Servicestelle der Initiative besteht aus einer Fach- und einer Pressestelle im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit sowie einer Redaktion, die im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) angesiedelt ist.[14]

Die Servicestelle bereitet Informationen, wie geschlechtersensibel gestaltete Maßnahmen, Materialien sowie Beispiele gelungener Praxis, fachlich und redaktionell auf und stellt sie auf dem Portal zur Verfügung. Ferner führt sie die jährlichen Fachtagungen der Initiative Klischeefrei durch.[14] Weiterhin kooperiert die Initiative Klischeefrei eng mit den Aktionen Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag und Boys’Day – Jungen-Zukunftstag – den bundesweiten Berufsorientierungstagen für Jungen und Mädchen.

Partnerorganisationen der Initiative Klischeefrei

An der Initiative beteiligen sich Partnerinnen und Partner aus Bildung, Politik, Wirtschaft, Praxis und Forschung. Neben Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, Ministerien, Behörden, Hochschulen und Schulen engagieren sich auch kleinere Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Netzwerke, Stiftungen, Vereine und Initiativen sowie große und kleine Unternehmen.

Das Netzwerk der Initiative besteht aus derzeit (Stand: Januar 2021) über 300 Partnerorganisationen. Sie setzen sich inner- und außerhalb ihrer Institutionen für eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienorientierung ein. Der Initiative gehören unter anderem an[11]:

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Büdenbender ist Schirmherrin der Initiative Klischeefrei Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  2. Zielgruppen Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  3. Impressum Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  4. Ann-Christin Hausmann und Corinna Kleinert: Berufliche Segregation auf dem Arbeitsmarkt. Männer- und Frauendomänen kaum verändert. IAB Kurzbericht 9/2014. (PDF-Datei; 508 KB) Website des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  5. KOFA-Studie 4/2017: Fachkräfteengpässe in Unternehmen – Rezepte gegen den Fachkräftemangel (PDF-Datei; 1,5 MB) Website des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA). Abgerufen am 16. Juli 2019.
  6. a b Über die Initiative Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  7. a b Positionen zu einer Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees (PDF; 891 kB) Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  8. * Deutschlands Zukunft gestalten (PDF; 1,7 MB). Koalitionsvertrag der 18. Wahlperiode auf der Website der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Abschließende Fassung vom 27. November 2013, abgerufen am 16. Oktober 2019.
  9. Die Initiative Klischeefrei (PDF; 200 kB) Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  10. Für eine Berufs- und Studienwahl ohne Klischees. Gemeinsamer Aufruf von BMBF, BMFSFJ und BMAS Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  11. a b Alle Partnerinnen und Partner auf einen Blick Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  12. Ziele nachhaltiger Entwicklung: Gleichstellung von Frauen und Männern Website der Bundesregierung. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  13. Ziele nachhaltiger Entwicklung: Hochwertige Bildung weltweit Website der Bundesregierung. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  14. a b c d Organisation der Initiative Klischeefrei Website der Initiative Klischeefrei. Abgerufen am 16. Oktober 2019.