Injektionspräparat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Injektionspräparat eines Stierhodens (Blutgefäße mit roter Gelatine gefüllt)

Ein Injektionspräparat stellt anatomische Hohlraumsysteme wie Harntrakt, Atemwege, Gallengangsystem und Blutgefäße mittels einer Injektion dreidimensional dar.

Circulus arteriosus cerebri eines Schafes. Korrosionspräparat mit einem Methacrylat (Kallocryl)

Das frisch entnommene Organ wird zu diesem Zweck durchgespült und anschließend eine Flüssigkeit oder aushärtende Masse injiziert. Als Flüssigkeiten werden z. B. Tusche oder Röntgenkontrastmittel verwendet. Aushärtende Massen sind z. B.:

Nachträglich kann das Gewebe noch mit Kalilauge aufgelöst werden. Übrig bleibt der negative Ausguss des Systems, welcher dann als Korrosionspräparat[1] bezeichnet wird. Dadurch kann ein Hohlraumsystem komplett demonstriert werden. Die gewonnenen Präparate können nun entweder makroskopisch oder unter einem Rasterelektronenmikroskop untersucht werden. Um die feinen Strukturen zu schützen, kann das Präparat anschließend in ein transparentes Kunstharz eingegossen werden (Einbettungspräparat). Den gleichen Effekt erzielt man mit einer Aufhellung des Gewebes nach Spalteholz.

Mikroskopische Injektionspräparate wurden bereits im 19. Jahrhundert von dem Wiener Anatomen Joseph Hyrtl. der damit weltweit Anerkennung fand, hergestellt.[2][3]

Literatur

  • Rudolf Piechocki, Hans-Jürgen Altner: Makroskopische Präparationstechnik. Teil 1: Wirbeltiere: Leitfaden für das Sammeln, Präparieren und Konservieren. 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1998, ISBN 3-437-35190-7.

Einzelnachweise

  1. Josef Hyrtl: Die Korrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse. Wien 1873.
  2. Reinhard Hildebrand: Bijoux anatomiques – Die mikroskopischen Injektionspräparate des Wiener Anatomen Joseph Hyrtl (1810–1894). In: Sudhoffs Archiv. Band 71, 1987, S. 1–11 und 229.
  3. Reinhard Hildebrand: Mikroskopische Anatomie mit den Augen des makroskopischen Anatomen: Der Wiener Anatom Joseph Hyrtl und seine mikroskopischen Injektionspräparate. In: Sudhoffs Archiv. Band 76, 1992, S. 202–231.