Institut Pasteur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Institut Pasteur ist eines der weltweit führenden Grundlagenforschungszentren für Biologie und Medizin mit Hauptsitz in Paris. Es wurde am 4. Juni 1887 gegründet und am 14. November 1888 eingeweiht und nach dem Gründer, dem bekannten Forscher Louis Pasteur, benannt.

Das älteste Gebäude des Instituts in Paris bildet das Pasteur-Museum: Es umfasst private Wohnungen von Louis Pasteur, die Krypta, in der er beerdigt wurde, und ein Dokumentationszentrum

Neben seiner Forschungstätigkeit berät es die französische Regierung und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in medizinischen Sachfragen. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung und Erforschung von Diagnose- und Testverfahren in der Medizin. Das Institut ist ein epidemiologisches Überwachungszentrum und kontrolliert Ausbrüche von Infektionskrankheiten weltweit.

Organisation

1966 wurde das Institut reorganisiert. Ein wissenschaftlicher Ausschuss wurde gegründet und Forschungszentren und Lehre ebenso wie Produktion und Vermarktung voneinander getrennt. Der französische Staat übernimmt heute einen Finanzierungsanteil von 41 %, ein Drittel der Erträge kommt aus den Aktivitäten des Instituts. Rund 26 % kommen aus Schenkungen und Vermächtnissen. Das Institut hat einen gewählten Präsidenten mit vierjähriger Amtsperiode. Seit Januar 2018 hat das Amt der Brite Stewart T. Cole inne.[1] Unterstützt wird der Präsident von einem Vizepräsidenten für Administration und Finanzen. Als Aufsichtsgremium fungiert ein Board of Directors aus 21 Mitgliedern, von denen 5 ex officio sind und 16 gewählt werden.

Bekannte Forscher

Luc Montagnier, 1995

Schon der Gründer Louis Pasteur war ein Pionier auf dem Gebiet der Mikrobiologie. Émile Roux hielt 1888 die weltweit erste Vorlesung in Mikrobiologie. Er und Alexandre Yersin fanden u. a. das Diphtherietoxin.

1921 führte die Entdeckung des Impfstoffes gegen die Tuberkulose durch Albert Calmette und Camille Guérin zu einer Institutserweiterung.

Jean Laigret (1893–1966) entwickelte 1932 die erste Impfung gegen Gelbfieber. 1936 gelangen Daniel Bovet bedeutende Beiträge zu Forschung der infektionshemmenden Wirkung der Sulfonamide. Er machte an dem Institut auch erste Versuche mit Antihistaminen.[2]

Pierre Lépine (1901–1989) entwickelte 1954 eine der weltweit ersten Polio-Schutzimpfungen.

Luc Montagnier isolierte 1983 mit seiner Arbeitsgruppe erstmals den als HI-Virus bekannten Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS und entdeckte zwei Jahre später das HIV-2.

Siebenmal wurden Forscher des Instituts bislang mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. 2020 erhielt Emmanuelle Charpentier den Nobelpreis für Chemie.

Pasteur-Institute weltweit

Die Gründung des ersten Institut Pasteur außerhalb Europas erfolgte 1891 in Saigon.

Das ebenfalls sehr bekannte Institut Pasteur Brüssel in Belgien, ursprünglich Institut Antirabique et Bactériologique du Brabant, wurde 1900 vom Provinzrat Brabant gegründet. Der vom Institut Pasteur Paris kommende Nobelpreisträger Jules Bordet war dort erster Institutsleiter. Ab dem 1. Januar 1995 war es dem belgischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt unterstellt. 1996 fusionierte es mit dem Wissenschaftlichen Institut für Volksgesundheit.[3]

Pasteur-Institut in Lille
Pasteur-Institut in Brüssel bis 1986

Zum Institut Pasteur gehört heute ein Netz von 32 angeschlossenen Instituten:

  1. Abidjan, Côte d'Ivoire
  2. Algier, Algerien
  3. Athen, Griechenland (seit 1919)
  4. Bangui, Zentralafrikanische Republik
  5. Brüssel, Belgien
  6. Bukarest, Rumänien
  7. Casablanca, Marokko
  8. Cayenne, Französisch-Guayana
  9. Dakar, Senegal
  10. Ho-Chi-Minh-Stadt, Nha Trang und Hanoi, Vietnam
  11. Hong Kong University - Pasteur Research Centre, Hongkong, China
  12. Lille, Frankreich
  13. Montevideo, Uruguay
  14. Montréal, Canadian Pasteur Foundation, Kanada
  15. New York, Pasteur Foundation, USA
  16. Niamey, Niger
  17. Nouméa, Neukaledonien
  18. Phnom Penh, Kambodscha
  19. Pointe-à-Pitre, Guadeloupe
  20. Sankt Petersburg, Russland
  21. Seoul, Südkorea
  22. Shanghai, China
  23. Antananarivo, Madagaskar
  24. Teheran, Iran: Pasteur Institute of Iran
  25. Tunis, Tunesien
  26. Yaoundé, Kamerun

Weblinks

Commons: Institut Pasteur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stewart Cole. Institut Pasteur, 30. April 2018, abgerufen am 4. Juni 2022 (englisch).
  2. Bangen, Hans: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Die Synthese von Chlorpromazin. Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4, Seite 76
  3. https://www.wiv-isp.be/About-wiv-isp/Pages/DE-GeschichtlicherUberblick.aspx

Koordinaten: 48° 50′ 25,4″ N, 2° 18′ 38,9″ O