Institut für Auslandsbeziehungen

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Das Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa) ist eine deutsche Mittlerorganisation für den internationalen Kulturaustausch mit Sitz in Stuttgart und in Berlin. Als älteste deutsche Mittlerorganisation für Auswärtige Kulturpolitik engagiert sich das ifa weltweit für Kunstaustausch, den Dialog der Zivilgesellschaften und die Vermittlung außenkulturpolitischer Informationen.

Im „Alten Waisenhaus“ am Stuttgarter Charlottenplatz ist seit 1925 der Sitz des ifa. (Foto: 2010)

Geschichte

Gründung (1917)

Am 10. Januar 1917 wurde in Stuttgart der Vorläufer des heutigen Instituts für Auslandsbeziehungen gegründet.[1][2] Das Museum und Institut zur Kunde des Auslandsdeutschtums und zur Förderung deutscher Interessen im Ausland, das noch im selben Jahr in Deutsches Ausland-Institut (DAI) umbenannt wurde, ging vor allem auf die Idee und den Einsatz des Stuttgarter Unternehmers Theodor Wanner (1875–1955) zurück. Das Institut wurde gemeinsam vom Deutschen Reich, vom Königreich Württemberg und der Stadt Stuttgart getragen.[3]

Nachkriegszeit und Weimarer Republik: die Aufbauphase (1918 bis 1933)

Nach dem Kriegsende 1918 war das DAI bemüht, das ruinierte Ansehen Deutschlands in der Welt und die soziale Stellung der Auslandsdeutschen zu verbessern.[4] So war das Institut in der Folge vor allem für die Beratung von Auswanderungswilligen, für die Betreuung von Auslandsdeutschen, aber auch für die Organisation von Ausstellungen und die Herausgabe einer Zeitschrift verantwortlich. Der wissenschaftliche Charakter des Instituts wurde darüber hinaus durch eine auslandskundliche Fachbibliothek, den Presse- und Nachrichtendienst sowie sein umfangreiches Archiv gestärkt. Geleitet wurde das DAI in dieser Zeit von Theodor Wanner und dem Staatswissenschaftler und Publizisten Fritz Wertheimer (1884–1968), der ab 1. Oktober 1918 als Generalsekretär amtierte. In der Zeit der Weimarer Republik wurde das DAI in mehrere, nach Regionen und Zuständigkeitsbereichen unterteilte Sachabteilungen gegliedert. 1926 entstand außerdem ein Nordamerika-Referat. In den Jahren 1926/1927 hatte das Institut etwa 50 Angestellte. Untergebracht war das DAI seit dem Frühjahr 1925 in einem ehemaligen, vom Architekten Paul Schmitthenner umgebauten, Waisenhaus am Stuttgarter Charlottenplatz. Das Gebäude wurde 1924 als „Haus des Deutschtums“ eingeweiht. Neben den Räumlichkeiten für die verschiedenen Abteilungen umfasste der Komplex ein Rundfunkstudio. Dieses nutzten Wanner und Wertheimer, um eigene DAI-Rundfunkbeiträge zu produzieren, die meist über den Südfunk ausgestrahlt wurden. Darüber hinaus erschienen im DAI neben der von Wertheimer herausgegebenen Halbmonatsschrift „Der Auslandsdeutsche“ einige Buchreihen und wissenschaftliche Handbücher. Ab 1928 mussten infolge von finanziellen Schwierigkeiten vor allem die Ausstellungsaktivitäten eingeschränkt werden. Doch wurde die Arbeit des Instituts auch von den politischen Unsicherheiten und Unruhen im Land beeinträchtigt. So sah sich die Geschäftsführung des DAI immer wieder Angriffen von Seiten der aufstrebenden rechtsradikalen Kräfte ausgesetzt.

Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945)

Die Machtübertragung an die Nationalsozialisten hatte für das DAI tiefgreifende Konsequenzen. Am 7. März 1933 wurde der Sitz des Instituts von der SA besetzt. Das DAI wurde gleichgeschaltet. Fritz Wertheimer, der 1938 nach Brasilien emigrierte, wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung abgesetzt. Und auch der Gründer und Vorstandsvorsitzende Theodor Wanner wurde seines Amtes enthoben. Ihn ersetzte der Stuttgarter NSDAP-Oberbürgermeister Karl Strölin (1890–1963). Zum Institutsleiter wurde Richard Csaki (1886–1943) ernannt, der sein Amt allerdings schon 1941 an den Nationalsozialisten Hermann Rüdiger (1889–1946) abgab. Unter der neuen Führung wurde das Institut zweckentfremdet. Die Aufgaben und Zuständigkeiten wandelten sich grundlegend. Sie wurden 1934 in der Broschüre Neue Aufgaben des Deutschen Ausland-Instituts beschrieben. Demnach sollte sich das Institut in Zukunft vor allem darum kümmern, die nationalsozialistische Weltanschauung unter den Auslandsdeutschen zu verbreiten und sie ggf. zu Soldaten des Dritten Reichs auszubilden. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich das DAI zu einem Planungszentrum der Volkstumspolitik des Hitler-Regimes. Auf dem Programm standen die Propagierung der deutschen „Rassenpolitik“ und die „Eindeutschung“ ausländischer Gebiete. So war das DAI u. a. an der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Umsiedlungen in den eroberten osteuropäischen Gebieten beteiligt. Es bestanden eine enge Zusammenarbeit und ein reger Informationsaustausch mit der Gestapo, der NSDAP und dem Außenpolitischen Amt der NSDAP. Wie wichtig das DAI für die neuen Machthaber war, zeigt die stetige Vergrößerung, die das Institut unter der Herrschaft der Nationalsozialisten erfuhr. Zählte das DAI 1926/1927 noch etwa 50 Angestellte, so stieg diese Zahl bis zum Kriegsausbruch 1939 auf 157 an. Gleichzeitig wurde auch der Etat kontinuierlich erhöht. Zu den Geldgebern zählte ab 1935 auch das Propagandaministerium.[5][6]

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs weitete das DAI seine Aktivitäten aus, vor allem unterstützte es die nationalsozialistische, rassistische Propaganda. Darüber hinaus nahm das Institut auch unmittelbar Einfluss auf das Kriegsgeschehen. Das DAI stellte Karten bereit, die über die Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Osteuropa Auskunft gaben und somit wesentliche Informationen für Umsiedlungsaktionen und Deportationen in den besetzten Gebieten lieferten. Es entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit der SS. Immer wieder wurden außerdem unliebsame Ratsuchende denunziert. Durch den erfolgreichen Vormarsch der Alliierten wurde die Arbeit des DAI in den folgenden Jahren immer weiter eingeschränkt. 1943 endete sie vorübergehend.[7][6]

Nachkriegszeit und Neugründung (1949 bis 1951)

Nach dem Krieg wurde das DAI von den amerikanischen Besatzungsbehörden als „belastet“ eingestuft. Diese Qualifizierung hinderte aber weder eine Wiedereröffnung unter dem neuen Titel Institut für Auslandsbeziehungen, noch schadete sie einer weiteren Karriere der beim DAI beschäftigten „Volkstumswissenschaftler“. Am 5. Juli 1949 wurde die Neugründung beschlossen, verbunden mit der Umbenennung in Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). 1951 erfolgte die offizielle Wiederaufnahme der Tätigkeiten des Instituts. Bundespräsident Theodor Heuss bezeichnete das Institut in seiner Rede anlässlich der Wiedereröffnung als „Elementarschule für den Verkehr mit dem Ausland“, einem „Umschlagplatz“ im kulturellen Geben und Nehmen. Franz Thierfelder (1896–1963) sollte den Neuanfang als Generalsekretär des ifa in die Wege leiten. Doch war der Kulturpolitiker aufgrund seiner ideologischen Schriften zur Zeit des Dritten Reiches umstritten. Tatsächlich aber legte Thierfelder, der die Entnazifizierung unbeschadet überstanden hatte, seine alten Vorstellungen ab. Nach seiner Vorstellung sollte sich das Institut von nun an vor allem dafür einsetzen, „Fremdes“ verständlich zu machen und dem Ausland die eigene Kultur näher zu bringen. Die vom Institut propagierte Abkehr von der Vergangenheit wurde im Auswärtigen Amt positiv aufgenommen und mit finanzieller Unterstützung honoriert. Dies sicherte das langfristige Fortbestehen des ifa.[7]

Neuanfang (1951 bis 1989)

Der Neuanfang des ifa gestaltete sich schwierig. Der Ruf des Instituts war nach der NS-Zeit lädiert; viele Kontakte, zum Beispiel nach Osteuropa, waren weggebrochen; es begann die Zeit des Kalten Krieges. Hinzu kamen die Konkurrenz zu anderen Mittlerorganisationen wie dem Goethe-Institut, ein geringerer finanzieller Spielraum als zuvor und die eingeschränkte Sichtbarkeit im Ausland, die auch auf die damalige Außenpolitik zurückzuführen war, die der Kultur kaum Bedeutung zumaß. Der Wirkungsgrad des ifa blieb in dieser Zeit entsprechend begrenzt. Die Tätigkeiten des Instituts bestanden in der Auswandererberatung, der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift (1951–1962 „Mitteilungen“, ab 1962 „Zeitschrift für Kulturaustausch“ und seit 2006 „Kulturaustausch – Zeitschrift für internationale Perspektiven“), dem Ausbau der hauseigenen Bibliothek, dem Auslandsversand von Büchergaben und der Organisation von Ausstellungen. Erst nach und nach wurden die Beziehungen zu anderen Ländern wieder enger, der gesellschaftliche Einfluss des ifa wuchs. Mit der eigenen Position während des Nationalsozialismus begann sich das Institut allerdings erst ab den 1960er-Jahren auseinanderzusetzen. Im Mai 1971 wurde die spätere ifa-Galerie in Stuttgart, 1990 die ifa-Galerie in Berlin eröffnet. Anfang der siebziger Jahre ging außerdem die Vermittlung von Ausstellungen deutscher Kunst ins Ausland in die alleinige Verantwortung des ifa über. 1971 wurde dem ifa vom Auswärtigen Amt die Koordination des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig übertragen.

Nach der Wiedervereinigung (ab 1990)

Der Mauerfall und die deutsch-deutsche Einigung zogen auch für das ifa bedeutende Veränderungen nach sich. Aufmerksamkeit erregte dabei vor allem die Übernahme der Kunstsammlung des ehemaligen ZfK (Zentrum für Kunstausstellungen der DDR) durch das ifa. In der Zeit der innerdeutschen Teilung stellte das ZfK das ostdeutsche Pendant zum ifa dar. Es war u. a. für die Organisation von Ausstellungen im In- und Ausland und den Kulturaustausch der DDR verantwortlich. Die Kunstsammlung des ZfK umfasste Druckgrafiken, Papierarbeiten, Fotografien und Malereien zahlreicher ostdeutscher Künstler, insgesamt etwa 10.500 Werke. Diese sollten nun, gemäß den Vereinbarungen der Einheitsverträge, in den Bestand des ifa übergehen. Doch stieß der Plan in den Gebieten der ehemaligen DDR auf großen Widerstand. Empört äußerten sich ostdeutsche Medien über die „feindliche Übernahme“ durch das Stuttgarter Institut. In der Folge forderte ein Zusammenschluss mehrerer ostdeutscher Museen die Übergabe diverser Kunstwerke in die eigenen Sammlungen. Unter dem Druck der Museen und der Medien wurden einen Monat vor der Übernahme des ehemaligen ZfK-Bestandes 219 museumswürdige Kunstwerke an mehrere ostdeutsche Museen übergeben. Nach der Wiedervereinigung weitete das ifa seine Aktivitäten auch auf die neuen Bundesländer aus. So bemühte man sich konsequent um den Ankauf von Kunstwerken ostdeutscher Künstler und um deren Ausstellung. Darüber hinaus wurde 1991 eine ifa-Galerie in Berlin eröffnet. Außerdem arbeitete das ifa intensiv daran, seine Sichtbarkeit im Ausland und im außenpolitischen Gefüge Deutschlands zu verbessern. Dies konnte auch mit Hilfe diverser Förderprogramme (u. a. zivik – Zivile Konfliktbearbeitung, das CrossCulture Programm, und Kunstförderung), mehrerer Tourneeausstellungen, eines Forschungsprogramms, der Fachbibliothek für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, der Zeitschrift Kulturaustausch sowie zahlreicher Publikationen erreicht werden.

Die Transformationsprozesse innerhalb Europas nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ hatten auch für das ifa Konsequenzen. Es begann sich verstärkt für den Schutz von Minderheiten und für die Stärkung des europäischen Einigungsprozesses einzusetzen. Außerdem rückten die Intensivierung des europäisch-islamischen Dialogs und die Förderung internationaler Friedensprojekte sowie humanitärer Hilfe in den Fokus. 2009 wurde der Theodor-Wanner-Preis vom ifa ins Leben gerufen, um Persönlichkeiten und Organisationen zu würdigen, die sich in herausragender Weise für den Dialog der Kulturen, für Frieden und Völkerverständigung engagieren. Heute sieht sich das ifa als international agierender „Kulturmittler“, als Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Kunstaustausch.

Organisation

Das Institut für Auslandsbeziehungen war bis August 1997 eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Am 26. August 1997 wurde das Institut in die Rechtsform eines Vereins überführt.[8]

Organe des Vereins sind die Mitgliederversammlung, das Präsidium und das Generalsekretariat.[9] Gitte Zschoch ist seit 1. Oktober 2021 Generalsekretärin des Instituts;[10] Ulrich Raulff ist seit 1. Oktober 2018 dessen ehrenamtlicher Präsident.[11]

Das ifa wird vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart finanziert.[12] Zusätzlich gibt es einen Förderverein, durch dessen Mitgliederbeiträge Projekte realisiert werden können.[13]

Generalsekretäre

  • 1918–1933 Fritz Wertheimer
  • 1933–1941 Richard Csaki
  • 1941–1945 Hermann Rüdiger
  • 1945–1950 Otto Kurz
  • 1951–1960 Franz Thierfelder
  • 1960–1989 Michael Rehs
  • 1990 Hans Schuhmann (kommissarisch)
  • 1990–1994 Klaus Daweke
  • 1994–1997 Udo Rossbach (kommissarisch)
  • 1998–2008 Kurt-Jürgen Maaß
  • 2008–2021 Ronald Grätz
  • seit 1. Oktober 2021: Gitte Zschoch

Vorsitzende des Vorstands (1917–1996)

  • 1917–1933 Theodor G. Wanner
  • 1933–1945 Karl Strölin
  • 1948–1949 Theodor Heuss
  • 1949–1951 Theodor G. Wanner
  • 1951–1967 Walter Erbe
  • 1968–1977 Adalbert Seifritz
  • 1978–1992 Wilhelm Hahn
  • 1992–1996 Paul Harro Piazolo

Präsidenten (ab 1996)

Vorsitzende des Verwaltungsrats (1917–1996)

  • 1917–1922 Wilhelm Herzog von Urach
  • 1922–1928 Paul von Hintze
  • 1928–1930 Hans Luther
  • 1930–1933 Wilhelm Solf
  • 1933–1945 Karl Strölin
  • 1949–1951 Hans Luther
  • 1951–1976 Alfons Baumgärtner
  • 1977–1996 Hans Schuhmann

Umsetzung

Das Institut für Auslandsbeziehungen betreibt Forschung und veröffentlicht Studien zum Themengebiet der Auswärtigen Kulturpolitik und zum interkulturellen Dialog. Die Homepage, Studien und die Fachbibliothek in Stuttgart stellen wissenschaftlich aufbereitete, sowie aktuelle Informationen bereit. Im vierteljährlichen Rhythmus gibt das Institut die Zeitschrift Kulturaustausch heraus, die mit einer Auflage von 9.000 Exemplaren und 2.500 Autoren aus 150 Ländern publiziert.[14]

Als Mittlerorganisation mit Schwerpunkt im Bereich Kunst zeigt das Institut für Auslandsbeziehungen zahlreiche Tourneeausstellungen deutscher Kunst weltweit und gibt in den ifa-Galerien Stuttgart und Berlin Einblicke in die zeitgenössischen Kunst, Architektur und Design aus Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika.

Mit verschiedenen Förder- und Stipendienprogrammen unterstützt das Institut für Auslandsbeziehungen junge Berufstätige im Kunst- und Kulturbereich, den Dialog mit der islamisch geprägten Welt, Projekte von nicht-staatlichen Akteuren in Krisenregionen sowie deutsche Minderheiten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa und den GUS-Staaten.

Bei der Umsetzung der Projekte kooperiert das ifa mit zahlreichen internationalen Partnern wie Stiftungen und internationalen Organisationen auf den Gebieten der Kultur, der Medien im Ausland und der Friedensförderung.

Wissenschaft, Forschung und Information

Das Institut für Auslandsbeziehungen bietet umfassende Informationen zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) und zum interkulturellen Dialog.[15] Internet-Portal, Synergiestudien und die Fachbibliothek in Stuttgart stellen wissenschaftlich aufbereitete, sowie aktuelle Informationen bereit und sind somit wichtige Dokumentationsstellen der AKBP.

Das Informationsportal „Kultur und Außenpolitik“ bietet einen nach Themen und Ländern sortierten Überblick über relevante, außenkulturpolitische Belange. Für das Forschungsprogramm „Kultur und Außenpolitik“ arbeiten Experten Fragestellungen zu Themen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) auf. Mittlerorganisationen, Wirtschafts- sowie Medienpartner und Universitäten kooperieren mit dem ifa zur Betreuung von Expertise, bei Fachtagungsorganisationen und Publikationen der wissenschaftlichen Beiträge. Um eine Verstärkung der Präsenz von Außenkulturpolitik in Studium, Forschung und Lehre kümmert sich WIKA („Wissenschaftlicher Initiativkreis Kultur und Außenpolitik“).[16]

Der Bereich der Dialogforen leitet Begegnungs-, Dialog- und Konferenzprogramme in die Wege. In Deutschland wird die Veranstaltungsreihe „Außenpolitik live – Diplomaten im Dialog“ angeboten, wo sich deutsche Diplomaten zu aktuellen Schwerpunkten der Außenpolitik äußern.[17] Auf internationaler Ebene fungiert das Vortragsprogramm der Bundesregierung, das deutsche Experten zu Vorträgen in verschiedene Länder schickt.[18]

Kunst

Das ifa steht im Austausch mit international tätigen Kulturschaffenden und ist am Aufbau internationaler Netzwerke im Bereich von Kunst und Kultur beteiligt. Es zeigt weltweit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, Architektur und Designs, die teils mehrere Jahre durch unterschiedliche Länder touren. Zahlreiche namhafte Künstlern aus Deutschland haben sich an monographischen oder Gruppenausstellungen des Instituts beteiligt, unter ihnen Günther Uecker, Rebecca Horn, Rosemarie Trockel, Sigmar Polke oder Marcel Odenbach.[19] Über sein Förderprogramm unterstützt das ifa darüber hinaus Künstlern materiell wie ideell. Seit 1982 fördert es deutsche oder seit mindestens fünf Jahre in Deutschland lebende Künstler, die auf internationalen Kunstbiennalen vertreten sind oder Projekte im Ausland realisieren.

Die vom ifa unterhaltenen Galerien in Stuttgart und Berlin zeigen in Wechselausstellungen internationale zeitgenössische Positionen. Die Galerien stellen nach Aussage des ifa Plattformen für lebendigen, kreativen und offenen Austausch, Diskurs und Netzwerk dar. Schwerpunkte sind Kunst aus Asien, Afrika, Mittelosteuropa und der islamisch geprägten Welt, die aktuelle kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen aufgreift und verarbeitet. Begleitend zu allen Ausstellungen veranstaltet das ifa ein Rahmenprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Förderung von Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen ist Teil des Engagements des ifa zur Förderung von interkulturellem Verständnis und friedlichem Zusammenleben.[20]

Seit 1971 koordiniert und realisiert das ifa im Auftrag des Auswärtigen Amts den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig.[21] 2009 wurde dem ifa die Rolle des Kommissars und damit die finanzielle Gesamtverantwortung übertragen. Das ifa fungiert als Kompetenzzentrum für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Biennale und engagiert sich in globalen Netzwerken von Biennale-Akteuren. Es ist Gründungsmitglied der 2012 ins Leben gerufenen International Biennial Association (IBA). Im Jahr 2000 initiierte das ifa in Kooperation mit Partnern die Konferenzreihe „biennials in dialogie“, die u. a. n Christchurch (2015) stattfand. Gemeinsam mit der Biennial Foundation und weiteren Partnern aus dem Biennale-Kontext organisierte das ifa 2012 das „World Biennial Forum“, ein internationales Netzwerktreffen der weltweiten Biennale-Akteure, das 2012 in Gwangju und 2014 in São Paulo stattfand. Bis 2009 betreute es zudem administrativ deutsche Länderbeiträge bei den Biennalen in Sydney und São Paulo. Das ifa fördert die Forschung zu Biennale-Themen und trägt über die Veröffentlichung von Referenzpublikationen zur Biennale zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas bei.

Das ifa verfügt über einen eigenen Kunstbestand von 23.000 Werken. Etwa die Hälfte der Werke wurde für die seit über 40 Jahren weltweit tournierenden ifa-Ausstellungen angekauft; die andere Hälfte stammt aus der Sammlung des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR (ZfK), die dem ifa 1991 übertragen wurde. Zu den Werken der Sammlung zählen Arbeiten von Kunstschaffenden wie Joseph Beuys, Gerhard Richter, Sigmar Polke und Günther Uecker.

Bibliothek

Die ifa-Bibliothek ist nach eigener Aussage die weltweit einzige wissenschaftliche Spezialbibliothek zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und zum internationalen Kulturaustausch. Sie ist amtliche Dokumentationsstelle zur Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland und somit der Informationsdienstleister für den Bundestag, das Auswärtige Amt sowie die Bundes- und Landesministerien. Darüber hinaus richtet sich das Angebot an Wissenschaftlern, Nachwuchsforschende, Studierende sowie an Interessierte. Mit ihren über 430.000 Bänden und 1.000 Zeitschriften ist sie an den nationalen und internationalen Leihverkehr angeschlossen. Sie stellt außenkulturpolitische Grundlagentexte aller Art bereit. Ihre Sammelgebiete umfassen Auswärtige Kulturpolitik und internationale Kulturbeziehungen, deutschsprachige Bevölkerungsgruppen im Ausland, interkulturelle Kommunikation und Austauschforschung, kulturelle Länderkunde, nationale Stereotype, Minderheiten- und Migrationsforschung. Neben einer der vollständigsten Sammlungen zu deutschsprachiger Presse im Ausland bewahrt die ifa-Bibliothek Exemplare aller Publikationen des Goethe-Instituts.[22]

Zivile Konfliktbearbeitung

Das Programm zivik (zivile Konfliktbearbeitung) berät das Auswärtige Amt und Nichtregierungsorganisationen. Die Methoden reichen in verschiedenen Stadien von Ausbildung zu gewaltfreier Konfliktlösung über Vermittlung zwischen Konfliktparteien bis hin zu Traumaverarbeitung. Die Aufgaben des ifa liegen in der Projektunterstützung, der Evaluation und Nachbearbeitung der Projekte.[23]

Interkultureller Dialog

Das „CrossCulture Programm“ ermöglicht jungen berufstätigen Menschen aus Deutschland und der islamisch geprägten Welt über Stipendienaufenthalte im Ausland in einen interkulturellen Dialog zu treten und professionelle sowie kulturelle Erfahrungen zu sammeln. „CrossCulture Plus“ richtet sich gezielt an Menschen aus den Transformationsländern Ägypten, Tunesien, Jemen, Libyen, Jordanien und Marokko.[24]

Vor allem deutsche Minderheiten in Mittel-, Ost-, Südosteuropa und in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) finden durch den Bereich Integration und Medien Unterstützung bei positiver gesellschaftlicher Positionierung. Verschiedene Entsendeprogramme schicken deutsche Fachkräfte in Institutionen deutscher Minderheiten, um interethnischen Dialog zu unterstützen und ein modernes Deutschlandbild zu vermitteln.[25] Erfahrungsaustausch und Professionalisierungsmehrwert sollen außerdem über das Kulturassistentenprogramm erzielt werden, indem sich Nachwuchskräfte im Rahmen des Programms praktisch in Institutionen deutscher Minderheiten engagieren.[26][27]

Preise und Auszeichnungen

Theodor-Wanner-Preis

Von 2009 bis 2019 verlieh das ifa den Theodor-Wanner-Preis an Personen mit herausragendem Einsatz für den Dialog der Kulturen. Der Preis war nach Theodor Wanner benannt, auf dessen Initiative der Vorläufer des heutigen ifa entstand. Die Verleihung ging auf die Initiative des Fördervereins für das Institut für Auslandsbeziehungen zurück, individuelle und außergewöhnliche Leistungen für den interkulturellen Dialog mit einer feierlichen Preisverleihung zu würdigen und dem Kulturdialog auf diese Weise eine öffentliche Bühne zu geben.

ifa-Preis für den Dialog der Kulturen

2021 wurde der Theodor-Wanner-Preis umbenannt in „ifa-Preis für den Dialog der Kulturen“, die Preiskriterien wurden beibehalten. Erster Preisträger unter dem neuen Namen ist der Pianist Igor Levit. 2022 wurde der Preis dem Kulturförderer und Menschenrechtsaktivistnen Osman Kavala zuerkannt, den er am 10. November 2022 erhalten soll.[28]

ifa-Forschungspreis Auswärtige Kulturpolitik

Das Institut für Auslandsbeziehungen zeichnet mit dem ifa-Forschungspreis „Auswärtige Kulturpolitik“ jährlich eine herausragende und die Forschung in besonderem Maße vorwärts bewegende Magister-, Diplom-, Masterarbeit oder Dissertation aus. Gleichzeitig soll ein Anreiz gegeben werden, in den Themengebieten der Auswärtigen Kulturpolitik zu forschen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Publikationen

Vom Institut für Auslandsbeziehungen werden folgende Zeitschriften und Editionen herausgegeben:[29]

  • Kulturaustausch – Zeitschrift für internationale Perspektiven
  • Kulturreport Fortschritt Europa
  • ifa-Edition Kultur und Außenpolitik
  • WIKA-Report
  • ifa Input
  • ifa-Jahresberichte
  • Edition „Portraits“
  • Edition „Medienkulturen“
  • Edition „Perspektive Außenkulturpolitik“
  • Edition „ifa“
  • Contemporary And (C&)
  • Contemporary And América Latina

Darüber hinaus ist das ifa Herausgeber zahlreicher Ausstellungskataloge, Studien, Dokumentationen, Sammelbänden und elektronischen Publikationen, u. a.

  • Die Deutschen Beiträge zur Biennale Venedig 1895–2007, DuMont, 2007 (eine aktualisierte und überarbeitete Neuauflage ist für 2022 geplant)

Literatur

  • Martin Seckendorf: Deutsches Ausland-Institut. In: Michael Fahlbusch und Ingo Haar: Handbuch der völkischen Wissenschaft: Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. München 2008, S. 140–149.
  • Michael Fahlbusch, Ingo Haar: Handbuch der völkischen Wissenschaft: Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-11778-7.
  • Michael Fahlbusch: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931–1945. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-5770-3.
  • Katja Gesche: Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten. Das Deutsche Auslands-Institut 1933–1945. Böhlau, Köln 2006, ISBN 978-3-412-01206-9 (Zugleich Dissertation an der Universität Stuttgart).
  • Grant Grams: German Emigration to Canada and the Support of its Deutschtum during the Weimar Republic. The Role of the Deutsches Auslands-Institut, Verein für das Deutschtum im Ausland and German-Canadian Organisations. Lang, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-631-37345-7 (= Europäische Hochschulschriften: Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Vol. 889, zugleich Dissertation an der Universität Marburg 2000).
  • Institut für Auslandsbeziehungen (Hrsg.): Institut für Auslandsbeziehungen. Ein Sonderthema der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten, 17. Januar 2007.
  • Institut für Auslandsbeziehungen (Hrsg.): 75 Jahre Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart: 1917 bis 1992. In: Zeitschrift für Kulturaustausch 42, 1992, S. 141–154.
  • Institut für Auslandsbeziehungen (Hrsg.): 75 Jahre Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart. Reden beim Festakt 10. Januar 1992 Stuttgart Neues Schloß. Stuttgart 1992.
  • Sebastian Körber: Vorreiter im Kulturdialog – das Institut für Auslandsbeziehungen: Stärkung der Zivilgesellschaft durch Kulturdialog. Stuttgart 2006.
  • Ernst Ritter: Das deutsche Ausland-Institut in Stuttgart 1917–1945. Ein Beispiel deutscher Volkstumsarbeit zwischen den Weltkriegen. Wiesbaden 1976 (Frankfurter historische Abhandlungen 14).
  • Andreas Rutz: Auswandererforschung im Nationalsozialismus. Joseph Scheben und das Deutsche Ausland-Institut. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 105 (2018), S. 34–63.

Weblinks

Commons: Institut für Auslandsbeziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsches Auslandsinstitut (DAI), Stuttgart. Universität Oldenburg, 2017, abgerufen am 10. April 2018.
  2. 100 Jahre ifa - Kultur als Mittel der Politik. Deutsche Welle, 10. Januar 2017, abgerufen am 10. April 2018.
  3. Rückenwind für eine „weltoffene Kraft“. Stuttgarter Zeitung, 11. Januar 2017, abgerufen am 10. April 2018.
  4. Die dritte Säule der deutschen Außenpolitik. SWR, 10. Januar 2017, abgerufen am 10. April 2018.
  5. Das Deutsche Ausland-Institut 1933-1945. ifa, archiviert vom Original am 26. Januar 2018; abgerufen am 10. April 2018.
  6. a b Gesche, Katja: Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten: das Deutsche Ausland-Institut 1933-1945. Böhlau, Köln 2006, ISBN 3-412-01206-8.
  7. a b Selbstfindung mit Umwegen – Das ifa nach 1945. ifa, archiviert vom Original am 26. Januar 2018; abgerufen am 10. April 2018.
  8. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu – Das ifa 1997-2017. ifa, archiviert vom Original am 4. Februar 2018; abgerufen am 10. April 2018.
  9. Organigramm des Instituts für Auslandsbeziehungen. (PDF; 197 KB) ifa, Februar 2022, abgerufen am 14. Februar 2022.
  10. Gitte Zschoch, neue Generalsekretärin des Instituts für Auslandsbeziehungen, hat ihr Amt angetreten. ifa, 1. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
  11. Präsident, Generalsekretärin, Präsidium, Fachbeiräte – ifa. ifa, abgerufen am 28. Oktober 2021.
  12. https://www.ifa.de/organisation/
  13. Förderverein e.V. - Freunde und Förderer - ifa. ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  14. Mediadaten 2022. (PDF; 146 KB) ifa, 2022, S. 7, abgerufen am 16. Februar 2022.
  15. Forschung an der Schnittstelle von Kultur und Außenpolitik. ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  16. Wissenschaftlicher Initiativkreis Kultur und Außenpolitik (WIKA). ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  17. Außenpolitik live – Diplomaten im Dialog. ifa, archiviert vom Original am 26. Januar 2018; abgerufen am 10. April 2018.
  18. Vortragsprogramm der Bundesregierung. ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  19. Ausstellungen. ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  20. Steinmeier würdigt Friedensarbeit. welt.de, 10. Januar 2017, abgerufen am 10. April 2018.
  21. Das ifa und der Deutsche Pavillon. ifa, abgerufen am 14. Februar 2022.
  22. Bibliothek des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa). Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken, abgerufen am 14. Februar 2022.
  23. zivik erstellt Expertenpool. Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, September 2003, abgerufen am 10. April 2018.
  24. Dialog konkret – „CrossCulture Programm“. Auswärtiges Amt, abgerufen am 10. April 2018.
  25. Entsendeprogramm
  26. Minderheiten – Brücken bauen zwischen den Kulturen. ifa, archiviert vom Original am 26. Januar 2018; abgerufen am 10. April 2018.
  27. Kulturassistentenprogramm
  28. ka-news.de vom 14. September 2022: ifa-Preis für Dialog der Kulturen an Osman Kavala, abgerufen am 15. September 2022
  29. https://www.ifa.de/publikationen/