INSA-Consulere
INSA-Consulere | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2009 |
Sitz | Erfurt (Deutschland) |
Leitung | Hermann Binkert (geschäftsführender Gesellschafter) |
Mitarbeiterzahl | 10 Wissenschaftliche Mitarbeiter + Telefoninterviewer |
Branche | Marktforschung |
Website | www.insa-consulere.de |
Stand: 11. Februar 2022 |
INSA-Consulere GmbH, das „Institut für neue soziale Antworten“, oft kurz nur INSA genannt,[1] ist ein 2009 von Hermann Binkert gegründetes Markt- und Sozialforschungsinstitut mit Sitz in Erfurt und Niederlassungen in Berlin und Brüssel. Das Unternehmen betreibt einen hauseigenen Verlag, den Consulere Verlag, der unter anderem die Forschungsergebnisse des Instituts veröffentlicht.[2]
Unternehmen
Geschichte
Am 26. November 2009 gründete Hermann Binkert INSA-Consulere. Der ehemalige CDU-Politiker war bis zum 4. November 2009 Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaates Thüringen beim Bund. Gründungsziel sei dabei die Notwendigkeit von „Wettbewerb in der Meinungsforschung“ gewesen.[1]
Struktur
Neben dem Hauptsitz in Erfurt hat das Unternehmen eine Niederlassung in Berlin und ein Servicebüro in Brüssel. Der hauseigene Verlag der INSA-Consulere GmbH ist der Consulere Verlag, der wissenschaftliche Bücher herausgibt. Die INSA Consulere GmbH unterstützt darüber hinaus das gemeinnützige Institut für neue soziale Antworten, das von der INSA-Stiftung gGmbH getragen wird.[2]
Die INSA-Consulere GmbH ist Mitglied in den Branchenverbänden Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute und Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher. Sie arbeitet nach dem Qualitätsmanagement-System gemäß DIN EN ISO 9001:2015 sowie DIN ISO 20252:2012.[3] Länderübergreifende Umfragen führt INSA im Verbund mit fünf weiteren europäischen Meinungsforschungsinstituten unter dem Namen «Euroskopia» durch.[4]
Das Unternehmen beschäftigt zehn wissenschaftliche Mitarbeiter, sowie teilzeitangestellte Interviewer.[5] Leiter des Analyse-Stabes ist AfD Berater Werner J. Patzelt.[6]
Umfragen und Methoden
Kunden des Unternehmens kommen aus der Politik, Wirtschaft und der Wissenschaft. Der jährliche Umsatz von INSA stieg im Jahr 2017 auf über eine Million Euro.[7]
INSA ist ein Full-Service-Institut. Als quantitative Methoden nutzt INSA telefonische Befragungen, Online-Befragungen, Service-Tests, Face-to-Face-Befragungen und schriftliche Befragungen.[3] INSA betreibt ein eigenes Telefonlabor für Telefonbefragungen. Daneben nutzt INSA verschiedene Panels für ihre Online-Befragungen, u. a. von Online-Marktforschungsinstituten wie YouGov,[1], welche es dann mit eigenen Daten anreichert. Dieses Verfahren wurde verschiedentlich kritisiert, da Zweifel an der Repräsentativität der Umfragen auf Grundlage der Online-Daten bestanden.[8][9]
INSA ist hauptsächlich bekannt für die Sonntagsfrage („Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre …“), die jede Woche in der Bild-Zeitung, in der Bild am Sonntag und auf bild.de veröffentlicht wird.[10][11] Hierzu gehört auch eine Potentialanalyse, d. h. eine Berechnung des maximal erreichbaren Potentials der Parteien. In der Vergangenheit benutzte INSA hierbei sowohl internetbasierte Befragung von gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) als auch T-O-Mix, also Befragung per Telefon und per Online-Panel.[10]
Neben der Sonntagsfrage für die Bundestagswahlen, erhebt INSA Umfragen zu Landtagswahlen in den Bundesländern. Teilweise werden auch Umfragen zu Kommunalwahlen durchgeführt.[12][13] Die INSA-Wahlkreiskarte dient ähnlich wie die Angebote auf election.de oder wahlkreisprognose.de zur Übersicht der Erststimmenergebnisse in den Bundestagswahlkreisen.[14]
Medien, für die INSA Umfragen erhebt, sind BILD und Bild am Sonntag, Cicero, Freie Presse, Focus, Leipziger Volkszeitung, Neue Zürcher Zeitung, Nordkurier, Superillu, sowie mehrere Thüringer Medien, wie die Thüringer Landeszeitung, Thüringer Allgemeine und Ostthüringer Zeitung.[4][15][16][17]
Politische Rolle und Kritik
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums 2019 sprachen Politiker unterschiedlicher Parteien für die „unabhängige Meinungsforschung“ von INSA ihre Anerkennung aus. Auf der Jubiläumsveranstaltungen redeten sowohl der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) als auch der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner, sowie der damalige Parteivorsitzende der CDU Thüringen Mike Mohring. Unter den anwesenden Gästen waren zudem der Weihbischof im Bistum Erfurt Reinhard Hauke, der polnische Botschafter Andrzej Przyłębski, der Leiter der BILD-Parlamentsredaktion Ralf Schuler und der Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen Michael Tallai. Als Festredner sprach der indische Philosoph und Theologieprofessor Vishal Mangalwadi.[18][19]
Inhaber und Gründer Hermann Binkert ist Mitglied der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, der Interessenvertretung der Unternehmer, Selbständigen und Freiberufler in der CDU/CSU.[20] Kurzzeitig war er Mitglied des rechtskonservativen CDU-nahen Vereins Werteunion.[21] Das Unternehmen erhebt neben Umfragen für Medien wie BILD und Focus, auch politische Umfragen für die rechtskonservative Junge Freiheit, die Evangelische Nachrichtenagentur idea oder die katholische Tagespost.[22]
Laut Binkert bekommt sein Meinungsforschungsinstitut „Aufträge von allen Parteien im Bundestag und in den Landtagen.“[21] Dem Unternehmen sowie seinem Geschäftsführer Hermann Binkert wird eine Nähe zur Partei AfD nachgesagt.[23] Eine INSA-Tochtergesellschaft verfasste in der Vergangenheit Reden für die Partei.[23] Binkert leistete 2014 Beratungstätigkeiten für die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag um Björn Höcke, auch in den Jahren 2015 und 2016 bewegte er sich im Umfeld der Partei.[24][25] Auch spendeten Binkert und INSA der Partei 2013 Geld.[23]
Der Leiter des INSA Analyse-Stabes[26], Werner J. Patzelt, hatte 2018 als ehemaliges Mitglied der Werteunion (CDU) eine politische Koalition von AfD und CDU in Sachsen gefordert[27] und war in der Vergangenheit tätig als Berater für die AfD.[28]
2017 gab Binkert dem Mitgliedermagazin „Die Entscheidung“ der CDU-Jugendorganisation Junge Union, die nach INSA-Angaben ebenfalls zum Kundenkreis gehört, ein Interview. Das Interview führte der damalige Büroleiter von Armin Laschet und spätere Chef der NRW-Staatskanzlei Nathanael Liminski, der dem wertkonservativen Flügel der Union zugerechnet wird.[20][29]
Im Dezember 2021 erhob das Unternehmen eine von der rechtsextremistischen Fraktion Identität und Demokratie im Europäischen Parlament in Auftrag gegebene Umfrage zum Thema „Die Wahrheit über Migration: Was Europäer denken und wollen“. Befragt wurden Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union in Deutschland, Österreich, Flandern, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien, Schweden und Ungarn.[30] Im Europäischen Parlament war INSA für alle dort vertretenen Gruppen, zuletzt auch für die CDU/CSU-Gruppe in der EVP-Fraktion tätig. Binkert referierte im Januar 2022 auf Einladung der CDU/CSU-Abgeordneten in Straßburg zur „politischen Lage in Deutschland“ und präsentierte dort INSA-Ergebnisse zum „Vertrauensverlust in die Demokratie“.[31]
Die INSA Stiftung veranstaltet politische Lesungen und Vorträge mit Journalisten und Politikern im Erfurter INSA-Haus. Gäste waren 2021 z. B. der WELT-Journalist Robin Alexander, die Journalistin und ehemalige SPD-Oberbürgermeisterin von Kiel Susanne Gaschke und Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke.[32][33][34] Laut Ankündigungen von INSA sind 2022 u. a. Veranstaltungen mit der Linkspartei-Politikerin Sarah Wagenknecht und dem Buchautoren und Historiker Rainer Zitelmann geplant.[35][36]
Veröffentlichungen Consulere Verlag (Auswahl)
- DIA Studie 50plus 2017, Einzigartigkeit des Alterns, durchgeführt vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) und dem Meinungsforschungsinstitut INSA, Hermann Binkert, Klaus Morgenstern, mit Beiträgen von Dieter Althaus, Gabriele Beibst, Jens Spahn u. a., Erfurt 2018, ISBN 978-3-943520-05-7
- Katharina Loch, Nadine Birner: Der durchschnittliche Straßenzeitungsverkäufer in Berlin, Erfurt 2013, ISBN 978-3-943520-02-6
- Dieter Althaus/Hermann Binkert: Solidarisches Bürgergeld, Erfurt 2010, ISBN 978-3-842331-97-6
Weblinks
- Offizielle Webseite
- INSA-Meinungstrend, Sonntagsfragen, wahlrecht.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c Kai Biermann et al: Meinungsforscher im postfaktischen Umfeld. In: Zeit online. Die Zeit, 24. Januar 2019, abgerufen am 5. Juli 2019.
- ↑ a b Wir über uns. Eigendarstellung. In: insa-consulere.de. Abgerufen am 5. Juli 2019.
- ↑ a b Kurzprofil INSA-CONSULERE GmbH. In: adm-ev.de. Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ a b Alexander Kissler: Eine Umfrage in sechs europäischen Ländern zeigt: Die Unzufriedenheit mit der EU ist enorm. In: nzz.de. 6. August 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Eigendarstellung INSA, Team, insa-consulere.de, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ INSA-CONSULERE. In: INSA-CONSULERE. 28. Mai 2018, abgerufen am 24. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Bernd Hilder: Meinungsforschung in der Mitte Deutschlands. In: Besser Leben in Thüringen. Mediengruppe Thüringen Verlag, 25. Oktober 2017, abgerufen am 5. Juli 2019.
- ↑ Wie viel Demoskopie verträgt die Demokratie ? In: Süddeutsche Zeitung. 9. September 2017.
- ↑ Christina Schmidt: Der Zahlenmacher. taz, 21. Januar 2016, abgerufen am 5. Juli 2019.
- ↑ a b Matthias Cantow (Zusammenstellung): INSA/YouGov. In: wahlrecht.de. INSA Meinungstrend, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Laschets Lachen hat der Union nicht geschadet. In: bild.de. INSA Meinungstrend, 19. Juli 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Thomas Gautier: BILD-Umfrage zur Kommunalwahl: So würde München wählen. In: bild.de. 29. Februar 2020, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ BILD-Umfrage zur Kommunalwahl: So würde Nürnberg wählen. In: bild.de. 29. Februar 2020, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ INSA-Wahlkreiskarte, Umrechnung der Sonntagsfrage auf die Wahlkreise bzw. auf die Wahlabsicht bei Erststimmen/Kandidaten. Eigendarstellung. In: insa-consulere.de. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Cicero-Redaktion: Umfrage zu Berlin und Mecklenburg-Vorpommern - Triumph für Schwesig, Erfolg für Giffey. In: cicero.de. Cicero, 24. September 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ LVZ-Umfrage: CDU stellt sich auf „harten Kampf“ mit der AfD in Sachsen ein. In: lvz.de. Leipziger Volkszeitung, 13. September 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Gerald Praschl: Die große Umfrage: 30 Jahre Deutsche Einheit, Party im Osten, Kater im Westen? In: Superillu. 2. Oktober 2020, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Interview mit Uebermedien, auf uebermedien.de
- ↑ 10 Jahre Meinungsforschungsinstitut INSA. In: DNEWS24TV.de. 20. Dezember 2019, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ a b Nathanael Liminski: Transparenz ist ganz entscheidend. In: Die Entscheidung. Junge Union, 6. April 2017, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ a b Interview mit Uebermedien, auf uebermedien.de
- ↑ Absolute Mehrheit: Kinder sollten bei Vater und Mutter aufwachsen. In: die-tagespost.de. Die Tagespost, 13. Januar 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ a b c Kai Biermann et al: Meinungsforscher im postfaktischen Umfeld. In: Zeit online. Die Zeit, 24. Januar 2019, abgerufen am 5. Juli 2019.
- ↑ Severin Weiland: Berater der AfD: Die merkwürdigen Geschäfte von Insa-Chef Binkert. In: Spiegel Online. 22. Dezember 2015, abgerufen am 9. Juni 2018.
- ↑ Martin Debes: Im Dunstkreis der Thüringer AfD. Wie sich das Bürgerbündnis für Thüringen zwischen der neuen Partei [also der AfD], der CDU und der katholischen Kirche bewegt, in: Thüringer Allgemeine vom 5. Mai 2016, S. 10 – online via Webarchiv (Memento vom 11. Juli 2016 im Internet Archive)
- ↑ INSA-CONSULERE. In: INSA-CONSULERE. 28. Mai 2018, abgerufen am 14. Mai 2022 (deutsch).
- ↑ Union im Umfragekeller: Erster Politikprofessor für CDU-Koalition mit der AfD | Nordkurier.de. 14. Juni 2018, abgerufen am 14. Mai 2022.
- ↑ deutschlandfunkkultur.de: Aus den Feuilletons - Wissenschaft und Politik. Abgerufen am 14. Mai 2022.
- ↑ siehe Wikipedia-Artikel Nathanael Liminski: Stellung innerhalb der CDU
- ↑ NSA-Umfrage Migration - 2021, auf idgroup.eu, aufgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Susanne Gaschke: Fast jeder Vierte hegt Zweifel an der Demokratie in Deutschland. In: welt.de. Die Welt, 9. Februar 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Veranstaltungsbericht "Uns ist das Ding entglitten" - Robin Alexander berichtet bei einer Veranstaltung im INSA-Haus über das dramatische Ende der Ära Merkel. In: presseportal.de. INSA-Consulere, 21. Juli 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Veranstaltungsbericht Susanne Gaschke, Buchlesung Robert Habeck - der bessere Kandidat? In: presseportal.de. INSA-Consulere, 9. September 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Einladung Veranstaltung, Christoph Schwennicke: "Wird die Vierte Gewalt ihrer Verantwortung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerecht?" 7. Oktober 2016, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Einladung Veranstaltung, Sarah Wagenknecht. In: insa-consulere.de. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Einladung Veranstaltung, Sarah Wagenknecht. In: insa-consulere.de. 22. März 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.