Ioviacum
Ioviacum war eine in antiken Quellen erwähnte römische Straßenstation zwischen den Städten Lauriacum und Boiodurum in Noricum, dem heutigen Oberösterreich. Sie war Teil des Donaulimes, genauer des Limes Noricus. Ihre Identifizierung mit heutigen Orten ist nicht abschließend bewiesen, wahrscheinlich handelt es sich aber um das heutige Aschach an der Donau.
Ioviacum (auch Ioviaco, Iobiaco) wird in drei antiken Quellen erwähnt: Im Itinerarium Antonini aus dem 3. Jahrhundert, in der Notitia dignitatum aus dem 5. Jahrhundert sowie in der Vita sancti Severini des Eugippius aus dem Jahr 511.[1] In der Notitia dignitatum wird die Station als Sitz eines Präfekten der Legio II Italica und der Liburnarier – einer Marineinfanterieeinheit der Donauflotte – erwähnt; bei Eugippius als einer der Orte, die Severin von Noricum vor der Vernichtung durch die Heruler bewahren wollte, indem er ihnen zur Flucht riet. Eugippius’ Schilderung legt nahe, dass im 6. Jahrhundert neben der Station bzw. dem römischen Militärlager eine zivile Siedlung (oppidum) bestanden haben muss.[2]
Ioviacum wurde zunächst zumeist mit dem bereits im 19. Jahrhundert entdeckten Kleinkastell Schlögen identifiziert.[3] Eine weitere Möglichkeit war das Kastell Eferding.[4] Auch Gstöttenau wurde zuweilen in Erwägung gezogen. Neuere Forschungen und archäologische Funde legen jedoch nahe, dass Ioviacum auf dem Gebiet des heutigen Aschach an der Donau gelegen haben könnte.[5] Ein wichtiges Argument in diesem Zusammenhang ist die Anwesenheit der Marineinfanterieeinheit der Liburnarier in Ioviacum. Für einen Stützpunkt der Donauflotte scheint das Kleinkastell Schlögen zu klein gewesen zu sein.[6]
Literatur
- Gerhard Winkler: Ioviacum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIV, Stuttgart 1974, Sp. 205 f. (Digitalisat).
- Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7787-6, S. 140–144 (Digitalisat).
Anmerkungen
- ↑ Itinerarium Antonini 249; Notitia dignitatum occidentis 34, 37; Eugippius, Vita sancti Severini 24, 1. Vgl. Ferdinand Haug: Ioviacum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX,2, Stuttgart 1916, Sp. 2006.
- ↑ Gerhard Winkler: Ioviacum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIV, Stuttgart 1974, Sp. 205 f. (hier Sp. 206; Digitalisat).
- ↑ Günther Moosbauer: Schlögen – Ioviacum (?) Kleinkastell. In: Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, S. 140–142 (Digitalisat).
- ↑ René Ployer: Eferding – Kastell (?). In: Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, S. 143f. (Digitalisat).
- ↑ Zusammenfassend Gerhard Winkler: Ioviacum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIV, Stuttgart 1974, Sp. 205 f. (Digitalisat).
- ↑ Vgl. Lothar Eckhart: Das römische Donaukastell Schlögen in Oberösterreich (Die Ausgrabungen 1937–1959) (= Der römische Limes in Österreich. Band 25). Wien 1969, S. 67ff.; Kira Lappé: Aschach an der Donau – Ioviacum (?) Militäranlage (?). In: Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, S. 142f. (Digitalisat).