Jürgen Dahl

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Jürgen Dahl (* 18. Oktober 1929 in Moers; † 6. Oktober 2001 in Kranenburg) war ein deutscher Buchhändler, Journalist und Autor.

Leben

Der Sohn des Malers Oskar Dahl war nach einer Ausbildung in Buchhandel und Verlag von 1955 bis 1964 selbstständiger Buchhändler und Gründer der nach ihm benannten Krefelder Buchhandlung. Danach arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Bekannt wurde er durch seine Gartenkolumnen in den Zeitschriften natur, kraut & rüben, Flora und dem ZEITmagazin sowie als Autor zahlreicher philosophischer und naturwissenschaftlicher Artikel und Bücher. Ab 1974 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Scheidewege, einer Jahresschrift für skeptisches Denken, die von Friedrich Georg Jünger und Max Himmelheber gegründet worden war. Der Westdeutsche Rundfunk sendete Vorträge von Jürgen Dahl. Als Gärtner beschäftigte er sich viel mit naturkundlichen und ökologischen Fragen. Zuletzt lebte er mit seiner Frau Hella auf dem Lindenhof in Kranenburg bei Kleve am Niederrhein, dessen Zier-, Nutz- und Lehrgarten in den Sommermonaten an Samstagen für Besucher offenstand.

Werk

Künstlerisches Schaffen

Dahl interessierte sich schon früh für die Sprache mit all ihren Ausformungen und sammelte Limericks, Rätsel oder alte Komplimente. Ab 1958 veröffentlichte er Anthologien sowie kritische Abhandlungen über Autos, Atomenergie[1] oder Astronomie, bis er dann ab Mitte der 80er Jahre vor allem über Pflanzen, Garten und Ökologie schrieb. Er ermunterte zu Staunen und Ehrfurcht gegenüber der belebten Natur, die er durch Pestizide und rücksichtslose Ausbeutung gefährdet sah[2]. Als skeptischer Umweltbeobachter und Kenner der Botanik[3] erklärte er ökologische Zusammenhänge und forderte auf, nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern verantwortlich zu handeln.[4] Er hinterfragte die Ursachen der schleichenden Zerstörung[5] und warnte vor gefährlichen Fortschrittsillusionen[6] und vermeintlichen Verbesserungen.[7]

Seine Schreibweise ist nüchtern aber fesselnd und oft humorvoll, zuweilen ironisch und polemisch mit bissigen Seitenhieben gegen Biologen, Ökologen, Physiker, Mediziner und Marktwissenschaftler. Seine Gartenbücher unterscheiden sich von den landläufigen Ratgebern und führen den Leser zu einer neuen Art von Naturbetrachtung. Das rein Dekorative der Gartengestaltung ist bei ihm nebensächlich. Er beschreibt nicht nur viele unscheinbare und kaum bekannte Pflanzen[8], sondern ermutigt zu undogmatischem Gärtnern, zum Überprüfen alter Regeln und zum Selbstexperimentieren.[9] Der Gebrauch aller Sinne ist ihm wichtig, indem er etwa einen Stinkgarten im Gegensatz zum Duftgarten vorschlägt oder aufzeigt, welche Pflanzen essbar sind.[10] Er trug neben anderen dazu bei, dass alte Obst- und Gemüsesorten vor dem Vergessen gerettet wurden.[11]

Werke

  • 99 Limericks mit dem nötigsten Kommentar für Nicht-Engländer und mit Zeichnungen von Reiner Zimnik. (1958)
  • Shanties. (1959)
  • Nachtfrauen und Galsterweiber. Eine Naturgeschichte der Hexe. (1960)
  • 111 Limericks, illustriert von Paul Flora. (1961)
  • Maccaronisches Poetikum. (1962)
  • Es steht hinterm Haus. Deutsche Rätsel aus dem Volksmund und von unbekannten Verfassern gesammelt und eingeleitet von Jürgen Dahl. (1963)
  • Ich sag dir nicht, was ich dir sage. (1964)
  • Clerihews. (1964)
  • Jugend der Maschinen. Bilder aus der Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert, herausgegeben von Jürgen Dahl. (1965)
  • Wie man mit Sprache Stimmung macht. (1965)
  • Wörterschrank. Mit sieben Schubladen, einer Einleitung und einer Anleitung. (1966)
  • Neue Sammlung alter Complimente. (1967)
  • Scherzfragen-Vorlesebuch. (1967)
  • Reisen nach Nirgendwo. Ein geographisches Lügengarn aus vielerlei fremden Fäden zusammengesponnen. (1967)
  • Mitteilungen eines Überlebenden. Kritische Artikel. (1969)
  • Der Anfang vom Ende der Autos. (1972)
  • Einrede gegen die Mengenlehre. Einrede gegen die Mobilität. Einrede gegen Plastic. (1974)
  • Aufschlüsse: Kalkstein, Feuerstein, Schiefer. Drei Versuche zur Geologie. (1977)
  • Auf Gedeih und Verderb. Kommt Zeit, kommt Unrat. Zur Metaphysik der Atomenergie-Erzeugung. (1977)
  • Der Tag des Astronomen ist die Nacht. Von der Vergeblichkeit der Himmels-Erforschung. (1979)
  • Limericks & Clerihews. (1981)
  • Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung: über Ökologie und über Ökologie hinaus. (1984)
  • Wildpflanzen im Garten. Aussaat und Pflanzung, Pflege und Vermehrung. (1985)
  • Nachrichten aus dem Garten. Praktisches, Nachdenkliches und Widersetzliches / aus einem Garten für alle Gärten. (1987)
  • Neue Nachrichten aus dem Garten. (1987)
  • Die Erde weint. Frühe Warnungen vor der Verwüstung. (1987)
  • Die Verwegenheit der Ahnungslosen. (1989)
  • Zeit im Garten: 12 Gänge durch den Garten am Lindenhof und anderswo. (1991)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten. Neueste Nachrichten aus dem Garten. (1995)
  • Der neugierige Gärtner. (1998)
  • Mein geliebtes Heu. Notizen zum Herbarium. (2000)
  • Bitteres Lachen im grünen Bereich. Essays und Glossen eines Skeptikers. (2001)
  • Der Stinkgarten oder die Faszination des Gegenteiles. (2002)
  • Einrede gegen die Mobilität. Der Anfang vom Ende des Automobils. Einrede gegen Plastic. ISBN 978-3-946990-39-0 (2020)

Auszeichnungen

  • Deutscher Journalistenpreis (1965)
  • Bruno-H.-Schubert-Preis für Naturschutz (1987)

Einzelnachweise

  1. Die Zeit, Mathias Greffrath: "Zorn der Vernunft", vom 19. Mai 2011. Abgerufen am 30. August 2011.
  2. Jürgen Dahl: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1984 ISBN 3-608-93074-4, S. 43
  3. Jürgen Dahl: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung, S. 49–65
  4. Jürgen Dahl: Vom Geschmack der Lilienblüten. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995 ISBN 3-423-30464-2, S. 131
  5. Jürgen Dahl: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung, S. 9 und 10
  6. Jürgen Dahl: Der Tag des Astronomen ist die Nacht, S. 90
  7. Jürgen Dahl: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung, S. 149
  8. Jürgen Dahl: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung, S. 44
  9. Jürgen Dahl: Vom Geschmack der Lilienblüten, S. 37
  10. Jürgen Dahl: Vom Geschmack der Lilienblüten, S. 7
  11. Jürgen Dahl: Vom Geschmack der Lilienblüten, S. 21, 26, 41–46

Weblinks