JAMAM
Die JAMAM (hebräisch ימ״מ) ist eine paramilitärische Spezialeinheit der israelischen Grenzpolizei Magav mit dem Einsatzschwerpunkt Antiterrorkampf. Der Name ist ein hebräisches Akronym der Worte Spezial-Polizei-Einheit (hebräisch יחידה משטרתית מיוחדת Jechida Mischtartit Mejuchedet).
Auftrag
Datei:YAMAM fighters in active field duty.webm Das Einsatzprofil der JAMAM umfasst primär Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung, aber auch den direkten Kampfeinsatz sowie Personenschutz und Undercover-Einsätze. Sie ist die primäre Einheit für diesen Aufgabenbereich im israelischen Inland und normalerweise auch auf dieses Einsatzgebiet beschränkt. Dennoch kommt es aber nicht selten vor, dass sie (inoffiziell) auch im nahen Grenzgebiet Israels eingesetzt wird, allerdings nur in Abstimmung mit den Israelischen Streitkräften (IDF, Israel Defense Forces).
Organisation
Die JAMAM wird englisch offiziell als Special Police Unit bezeichnet (יחידת משטרה מיוחדת), der Name Unit for Counter-Terror (היחידה ללוחמה בטרור) ist aber umgangssprachlich ebenso gebräuchlich. Sie ist eine von vier Spezialeinheiten der israelischen Grenzpolizei; die anderen drei sind JAMAS (Antiterror-undercover-Einheit), JAMAG (taktische Verbrechensbekämpfungs- und schnelle Eingreiftruppe) und MATILAN (nachrichtendienstliche Infiltrations- und Abwehreinheit). Sie untersteht dem Zentralkommando der MAGAV und ist reguläre Polizeieinheit. Die taktische Einteilung besteht aus Squads (Gruppen), deren Personalstärke je nach Auftrag variieren kann. Die genaue Zahl unterliegt der Geheimhaltung wird aber von Ehemaligen auf ca. 200 Mann geschätzt.
Taktisch ist sie in so genannte Squads eingeteilt, die sich nach besonderen Fertigkeiten untergliedern:
- Scharfschützengruppe (Sniping)
- Angriffsgruppe (Entry)
- Klettergruppe (Rappelling & Climbing)
- Sprengexpertengruppe (Demolition and Bomb Disposal)
- Hundeführergruppe (Dog)
Teile der JAMAM sind in ständiger Gefechtsbereitschaft und im Alarmfall können auch die übrigen Teile der Einheit sehr schnell mobilisiert und landesweit verlegt werden (Rapid Deployment). Da die meisten Belange der Einheit der Geheimhaltung unterliegen, kommt es nicht selten vor, dass ihre Einsätze und auch ihr Personal offiziell anderen Verbänden zugeschrieben und zugeordnet werden. Dennoch ist sie in der israelischen Öffentlichkeit bekannt und hat in der Gemeinschaft der Spezialeinheiten einen exzellenten Ruf.
Rekrutierung und Ausbildung
Die JAMAM hat, obwohl Einheit der Grenzpolizei, ihr eigenes Auswahl- und Ausbildungsverfahren. Ihre Mitglieder sind bei Eintritt bereits erfahrene Polizeibeamte und verfügen in der Regel über einschlägige militärische Erfahrung und Ausbildung aus ihrer Wehrdienstzeit oder einer früheren Dienststellung bei den Streitkräften (IDF).
Die Ausbildung umfasst unter anderem die Bereiche:
- Terrorismusbekämpfung (Nahkampf, Personenschutz, infanteristische Ausbildung, Geiselbefreiung)
- Scharfschützen-Training
- Häuserkampf
- Aufklärung (verdeckt)
- Sprengmittelhandhabung und Entschärfung
- Sprengstoffsuchhundführung
Ausrüstung
Die Einheit verwendet bzw. verwendete Glock-17- und Glock-19-Selbstladepistolen, Sturmgewehre des Typs Tavor TAR-21, Maschinenpistolen des Typs Uzi, Scharfschützenwaffen der Typen IMI Galil Galat’z, Mauser 86SR, M24 und Steyr SSG 69 und Flinten der Typen Remington 870 und Mossberg 500.
Geschichte
Aufstellung
Die JAMAM wurde 1974 nach der misslungenen Geiselbefreiungsoperation bei dem Maʿalot-Massaker aufgestellt.
Am 15. Mai 1974 erfolgte die Besetzung einer Schule in Maalot durch eine Terroristengruppe der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas. Dabei wurden 100 Schüler zu Geiseln. Die Gruppe sicherte das Gebäude mit Sprengfallen gegen einen Sturmangriff. Die herbeigerufene Spezialeinheit Sajeret Matkal des israelischen Heeresnachrichtendienst Aman sollte die Geiseln befreien. Die Operation misslang, weil ein Scharfschütze einen der Terroristen nur schwer verletzte, statt ihn zu töten. So konnten während des folgenden Feuergefechts die Sprengfallen noch gezündet werden. 22 Schüler verloren bei dieser missglückten Operation ihr Leben und mehr als 60 wurden verletzt. Die Auswertung des Einsatzes brachte die Erkenntnis, dass es Terroristen auch auf israelischem Staatsgebiet gelingen kann, derartige Anschläge durchzuführen, und dass sie dabei als Selbstmordattentäter fungieren, also unabhängig von einer Rückzugsmöglichkeit operieren. Das war damals völlig neu und erforderte sowohl die Aufstellung einer entsprechend ausgebildeten Spezialeinheit für den Inlandseinsatz mit polizeilichen Befugnissen als auch neue Einsatz- und Verhandlungskonzepte.
Als Antwort auf das Maalot-Massaker wurde die JAMAM aufgestellt.
Einsätze von 1974 bis September 2000
Im März 1988 wurde die Einheit alarmiert, als ein mit Frauen vollbesetzter Bus nahe Dimona entführt wurde, die sich auf dem Rückweg vom Kernforschungszentrum Negev befanden. Der Fall wurde als Mothers Bus bekannt. Bei der erfolgreichen Befreiungsoperation wurden die drei Entführer, aber auch drei der Geiseln getötet.
Im März 2000 gelang der JAMAM zusammen mit der Sajeret der IDF in Tayyibe die Gefangennahme einer Terroristengruppe.
Einsätze seit der Al-Aqsa-Intifada Oktober 2000
Die JAMAM hat in den letzten Jahren seit der Al-Aqsa-Intifada zahlreiche paramilitärische Operationen durchgeführt, von denen die meisten immer noch Verschlusssache sind. Einige jedoch sind dennoch öffentlich bekannt geworden:
Am 7. April 2002 führte eine Verbundoperation des Schin Bet, der IDF und der JAMAM zu der Neutralisierung des Hamas-Mitgliedes Case Aduwan, der für die Planung des Pessach-Massakers in Netanja verantwortlich gemacht wurde. Während des Einsatzes, bei dem Aduwan und vier weitere Terroristen sich in einem Haus verbarrikadiert hatten, gelang es einem JAMAM-Scharfschützen zwei der Terroristen tödlich zu verwunden. Soldaten der IDF fanden und entschärften bei dem Einsatz eine vorbereitete Autobombe. Die Aktion endete nach einem zwölfstündigen Feuergefecht tödlich für die Hamasmitglieder, als ein gepanzerter Caterpillar D9 der Streitkräfte in das Haus fuhr und es völlig zerstörte.
JAMAM und Sajeret Matkal gelang im selben Jahr die Befreiung des Taxifahrers Eliyaho Goral, der von militanten Palästinensern entführt worden war.
Im Juni 2003 tötete die Einheit gezielt den Hamas-Chef Abdullah Qawasmeh in Hebron.
Am 3. Dezember 2003 konnte die JAMAM die Gefangennahme einer Terroristengruppe, die sich in der Stadt Tayibe versteckt hielt, und die rechtzeitige Vereitelung eines geplanten palästinensischen Anschlages auf eine Schule in Jokne’am vermelden.
In einem anderen Einsatz wurde der Attentäter Sirhan Sirhan liquidiert, der im Kibbutz Metzer eine Mutter und ihre beiden Töchter ermordet hatte.
In Betlehem wurde der Versuch einer Terroristengruppe der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden vereitelt, im Bunker einer Nervenheilanstalt während des israelischen Pessach ein Selbstmordbombenattentat zu begehen.
Im Juli 2004 töteten JAMAM-Einsatzkräfte sechs Mitglieder der Tanzim, einer Splitterfraktion der Terrorgruppe al-Fatah einschließlich des lokalen Anführers und Verbindungsmanns zur schiitischen Hisbollah in Tulkarem.
Im November 2004 wurden in einem Feuergefecht zwischen der JAMAM und Mitgliedern der Al-Fatah drei der Terroristen getötet, unter ihnen auch Mohammed Rassan Sheikh, der jahrelang für Jassir Arafat die Muqataa leitete.
Leitung
- Asaf Hafetz (1974–1984)
- Gabriel Cohen (1984–1988)
- Elik Ron (1988–1992)
- David Tzur (1992–1995)
- Hagai Peleg (1999–2001/2002)
- Simon Uzdin (2002–2002)
- Zohar Dvir (2002–2007)
- Die Identität des aktuellen Direktors ist geheim.
Weblinks
- JAMAM bei specwarnet.net (englisch)
Siehe auch
Weitere Geiselbefreungseinheiten: