Jacques-Armand Dupin de Chenonceaux

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jacques-Armand Dupin, genannt Dupin de Chenonceaux (* 3. März 1727 in der Pfarrei Saint-Paul in Paris[1]; † 3. Mai 1767 auf der Île de France[2]), war ein Millionärssohn, der das Familienvermögen verschleuderte, bis ihn der Vater entmündigen ließ. Daraufhin soll der Sohn kurz vor seiner Verbannung in die Kolonien als seine Erbin ein bis dahin unbekanntes Mädchen präsentiert haben, das in der Folge in den Besitz des Schlosses Chenonceau kam.

Leben

Jacques-Armand Dupin war der Sohn der Fermier général Claude Dupin (1686–1769) und dessen zweiter Ehefrau Louise Marie Madeleine Fontaine (1706–1799). Zur Unterscheidung von seinem älteren Halbbruder Louis Dupin und dessen Familie, die ihrem Namen den Zusatz de Francueil gaben, nannte Jacques-Armand Dupin sich Dupin de Chenonceaux in Bezug auf das Schloss Chenonceau, das seine Eltern am 8. Juni 1733 erwarben; das Schloss schrieb sich damals noch wie der Ort mit x am Ende.

Am 9. Oktober 1749 heiratete er in der Kirche Saint-Sulpice in Paris[3] Louise-Alexandrine-Julie de Rochechouart-Pontville.[4] Sie schenkte ihm einen Sohn, Claude Sophie Dupin, genannt „Dupin de Rochefort“ (* 1751), Hauptmann im Regiment der Jarnac Dragons, der am 8. Februar 1780 in der Kirche Saint-Eustache in Paris Anne-Jeanne-Sophie de Serre de Saint Roman heiratete und am 18. September 1788 in Chenonceau in seinem 38. Lebensjahr ohne Nachkommen starb.[5]

Jacques-Armand Dupin de Chenonceaux war ein Mensch, dessen Fehlverhalten Jean-Jacques Rousseau in seinem Werk Les Confessions tadelte: „Ich verbrachte diese acht Tage in einer Qual, die mir nur durch das Vergnügen, Madame Dupin zu gehorchen, erträglich gemacht werden konnte; denn der arme Chenonceaux hatte von da an diesen bösen Kopf, der seine Familie fast entehrt hätte und der ihn auf der Insel Bourbon sterben ließ. Während ich bei ihm war, hinderte ich ihn daran, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, und das ist alles: Auch das war keine mittelmäßige Mühe, und ich hätte mich nicht noch acht weitere Tage damit belastet, wenn Madame Dupin sich mir zur Belohnung hingegeben hätte.“[6]

Dupin häufte enorme Spielschulden an, von denen eine seinen Vater 1750 dazu zwang, mehrere seiner Besitztümer zu verkaufen, um sie zu begleichen.[7] Das Fehlverhalten Dupins, der auch riskante Spekulationen betrieb, ging weiter, so dass Claude Dupin sich gezwungen sah, sich an die Justiz zu wenden. Jacques-Armand Dupin wurde in das Hospiz zu Charenton geschickt, aus dem er 1762 floh.[8] Er gelangte nach Holland und setzt sein verschwenderisches Leben in Amsterdam fort. Jacques-Armand Dupin wurde unter die Vormundschaft seines Vaters gestellt, aus Holland ausgeliefert, verhaftet und unter dem Vorwand der Geisteskrankheit in der Festung Pierre Encise in Lyon mit einer Lettre de cachet eingesperrt. Aus Angst vor einer erneuten Flucht oder einem Selbstmord holten seine Eltern ihn heraus und verbannten ihn am 26. Oktober 1765 auf die Île de France, wo er am 3. Mai 1767[8] an Gelbfieber starb. Bevor er an Bord der „Comte d’Artois“, einem Handelsschiff der Ostindien-Kompanie, ging, soll er seiner Mutter eine uneheliche Tochter, Marie-Thérèse Adam (* 1755 in Paris; † 1836 in Chenonceaux) anvertraut haben, die später die Frau des Arztes Pierre Fidèle Bretonneau wurde.[9]

Literatur

  • Robert Ranjard, Le secret de Chenonceau, Éditions Gibert-Clarey, Tours, 8. Juni 1976 (Erstausgabe 1950), S. 177–210 Monsieur et madame Dupin
  • Gaston de Villeneuve-Guibert, Le portefeuille de madame Dupin, Dame de Chenonceaux, Éditions Calmann-Lévy, Paris, 20. Januar 1884 (gallica.bfn.fr)

Anmerkungen

  1. Archives de Paris: Paroisse de Saint-Paul. État civil - Acte de naissance reconstitué. Cote du document: V3E/N 812. Archives de Paris 18 boulevard Sérurier 75019 Paris
  2. So von 1714–1814 der Name Hauptinsel von Mauritius
  3. État civil de Paris: mariages à Paris (1613–1805) – Fonds Archives généalogiques Andriveau (1730–1797).
  4. Louise-Alexandrine-Julie ist die korrekte Schreibweise der Vornamen gemäß den notariellen Urkunden, darunter die ihres Ehevertrags mit Jacques-Armand Dupin de Chenonceaux vom 8. Oktober 1749 in Paris. Quelle: Archives nationales - Minutier central des notaires de Paris, étude Aleaume MC-XCI - Liasse 858.
  5. Archives municipales de Chenonceaux: État civil - acte de décès de Claude Sophie Dupin de Rochefort. Mairie de Chenonceaux, 1 place de la Mairie 37150 Chenonceaux. Siehe auch das digitalisierte Archiv von Chenonceaux in den Archives départementales d’Indre-et-Loire.
  6. „Je passai ces huit jours dans un supplice que le plaisir d’obéir à madame Dupin pouvait seul me rendre souffrable; car le pauvre Chenonceaux avait dès lors cette mauvaise tête qui a failli déshonorer sa famille, et qui l’a fait mourir dans l’île de Bourbon. Pendant que je fus auprès de lui, je l’empêchai de faire du mal à lui-même ou à d’autres, et voilà tout: encore ne fut-ce pas une médiocre peine, et je ne m’en serais pas chargé huit autres jours de plus, quand madame Dupin se serait donnée à moi pour récompense.“ (Jean-Jacques Rousseau, Les Confessions, Band 1 (2. Teil), Paris, 18. Jahrhundert, S. 151–152 (Paris) und 177–178 (Chenonceau))
  7. In mehreren Werken wird eine exorbitante Summe von 700.000 Livres und der Verkauf des Hôtel Lambert erwähnt, um diese Schulden zu bezahlen. Das Hôtel Lambert wurde jedoch bereits am 31. März 1739 verkauft (Minutier central des notaires de Paris, LXXXVIII-856). In diesem Jahr war Jacques-Armand Dupin de Chenonceaux allerdings erst zwölf Jahre alt.
  8. a b Jean Buon, Madame Dupin. Une féministe à Chenonceau au siècle des Lumières, Éditions La Simarre, Joué-lès-Tours, 16. Januar 2014, ISBN 978-2-36536-027-2, S. 102–105 Après les belles années, les années sombres
  9. Die Herkunft Marie-Thérèse Adams bleibt jedoch mysteriös. Madame Dupin soll sich um die Erziehung dieses Kindes gekümmert haben, das später ihre Vorleserin und Erbin wurde (Casimir Chevalier, Histoire abrégée de Chenonceau, Lyon, Éditions Alphonse Louis Perrin et Marinet, Mai 1879, Kapitel 22, S. 309 ("Travaux et acquisitions des Dupin 1733-1788"), S. 309 (archive.org))