Jataka

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Ein Jātaka (Sanskrit जातक, eigentlich „Geburtsgeschichte“) ist eine moralisch lehrreiche Geschichte in Form einer Erzählung aus dem Leben des Buddha. Im ursprünglichen Sinn umfasste der Begriff nur Geschichten aus dem Leben des historischen Buddha, Siddhartha Gautama, insbesondere dessen Wiedergeburt, später jedoch wurden mehr und mehr moralische Lehrgeschichten eingefügt, die sich auf frühere Existenzen und andere Daseinsformen des Buddha beziehen. Es handelt sich daher heute um ein eigenes Genre von Erzählungen, in die auch Anleihen aus anderen religiösen Traditionen eingingen; einige Jātaka-Geschichten finden sich daher in ganz anderen Geschichtensammlungen wieder.

Eine Sammlung von 547 Jātaka-Erzählungen, das Vessantara Jataka, liegt im Suttapitaka (Sammlung Khuddaka-Nikaya) als Teil des Pali-Kanons des Theravada-Buddhismus vor. Darüber hinaus existieren Übersetzungen ins Sanskrit und ins Tibetische und in andere Sprachen des gelebten Buddhismus. Die Überlieferung folgt in der Regel älteren Vorlagen, meist den Erzählungen, die der Überlieferung nach auf Ananda, einen Jünger des Buddha, zurückgehen.

Insbesondere wenn die Akteure als Tiere mit menschlichen Eigenschaften auftreten, erinnert ein Jātaka oft an eine Fabel der europäischen Erzählgeschichte. Tiere sind nach buddhistischem Verständnis dem Menschen im Prinzip gleichgeordnet und befinden sich nur auf einer unterschiedlichen Stufe der Erkenntnisleiter.

Die buddhistischen Jātakas haben Parallelen mit dem altindischen Pancatantra („Meer der Geschichten“). Der Erzählforscher Joseph Jacobs (1912) sah einige Jātakas als Modelle für Fabeln des antiken griechischen Dichters Äsop,[1] von dem wiederum mittelalterliche europäische Fabeln abgeleitet sind.

In der bildenden Kunst Asiens sind Motive aus den Geschichten weit verbreitet. Jātaka-Erzählungen bilden auch die Grundlage für zahlreiche Theaterformen in buddhistischen Ländern, darunter das thailändische Tanzdrama Lakhon, die Schattenspiele Nang yai und Nang talung in Thailand und das Marionettentheater Yoke thé in Myanmar.

Literatur

Übersetzungen:

  • Jatakas. Buddhistische Wiedergeburtsgeschichten. Übersetzung: Julius Dutoit, Einleitung: Hellmuth Hecker, 3 Bde., Beyerlein und Steinschulte, Stammbach 2007. ISBN 978-3-931095-66-6
  • Buddhist birth-stories: Jataka tales. The commentarial introd. entitled Nidanakatha; the story of the lineage. Translated from V. Fausböll's ed. of the Pali text by T.W. Rhys Davids. G. Routledge, London 1878 Digitalisat (PDF 9,5 MB)
  • Julius Dutoit (Übers.): Jatakam: Das Buch der Erzählungen aus früheren Existenzen Buddhas. 6 Bände. Radelli & Hille, Leipzig 1908–1914 Bd. 1 / PDF 53 MB Bd. 2 / PDF 47.3 MB Bd. 3 / PDF 58.2 MB Bd. 4 /PDF 53.8 MB Bd. 5 / PDF 46,2 MB Bd. 6 / PDF 59.2 MB (GRETIL e-library) aufgerufen am 24. August 2013
  • E.B. Cowell (ed): The Jataka or Stories of the Buddhaś former Births. Vol. 1–6, Cambridge University Press 1895
  • Kurt Tropper: Die Jataka-Inschriften im skor lam chen mo des Klosters Zha lu: Einführung, textkritische Studie, Edition der Paneele 1-8 mit Sanskritparallelen und deutscher Übersetzung. Arbeitskreis für Tibetische und Buddhistische Studien, Wien 2005 (Wiener Studien zur Tibetologie und Buddhismuskunde 63). ISBN 3-902501-02-2
  • Isaline Blew Horner, Padmanabh S. Jaini: Apocryphal Birth-stories (Paññāsa-Jātaka). Pali Text Society, London 1985. ISBN 9780860132332
  • Henry Thomas Francis: Jātaka tales. Cambridge University Press, Cambridge 1916

Weblinks

Commons: Jataka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joseph Jacobs: Indian Fairy Tales London / New York 1912, Preface