Jean Peters (Aktionskünstler)

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Jean Peters (weitere Pseudonyme: Paul von Ribbeck, Gil Schneider, Sven Ansvar, Jessica Gräber, Conny Runner uvm.) ist ein deutscher Journalist, Autor und Aktionskünstler. Er wurde vor allem als Gründungsmitglied des Peng Kollektivs, mit dem er 2018 den Aachener Friedenspreis gewann[1], und seine Recherchen bei Correctiv bekannt.[2][3]

Porträt von Jean Peters bei der Preisverleihung des George Tabori Preises 2018 in Berlin.
Jean Peters bei der Preisverleihung des George Tabori Preises 2018 in Berlin.

Leben

Peters machte nach eigenen Angaben mehrere Masterabschlüsse der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin, der School of Oriental and African Studies in London und der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin.[4] In der Öffentlichkeit ist seine wahre Identität nicht vollständig geklärt, da er immer wieder mit verschiedenen Namen auftritt und auch bei Interviews die Namen wechselt.

Ab 2009 bis 2013 schrieb er eine regelmäßige Kolumne bei der Tageszeitung Taz mit dem Titel „Politik von unten“.[5] Seit 2019 ist er als Autor der Sendung Neo Magazin Royale, bzw. seit 2020 ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann tätig.[6][7]

Er stellte u. a. auf der Berlin Biennale, Kampnagel, dem Museumsquartier Wien und dem Künstlerhaus Wien aus.[8][9][10][11] In Österreich wurde wegen seiner Ausstellung durch den Bundesverfassungsschutz gegen ihn ermittelt.[12] Bei einer Ausstellung auf Kampnagel reagierte das deutsche Wirtschaftsministerium und der RWE-Chef Rolf Schmitz.[13]

Er ist Dozent an der Universität Köln[14], der Angewandten in Wien[15], der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf[16] und bei den Berliner Festspielen[17].

Seine künstlerischen und politischen Aktionen fanden immer wieder ein breites Medienecho. Zusammen mit dem Peng-Kollektiv trat er mehrfach in der Presse unter falschem Namen als Pressesprecher von Konzernen auf. So hielt er auf der Re:publica 2014 eine Rede als Manager von Google vor etwa 3000 Besuchern[18][19] und hielt eine Pressekonferenz im Hauptquartier von Vattenfall[20][21] ab. Als Wissenschaftler kaperte er die Bühne eines Events bei Shell.[22] Er gründete zusammen mit Peng 2015 einen Aussteigerverein für Geheimdienstmitarbeiter namens Intelexit[23] und rief zu inneneuropäischer Fluchthilfe[21] auf. Als Clown verkleidet warf er 2016 eine Torte auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch und rief in dem Zuge den „Tortalen Krieg“ aus.[24] 2018 war er Mitbegründer der Seebrücke, einer Bewegung zur Entkriminalisierung von Seenotrettung.[25]

2019 schlich er sich bei einer Konferenz der Klimawandelleugnerszene ein und belegte zusammen mit dem Recherchezentrum Correctiv manipulative Methoden und Verbindungen zur fossilen Industrie.[26][27]

2019 wurde bekannt, dass Peters auf rechtsradikalen Todeslisten steht.[28][29] Dem Bayerischen Rundfunk sagte er dazu „[...] ich bin nicht so gefährdet wie Menschen, die unter täglichem Rassismus in Deutschland zu kämpfen haben. [...] Und da brauchen wir einfach gut ausgebildete Einheiten, die das ernst nehmen.“[30] Netzpolitik sagte er „Die Polizei sollte rechtsextreme digitale Netzwerke ausleuchten und allen, die auf Todeslisten sind, das Signal geben, dass sie sich weiter meinungsstark öffentlich zeigen können und sollen, wenn sie möchten.“[31]

Er ist im künstlerischen Leitungsteam der Kulturhauptstadt Hannover[32] und Jurymitglied des Friedensfilmpreises der Berlinale.[33] Er ist Fellow der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.[34]

Politische Positionen

2018 veröffentlichte Peters ein Papier, das er Critical Campaigning Manifesto nannte. Dort listete er elf Punkte auf, an denen man sich bei politischer Kommunikationsarbeit orientieren solle. Darunter waren insbesondere eine Sensibilität für Machtunterschiede der Positionen, künstlerische Kontextualisierung und die Priorisierung von Machtverteilung genannt.[35]

Auf der Preisverleihung des George Tabori Preises 2018 sagte er, dass es geboten sei, politischen Aktivisten „Asyl“ in der Kunst- und Kulturproduktion zu bieten, wenn die politische Sphäre aufgrund von schrumpfenden Handlungsspielräumen für eine aktive Zivilgesellschaft („Shrinking Spaces“) Arbeit wie von Peng nicht mehr ermögliche.[36]

Er veranstaltet regelmäßige links-politische Salons. Auf einem dieser Salons entstand die Idee für das Lied alles von der Kunstfreiheit gedeckt (2021) von Danger Dan.[37]

Buch

  • Wenn die Hoffnung stirbt, geht's trotzdem weiter. Geschichten aus dem subversiven Widerstand, 2021, Frankfurt: S.Fischer, ISBN 978-3-10-397087-6.

Weblinks

Commons: Jean Peters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Kasch: Peng!-Kollektiv erhält Aachener Friedenspreis – Zur Nachahmung empfohlen. In: nachtkritik.de. 18. Mai 2018, abgerufen am 27. August 2020.
  2. Insa Grüning: Aktivist Jean Peters über den Exodus Fonds, die Erbschleicher-App und den Klimamorpher. In: Mit Vergnügen Berlin. Abgerufen am 26. August 2020.
  3. Die Heartland-Lobby. In: correctiv.org. 4. Februar 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  4. academia. Jean Peters, abgerufen am 26. August 2020.
  5. Artikel von ‚JEAN PETERS‘ in der taz. Die Tageszeitung, abgerufen am 26. August 2020.
  6. NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böhmermann vom 14. November 2019. Abgerufen am 5. November 2020.
  7. Neo Magateam Royale | NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böhmermann - ZDFneo - YouTube. Abgerufen am 6. November 2020.
  8. Ausstellungen. Jean Peters, abgerufen am 26. August 2020.
  9. Ein Künstlerkollektiv zeigt Sicherheitslücken im österreichischen Parlament. In: Vice. 4. April 2018, abgerufen am 27. August 2020.
  10. Künstlerkollektiv Peng versorgt Abgeordnete mit E-Mail-Verschlüsselung. In: Der Standard. 3. April 2018, abgerufen am 27. August 2020.
  11. Alyssa Buffenstein: Exhibitions – The Most Subversive Work at the 9th Berlin Biennale Is a Secret Intelligence Agency. artnet, 15. Juli 2016, abgerufen am 27. August 2020 (englisch).
  12. Skurril: BVT ermittelt jetzt gegen Kunstprojekt. In: Oe24. 4. April 2018, abgerufen am 30. August 2020.
  13. Lars Wienand: "Peng" bekennt sich: Aktivisten legten Wirtschaftsbosse mit Fake-Amt rein. In: t-online.de. 3. August 2020, abgerufen am 30. August 2020.
  14. Jean Peters – weit weg die weltrettung. In: weit weg die weltrettung nah im hier und jetzt. Universität Köln, abgerufen am 30. August 2020.
  15. brut Wien: Nazis & Goldmund / Hydra: Workshop Ziviler Ungehorsam mit Jean Peters (Peng! Kollektiv). In: brut wien. Abgerufen am 30. August 2020.
  16. Von Storytelling 2.0 bis High End Serie - spannende Weiterbildungen im Herbst, jetzt bewerben! Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, abgerufen am 30. August 2020.
  17. Internationales Forum 2018. Berliner Festspiele, abgerufen am 30. August 2020.
  18. Patrick Beuth: Google Nest: Das Google-Theater, zweiter Akt. In: Die Zeit. 9. Mai 2014, abgerufen am 26. August 2020.
  19. Ellen Huet: Google Nest Spoof By German Activists Promises Eerie, Data-Driven Future. In: Forbes. 7. Mai 2014, abgerufen am 27. August 2020 (englisch).
  20. Christina Palitzsch: Aktivisten fälschen Vattenfall-Konferenz: Überraschende Botschaften. In: Die Tageszeitung. 24. April 2015, abgerufen am 22. September 2020.
  21. a b Charlotte Haunhorst: "Ziviler Ungehorsam für ein besseres Europa!" In: jetzt.de. 10. August 2015, abgerufen am 26. August 2020.
  22. PR-Aktion gescheitert: Aktivisten ärgern Shell. In: Der Spiegel. 12. Dezember 2013, abgerufen am 27. August 2020.
  23. Andy Greenberg: This New Campaign Wants To Help Surveillance Agents Quit NSA or GCHQ. In: Wired. 28. September 2015, abgerufen am 22. September 2020 (englisch).
  24. Martin Kaul: Clown-Aktion bei der AfD: So lief die Tortensitzung wirklich ab. In: Die Tageszeitung. 24. März 2016, abgerufen am 22. September 2020.
  25. Niklas Franzen: Aufstand in Orange. In: Neues Deutschland. 3. August 2018, abgerufen am 27. August 2020.
  26. Andrew Müller: Reporter über verdeckte Recherche: Geschäftsmodell Klimaleugnung. In: Die Tageszeitung. 4. Februar 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  27. Christian Esser, Manka Heise, Katarina Huth, Jean Peters: Undercover bei Klimawandel-Leugnern. In: Frontal21. ZDF, 4. Februar 2020, abgerufen am 27. August 2020.
  28. Ulli Lant: Auf der Liste - Im Visier der Rechtsradikalen. In: SWR2. 6. Februar 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  29. Max Holscher: Rechtsextreme Feindeslisten: Journalist verklagt BKA. In: Der Spiegel. 19. August 2019, abgerufen am 27. August 2020.
  30. Bärbel Wossagk: Aktivist vom PENG Collective: Jean Peters weiß, dass er auf einer rechtsradikalen "Todesliste" steht - aber nicht von den Behörden. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Bayern 2. 19. August 2019, archiviert vom Original am 13. Oktober 2019;.
  31. Markus Reuter: Rechte Feindeslisten: "Die Verharmlosung des BKA ist völlig inakzeptabel". In: netzpolitik.org. 1. August 2019, abgerufen am 1. September 2020.
  32. With artists and lateral thinkers: The KHH25 team is growing. In: Kulturhauptstadt Hannover 2025. 2. Mai 2020, abgerufen am 27. August 2020 (englisch).
  33. Friedensfilmpreis 2019: Die Jury. Heinrich-Böll-Stiftung, 8. Januar 2019, abgerufen am 27. August 2020.
  34. Kulturakademie Tarabya: Kulturakademie Tarabya | Jean Peters. Abgerufen am 23. November 2021.
  35. Jean Peters: The Critical Campaigning Manifesto. März 2018, abgerufen am 26. August 2020.
  36. Fonds Darstellende Künste: George Tabori Preis 2018 | Impulsrede von Jean Peters (Peng! Kollektiv). Fonds Darstellende Künste, 3. September 2018, abgerufen am 26. August 2020.
  37. Andreas Borcholte, DER SPIEGEL: Danger Dan im Interview: »Wenn es um Nazis geht, bin ich nicht Pazifist«. Abgerufen am 1. April 2021.