Jenny Gröllmann

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Filmplakat für den Dokumentarfilm Ich will da sein – Jenny Gröllmann (2008)

Jenny Gröllmann (* 5. Februar 1947 in Hamburg; † 9. August 2006 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin.

Leben

Jenny Gröllmann war die Tochter von Otto und Gertrud Gröllmann. Ihr Vater, der in den 1930er Jahren auf Seiten der Zweiten Spanischen Republik am Spanischen Bürgerkrieg teilgenommen[1] und im Widerstand während der Zeit des Nationalsozialismus mit der Hamburger Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe zusammengearbeitet hatte, war Bühnenbildner. Ihre Mutter war Theaterfotografin und später Bildchefin der Zeitschrift Das Magazin.

1949 übersiedelte die Familie aus beruflichen Gründen mit der zweijährigen Jenny in die Sowjetische Besatzungszone nach Schwerin und zog 1955 nach Dresden, wo der Vater eine neue Anstellung erhalten hatte. Jenny ging dort zur Schule und entwickelte früh eine Leidenschaft für das Theater. Bereits als 14-Jährige spielte sie 1961 unter Ottofritz Gaillard die Hauptrolle in Brechts Die Gesichte der Simone Machard.

Von 1963 bis 1966 besuchte Gröllmann die Staatliche Schauspielschule Berlin. Nachdem sie diese abgeschlossen hatte, bekam sie eine Anstellung am Berliner Maxim-Gorki-Theater, an dem sie insgesamt 26 Jahre engagiert war. Sie debütierte an dieser Spielstätte in Ibsens Nora in der Rolle eines Hausmädchens. Dennoch verlief ihre Theaterkarriere anfangs eher unglücklich, nachdem Milan Kunderas damals politisch umstrittenes Werk Die Besitzer der Schlüssel nicht aufgeführt werden konnte, in dem sie mit ihrer ersten Hauptrolle besetzt war.[2] So blieb ihr der große Durchbruch als Theaterdarstellerin zunächst verwehrt, auch wenn sie mit zahlreichen Bühnenaufgaben betraut wurde. Bereits 1967 hatte sie mit dem DEFA-Film Geschichten jener Nacht ihr Leinwanddebüt, weitere DEFA-Filme und Fernseharbeiten folgten, beispielsweise zusammen mit Hannjo Hasse und Heinz Behrens Hauptrollen in Inszenierungen des Fernsehtheaters Moritzburg. Nach Erfolgen am Maxim-Gorki-Theater erhielt sie nach 1990 auch Engagements am Berliner Renaissance-Theater, am Schlosspark Theater und an den Hamburger Kammerspielen. Im bundesdeutschen Fernsehen wurde sie in der Rolle der Rechtsanwältin Isolde Isenthal in der Fernsehserie Liebling Kreuzberg mit Manfred Krug bekannt.

Gröllmann brachte 1969 ihre Tochter Jeanne zur Welt, die einer Verbindung mit Thomas Goguel entstammt und heute als Maskenbildnerin tätig ist. 1973 heiratete sie den Regisseur Michael Kann.[2] Nach der Scheidung von Kann Anfang der 1980er Jahre war sie zwischen 1984 und 1990 mit dem Schauspieler Ulrich Mühe verheiratet. Aus der Ehe ging 1985 Tochter Anna Maria Mühe hervor, die ebenfalls Schauspielerin wurde. Nach der Scheidung von Mühe lebte Gröllmann mit dem Filmarchitekten Claus-Jürgen Pfeiffer zusammen, den sie 2004 heiratete.[3]

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Grabstätte auf dem Französischen Friedhof in Berlin

Im Jahr 1999 erkrankte Gröllmann an Brustkrebs. Nach anfänglichen Therapieerfolgen wurde 2002 und 2005 bei der Schauspielerin erneut Krebs diagnostiziert, sodass sie 2005 ihre Rolle in der Fernsehserie Sturm der Liebe aufgeben musste. Im August 2006 erlag sie im Alter von 59 Jahren der Krebserkrankung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Französischen Friedhof in Berlin.[4]

Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit

Die Zeitschrift Superillu veröffentlichte 2001 Auszüge aus einer 522-seitigen Akte der Gauck/Birthler-Behörde, nach der Gröllmann zwischen 1979 und 1989 als IM „Jeanne“ bei der HA II/13 des MfS geführt wurde. Laut Akte habe „die Kandidatin“ das Pseudonym Jeanne nach dem Namen ihrer Tochter selbst gewählt.[5] IM Jeanne gab unter anderem Auskunft über mögliche Fluchtabsichten von Mitgliedern des Gorki-Ensembles.

Nach Interview-Äußerungen Ulrich Mühes über die Vorwürfe im 2006 erschienenen Buch zum Film Das Leben der Anderen erwirkte Gröllmann mit einem Anwalt aus der Berliner Sozietät der Rechtsanwälte Panka, Venedey, Kolloge, Gysi, Langer vor dem Landgericht Berlin gegen den Suhrkamp-Verlag und ihren Ex-Ehemann eine einstweilige Verfügung. Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet. Gestützt wurde ihre Darstellung durch die Aussage des mit dem Vorgang befassten ehemaligen Stasi-Majors, er habe sich ihr gegenüber stets als Kriminalpolizist ausgegeben und Teile der Akte gefälscht. Zahlreiche angebliche Treffen mit dem mutmaßlichen Führungsoffizier wurden in der MfS-Akte zu Zeiten vermerkt, zu denen die Schauspielerin nach den vorhandenen Aufführungsprotokollen des Maxim Gorki Theaters auf der Bühne stand.[6]

Ein Gutachten des Forschungsverbunds SED-Staat der Freien Universität Berlin kam hingegen zu dem Schluss, das MfS-Schriftgut weise Jenny Gröllmann eindeutig als IM des MfS aus.[7] Das Gericht ließ dieses Gutachten sowie die belastenden Aussagen der Gauck/Birthler-Behörde jedoch nicht gelten, weil es den Akteninhalt juristisch nur als Indiz, nicht aber als Beweis wertete. Das Gericht gab dem Antrag Gröllmanns daher statt und untersagte die weitere Verbreitung des Buchs in der ursprünglichen Form.[8] Daher wird das Filmbuch mit geschwärzten Zeilen mancher Antworten Mühes zu seiner Ex-Frau verkauft. Den Widerspruch Mühes wies das Gericht ab und untersagte ihm, Jenny Gröllmann weiterhin als IM zu bezeichnen, da die Unterlagen des MfS nur „Verdachtsmomente“, jedoch keine Tatsachen lieferten.[9][10] Der Verlag erkannte im Dezember 2006 im Rahmen eines Rechtsstreits an, die Äußerungen Ulrich Mühes nicht mehr zu verbreiten.[11]

Am 18. April 2008 untersagte das Berliner Kammergericht auch dem Magazin Focus, Jenny Gröllmann als IM zu bezeichnen.[12]

Auszeichnungen

Filmografie (Auswahl)

Theater

Hörspiele

Literatur

  • Hans-Michael Bock: Jenny Gröllmann – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 15, 1989.
  • Heidrun Borchert: Ich habe am Theater mein Handwerk gelernt: Jenny Gröllmann. In: Barbara Molsen (Hrsg.): Zwischentöne. Gespräche mit Schauspielern und Regisseuren. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1996, ISBN 3-359-00773-5, S. 141–154.
  • Ingrid Kirschey-FeixGröllmann, Jenny. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Günter Helmes, Steffi Schültzke (Hrsg.): Das Fernsehtheater Moritzburg. Institution und Spielplan. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003. ISBN 3-936522-99-5.
  • Claudia Kusebauch (Hrsg.): Fernsehtheater Moritzburg II. Programmgeschichte. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2005. ISBN 3-86583-015-3.
    • Claudia Kusebauch (unter Mitarbeit von Michael Grisko): Das Fernsehtheater Moritzburg – Programmchronologie. Ebd., S. 15–208.
  • Jürgen Schreiber (Journalist): Wer verzweifelt, hat das irgendwo gelernt. Wie der Stasi-Major Helmut Menge Jenny Grollmann, Ex-Ehefrau von Ulrich Mühe, als IM registrierte. In Jürgen Schreiber: Die Stasi lebt. Berichte aus einem unterwanderten Land. Knaur, München 2009, ISBN 978-3-426-78251-4, S. 191–199.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 412.

Weblinks

Commons: Jenny Gröllmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Florian Henckel von Donnersmarck: Das Leben der anderen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45786-1, S. 202
  2. a b Regine Silvester: Langer Abschied. In: Berliner Zeitung, 10. August 2006, S. 25
  3. Regine Sylvester: Die Zielperson. In: Berliner Zeitung, 3. Mai 2006, S. 3
  4. Grab von Jenny Gröllmann knerger.de
  5. Jürgen Schreiber: Die Stasi lebt – Berichte aus einem unterwanderten Land. München 2009, S. 191–199.
  6. Vorstellungsbücher des Maxim Gorki Theaters 1981/82
  7. Stasi-Vorwürfe: Gröllmann war IM und wusste es nicht. Bei: Spiegel Online, 28. April 2006
  8. „Das Leben der Anderen“: Gericht stoppt Suhrkamp-Buch. Bei: Spiegel Online, 13. April 2006
  9. Mühe-Prozess: Gröllmann darf nicht IM genannt werden. Bei: Spiegel Online, 4. Juli 2006
  10. Dieter Krause, Werner Mathes: „Ich muss das zu Ende bringen – meinetwegen bis zum Tod“. In: Stern 30/2006, 19. Juli 2006, S. 120–124
  11. Anerkenntniserklärung der Rechtsvertreter des Suhrkamp Verlags im Rechtsstreit vor dem Landgericht Berlin vom 19. Dezember 2006; Anerkenntnisurteil des Landgerichts Berlin, Az.: 27 O 757/06 vom 18. Januar 2007
  12. Meldung in Spiegel Online. Diese Entscheidung ist rechtskräftig, nachdem der Bundesgerichtshof die Beschwerde des Fokus auf Zulassung der Revision mit Beschluss vom 15. Dezember 2009 zurückgewiesen hat (Az.: VI ZR 132/08).
  13. Maxim-Gorki-Theater 1971-1980 (PDF), zuletzt abgerufen 13. November 2018.
  14. „Ich kann an nichts mehr glauben als an mich“; DER SPIEGEL vom 26. März 1979, zuletzt abgerufen 13. November 2018.