Das Buschgespenst (Film)

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Film
Originaltitel Das Buschgespenst
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1986
Länge 162 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Vera Loebner
Drehbuch Friedemann Schreiter
Musik Uwe Hilprecht, Anton Günther
Kamera Wolfgang Pietsch
Schnitt Thea Richter
Besetzung

Das Buschgespenst ist ein zweiteiliger Film des Fernsehens der DDR von der Regisseurin Vera Loebner, gedreht im Jahr 1986 im Erzgebirge. Die Mischung zwischen Drama, Kriminal- und Heimatfilm basiert in wesentlichen Teilen auf Die Sklaven der Arbeit, der zweiten Abteilung des Romans Der verlorene Sohn von Karl May. Der Titel wurde von der bearbeiteten Fassung Das Buschgespenst (Band 64 der Gesammelten Werke) übernommen. Es war die erste Verfilmung eines May-Romans in der DDR.

Handlung

Im Grenzdorf Hohenthal im sächsischen Erzgebirge herrscht im Winter tiefe Armut. Für die männlichen Bewohner gibt es beruflich nur zwei legale Alternativen, entweder Bergmann oder Leinenweber zu werden. Eine dritte, illegale Alternative ist die Pascherei, der so mancher dort nachgeht. Der junge Eduard Hauser findet im Bergbau keine Stellung, daher bleibt ihm nur die Möglichkeit, für die Webereifabrikation der Firma Seidelmann Heimarbeit zu leisten, um die elterliche Familie zu versorgen.

Im Nachbarhaus wohnt die Weberfamilie Hofmann, in deren Tochter Angelika („Engelchen“) sich Eduard verliebt. Doch Angelikas Vater steht der sich anbahnenden Verbindung ablehnend gegenüber. Seine Tochter soll es einmal besser haben als er. Als der reiche Fabrikantensohn Fritz Seidelmann Angelika zum Maskenball einlädt und ihr – ohne sich selbst ihr zu erkennen zu geben – eine Verkleidung als Italienerin schickt, lässt Hofmann seine Tochter zum Ball gehen und erhält dafür als Dank und trotz Ablieferung fehlerhafter Webereiware von Seidelmann einen hohen Lohn. Eduard Hauser hingegen muss mit einem erheblichen Lohnabzug durch Seidelmann leben, obwohl er perfekte Arbeit abgeliefert hatte.

In dieser Zeit erscheint abends nahe dem Forsthaus der Familie Wunderlich ein Fremder. Als reicher Kaufmann nimmt er den Förster auf seinem Schlitten zum Forsthaus mit und lädt sich gleichzeitig dorthin ein. Wunderlich, der ihm Schmuggelei unterstellt, verweist ihn der Tür. Kaum im Haus, taucht ein armer alter Mann auf, der vom Kaufmann auf dessen Schlitten mitgenommen werden möchte. Nacheinander erscheinen beide immer wieder an der Tür, aber nie zugleich, bis Wunderlich feststellt, dass es dieselbe Person ist. Freundlich aufgenommen, erlangt der geheimnisvolle Fremde das Vertrauen der Familie. Er, der sich als Franz Arndt vorstellt und durch milde Gaben sich zum Fürst des Elends entwickelt hat, forscht nach Vorgängen, die zwanzig Jahre zurückliegen. Damals brannte das alte Forsthaus bis auf ein paar Außenwände ab. In seinen Ruinen fand man die Leiche des Förstersohnes. Die Frau des damaligen Försters beschuldigte ihren Mann der Brandstiftung, der daraufhin viele Jahre wegen Mordes in Haft genommen wurde. Arndt gibt sich bei einem Gang zur Forsthausruine als der ehemalige Förster zu erkennen, Wunderlich, sein Nachfolger im Försteramt, will ihn erst als vermeintlich entlaufenen Zuchthäusler verhaften, lässt ihn nach weiteren Informationen aber gewähren.

Bei seinen Nachforschungen wird Arndt immer wieder mit den Berichten vom Buschgespenst konfrontiert, das in den Grenzwäldern des Erzgebirges sein Unwesen treiben soll. Nach der mutmaßlichen Tötung eines Grenzgendarmen durch das Buschgespenst überschlagen sich die Ereignisse. Eduard Hauser hatte einen Drohbrief an Seidelmanns Freund Strauch in die Amtsstadt geschickt, um an dessen Stelle und in dessen Kostüm am Maskenball teilnehmen und Angelika beschützen zu können. Diesen Brief hatte er in unvorsichtiger Weise als Buschgespenst unterzeichnet. Durch Vermittlung Seidelmanns gerät der Brief in die Hände des Staatsanwaltes, der daraufhin Hauser als vermeintliches Buschgespenst mit untergeschobenen Spitzen festnehmen lässt. Wenig später gerät auch Angelika Hofmann als „Freundin des Buschgespenstes“ in Haft, die bei der Verhaftung Hausers in ihrer Verzweiflung ein Gewehr ergriffen hatte, aus dem sich ein Schuss löste, der Seidelmann vor Schreck umfallen ließ. Damit endet der erste Teil des Filmes.

Nur dem Einsatz von Arndt und seines treuen Helfers, Förster Wunderlich, ist es zu verdanken, dass im zweiten Filmteil die wahre Identität des Buschgespenstes und die tatsächlichen Ereignisse um den Brand des alten Forsthauses aufgeklärt werden.

Zusatzinformationen

Einer der Drehorte: Hotel „Roß“ am Markt, im Film „Gasthof Zur Sonne“

Die Erstausstrahlung des 1. Teiles erfolgte am 26. Dezember 1986 im 1. Programm des Fernsehens der DDR. Der zweite Teil folgte am 28. Dezember 1986.

Einer der Drehorte für Außenaufnahmen war Zwönitz (Hotel „Roß“ am Markt, 1537 erbaut). Im Film hieß dieses Haus „Gasthof Zur Sonne“. In Zwönitz wurde auch in der Papiermühle, heute technisches Museum und Gasthof „Zur alten Mühle“, gedreht. Ein weiterer Drehort war die Baldauf-Villa in Marienberg. Hier fand am 28. August 2015 die Premiere des nach dem gleichnamigen Film entstandenen Theaterstückes Das Buschgespenst statt.

Der Film bot Paraderollen für Rolf Ludwig und Kurt Böwe. Insbesondere Ludwig schlüpfte als Arndt in verschiedene Kostüme und konnte durch die Darstellung unterschiedlicher Charaktere (Kaufmann, Invalide, alte Frau, Grenzgendarm, Kirchenbeamter, Bettelmann, Förster und Kellner) wiederum seine enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Seine Aussage im Film, dass er schon immer einmal Schauspieler an einem großen deutschen Theater werden wollte, war eine augenzwinkernde Anspielung auf die gleichnamige Wirkungsstätte von Ludwig und Böwe in Berlin.

In der Dorfkneipe, deren Wirt von Fred Delmare gespielt wird, hängt ein Bild von Karl May. Beim Hinausgehen bemerkt der Förster Staub auf dem Bild und sagt: „Das hat er nicht verdient“.

Das DDR-Fernsehen ließ sich aufgrund des höheren Bekanntheitsgrades den Titel und die Bezeichnung „Buschgespenst“ vom Karl-May-Verlag in Bamberg (dessen Erfindung dies war) lizenzieren. Zu Beginn der Dreharbeiten wurde aber noch der von May stammende Begriff „Waldkönig“ verwendet, wie man an der notwendigen Nachsynchronisation einiger Szenen (die ansonsten im Originalton sind) und den gut erkennbaren Lippenbewegungen sehen kann.

Weblinks