Jens-Christian Wagner

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Jens-Christian Wagner, 2021

Jens-Christian Wagner (* 1966 in Göttingen) ist ein deutscher Historiker. Von 2014 bis 2020 leitete er die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Seither ist er Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar.

Leben

Jens-Christian Wagner wuchs in Herzberg am Harz auf und besuchte das dortige Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er von 1987 bis 1995 Mittlere und Neuere Geschichte sowie Romanische Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und an der Universidad Metropolitana de Ciencias de la Educación (UMCE) in Santiago de Chile. Er schloss mit einer Arbeit über das KZ Mittelbau-Dora als Magister Artium ab. Anschließend war er im Jahr 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historisch-Technischen Museum in Peenemünde tätig. Von 1997 bis 1999 forschte er im Rahmen des von der Volkswagenstiftung geförderten Projekts „Tat und Bild“ an der Universität Göttingen am Lehrstuhl von Bernd Weisbrod zum KZ Mittelbau-Dora und arbeitete zugleich an seiner Promotion. 1999 promovierte er zum Dr. phil. bei Weisbrod mit der Studie Verfolgungswahn und Tod zur Geschichte des KZ Mittelbau-Dora.[1][2][3]

Im Jahr 2000 war Wagner als Gastwissenschaftler am Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ in Berlin beteiligt. Von 2001 bis 2014 leitete er die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Zudem war er zeitweise als Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen tätig. Seit 2010 vertritt Wagner auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) die deutschen Bundesländer im Internationalen Komitee der Stiftung Auschwitz-Birkenau in Warschau.[1][2]

Am 1. September 2014 übernahm Wagner das Amt des Geschäftsführers der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle.[1][2] Seit 2017 gehört er einer Expertengruppe an, die eine Gedenkstätte auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad in Chile konzipieren soll.[4] Er ist seit Oktober 2020 Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in der Nachfolge von Volkhard Knigge.[5] Die Stelle ist gekoppelt mit einer Professur am Lehrstuhl für „Geschichte in Medien und Öffentlichkeit“ an der Universität Jena.[6][7]

Jens-Christian Wagner ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt seit 2014 mit seiner Familie in Celle.[3]

Forschungsschwerpunkte

Wagners Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus, insbesondere der Zwangsarbeit und der Konzentrationslager, sowie die Geschichtspolitik nach 1945. Wagner ist Autor, Mitautor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit und der -Konzentrationslager sowie zur Erinnerungskultur nach 1945. Er hat mehrere Ausstellungen zu diesem Themenkreis kuratiert[1][2], darunter die 2021 eröffnete Ausstellung „Befreit! Und dann? Wege nach der Befreiung 1945.“[8]

Auszeichnungen und Ehrungen

Veröffentlichungen

Autorenschaft

  • Ellrich 1944–45. Konzentrationslager und Zwangsarbeit in einer deutschen Kleinstadt. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0438-3;
    französischsprachige Ausgabe: Ellrich 1944–1945. Un camp de la mort lente dans la nébuleuse nazie. Übertragung ins Französische von Jean-Marie Winkler. Edition Tirésias, Paris 2013, ISBN 2-915293-73-2.
  • Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (Hrsg.): Zwangsarbeit für den „Endsieg“. Das KZ Mittelbau-Dora 1943–1945. Erfurt 2006, ISBN 3-931426-98-X.
  • mit Hans Hesse: Das frühe KZ Moringen (April–November 1933): „… ein an sich interessanter psychologischer Versuch“. Herausgegeben von der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e. V. BoD, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0429-9.
  • Lern- und Dokumentationszentrum Mittelbau-Dora. Die Neukonzeption der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Weimar 2003, ISBN 3-935598-09-2.
  • mit Bernhard Strebel: Zwangsarbeit für Forschungseinrichtungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1939–1945. Ein Überblick (= Ergebnisse. Vorabdrucke aus dem Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Nr. 11). Herausgegeben von Carola Sachse im Auftrag der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG). Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Berlin 2003 (mpiwg-berlin.mpg.de PDF, 620 kB).
  • Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-439-0 (zugleich Dissertation, Universität Göttingen 1999, unter dem Titel Verfolgungswahn und Tod; Rezension des Buches bei sehepunkte).

Herausgeberschaft

  • Regine Heubaum, Jens-Christian Wagner: Zwischen Harz und Heide. Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945 (= Schriftenreihe der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Band 5). Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1713-0.
  • Wiederentdeckt. Zeugnisse aus dem Konzentrationslager Holzen. Begleitband zur Wanderausstellung. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1350-7.
  • Johanna Grützbauch, Regine Heubaum, Jens-Christian Wagner: Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
  • Helmut Kramer, Karsten Uhl, Jens-Christian Wagner: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und die Rolle der Justiz. Täterschaft, Nachkriegsprozesse und die Auseinandersetzung um Entschädigungsleistungen PDF (= Nordhäuser Hochschultexte, Band 1). Fachhochschule Nordhausen 2007, ISBN 978-3-9809391-9-5.
  • Das KZ Mittelbau-Dora. Katalog zur historischen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-502-8.
  • Thomas Rahe, Jens-Christian Wagner: Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers. Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-1631-7.

Weblinks

Commons: Jens-Christian Wagner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Dr. Jens-Christian Wagner: Kurzbiographie, Ausgewählte Publikationen. Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, archiviert vom Original am 23. Oktober 2015; abgerufen am 3. November 2020.
  2. a b c d Sebastian Schumacher: Neuer Geschäftsführer der „Stiftung niedersächsische Gedenkstätten“ – Heiligenstadt: „Dr. Jens-Christian Wagner ist ein herausragender Experte deutscher Erinnerungskultur“. Pressemitteilung. In: niedersachsen.de. 13. Mai 2014, abgerufen am 3. November 2020.
  3. a b Kristin Müller: Der kritische Geist vom Kohnstein: Jens-Christian Wagner scheute nie deutliche Worte. In: Thüringer Allgemeine. 1. September 2014, abgerufen am 3. November 2020.
  4. So geschichtspolitisch umkämpft wie die Colonia ist kaum ein anderer Ort. In: Der Colonia Dignidad Public History Blog. 23. Juli 2019, abgerufen am 3. November 2020 (Interview mit Jens-Christian Wagner).
  5. Jens Feuerriegel: Regine Heumbaum verlässt die Gedenkstätte in Nordhausen. In: Thüringer Allgemeine. 13. März 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  6. Hanno Müller: Neuer Chef für KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. In: Thüringer Allgemeine. 22. Februar 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  7. Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist neuer Stiftungsdirektor bei Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
  8. Befreit! Und dann? Wege nach der Befreiung 1945 beim Niedersächsischen Landtag
  9. Hohe Auszeichnung für Nordhäuser Gedenkstätten-Leiter. In: Thüringer Allgemeine. 11. März 2012, abgerufen am 3. November 2020.