Johann Gottlob Samuel Schwabe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Johann Gottlob Samuel Schwabe (* 27. November 1746 in Niederroßla bei Weimar; † 20. September 1835 in Weimar) war ein deutscher Philologe, Gymnasiallehrer und Schulrat.[1]

Leben und Wirken

Johann Gottlob Samuel (auch J. Samuel Gottlob) Schwabe wurde als neuntes von zehn Kindern eines Pfarrers in Niederroßla geboren. Nach Privatunterricht durch seinen Vater besuchte er 1762–65 das Gymnasium in Weimar und studierte danach fünf Jahre vornehmlich alte Sprachen an der Universität Jena. In dieser Studienzeit veröffentlichte er bereits eine Abhandlung in lateinischer Sprache und eine Übersetzung des Theokrit. So wurde ihm im letzten Semester eine Vorlesung über Horaz gestattet, obwohl er noch nicht promoviert war.

Im Mai 1770 erhielt Schwabe eine Anstellung als Akzessist („Anwärter“) an der herzoglichen Bibliothek und am Münzkabinett in Weimar. Dabei nutzte er die Möglichkeit zu weiteren Studien der „altklassischen“ Literatur und Geschichte. Wegen der geringen Besoldung (100 Kaisergulden im Jahr) musste er noch Privatunterricht geben und von seinem älteren Bruder (Traugott Leberecht Schwabe. 1737 – 1812) unterstützt werden. 1774 wechselte er an die lateinische Stadtschule in Buttstädt und blieb hier zwölf Jahre Lehrer und Rektor. Angebote nach Riga. Merseburg und Halle (Saale) lehnte er ab, weil er zurück nach Weimar wollte.

Diese Berufung erhielt er 1786, wurde Konrektor am Wilhelm-Ernst-Gymnasium, unterrichtete vor allem Latein und Geschichte und schied Ende Juni 1824 durch „Versetzung in den Ruhestand mit vollem Gehalt“ aus dem Dienst. Er war 50 Jahre mit Johanna Elisabetha Emiliana Ehrenmutha geb. Mirus (1750 – 1824) verheiratet, die in Rastenberg aufwuchs. In den letzten Jahren lebte er durch eine starke Augenschwäche sehr eingeschränkt, starb am 20. September 1835 in Weimar und erhielt eine feierliche Bestattung. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Historischen Friedhof an der Mittelmauer.

Schwabe hat als Lehrer in Buttstädt und Weimar etwa 1200 Schüler unterrichtet und davon einige für die akademische Ausbildung vorbereitet. Sein wissenschaftlicher Ruf als Philologe beruht besonders auf den Arbeiten zum römischen Fabeldichter Gaius Iulius Phaedrus, die er 1781, 1806, 1822 und 1826 als Übersetzungen mit weiteren Ausführungen veröffentlichen ließ. Außerdem verfasste er etwa zwölf „Programme“ – meist in lateinischer Sprache – zur Verbesserung des Unterrichts, zwei Nekrologe und weitere Abhandlungen zu historischen bzw. lokalen Themen.

Werke (Auswahl)

  • De deo Thoro commentatio. Jena 1767.
  • Idyllen des Theokrit (aus dem Griechischen). Jena 1769, 92 S.
  • De monumentis quibusdam sepulcralibus Sachsenburgicis. Leipzig, 1771, 142 S.
  • Theoduli ecloga. Altenburg 1773, 88 S.
  • Beitrag zur empfindsamen und moralischen Lektüre. Altenburg 1774.
  • De sensu pulcri in legendis Graeciae ac Latii scriptoribus commentatiuncula. Weimar 1774.
  • Historia scholae Buttstadiensis litteraria. Weimar 1775.
  • Vorschläge zur Verbesserung und noch größerer Aufnahme der lateinischen Stadtschule zu Buttstädt. Weimar 1776.
  • Von einigen Vorschlägen, wie unsere Schule noch blühender als bisher gemacht werden kann. Weimar 1776.
  • Programm enthaltend eine Übersetzung einiger Briefe des Plinius. Weimar 1778.
  • Phaedri Augusti Liberti Fabularum Aesopiarum, Libri V; Fabulae Aesopiae. Halle 1779 bis 1781 und Braunschweig;
  • Phaedri fabularum Aesopiarum libri V. Braunschweig 1806: 608 S u. 696 S. ; Paris 1826, 2 Bände.
  • Übersetzungen einiger Briefe des Plinius. Weimar 1778. Ein Programm.
  • Programm zur Erläuterung über den Anakreon, 1. Teil, Weimar 1781; 2. Teil, Weimar 1783.
  • Von der frühen Übung der Beredtsamkeit. Weimar 1785.
  • Programm: Einiges über das Leben Homers in der Schule. Weimar 1788.
  • Programm: Pauca de apparatu critico, qui prodest luvenali vel emendando, vel interpretendo. (Einige Gedanken über das Studium der Kritik an Schulen). Weimar 1791.
  • Phaedri Augusti Liberti Fabulae Aesopiae. Straßburg 1810, 216 S.
  • Commentarii de schola Vinariensi oppidana et provinciali. Weimar 1816.
  • Historische Nachricht von den zahlreichen im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach befindlichen Monimenten und Reliquien D. Martin Luthers. Weimar 1817, 220 S.
  • Selbstbiographie. Weimar 1820.
  • Historisch-antiquarische Nachrichten von der ehemaligen kaiserlichen Pfalzstadt Dornburg an der Saale. Weimar 1825, 88 S.
  • Phaedri fabulae (quae extant omnes; cum notis et indicibus); Fabulae. Turin 1834, 466 S.

Ehrungen

Schwabe erhielt folgende Ehrungen

  • 1816 Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Jena,
  • 1816 Zivil-Verdienstmedaille in Silber des Großherzogs von Sachsen-Weimar,
  • 1820 Großherzoglich-Sächsischer Schulrat (anlässlich des 50-jähr. Jubiläums als Beamter).

Literatur (Auswahl)

  • Selbstbiographie im Programm des Gymnasiums in Weimar. 1820.
  • Hoche, Richard: „Schwabe, Johann Samuel Gottlob“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, 33 1891 S. 172 (Online-Version), URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100333230.html#adbcontent
  • Nekrolog der Deutschen. 13. Jahrg. 1835, Zweiter Theil, Weimar 1837, Nr. 233, S. 781–88;
  • Pökel, W.: Philologisches Schriftsteller-Lexikon, Leipzig 1882;
  • Hamberger / Meusel: Das gelehrte Teutschland, 5. Aufl., Bd. 7, Lemgo 1798; Bd. 10, Lemgo 1803; Bd. 15, Lemgo 1811; Bd. 20 Lemgo 1825;
  • Bader, Karl: Lexikon deutscher Bibliothekare. Leipzig 1925, Nr. 359;
  • National-Zeitung der Deutschen, Jahrg. 1820, S. 392;
  • Weimarische Zeitung Jahrgang 1835, Nr. 78 (Leichenbegängnis);
  • Neues Archiv für Philologie und Pädagogik, 2. Jg., Hannover 1827, 3. Heft, S. 1 – 20. 3. Jg., 1. Heft. Hannover 1828, S. 1–31;
  • National-Zeitung der Deutschen, 1. Dez. 1824, Spalte 802–803;
  • Mende, Bernd: in: WEIMAR Lexikon zur Stadtgeschichte, Weimar 1993, S. 394;
  • Friedrich Meinhof: Pfarrerbuch, Band 8: Großherzogtum Sachsen (-Weimar-Eisenach), Entwurf Heilbad Heiligenstadt 2012 – 2017, S. 1130;
  • Hochfürstlicher S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender für die Jahre 1786 – 1806, Jena;
  • Herzoglich S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender 1807 – 1813, Jena;
  • Großherzoglich-Sachsen-Weimar-Eisenachisches Hof- und Staatshandbuch. 1816–1819, Jena;
  • Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen / Sachsen-Weimar-Eisenach, 1823 – 1835, Weimar : Böhlau;
  • Archiv des Evang.-luth. Kirchenamtes Weimar, Sterbeurkunde Stadtkirche, Bestattungsbuch 1822–1832, S. 81, Nr. 195;
  • Kratzsch / Seifert: Historische Bestände der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek zu Weimar. München 1992, S. 231, Nr. 393 – 395;
  • Familien-Chronik des Evangelischen Pfarramtes Rastenberg (Familie Mirus).

Weblinks

Einzelnachweise