John Goetz

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John Goetz bei der Preisverleihung der Deutschen Akademie für Fernsehen 2015

John Goetz, auch John C. Goetz (* 1962 in New York City, USA)[1] ist ein US-amerikanischer investigativer Journalist und Autor.[2]

Leben und Werk

John Goetz lebt und arbeitet seit 1989 in Berlin. Er war unter anderem für die Sunday Times,[3] die Los Angeles Times, die Süddeutsche Zeitung[4] und als Redakteur beim Spiegel tätig. Fernsehbeiträge erschienen bei 60 Minutes, den CBS Evening News, beim Rundfunk Berlin-Brandenburg und im Fernsehmagazin Panorama.[1] Seit 2011 arbeitet Goetz für den NDR im Hauptstadtstudio der ARD.[5]

Seit Anfang der 1990er Jahre mit der Situation in den Staaten des ehemaligen Ostblocks beschäftigt, produzierte Goetz 1993 unter dem Titel Deutsche Steuergelder für lettische SS-Veteranen zusammen mit Volker Steinhoff einen Beitrag für Panorama, der zum Auftakt weiterer drei Sendungen wurde, die die fortdauernden deutschen Rentenzahlungen an lettische ehemalige Angehörige der SS thematisierten. Erst 1997 wurde, ausgelöst durch die Medienberichterstattung, die deutsche Gesetzgebung entsprechend geändert und die Zahlungen eingestellt.[6][7]

2006 beschäftigte sich Goetz, zusammen mit anderen Journalisten, wieder bei Panorama, mit der Rolle von Agenten des Bundesnachrichtendienstes im von der Bundesregierung abgelehnten Irakkrieg.[8][9]

Ein weiterer Panorama-Bericht von 2006, an dem Goetz mitwirkte, hatte die Entführung des deutschen Staatsbürgers Khaled al-Masri durch die CIA zum Thema. Al-Masri war von Skopje aus in ein afghanisches Gefängnis transportiert und dort nach eigener Aussage gefoltert worden. Im Film wurden die Klarnamen von beteiligten CIA-Mitarbeitern offengelegt.[10][11]

Mit dem Buch Allein gegen Kohl, Kiep & Co. (2000) trugen die Autoren Goetz, Neumann und Schröm zur Aufdeckung der Hintergründe der CDU-Spendenaffäre bei.[12][13] 2012 veröffentlichte Goetz gemeinsam mit Christian Fuchs das Sachbuch Die Zelle über die rechtsextreme Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Vor allem war es Goetz, der seinerzeit sowohl für Panorama[14] als auch die SZ nahezu taggleich den insbesondere im NSU-Mordfall von Kassel verdächtig gewordenen damaligen Verfassungsschutzmitarbeiter Andreas Temme allein auf dessen eigene Beteuerungen hin von jeder (Mit-)täterschaft reinzuwaschen versuchte.[15]

2021 fand er einige Peiniger des ehemaligen Guantanamo-Häftlings Mohamedou Ould Slahi, die bereit waren, sich für einen Film interviewen zu lassen. Einer von ihnen gab Folter zu und bereute es.[16]

Auszeichnungen

Der Henri-Nannen-Preis 2011 ging für „besonders verständliche Berichterstattung“ an ein elfköpfiges Autorenteam des Spiegel, zu dem Goetz gehörte.[2][17] Ausgezeichnet wurde der Artikel Ein deutsches Verbrechen im Spiegel Nr. 5/2010, der sich kritisch mit dem Luftangriff bei Kundus am 4. September 2009 auseinandersetzt und ihn als Kriegsverbrechen bezeichnet.[18]

2015 gewann John Goetz für Jagd auf Snowden – Wie der Staatsfeind die USA blamierte in der Kategorie "Dokumentarfilm" beim Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen.

Buchveröffentlichungen

  • mit Conny Neumann, Oliver Schröm: Allein gegen Kohl, Kiep, & Co. Die Geschichte einer unerwünschten Ermittlung. Ch. Links Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86153-217-4.
  • mit Christian Fuchs: Die Zelle. Rechter Terror in Deutschland. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012, ISBN 978-3-498-02005-7.
  • mit Christian Fuchs: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-498-02138-2.
  • Christian Fuchs, John Goetz: Beate, die braune Witwe. In: Die Zeit, Nr. 23/2012, S. 15; Dossier

Weblinks

Commons: John Goetz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b John Goetz. (Nicht mehr online verfügbar.) DokZentrum, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Hamburg, archiviert vom Original am 4. Oktober 2012; abgerufen am 3. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dokzentrum.org
  2. a b John Goetz. In: Perlentaucher. Abgerufen am 3. Oktober 2012.
  3. J. Ransom Clark: Introduction to Documents. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sunday Times (London). 26. November 2000, archiviert vom Original am 12. August 2014; abgerufen am 3. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/intellit.muskingum.edu
  4. suche.sueddeutsche.de @1@2Vorlage:Toter Link/suche.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Journalist John Goetz kehrt zum NDR zurück. In: Digitalfernsehen.de. 30. Juni 2011, abgerufen am 3. Oktober 2012.
  6. Steuergelder für Naziverbrecher. (Nicht mehr online verfügbar.) DokZentrum, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Hamburg, archiviert vom Original am 22. Februar 2014; abgerufen am 4. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dokzentrum.org
  7. Chronologie der panorama-Berichte und der Ereignisse im Bundestag. (Nicht mehr online verfügbar.) DokZentrum, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Hamburg, archiviert vom Original am 22. Februar 2014; abgerufen am 4. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dokzentrum.org
  8. Bomben auf Bagdad – Deutsche Agenten am Irakkrieg beteiligt. In: Panorama (NDR). Abgerufen am 4. Oktober 2012.
  9. Operation Nebelkerze – Der BND und die Bomben auf Bagdad. In: Panorama (NDR). Abgerufen am 4. Oktober 2012.
  10. Al Masri-Entführung – auf der Spur der CIA-Kidnapper. In: Panorama (NDR). Abgerufen am 4. Oktober 2012.
  11. Presseerklärung: Vermutlich drei Entführer von Khaled al Masri enttarnt. In: Panorama (NDR). Abgerufen am 4. Oktober 2012.
  12. Autorenporträt. Rowohlt, abgerufen am 3. Oktober 2012.
  13. „Allein gegen Kohl, Kiep & Co.“: Neues Buch im Christoph Links Verlag. In: Der Tagesspiegel. 8. Oktober 2000, abgerufen am 3. Oktober 2012.
  14. das Erste: Nazi-Morde: Hessischer Verfassungschützer beteuert Unschuld. Abgerufen am 13. Mai 2022.
  15. Wolf Wetzel: Was vor 20 Jahren Verschwörungstheorie war, ist heute eine unbestrittene Tatsache. Abgerufen am 13. Mai 2022.
  16. tagesschau.de: Ehemaliger US-Militär gibt Folter in Guantanamo zu. Abgerufen am 3. September 2021.
  17. Henri-Nannen-Preis: Preisträger 2011. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 10. Juli 2012; abgerufen am 3. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.henri-nannen-preis.de
  18. Ein deutsches Verbrechen. In: Der Spiegel. Nr. 5, 2010 (online).