Josef Lörks

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bischof Josef Lörks

Josef Lörks (* 24. März 1876 in Hanselaer; † 17. März 1943) war ein Steyler Missionar, katholischer Bischof und Apostolischer Vikar von Zentral-Neuguinea. Er starb gewaltsam als Märtyrer durch Erschießung an Bord der Akikaze.

Leben

Herkunft, Ausbildung und Ausreise

Josef Lörks wurde in Hanselaer als Sohn der Eheleute Heinrich Lörks und Wilhelmine Lörks geb. Seegers auf dem Wayschen Hof geboren.[1] In Kalkar besuchte er die Rektoratsschule und wurde am 22. April 1892 von Arnold Janssen in das Missionsgymnasium im Missionshaus St. Michael in Steyl aufgenommen. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte Josef Lörks im Missionshaus St. Gabriel bei Wien, wo er auch 1897 seine ersten zeitlichen Gelübde und am 1. Oktober 1899 seine ewigen Gelübde ablegte.

Am 18. Januar 1900 empfing Josef Lörks in Wien die Priesterweihe für die Gemeinschaft der Steyler Missionare und trat im selben Jahr seine Bestimmung zum Missionsdienst in Neuguinea an. Am 12. August 1900 fand die Abschiedsfeier der Neumissionare in Steyl statt und am 18. September 1900 bestieg Josef Lörks zusammen mit Franz Padberg in Genua den Dampfer in Richtung Neuguinea.[2]

Missionar in Neuguinea

Der nordöstliche Teil der Insel war zu jener Zeit eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs und trug den Namen Kaiser-Wilhelms-Land, in Deutsch-Neuguinea. Neben der geistlichen Arbeit betätigte Lörks sich auch in der Landwirtschaft und leitete zeitweilig eine Kokosplantage in Wewak. In der Arbeit von der Missionszentrale in Wewak aus erkannte Lörks den Wert von Schiffen als Transportmittel. Deswegen legte Lörks bei einem Heimataufenthalt in Hamburg das Kapitänspatent ab und befuhr danach mit dem Missionsschiff „St. Gabriel“ Küste und Flüsse von Neuguinea, um die Inseln und Missionsstationen zu versorgen. Mit den gesammelten Erfahrungen entwarf Lörks ein neues Missionsschiff, das in Sydney gebaut wurde und 1930 als „Stella-Maris“ den Dienst aufnahm. Pater Lörks war nicht nur ein praktischer Missionar, sondern diente der Mission gleichzeitig als Prokurator, Kapitän und Plantagenleiter.[3]

Apostolischer Präfekt und Vikar von Zentral-Neuguinea

Am 19. Juni 1928 wurde P. Josef Lörks vom Apostolischen Stuhl zum ersten Apostolischen Präfekten von Zentral Neuguinea ernannt.[4] Von 1922 bis 1928 hatte Bischof Franz Wolf SVD als Apostolischer Administrator die Apostolische Präfektur verwaltet. Papst Pius XI. ernannte Josef Lörks am 23. Mai 1933 zum Apostolischen Vikar[5] der nun zum Apostolischen Vikariat Zentral-Neuguinea erhobenen katholischen Mission.[3] Am 17. Dezember 1933 empfing Josef Lörks durch Kardinal Karl Joseph Schulte, den Erzbischof von Köln, in der Seminarkirche des Missionspriesterseminars St. Augustin bei Bonn die Bischofsweihe[3] mit dem Titularbistum Medeli und wurde Apostolischer Vikar von Zentral-Neuguinea, deren Präfekt er schon seit 1928 war. Auch als hoher kirchlicher Würdenträger half Lörks tatkräftig in der Missionsarbeit mit und erhielt dafür hohe Achtung von der einheimischen Bevölkerung.

Japanische Besetzung und die Tragödie auf der Akikaze

Ende 1942 landeten japanische Streitkräfte auf Neuguinea und in Wewak. Die japanischen Soldaten hegten tiefes Misstrauen gegen die westlichen Missionare und verhörten sie, dabei wurde Lörks durch einen Bajonettstich verletzt. Die Missionsarbeit wurde weiter behindert, da das strategisch günstig auf einem Hügel gelegene Missionshaus von japanischen Offizieren beschlagnahmt worden war. Das tiefe Misstrauen der Japaner gründete in dem Verdacht, die Missionare seien insgeheim Spione der amerikanischen Streitkräfte. Misstrauen und Verdacht verstärkten sich nach der Schlacht in der Bismarcksee im März 1943, die für Japan desaströs verlief.

Kaiserlicher Japanischer Zerstörer „Akikaze“

Kurze Zeit danach wurde ein Mitarbeiter von Bischof Lörks, der heimlich amerikanische Kriegsgefangene mit Verbandsmaterial und Lebensmittel versorgt hatte, von Einheimischen verraten. Als Reaktion darauf wurden zwei Patres unmittelbar erschossen. Alle anderen Mitarbeiter einschließlich Lörks wurden, unter dem Vorwand der Abschiebung in ihre Heimatländer, an Bord des japanischen Zerstörers Akikaze gebracht. Von Manus wurden noch weitere evangelische Missionare auf den Zerstörer gebracht. Am 17. März erging der Befehl an den Kapitän des Zerstörers, alle Missionare durch Erschießen hinzurichten. An Josef Lörks wurde als erstem die Hinrichtung vollstreckt; später wurden die Leichen ins Meer geworfen.[6]

Die Hinrichtungen waren zunächst verschleiert worden, wurden aber im Verlauf anderer Ermittlungen zu Kriegsverbrechen im Jahr 1946 aufgedeckt. Eine Strafverfolgung fand nicht statt.[7]

Josef Lörks' deutscher Nachbarbischof Franziskus Wolf (SVD) kam ebenfalls auf tragische Weise in japanischer Gefangenschaft zu Tode.

Ehrungen

Josef Lörks zählt zu den Märtyrern der Kirchengeschichte. Die katholische Kirche hat Bischof Josef Lörks als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Die katholische Volksschule Kalkar trägt seit 1960 den Namen „Josef-Lörks-Schule“.

Literatur

  • Theo Aerts (Hrsg.): The martyrs of Papua New Guinea: 333 missionary lives lost during World War II. University of Papua New Guinea Press, Port Moresby, 1994, 276 S., ISBN 9980-84-053-6.
  • John Garrett: „Where nets were cast: Christianity in Oceania since World War II“. University of the South Pacific, 1997, ISBN 9820201217 Kapitel über die Mission der Steyler Missionare in Neu-Guinea, mit ausführlichen Angaben zum Tod der deutschen Bischöfe Lörks und Wolf (in Englisch).
  • Mary Taylor Huber: The Bishops’ Progress: Representations of Missionary Experience on the Sepik Frontier. In: Nancy Lutkehaus (Hrsg.): Sepik Heritage. Tradition and Change in Papua New Guinea, Crawford House Press: Bathurst, NSW (Australia) 1990, 663 S. + 3 maps, ISBN 1-86333-014-3, S. 197–211.
  • Mary Taylor Huber: The Bishops’ Progress. A Historical Ethnography of Catholic Missionary Experience on the Sepik Frontier. Smithsonian Institution Press: Washington and London 1988, 264 S., ISBN 0-87474-544-6.
  • David Carlisle, Stanley Sissons: THE AUSTRALIAN WAR CRIMES TRIALS ANDINVESTIGATIONS (1942–51). Papers of David Sissons, National Library of Australia, MS 3092, Series 10
  • Paul B. Steffen: Missionsbeginn in Neuguinea. Die Anfänge der Rheinischen, Neuendettelsauer und Steyler Missionsarbeit in Neuguinea. (Studia Instituti Missiologici 61), Steyler Verl.: Nettetal 1995, ISBN 3-8050-0351-X.
  • Paul B. Steffen: Steyler Missionare und Missionsschwestern (Gesellschaft des Göttlichen Wortes/Dienerinnen des Heiligen Geistes) in Papua Neuguinea (1941–1945). In: Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn u. a. 1999, 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, ISBN 978-3-506-78012-6, Band II, S. 1475–1477.
  • Paul B. Steffen,Lörks, Joseph, Bischof (1876-1943). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 35, Nordhausen 2014, 893–898, ISBN 978-3-88309-882-1.
  • Ralph M. Wiltgen, The Death of Bishop Loerks and his companions. Part I: The Execution. In Verbum SVD 6:4 (1964) 363–397.
  • Ralph M. Wiltgen, The Death of Bishop Loerks and his companions. Part II: The Trial. In: Verbum SVD 7:1 (1965) 14–44.
  • Ralph M. Wiltgen, Aposteltod in Neuguinea. Der Tod des Bischofs Lörks u. seiner Gefährten. Steyler Verl., St. Augustin 1966. 75 S.

Quelle

Einzelnachweise

  1. Scheda personale: Josef Lörks im Generalatsarchiv SVD, Rom, Italien
  2. siehe: Steyl, in: Steyler Missionsbote 27 (Sept. 1900) Nr. 12, S. 168.
  3. a b c Paul Steffen: Missionsbeginn in Neuguinea. Nettetal 1995, S. 289.
  4. siehe: Acta Apostolicae Sedis (AAS) 21 (1929) S. 162.
  5. Acta Apostolicae Sedis (AAS) 25 (1933) 314, 376, 453.
  6. Ralph Wiltgen SVD: Aposteltod in Neuguinea. Der Tod des Bischofs Lörks u. seiner Gefährten. Steyler Verl., St. Augustin 1966.
  7. D.C.S. Sissons: THE AUSTRALIAN WAR CRIMES TRIALS ANDINVESTIGATIONS (1942–51). S. 54