Joseph Resch (Historiker)

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Joseph Resch (* 3. September 1716 in Hall in Tirol; † 15. Februar 1782 in Brixen) war ein Tiroler Priester, Professor und Historiker. Er gehört zu den bedeutendsten Intellektuellen der Grafschaft Tirol des 18. Jahrhunderts.

Leben

Joseph Resch wurde am 3. September 1716 in Hall in Tirol[1] geboren. Er entstammte einfachsten Verhältnissen, sein Vater war als Salzwäscher in der Haller Saline tätig. Mit zehn Jahren kam der begabte Junge als Sängerknabe an die Domschule in Brixen. Nach Abschluss des dort angesiedelten fünfklassigen Gymnasiums (es fehlten zu dieser Zeit in Brixen noch die Klassen der Poetik und Rhetorik, diese holte er vermutlich am Innsbrucker Jesuitengymnasium nach) widmete sich Resch anfangs an der Universität Innsbruck (1733/34 bis 1739), dann am Priesterseminar in Brixen (1739 bis 1741) dem Studium der Philosophie und der Theologie.

1741 in Brixen zum Priester geweiht, kam er zunächst als Kooperator in das kleine Bergdorf Stilfes nahe Sterzing. Nach nur einem Jahr wurde Resch auf Betreiben des Domherren und späteren Erzbischofs von Wien Christoph Anton Migazzi vom Brixner Domkapitel von seiner Seelsorgestelle abberufen und zurück in die Bischofsstadt geholt, wo ihm an seiner alten Schule die Präfektur sowie das Lehramt über eine Klasse übertragen wurde.

Resch sollte nun rund zwanzig Jahre lang an diesem Institut tätig bleiben (1742–1761). Mit den von ihm angestoßenen Reformen wurde die alte Domschule zu einem vollständigen, an der Studienordnung der Jesuiten orientierten Gymnasium ausgebaut, 1748 und 1750 konnten etwa die beiden Humanitätsklassen der Poetik und Rhetorik eingeführt werden, Geographie und Mathematik wurden in die neu zu lehrenden Fächer aufgenommen. Daneben machte sich der junge Priester um die Hebung des Theaterspiels verdient. Belege für Theateraufführungen am Brixner Gymnasium lassen sich schon für das frühe 18. Jahrhundert anführen, während Reschs Tätigkeit an diesem Institut erlebte das lateinische Schultheater dort eine beachtliche, wenn auch späte Blüte mit regem und regelmäßigem Spielbetrieb. Als 1756 das Priesterseminar in Brixen in das Spital zum Hl. Kreuz auf der Insel verlegt und dort dafür ein neuer Gebäudekomplex errichtet wurde, konnte Resch erreichen, dass das alte am Kreuzgang gelegene Seminargebäude der Domschule abgetreten wurde. Es konnte so nun ein regelrechtes Studentenkonvikt (das sog. Cassianeum) errichtet werden, das den Zöglingen unter einem Dach gemeinschaftliche Unterbringung, Verpflegung und Unterricht bot.

Titelblatt der Annales ecclesiae Curiensis (Johann Cassian Krapf: Brixen 1770).

Von einschneidender Bedeutung für den weiteren Werdegang Reschs sollte sich der 1745 unter Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl in Angriff genommene und unter dessen Nachfolger Leopold von Spaur zum Abschluss gebrachte Neubau des Brixner Domes erweisen. Den drohenden Verlust der zahlreichen Denkmäler und Grabsteine vor Augen, unternahm es Resch, diese unschätzbaren historischen Monumente zu sammeln und so vor ihrer Zerstörung zu bewahren. Es war dies der Antrieb, der ihn sich von nun an intensiv der Erforschung der Geschichte der Diözese Säben bzw. Brixen widmen ließ. Mit seinem historiographischen Hauptwerk Annales ecclesiae Sabionensis nunc Brixinensis (3 Bände, Augsburg 1755–1767) schuf er die erste, auf gründlicher Quellenkritik beruhende Geschichte der Diözese Säben (Brixen) im Besonderen und damit auch Tirols im Allgemeinen in Spätantike und Mittelalter. In diesen Jahren bewältigte Resch ein gewaltiges Arbeitspensum: Neben den Tätigkeiten in Administration und Lehre am Brixner Gymnasium unternahm er auf der Suche nach alten Manuskripten und Urkunden in den großen Bibliotheken und Archiven des Landes ausgedehnte Reisen in die verschiedenen Teile seiner Tiroler Heimat und nach Norditalien. 1771/75 ordnete er als Chorherr des Kollegiatkapitels Innichen dessen bedeutsames Archiv.[2] Zugleich verkehrte er in den gelehrten Gesellschaften von München (Bayerische Akademie der Wissenschaften), Innsbruck (Accademia Taxiana) und Rovereto (Accademia Roveretana degli Agiati) und unterhielt einen regen Briefwechsel mit zahlreichen Intellektuellen und kirchlichen wie weltlichen Würdenträgern im deutschen und italienischen Raum. Reschs Bedeutung für die Tiroler Geschichtsforschung erschöpft sich nicht nur in den fertiggestellten und gedruckten Werken, sondern gründet vor allem auch in den Vorarbeiten, die er auf dem Gebiet der Quellenerfassung und -kritik geleistet hat. Ohne Rückgriff auf die umfassenden Materialsammlungen, die der unermüdliche Forscher aus ganz Tirol zusammengetragen hat, wären die Arbeiten seiner Nachfolger in der Tiroler Landes- und Kirchengeschichtsschreibung – die sog. „Brixner Historikerschule“[3] –, wie die eines Stefan von Mayrhofen (1751–1848), Ignaz Paprion, Johannes Rosbichler (1750–1804) oder Franz Anton Sinnacher (1772–1836), wohl nicht möglich gewesen.

Im Oktober 1759 unterzog sich Resch an der Universität von Padua der Prüfung und Disputation, um zum Doktor der Theologie promoviert zu werden. Die kurz danach in Aussicht stehenden Berufungen auf die Lehrkanzeln für polemische Theologie und Kirchengeschichte an der Universität Innsbruck scheiterten zwei Mal (Dezember 1760 und Juli 1761) im letzten Augenblick.

1762 ernannte Fürstbischof Leopold von Spaur Resch zum Hofkaplan und Direktor des Hofarchivs. Als solcher entwarf er eine neue Archivordnung und erstellte ein vierbändiges Repertorium, die letzte große Bestandsaufnahme vor der Teilung und Zerstreuung des Archives im Zuge der Säkularisation des geistlichen Hochstiftes Brixen im Jahr 1803.[4] 1766 wurde Resch zum Professor für die Hl. Schrift am Brixner Priesterseminar berufen und 1768 verlieh ihm Papst Clemens XIII. ein Kanonikat an der Stiftskirche zu Innichen. 1771 wurde Resch von Leopold von Spaur zum wirklichen Geistlichen Rat ernannt, 1775 folgte die Ernennung zum Bibliothekar am fürstbischöflichen Hof.

Anfang Februar 1782 war Resch anlässlich des vierzigstündigen Gebetes zu einer Kanzelrede nach Klausen gebeten worden. Dort erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung und starb am 15. Februar in Brixen. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Kirche der Kapuziner in Brixen.

Schriften

Für den Schulgebrauch

Historiographie

Theologie

  • Sermo habitus et peroratus in festo annuntiationis B.V. Mariae, o. O. 1770 MDZ München
  • Harmonia sanctorum evangeliorum, Brixen 1771 MDZ München

Literatur

  • Hartmann Ammann: Geschichte des k. k. Gymnasiums zu Brixen a. E. Band 1. Brixen 1901, S. 23–26 (tessmann.it).
  • Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, S. XIX–XXV.
  • Johannes Freiseisen: Rückblick auf die dreihundertjährige Geschichte des Priesterseminars in Brixen mit Berücksichtigung der Bischofs und Stadtgeschichte. Brixen 1908, S. 41–47.
  • Josef Gelmi: Pietas et Scientia. 400 Jahre Priesterseminar Brixen (1606–2007). Brixen 2007, S. 138–140.
  • Josef Gelmi: Leben und Wirken von Joseph Resch. Ein Pionier der Tiroler Kirchengeschichte. In: Der Schlern. Band 93, 2019, S. 67–73.
  • Franz Grass: Der Brixner Geschichtsforscher Joseph Resch und seine Innsbrucker Antrittsvorlesung von 1761. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte Tirols. In: Franz Grass (Hrsg.): Festschrift Hans Gamper zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. Band 3. Innsbruck 1962, S. 167–194.
  • Hans Heiss: Katholische Aufklärung in Brixen. In: Georg Mühlberger, Mercedes Blaas (Hrsg.): Grafschaft Tirol – Terra Venusta. Studien zur Geschichte Tirols, insbesondere des Vinschgaus. Innsbruck 2007, S. 331–351.
  • Hans Hochenegg: Nachlese zu Joseph Resch. In: Der Schlern. Band 42, 1968, S. 205–207.
  • Wolfgang Kofler, Simon Wirthensohn, Stefan Zathammer (Hrsg.): Joseph Resch und das lateinische Schultheater des 18. Jahrhunderts (= NeoLatina). Tübingen 2020.
  • Martin Korenjak, Florian Schaffenrath, Lav Šubarić, Karlheinz Töchterle (Hrsg.): Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol. Wien / Köln / Weimar 2012, ISBN 978-3-205-78868-3, S. 682–688, 714, 756–761, 799–800 (oapen.org).
  • Egon Kühebacher: Joseph Resch. Zum 200. Todestag des großen Tiroler Historikers. In: Der Schlern. Band 56, 1982, S. 435–440.
  • Johannes Chrysostomos Mitterrutzner: Ein Blatt der Erinnerung an Dr. Joseph Resch, Gymnasial-Präfekt zu Brixen und Geschichtsschreiber. In: Programm des kaiserl. königl. Gymnasiums in Brixen. Band 32. Brixen 1882, S. 24–32 (tessmann.it).
  • Karl Mutschlechner: Das Jesuitentheater in Brixen im 18. Jahrhundert. Dissertation: Università degli studi di Padova, Padua 1975/1976.
  • Josef Nössing: Die Anfänge der modernen Tiroler Geschichtsschreibung oder das Problem mit der geschichtlichen Wahrheit. In: Der Schlern. Band 71, 1997, S. 363–371.
  • Johann Rosbichler: Joseph Resch. Größtentheils aus, vom Pf. Joh. Rosbichler Chor-Beneficiaten zu Brixen eingesandten Nachrichten. In: Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. Band 3, 1808, S. 39–58 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ekkart SauserResch, Joseph. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 56–57.
  • Franz Anton Sinnacher: Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche zu Säben und Brixen in Tyrol. Band 1. Brixen 1821, S. III–XXXII, XLVI–LXIV (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Anton Weis: Resch, Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 237–239.
  • Stefan Zathammer: Joseph Resch: Leben und Werk. Ein Überblick. In: Brixner Schultheater im 18. Jahrhundert (Universität Innsbruck). 8. Februar 2020, abgerufen am 28. Mai 2020.

Einzelnachweise

  1. Fälschlich wird in der Sekundärliteratur oft (so auch noch Sauser 1994, Sp. 56 und jüngst wieder Gelmi 2019, S. 67) das kleine Dorf Heiligkreuz (ehedem Gampas) bei Hall in Tirol als Geburtsort genannt. In Wahrheit war Resch aber ein gebürtiger Haller, wie sich aus den Büchern der dortigen Stadtpfarre ergibt (vgl. Hochenegg 1968, S. 205).
  2. Bitschnau/Obermair 2009, S. XXVI–XXVIII (mit Abdruck).
  3. Vgl. Grass 1962, S. 179.
  4. Vgl. Gelmi 2007, S. 138; Bitschnau/Obermair 2009, S. XIX–XXV (mit Abdruck der von Resch konzipierten Archiveinteilung).

Weblinks

Wikisource: Joseph Resch (Historiker) – Quellen und Volltexte