Justus Heinrich Müller

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Justus Heinrich Müller (* 29. September 1783 in Kassel; † 28. Oktober 1825 in Göttingen) war ein deutscher Architekt und Baubeamter.

Leben

Müller war der Sohn des Kammerdieners Johann Heinrich Müller und dessen Ehefrau Christina Müller geb. Schad. Der Vater diente Friedrich Wilhelm von Veltheim als Kammerdiener, der wahrscheinlich dem Sohn Justus Heinrich Müller eine Ausbildung an der Kunstakademie Kassel ermöglichte. Nach der Ausbildung war Müller wahrscheinlich ab 1801 in der kurhessischen Bauverwaltung tätig, von 1803 bis 1805 studierte er an der Georg-August-Universität Göttingen Mathematik. 1809 erhielt er einen Lehrauftrag für Geometrie und Baukunst.

1810 errichtete Müller das Gewächshaus im Botanischen Garten Göttingen, woraufhin er 1810 zum Distriktsingenieur für öffentliche Bauten im Leine-Département des Königreichs Westphalen wurde. In dieser Stellung war er zuständig für den Bau von Kasernen, Brücken und Gefängnissen sowie für Aufträge aus Fürstenhäusern. Ab 1811 war Müller zusätzlich Universitäts-Baumeister. Zusammen mit Friedrich Weinbrenner baute er 1812 die Paulinerkirche in Göttingen um.

Im Jahr 1814 wurde Müller Klosterbaumeister, 1817 übernahm er zusätzliche Bauaufgaben in verschiedenen Ämtern. Im selben Jahr unternahm er eine Kunstreise nach Dresden, Leipzig und Berlin. Ein Jahr später heiratete er Dorothee Jewe in Genin. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, darunter der Maler und Bildhauer Ernst Müller.

Müllers bedeutendstes Werk war die Neue Anatomie in Göttingen, die jedoch erst nach seinem Tod von Otto Praël ausgeführt wurde.

Bauten und Entwürfe

  • 1803–1806: Vollendung der Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11
  • 1809: Neues Gewächshaus im Botanischen Garten Göttingen, Untere Karspüle (abgebrochen)
  • 1812: Umbau der Pauliner-Kirche in Göttingen für die Universitäts-Bibliothek, Papendiek 12 (1944 kriegszerstört, wiederaufgebaut ohne den historischen Büchersaal)
  • 1819: eisernes Stakett für das Grabmal Erichs I. in Hann. Münden, in der St.-Blasius-Kirche
  • 1821: Umbau eines Hauses zur Tierarzneischule in Göttingen, Groner Landstraße 1 (nach 1892 abgebrochen)
  • 1821–1822: Neubau der Universitäts-Apotheke in Göttingen, Markt 6
  • 1821–1822: Ausbau der ehemaligen St.-Nikolai-Kirche zur Universitätskirche in Göttingen, Nikolaikirchhof 1
  • 1821: Säulenhalle für den Empfang König Georgs IV. in Göttingen, Weender Straße (1905 abgebrochen)
  • 1822–1824: Justizkanzlei in Göttingen, Wilhelmsplatz 2
  • vor 1825: Entwurf für die Neue Anatomie in Göttingen, Berliner Straße (1827 bis 1929 von Otto Praël ausgeführt, 1945 kriegszerstört)

Literatur

  • Thomas Appel: Göttinger Künstlerlexikon. Maler – Grafiker – Bildhauer – Architekten. Vom 14. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2022, ISBN 978-3-86395-504-5, S. 411 f. ([1])