Jutta Heinz
Jutta Heinz (* 8. Dezember 1962 in Kassel) ist eine germanistische Literaturwissenschaftlerin mit den Forschungsschwerpunkten Aufklärung, literarische Anthropologie, Editionsphilologie, weibliches Schreiben und Popularphilosophie.
Leben
Heinz wuchs in Kassel auf und legte 1980 an der Jacob-Grimm-Schule das Abitur ab. Sie begann ein Studium der Diplom-Journalistik an der Universität Dortmund, erwarb 1983 das Vordiplom und absolvierte danach eine Ausbildung zur Redakteurin in der 22. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule München. 1985 nahm sie ein Magisterstudium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf, das sie 1991 abschloss. Gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes promovierte sie 1995 mit einer Arbeit zum anthropologischen Roman der Aufklärung. Von 1995 bis 2012 war sie als Assistentin und Oberassistentin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena angestellt, wo sie sich 2003 mit einer Arbeit zum Kulturroman habilitierte. Ab 2013 vertrat sie mehrfach Professur- und Mitarbeiterstellen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.[1] Seit 2020 ist sie Leiterin der Arbeitsstelle Tübingen des Goethe-Wörterbuchs.[2]
Forschungsschwerpunkte
In Jena war Heinz als Teilprojektleiterin über mehrere Antragsphasen hinweg im von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich 482 (‚Ereignis Weimar/Jena. Kultur um 1800‘) tätig, der zwölf Jahre lang interdisziplinär die Konstellationen untersuchte, die zur Herausbildung der Weimarer Klassik geführt haben.[3] In diesem Rahmen entstand ihre Habilitationsschrift, die eine kulturwissenschaftliche Lektüre zweier zentraler Romane der Zeit erprobt: Christoph Martin Wielands Geschichte des Aristipp und einige seiner Zeitgenossen, 1800–1802, und Johann Wolfgang von Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre, 1821/1829.
Ein weiteres Ergebnis der Projektarbeit war eine 2011 gemeinsam mit Jochen Golz publizierte Neuausgabe des Journal von Tiefurt.[4] 2007 erschien das von ihr herausgegebene Wieland-Handbuch.[5] Jutta Heinz ist seit 2007 Mitglied im Wissenschaftsbeirat des Wieland-Archivs Biberach[6] und wirkte in dieser Funktion mehrfach in der Jury des Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreises mit.[7]
Jutta Heinz ist an der Jenaer Edition der Werke von Johann Karl Wezel mit mehreren Bänden beteiligt.[8] Für die historisch-kritische Frankfurter Brentano-Ausgabe (FBA) hat sie zwei Kommentarbände zu Clemens Brentanos Dramen erstellt.[9] Seit 2003 ist sie Vorstandsmitglied in der Johann-Karl-Wezel-Gesellschaft, deren Vorsitz sie 2009 übernahm. Sie gab mehrere Bände des Wezel-Jahrbuchs[10] mit heraus und veröffentlichte eine Autorenmonographie und eine Anthologie zu Johann Karl Wezel.[11]
Weitere Forschungsschwerpunkte sind Literatur und Philosophie der Aufklärung sowie die Auseinandersetzung mit weiblichen Autorinnen und Schreibweisen.[12]
Autorentätigkeit
Jutta Heinz ist seit 2008 Redaktionsmitglied bei der populärphilosophischen Zeitschrift Der blaue Reiter.[13] Sie veröffentlichte dort regelmäßig Beiträge zum philosophischen Lexikon der Zeitschrift, die auch gesondert in einem eigenen Band erschienen.[14]
Publikationen
Monographien
- Wissen vom Menschen und Erzählen vom Einzelfall. Untersuchungen zum anthropologischen Roman der Spätaufklärung (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. Band 6 [240]). De Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 978-3-11-015145-9; elektronisches Reprint 2011, ISBN 978-3-11-175288-4.
- Narrative Kulturkonzepte. Wielands ‚Aristipp‘ und Goethes ‚Wilhelm Meisters Wanderjahre‘. Zu Begriff und Theorie der Kultur in Wissenschaften und Literatur (= Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen. Band 13). Winter. Heidelberg 2006, ISBN 978-3-8253-5135-9.
- Johann Karl Wezel (= Meteore. Band 4). Wehrhahn, Hannover 2010, ISBN 978-3-86525-173-2.
- Clemens Brentanos dramatisches Frühwerk. Eine produktionsästhetische Studie (= Texte und Beiträge zur Romantik und ihrer Wirkung. Band 3). Winter, Heidelberg 2019, ISBN 978-3-8253-4629-4.
Herausgeberschaften
- mit Kathrin Blöss: Johann Karl Wezel: Versuch über die Kenntniß des Menschen. Pädagogische Schriften. Rezensionen. Band 7 der Gesamtausgabe in 8 Bänden. Mattes, Heidelberg 2002, ISBN 978-3-930978-07-6.
- Wieland-Handbuch. Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02222-6; online-Ausgabe: ISBN 978-3-476-05021-2.
- mit Jochen Golz: »Es ward als ein Wochenblatt zum Scherze angefangen«. Das Journal von Tiefurt (= Schriften der Goethe-Gesellschaft. Band 74). Wallstein, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0957-9.
- Clemens Brentano: Lesarten und Erläuterungen zu Dramen II/2. Band 15.3 der Frankfurter Brentano-Ausgabe: Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-022393-6.
- mit Wolfgang Hörner: Johann Karl Wezel: Robinson Krusoe. Band 2.2 der Gesamtausgabe in 8 Bänden. Mattes, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-86809-042-0.
Weblinks
- Literatur von und über Jutta Heinz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von Jutta Heinz in ORCID
- Homepage Universität Freiburg
- Homepage Goethe Wörterbuch
- Homepage Jutta Heinz
- Blog Schoengeistinnen
Einzelnachweise
- ↑ Akademische Laufbahn PD Dr. Jutta Heinz — Neuere Deutsche Literatur. In: Uni Freiburg. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Personen. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ SFB 482: Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. In: DFG - GEPRIS. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Jutta Heinz, Jochen Golz, Cornelia Ilbrig, Nicole Kabisius, Matthias Löwe: "Es ward als ein Wochenblatt zum Scherze angefangen" : das Journal von Tiefurt. Wallstein, Göttingen, Niedersachs 2011, ISBN 978-3-8353-0957-9.
- ↑ Jutta Heinz: Wieland-Handbuch : Leben - Werk - Wirkung. J.B. Metzler'sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-476-05021-2.
- ↑ Mitglieder der Stiftungsgremien. In: Wieland Stiftung Biberach. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Zwischen Diplomatenjargon und Phrasendrescherei. In: Der Tagesspiegel Online. 11. Juni 2015, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2022]).
- ↑ Mattes Verlag Heidelberg. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Frankfurter Brentano-Ausgabe. Abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
- ↑ Wezel-Jahrbuch. In: Wehrhahn Verlag. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Johann Carl Wezel: Bekenntnisse eines glücklichen Skeptikers : ein Johann-Karl-Wezel-Lesebuch. Heidelberg 2019, ISBN 978-3-86809-123-6.
- ↑ Jutta Heinz, Cornelia Ilbrig, Nicole Kabisius: Zitate kluger Frauen. Weimarer Verlagsgesellschaft, Weimar 2014, ISBN 3-86539-692-5.
- ↑ Journal für Philosophie – der blaue reiter: REDAKTION. Abgerufen am 20. Februar 2022.
- ↑ Jutta Heinz: Ein Leuchtturm für Sokrates 26 Alltagsbegriffe philosophisch durchleuchtet. Heidelberg 2011, ISBN 978-3-86809-054-3.
Personendaten | |
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NAME | Heinz, Jutta |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Literaturwissenschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1962 |
GEBURTSORT | Kassel |