Körber (Unternehmensgruppe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Körber AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 14. Juli 1946[1]
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung Stephan Seifert, Vorstandsvorsitzender[2]
Mitarbeiterzahl 10.665 (2021)[3]
Umsatz 2,03 Mrd. Euro (2021)[3]
Branche Maschinenbau, Technologie
Website koerber.com
Stand: 31. Dezember 2021

Die Körber AG mit Sitz in Hamburg ist eine strategische Management-Holding, die den Konzern mit den fünf Geschäftsfeldern Digital, Pharma, Supply Chain, Tissue und Technologies führt. Mit rund 10.000 Mitarbeitern und mehr als 100 Standorten[4] weltweit erzielte die Gruppe 2020 einen Umsatz von 2,03 Milliarden Euro.[3]

Geschichte

1946 bis 1992

Kurt A. Körber bahnte in Hamburg am 14. Juli 1946 die ersten Geschäfte an. Am 1. Februar 1947 errichtete er die Hauni Maschinenfabrik Körber & Co. KG (ab 1958: Hauni-Werke Körber & Co. KG).[5] Innerhalb des Stadtteils Bergedorf zog das Unternehmen, das sich anfänglich ausschließlich mit dem Bau von Maschinen für die Tabakindustrie befasste, 1953 an einen neuen Standort; ein Jahr später beschäftigte es mehr als 1.000 Mitarbeiter.[6] Die internationale Expansion begann 1948: Kurt A. Körber stellte über den exilierten Eric Warburg Kontakte zu amerikanischen Zigarettenherstellern her,[7] reüssierte mit seinen Maschinen 1951 auf einer Amsterdamer Fachmesse für Tabak[8] und erreichte mit seinem Unternehmen 1953 einen Exportanteil von 80 Prozent – in 48 Staaten waren damals Maschinen aus den Hauni-Werken im Einsatz.[9] 1955 errichtete das Unternehmen eine Niederlassung in Richmond (Virginia), der bis Mitte der 1960er-Jahre weitere folgten.[10]

1970 setzte mit dem Kauf von E. C. H. Will, einem in Hamburg-Lokstedt ansässigen Hersteller von Maschinen für die Papierverarbeitung, die Diversifikation ein. Die neue Sparte wurde 1976 mit dem Zukauf der Womako Maschinenkonstruktion GmbH (Stuttgart) gestärkt.[11] Auf Bitten des Bundeskanzlers Helmut Schmidt erwarb Körber 1978 den Schleifmaschinen-Hersteller Blohm in Bergedorf.[12] Daraus entstand die damals dritte Sparte des Unternehmens.[13] Durch die Übernahme der Schaudt Maschinenbau GmbH (Stuttgart und Ellwangen) im Jahr 1983 ergab sich auch hier eine breitere Basis.[14] Mitte der 1980er-Jahre erwirtschaftete der Konzern erstmals einen Umsatz von mehr als einer Milliarde DM.[14] Am 17. Juni 1987 erfolgte die Konzernumbildung durch Gründung der Körber AG, in ihr ging die Hauni-Werke Körber & Co. KG auf.[15]

Seit 1992

Nach dem Tod des Gründers Kurt A. Körber am 10. August 1992 ging das Eigentum an der Körber AG auf die Körber-Stiftung über. Diese Stiftung hielt bis dahin 34,9 Prozent der Aktien und war aus der zum 1. Januar 1981 vollzogenen Fusion der 1959 gegründeten Kurt A. Körber Stiftung mit der 1969 errichteten Hauni Stiftung hervorgegangen.[16] Die jährliche Dividende der Aktiengesellschaft wird seither vollständig an die gemeinnützige Körber-Stiftung ausgeschüttet.[17]

1995 wurde die Körber AG zur Management-Holding, die die damals drei Konzernsparten führte.[18] Schleifring, also der Schleifmaschinen-Bereich, stand in den 1990er-Jahren aufgrund von Restrukturierungskosten, Wechselkursen, schwankenden Rohstoffpreisen und einem harten Preiskampf in der Branche unter Druck.[19] Die Sparte der Papierverarbeitung expandierte in diesen Jahren, unter anderem durch den Kauf von zwei italienischen Unternehmen für die Herstellung und Verpackung von Tissue-Produkten,[20] ferner durch den Einstieg[21] beziehungsweise die Mehrheitsbeteiligung an einem Maschinenbauer für die Produktion von Briefumschlägen und anderen Papierprodukten.[22] Im Bereich der Papierverarbeitungsmaschinen veräußerte Körber 2012 mehrere Tochterunternehmen, unter anderem E. C. H. Will.[23]

2002 war das Unternehmen in einen neuen Markt eingestiegen, den für die Verpackung von pharmazeutischen Produkten.[24] Dieser Bereich wurde in den Folgejahren durch Zukäufe ausgebaut[25] und bildete ab 2009 eine eigene Konzernsparte.[18]

Infolge einer Reihe von Umstrukturierungen gliederte sich Körber 2015 in sieben Sparten: Automation, Logistik-Systeme, Werkzeugmaschinen, Pharma-Systeme, Tissue, Tabak und Unternehmensbeteiligungen.[26] 2017 kam das Geschäftsfeld Körber Digital hinzu, das sich mit der Digitalisierung des Konzerns und der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle befasst.[27] Ein Jahr später wurden die Sparten Werkzeugmaschinen und Automation veräußert.[28] Seit 2020 tritt der Konzern mit seinen Geschäftsfeldern und Unternehmen unter einer Marke auf: Körber. Eine Ausnahme bildet das Geschäftsfeld Tabak, das sich im Markt als Hauni Group präsentiert.[29]

Konzernstruktur

Der Konzern ist in fünf Geschäftsfeldern aktiv:[30][31]

  • Das Geschäftsfeld Digital befasst sich mit der digitalen Weiterentwicklung des gesamten Konzerns und entwickelt neue digitale Geschäftsmodelle.
  • Das Geschäftsfeld Pharma bietet Lösungen für Prozesse bei der Herstellung, Prüfung und Verpackung von Arzneimitteln sowie für die Rückverfolgbarkeit dieser Produkte.
  • Der Schwerpunkt des Geschäftsfelds Supply Chain liegt auf Technologien für die Logistik. Das Leistungsangebot umfasst Software, Automatisierungslösungen, Sprachanwendungen, Robotik sowie Transportsysteme.
  • Im Geschäftsfeld Tissue geht es um Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen für Hygienepapiere (Toilettenpapier, Küchenrollen, gefaltete Papiertaschentücher und Papierhandtücher).
  • Das Geschäftsfeld Tabak unterstützt Produzenten in den Bereichen Tabakverarbeitung, Filter- und Zigarettenherstellung, Mess- und Analysegeräte sowie Aromastoffe – auch im Bereich neuer Tabakprodukte in den Kategorien Heat-Not-Burn[32][33] und Vaping.[34] Hier werden zudem Maschinen für die rechtskonforme Produktion von Trinkhalmen angeboten.[35]

Literatur

  • Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, St. James Press, Farmington Hills, San Francisco, New York [u. a.] 2016, S. 351–356 (englisch).
  • Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter. Mit einem Vorwort von Helmut Schmidt. Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2002, ISBN 978-3-89684-020-2.

Weblinks

Commons: Körber AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 48.
  2. Impressum der Unternehmenswebsite, abgerufen am 13. Juni 2022.
  3. a b c Körber AG: Konzern-Kennzahlen der Körber AG. In: koerber.com. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  4. Angaben auf der Website der Körber AG. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  5. Siehe Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 48 und S. 54. Siehe auch Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, S. 352.
  6. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 65.
  7. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 74.
  8. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 62.
  9. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 69.
  10. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 75 f.
  11. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 84 f.
  12. Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, S. 354.
  13. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 85–87.
  14. a b Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 88.
  15. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 89.
  16. Josef Schmid, Dirk Wegner: Kurt A. Körber. Annäherungen an einen Stifter, S. 85, S. 91, S. 123, S. 172 und S. 179.
  17. Kurt A. Körber und seine Stiftung. In: Bergedorfer Zeitung, 16. Dezember 2014.
  18. a b Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, S. 353.
  19. Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, S. 355.
  20. Körber AG: Korsettstangen für die ostdeutschen Werkzeugmaschinen. Programme und Firmen gekauft. In: Handelsblatt, 8. Juli 1994.
  21. Körber AG steigt bei Winkler ein. In: Handelsblatt, 3. Januar 2001.
  22. Maschinenbauer Körber wächst durch Zukäufe. In: Wirtschaftswoche online, 2. Juni 2005.
  23. Körber AG verkauft Paper Systems an Investorengruppe. In: Deutscher Drucker Nr. 7, 1. März 2012.
  24. Körber steigt in neues Segment ein. In: Handelsblatt, 19. Dezember 2001.
  25. André Herbst: Innovativ, aber ohne Erfolg: Aus für den MediFalter. In: Bergedorfer Zeitung, 1. Februar 2013. Körber geht nach Tschechien und lässt falten. In: Hamburger Morgenpost, 31. Mai 2006. Maschinenbauer Körber nutzt Krise für Zukäufe. In: Handelsblatt, 6. Mai 2009. Seidenader übernommen. In: Packreport, 1. Februar 2011. Erwerb von Werum. In: Packreport, 28. April 2014. Erwerb der Fargo Automation durch Körber abgeschlossen. In: neue-verpackung.de. 4. Januar 2017, abgerufen am 25. Januar 2021.
  26. Evelyn Hauser, aktualisiert von M. L. Cohen: Körber AG. In: International Directory of Company Histories. Bd. 173, S. 353 und S. 356.
  27. Niklas Wirminghaus: Körber macht aus seiner Digitaleinheit eine Start-up-Fabrik. In: Capital. 29. Juni 2020, abgerufen am 26. Januar 2021.
  28. Körber-Konzern verkauft Sparten: Gewinn fast verfünffacht. In: Die Welt. 3. Juni 2019, abgerufen am 25. Januar 2021. Stefan Weinzierl: Verkauft: United Grinding hat neue Eigentümer. In: produktion.de. 3. Juli 2018, abgerufen am 25. Januar 2021.
  29. Körber – eine Marke, ein Versprechen. Abgerufen am 25. Januar 2021 (Informationen des Unternehmens zu seiner Markenpolitik ab 2020).
  30. Übersicht in Körber AG: Geschäftsbericht 2018. Hamburg, S. 80 (koerber.com [PDF]).
  31. Zur Gliederung siehe auch Martin Kopp: Körber-Maschinen derzeit gefragt. Hamburger Konzern liefert Lösungen für Verpackungen von Corona-Impfstoff. In: Bergedorfer Zeitung, 3. Dezember 2020.
  32. Hierbei wird Tabak mit einem Heizsystem erhitzt, jedoch nicht verbrannt, wie es beispielsweise bei herkömmlichen Zigaretten der Fall ist. Siehe hierzu Katrin Schaller, Sarah Kahnert, Silke Kropp, Ute Mons: Tabakerhitzer. In: Deutsches Krebsforschungszentrum (online). 2018, abgerufen am 26. Januar 2021.
  33. Thomas Voigt: Fast wie vor der Krise: Hauni hat sich erholt. In: Bergedorfer Zeitung, 15. Juni 2018.
  34. Ein Beispiel für entsprechende Aktivitäten bei Chris Burt: Facial biometrics from Authenteq integrated with vaping products to cut underage use. In: biometricupdate.com. 15. Oktober 2019, abgerufen am 26. Januar 2021 (englisch).
  35. Anni Schleicher: Safety first: 360° Foodservice establishes EU paper straw charter amid “unfair and fraudulent” competition. In: packaginginsights.com. 13. April 2021, abgerufen am 8. November 2021 (englisch).

Koordinaten: 53° 33′ 2,3″ N, 10° 1′ 39,5″ O