Kabel BW

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von KabelBW)
Kabel BW GmbH

KabelBW.png
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 2000
Auflösung 2015
Auflösungsgrund Zusammenschluss mit Unitymedia
Sitz Heidelberg, Deutschland
Leitung Lutz Schüler (Vorsitzender der Geschäftsführung)(stand 2015)
Mitarbeiterzahl 798[1]
Umsatz 606,6 Mio. Euro[2]
Branche Telekommunikation, Medien
Website www.kabelbw.de
Stand: 31. Dezember 2011

Kabel BW (ursprünglich Kabel Baden-Württemberg) war bis zur Fusion mit Unitymedia zum 1. Juli 2012 ein deutscher Kabelnetzbetreiber mit Sitz in Heidelberg, der im Jahr 2000 mit dem Verkauf des Netzes der Deutschen Telekom in Baden-Württemberg entstanden ist.[3] 2011 wurde das Unternehmen von Liberty Global übernommen und mit Unitymedia zu Unitymedia KabelBW fusioniert.[4] Kabel BW wurde seitdem als Vertriebsmarke des neuen Unternehmens für Baden-Württemberg weitergeführt.[5] Die Kabel BW GmbH blieb dabei zunächst als abhängige Tochtergesellschaft bzw. interne organisatorische Gliederung der Unitymedia KabelBW GmbH bestehen.[6] Zwischenzeitlich firmierte die Gesellschaft unter Unitymedia BW GmbH,[7] die mittlerweile als Vodafone BW GmbH[7] zu Vodafone Deutschland gehört.

Geschichte

Zentrale in Heidelberg

Ende der 1990er Jahre gliederte die Deutsche Telekom ihr bundesweites Breitbandkabelnetz in die Kabel Deutschland GmbH aus.[8] Die neun regionalen Gesellschaften sollten auf Druck der Europäischen Kommission an Investoren verkauft werden.[9] Tatsächlich erwarb die US-amerikanische Betreibergesellschaft Callahan & Associates 55 Prozent von Kabel Baden-Württemberg[10], 2003 trennte sich die Deutsche Telekom auch von den übrigen Anteilen.[11] Dadurch wurde ein Konsortium internationaler Banken und Pensionsfonds unter Führung von Blackstone neuer Eigentümer des Unternehmens.[12] Ein Jahr später wollte Kabel Deutschland sowohl ish aus Nordrhein-Westfalen und iesy aus Hessen als auch Kabel BW übernehmen, wodurch große Teile des bundesweiten Kabelnetzes wieder vereint wären.[13] Die Übernahme scheiterte jedoch am Widerstand der Kartellbehörden.[14]

2006 beschwerte sich das Unternehmen gemeinsam mit dem Verband deutscher Kabelnetzbetreiber ANGA erfolgreich bei der Europäischen Kommission über die Subventionierung von DVB-T durch einige Landesmedienanstalten. Das Unternehmen betrachtete die finanzielle Unterstützung des Aufbaus der Infrastruktur als unzulässige staatliche Beihilfe.[15] Die EU-Kommission folgte der Argumentation und untersagte neben Berlin-Brandenburg auch Nordrhein-Westfalen die Förderung von DVB-T mit öffentlichen Mitteln.[16] Klagen des Bundes und der betroffenen Medienanstalten gegen die Entscheidung wurden abgewiesen.[17] Sie argumentierten, dass im Sinne des Wettbewerbs auch der private Rundfunk an neuen TV-Verbreitungsverfahren teilhaben müsse.[18] Außerdem wären über DVB-T keine Triple-Play-Angebote realisierbar, weshalb keine Konkurrenz für die Kabelnetzbetreiber entstehe.

2006 verkaufte die Blackstone Group die Firma Kabel BW an die schwedische EQT.[19] Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, in Medienberichten aber auf 1,3 Milliarden Euro beziffert.[20] Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete Kabel BW 2,3 Millionen Kunden und 3,5 Millionen anschließbare Haushalte.[21] Das Unternehmen zog nach der Übernahme die zunächst für 2010 vorgesehene Modernisierung des Netzwerks zwei Jahre vor, um Kunden schnelle Internetanschlüsse bereitstellen zu können.[22] Außerdem baute Kabel BW sein Netz durch Übernahmen aus: So wurden die Aktivitäten von Tele Columbus in Baden-Württemberg übernommen, wodurch Kabel BW 400.000 neue Kunden erhielt.[23] Damit wurde insbesondere die Blockade der Modernisierung des Kabelnetzes in der Landeshauptstadt Stuttgart beendet.[24] Kabel BW kaufte weitere Inselnetze und kleinere Anbieter, etwa DiTRA vom Energiekonzern EnBW.[25]

2007 verlor das Unternehmen einen Rechtsstreit gegen die Deutsche Telekom, wodurch der Kabelnetzbetreiber den Slogan „Die Nummer 1 in Baden-Württemberg“ nicht mehr verwenden durfte. Das Unternehmen ersetzte ihn ab Ende 2007 durch „Einfach clever“, der nach dem späteren Zusammenschluss mit Unitymedia gestrichen wurde.[26] 2010 gab der Eigentümer EQT bekannt, dass Kabel BW verkauft werden soll.[27] Daraufhin erwarb Liberty Global das Unternehmen für 3,16 Milliarden Euro[28], nachdem man zuvor bereits Unitymedia gekauft hatte.[29] Beide Kabelnetzbetreiber wurden im Juli 2012 in der Dachgesellschaft Unitymedia KabelBW zusammengeführt[30] und Kabel BW blieb dabei zunächst als zweite Vertriebsmarke neben Unitymedia erhalten.[31] Seit April 2015 tritt das Unternehmen im gesamten Vertriebsgebiet (Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg) einheitlich unter der Unternehmensmarke Unitymedia (vorübergehend gab es auch eine Unternehmensmarke der Dachgesellschaft Unitymedia Kabel BW) auf. Die Vertriebsmarke Kabel BW wurde zu diesem Zeitpunkt eingestellt.[32]

Logos

Kritik

Die Stiftung Warentest führte 2011 einen Test der Hotlines großer Telefonanbieter durch, bei dem neben Versatel auch Kabel BW ein besonders schlechtes Ergebnis erzielte. Die Tester kritisierten, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend geschult seien. Beispielsweise wurde Anrufern irrtümlich die maximal erreichbare Geschwindigkeit eines Internettarifs garantiert, obwohl es sich um „bis zu“-Angaben handelte.[33]

Einzelnachweise

  1. Annual Report for Year Ending December 31, 2011. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Kabel BW, S. 75, archiviert vom Original am 28. April 2014; abgerufen am 26. März 2014 (englisch, 432 KB).
  2. Annual Report for Year Ending December 31, 2011. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Kabel BW, S. 42, archiviert vom Original am 28. April 2014; abgerufen am 26. März 2014 (englisch, 432 KB).
  3. Telekom versilbert Kabelnetz in Baden-Württemberg. In: heise online. 18. Mai 2000, abgerufen am 12. März 2014.
  4. Rita Deutschbein: Zusammenschluss vollzogen: Unitymedia Kabel BW entsteht. In: teltarif. 3. Juli 2012, abgerufen am 10. März 2014.
  5. Thorsten Neuhetzki: Nach der Übernahme: Unitymedia und Kabel BW bleiben. In: teltarif. 24. Januar 2012, abgerufen am 11. März 2014.
  6. Corporate Structure. Unitymedia, abgerufen am 24. April 2014 (Amtsgericht Mannheim, HRB 702325).
  7. a b Handelsregisterauszug von Kabel BW GmbH (HRB 83533). Abgerufen am 6. Juli 2020.
  8. Deutsche Telekom gliedert Kabelgeschäft aus. In: Computerwoche. 11. Januar 1999, abgerufen am 25. März 2014.
  9. Telekom: Kabelverkauf noch 1999. In: Spiegel Online. 11. Juni 1999, abgerufen am 25. März 2014.
  10. Telekom versilbert Kabelnetz in Baden-Württemberg. In: heise online. 18. Mai 2000, abgerufen am 25. März 2014.
  11. Jürgen Kuri: Telekom verkauft restliche TV-Kabelanteile in Baden-Württemberg. In: heise online. 16. Juli 2003, abgerufen am 25. März 2014.
  12. Telekom verkauft Kabel BW. In: n-tv. 16. Juli 2003, abgerufen am 25. März 2014.
  13. Andreas Donath: Kabel Deutschland übernimmt ish, iesy und Kabel BW. In: Golem. 5. April 2004, abgerufen am 25. März 2014.
  14. Jürgen Kuri: Kabel Deutschland sagt Kabelnetz-Fusion ab. In: heise online. 22. September 2004, abgerufen am 25. März 2014.
  15. Kabel BW für Ende von DVB-T-Förderung. In: Digital Fernsehen. 17. Mai 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  16. EU verbietet DVB-T-Förderung. In: Werben & Verkaufen. 24. Oktober 2007, abgerufen am 25. März 2014.
  17. EU-Gericht entscheidet gegen DVB-T-Förderung in Berlin und Brandenburg. In: Digital Fernsehen. 6. Oktober 2009, abgerufen am 25. März 2014.
  18. Jean-Paul Feidt: EU-Kommission untersagt DVB-T-Förderung in NRW. In: Telemedicus. 3. November 2007, abgerufen am 25. März 2014.
  19. Blackstone verkauft Kabel BW an Investor EQT. In: Frankfurter Allgemeine. 25. April 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  20. Jason Singer: Blackstone Agrees to Sell Deutsche Telekom Rival. In: The Wall Street Journal. 26. April 2006, abgerufen am 25. März 2014 (englisch).
  21. Blackstone kappt die Verbindung. In: manager magazin. 26. April 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  22. Jürgen Kuri: Schwedischer Investor EQT kauft Kabel BW. In: heise online. 26. April 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  23. Kabel BW kauft Tele-Columbus-Netze. In: Digital Fernsehen. 7. August 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  24. Jürgen Kuri: Kabel BW darf mit Tele Columbus Baden-Württemberg fusionieren. In: heise online. 20. Oktober 2006, abgerufen am 25. März 2014.
  25. Marie-Anne Winter: Kabel BW kauft EnBW-Tochter DiTRA. In: teltarif. 17. Dezember 2003, abgerufen am 25. März 2014.
  26. Ingo Rentz: Spot-Premiere: Wie Kabel BW nach dem Merger mit Unitymedia auftritt. In: Horizont. 28. September 2012, abgerufen am 25. März 2014.
  27. EQT will sich von seiner Tochter Kabel BW trennen. In: Horizont. 30. November 2010, abgerufen am 25. März 2014.
  28. US-Konzern gewinnt den Bieterkampf um Kabel BW. In: Handelsblatt. 21. März 2011, abgerufen am 25. März 2014.
  29. Björn Greif: Liberty Global kauft Unitymedia für 3,5 Milliarden Euro. In: ZDNet. 13. November 2009, abgerufen am 25. März 2014.
  30. Rita Deutschbein: Zusammenschluss vollzogen: Unitymedia Kabel BW entsteht. In: teltarif. 3. Juli 2012, abgerufen am 25. März 2014.
  31. Folker Lück: Unitymedia und KabelBW unter einem Dach. In: CRN. Weka Fachmedien, 9. Juli 2012, archiviert vom Original am 11. Juli 2014; abgerufen am 9. Mai 2022.
  32. Neuer Name: Unitymedia streicht Kabel BW aus der Marke. Verivox, 31. März 2015, abgerufen am 1. April 2015.
  33. Hotlines von Telefonanbietern. Denn sie wissen nicht, was sie tun. Stiftung Warentest, 4. März 2011, abgerufen am 26. März 2014.