Kampf um Debalzewe
Koordinaten: 48° 20′ 0″ N, 38° 25′ 0″ O
Ukrainischer T-64-Panzer bei Debalzewe im Februar 2015
Datum | 16. Januar 2015 bis 18. Februar 2015 |
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Ort | Debalzewe, Oblast Donezk, Ukraine Ukraine |
Ausgang | Debalzewe von prorussischen Kräften erobert |
Konfliktparteien | |
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Volksrepublik Donezk Volksrepublik Donezk | |
Befehlshaber | |
Volksrepublik Donezk Alexander Sachartschenko | |
Verluste | |
184 Gefallene, |
mind. 70 Gefallene[2] |
Der Kampf um Debalzewe war ein vier Wochen andauernder Kampf im Januar und Februar 2015 um die 25.000 Einwohner zählende Stadt Debalzewe im Donbass in der Ukraine. Er entwickelte sich im Rahmen des Ukraine-Kriegs seit 2014 zwischen ukrainischen Truppen und den Milizen, die für die international nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk kämpften sowie verdeckten Streitkräften Russland[3]. Er fand teilweise parallel zu und auch noch nach dem Abschluss des Abkommens Minsk II statt und endete mit einer Niederlage für die Ukraine.
Vorgeschichte
In der ersten Jahreshälfte 2014 wurde Debalzewe von bewaffneten Milizen besetzt, die sich nach der Bildung einer Übergangsregierung in der Ukraine mit russischer Unterstützung gebildet hatten. In einer Offensive im Sommer 2014 erkämpfte die ukrainische Armee das Gebiet zurück,[4] das seitdem einen Keil zwischen den proklamierten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine bildete und die direkte Fernstraßen- und Bahnverbindung zwischen den sogenannten Volksrepubliken unterbrach.
Da sich in Debalzewe ein für die Region wichtiger Bahnhof an der Bahnverbindung zwischen Donezk und Luhansk befindet und dort auch die beide Städte verbindende Fernstraße M 04 verläuft, war die Stadt von strategischer Bedeutung.
Kampf 2015
Der Ort Debalzewe liegt etwa auf halber Strecke an der Staatsstraße M 04 zwischen der Donezk und Luhansk. Nach Norden führt die Staatsstraße M 03 nach Bachmut (ehem. Artemiwsk), die bis Februar 2015 unter ukrainischer Kontrolle war.[5] Ab Januar 2015 griffen die feindlichen Truppen die Regierungstruppen an der M 03 mit schweren Waffen an und es drohte die Einschließung.[6]
Am 5. Februar meldeten die regierungsfeindlichen Kräfte die Eroberung von Wuhlehirsk,[7][8] und am 9. Februar die des an der M 03 liegenden Dorfes Lohwynowe (
⊙). Am 17. Februar 2015, also am dritten Tag nach dem offiziellen Beginn der in „Minsk II“ ausgehandelten Waffenruhe, drangen Bewaffnete in den Ort ein.[9] Nachdem mehreren tausend Soldaten der ukrainischen Streitkräfte die vollständige Einkesselung drohte, verließen sie unter weiterem Beschuss der Rebellen die Stadt in Richtung Bachmut, unter Zurücklassung von Teilen ihres Materials.[10]
Am 18. Februar gab der Präsident der Ukraine Petro Poroschenko den Rückzug der ukrainischen Armee aus der Stadt bekannt, die seither unter Kontrolle der Milizen steht.[11] Bei den Kämpfen kamen auch Kampfpanzer vom Typ T-72 der Russischen Streitkräfte zum Einsatz. Die Besatzungen bestanden aus russischen Soldaten, welche wussten, dass es zum Kampf in der Ukraine geht, als ihre Gruppen zusammengestellt worden waren.[12]
Rechtliche Einordnung
Der Angriff und die Eroberung war eine doppelte Verletzung seitens der Rebellen: Und zwar sowohl des Minsk-I-Abkommens als auch des aktuell ausgehandelten Minsk II-Abkommens, welches das abtrünnige Gebiet auf den Umfang vom 16. September 2014 festgelegt hat.[13]
Zu diesem Zeitpunkt gehörte Debalzewe erstens nicht zum von den Rebellen besetzten Gebiet.[5] Zweitens bestand zum Zeitpunkt der Eroberung schon seit mehreren Tagen mit Minsk II ein bereits in Kraft getretener Waffenstillstand, der von den Rebellenmilizen ignoriert wurde.
Gemäß ukrainischen Quellen wurde im Kampf auch das System TOS-1 „Pinocchio“ eingesetzt. Gemäß dem Genfer Protokoll III über Brandwaffen von 1980 ist der Einsatz eines solchen Systems in der Nähe von ziviler Infrastruktur oder gar Zivilisten verboten.[14]
Folgen
Die Ukraine musste das Gebiet Debalzewe den regierungsfeindlichen Truppen überlassen, die nun über eine direkte Bahnverbindung zwischen den Städten Donezk und Luhansk verfügen und das von ihnen beanspruchte Gebiet auf Kosten der Ukraine erweitert haben. Die Städte Debalzewe[10] und Wuhlehirsk[8] wurden weitgehend zerstört. Bei den Kämpfen starben auf Seite der Ukrainer nach offiziellen Angaben 179 Soldaten, 81 sind noch vermisst und 110 gerieten in Gefangenschaft.[15] Gemäß russischen Oppositionellen um Boris Nemzow sollen in Debalzewe u. a. 70 Russen, welche formal ihren Austritt aus der Armee erklärt hatten, gefallen sein, davon 17 aus einer Fallschirmjäger-Einheit aus Iwanowo.[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ PICTURED: The female separatist commander shelling Ukrainian forces as Putin is accused of stalling a ceasefire to allow the separatists to expand their region dailymail.online am 13. Februar 2015
- ↑ http://www.voanews.com/a/nemtsov-report-220-russian-soldiers-dies-din-ukraine-battles/2764166.html
- ↑ «Wir wussten, es geht in die Ukraine» NZZ, 3. März 2015
- ↑ Ukraine – Debalzewe – der nächste militärische Hotspot der Ostukraine in Tiroler Tageszeitung vom 29. Januar 2015, abgerufen am 8. März 2020.
- ↑ a b Shifting Lines: Russia-Backed Rebels Claim New Territory in Ukraine, Wall-Street-Journal vom 18. Februar 2015, abgerufen am 1. März 2015.
- ↑ Kremlin-backed separatists rain death down on Debeltseve Kyiv-Post vom 20. Januar 2015; abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Miliz verkündet volle Kontrolle über Uglegorsky Lenta.ru vom 5. Februar 2015, abgerufen am 4. März 2015.
- ↑ a b Wuhlehirsk: Stadt fast vollständig zerstört korrespondent.net vom 5. Februar 2015, abgerufen am 4. März 2015.
- ↑ Schlacht um Debalzewe – Zahlreiche Gefangene und viele Tote in FAZ vom 17. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ a b Hier lachen die Rebellen den Waffenstillstand aus, auf Bild.de vom 20. Februar 2015, abgerufen am 4. März 2015.
- ↑ Poroschenko verkündet Rückzug aus Debalzewe Süddeutsche Zeitung am 18. Februar 2015.
- ↑ Bericht eines russischen Soldaten aus der Ukraine FAZ.net vom 12. Mai 2015, abgerufen am 12. Mai 2015
- ↑ Länder-Analysen Nr. 146 Seite 7
- ↑ Protokoll über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes von Brandwaffen Der Bundesrat, 31. Mai 2013: Es ist unter allen Umständen verboten, die Zivilbevölkerung als solche, einzelne Zivilpersonen oder zivile Objekte zum Ziel von Angriffen mit Brandwaffen zu machen.
- ↑ Kampf um Debalzewe: 179 ukrainische Soldaten getötet. In: RP-Online. 21. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Открытая Россия: Путин. Война (Memento des Originals vom 12. Juni 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 23