Kantonsschule Zürcher Oberland
Kantonsschule Zürcher Oberland | |
---|---|
Logo Kantonsschule Zürcher Oberland | |
Schulform | Kantonsschule (Gymnasium) |
Gründung | 1955 |
Adresse |
Bühlstrasse 36 |
Kanton | Zürich |
Staat | Schweiz |
Koordinaten | 702636 / 241680 |
Schüler | 1300[1] |
Leitung | Aleksandar Popov[2] |
Website | www.kzo.ch |
Die Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon (kurz: KZO) ist ein öffentliches Gymnasium des Kantons Zürich. Mit rund 1300 Schülern ist die KZO die drittgrösste Kantonsschule des Kantons Zürich; Teile des Gebäudes stehen unter Denkmalschutz.[3]
Geschichte
Bemühungen, im Zürcher Oberland eine Kantonsschule zu errichten, gehen bis ins Jahr 1871 zurück. Dazumal unternahm der kantonale Erziehungsdirektor Johann Caspar Sieber (ehem. Sekundarlehrer in Wetzikon und Uster) den Vorstoss, Realgymnasien «nach Bedürfnissen in für grössere Landstheile günstig gelegenen Ortschaften» einzurichten. Das Volk lehnte trotz Ja-Empfehlung des Kantonsrats die Gesetzesvorlage ab. 1874 bemühte sich Uster erfolglos um ein Realgymnasium. Auch die im Jahre 1912 eingereichte Gesetzesänderung mit Ziel eines Mittelschulbaus im Zürcher Oberland, lehnte das Stimmvolk ab. Aus der vom Wetziker Alfred Hirzel eingereichten Motion im Kantonsrat resultierte bald eine erneute Gesetzesvorlage. Diese Motion wurde beachtliche 15 Jahre lang «geprüft». Am 20. Dezember 1934 bezeichnete der Kantonsrat «die voraussichtliche Frequenz solcher Mittelschulen auf dem Land als ungenügend». Die Gemeindeschulpflege des Bezirks Hinwil wagten im März 1943 einen erneuten Vorstoss. Ein ins Leben gerufener Ausschuss hatte zur Aufgabe, «die Frage der Errichtung einer Mittelschule im Zürcher Oberland nach allen Richtungen hin gründlich zu prüfen». Nach Ausarbeitung der organisatorischen und finanziellen Belange ging man die Standortfrage an. Wetzikon ging erfolgreich aus dem Wettbewerb hervor, «als sinnvollster Standort».
Am 5. Oktober 1952 sagt das Zürcher Stimmvolk mit grosser Mehrheit «JA» zur Kantonsschule Zürcher Oberland. Drei Jahre später, am 23. August 1955, erfolgte der Spatenstich zur neuen Kantonsschule, projektiert von Architekt Max Ziegler.[4] Im Jahr 1957 wurde die Schule eröffnet. Ein kleiner Spezialtrakt ist Bestandteil der 1956 erstellten Anlage und wurde von der Kantonalen Denkmalpflege in die Liste der schützenswerten öffentlichen Bauten aufgenommen.[3]
In den Jahren 1987 und 1988 wurden diverse Gebäude angebaut, da die Zimmer nicht mehr für alle Schüler reichten.
2012 erhielt die Kantonschule Zürcher Oberland den Schulpreis der Wissenschafts-Olympiade.
Im Mai 2013 wurde die Kantonsschule Zürcher Oberland ins Netzwerk der UNESCO-Projektschulen aufgenommen. Ein Grund dafür, ist das Projekt Deutsch für Asylsuchende, bei dem Schüler der Kantonsschule Zürcher Oberland Asylsuchenden Deutschunterricht erteilen.[5]
Rektoren
Folgende Personen waren Rektor der Kantonsschule Zürcher Oberland:
- Martin Altwegg 1957–1962
- Hans Surbeck 1962–1981
- Karl Weder 1981–1989
- Rudolf Schwarzenbach 1989–2000
- Dieter Schindler 2000–2009
- Martin Zimmermann 2009–2018
Seit 2018 ist Aleksandar Popov Rektor.[2]
Aufnahme
Aufnahmebedingungen
Um an einem kantonalen Gymnasium aufgenommen zu werden, muss die Zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) abgelegt werden. Eine bestandene Zentrale Aufnahmeprüfung berechtigt zum Eintritt in die Probezeit im unmittelbar anschliessenden Schuljahr.
Zulassungsbedingungen zur Zentralen Aufnahmeprüfung
Zur Prüfung zugelassen sind Kandidatinnen und Kandidaten, welche über eine passende Vorbildung verfügen und sich innerhalb der entsprechenden Altersgrenze bewegen.
Langgymnasium
Zur Prüfung zugelassen sind Schülerinnen und Schüler, welche die 6. Primarklasse besuchen. Neben der Prüfungsnote zählt auch die Erfahrungsnote (Fächer: Deutsch und Mathematik) des 1. Semesters der 6. Primarklasse.
Kurzgymnasium
Zur Prüfung zugelassen sind Schülerinnen und Schüler, welche die 2. oder 3. Sekundarklasse in der Abteilung A oder B besuchen respektive besucht haben. Neben der Prüfungsnote zählt unter bestimmten Voraussetzungen auch die Vorleistungsnote (Fächer: Mathematik, Deutsch, Englisch, Französisch, Natur und Technik) des 1. Semesters der 2. bzw. 3. Sekundarklasse.
Unterricht
Die Kantonsschule Zürcher Oberland ist ein Langzeitgymnasium mit einer regulären Schuldauer von sechs Jahren. Die ersten beiden Schuljahre bilden das Untergymnasium. Am Ende des Untergymnasiums müssen die Schüler ein Schwerpunktfach wählen. An der Kantonsschule Wetzikon werden folgende Profile angeboten:
- Altsprachliches Profil (A) mit Schwerpunktfach Latein
- Altsprachliches Profil (A) mit Schwerpunktfach Altgriechisch
- Mathematisch-Naturwissenschaftliches Profil (C) mit den Schwerpunktfächern Anwendungen der Mathematik und Physik
- Mathematisch-Naturwissenschaftliches Profil (C) mit den Schwerpunktfächern Biologie und Chemie
- Musisches Profil (M) mit Schwerpunktfach Musik
- Musisches Profil (M) mit Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten
- Neusprachliches Profil (N) mit den Schwerpunktfach Spanisch
- Neusprachliches Profil (N) mit den Schwerpunktfach Italienisch
- Neusprachliches Profil (N) mit den Schwerpunktfächern Englisch und Italienisch
- Wirtschaftliches Profil (W) mit den Schwerpunktfächern Wirtschaft und Recht
Damit bietet die Kantonsschule Zürcher Oberland als regionales Zentrum ohne weitere Gymnasien in der Nähe eine überdurchschnittlich vielfältige Profilauswahl an.
Selbstlernsemester
Eine Besonderheit an der Kantonsschule Zürcher Oberland ist das Selbstlernsemester (SLS). Im Jahr 2004 wurde vom Regierungsrat des Kantons Zürich zum wiederholten Mal das Budget für die Kantonsschulen gekürzt. Als Sparmassnahme führte die Kantonsschule Zürcher Oberland das Selbstlernsemester ein. Im Herbstsemester des fünften Schuljahrs werden die Anzahl Lektionen in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch, Französisch, dem Schwerpunktfach und Sport auf eine Wochenlektion reduziert. Dadurch haben die Schüler jeweils nur am Vormittag Unterricht. An den Nachmittagen sollen sie sich den Schulstoff im Selbststudium selbst erarbeiten. Für dieses Projekt wurde die Kantonsschule Zürcher Oberland in den Medien oft kritisiert, erhielt aber auch viel Lob. Das Projekt läuft bis heute weiter – wenn auch mit kleinen Änderungen (Mathematik zwei Wochenlektionen, Sport normaler Unterricht).[6][7]
Studienwoche
In der letzten Schulwoche vor den Herbstferien finden jeweils sogenannte Studienwochen statt. Während dieser Zeit widmen sich Klassen jeweils einem bestimmten Thema. Während man in der ersten und dritten Klasse an der Schule bleibt, finden die übrigen Studienwochen extern statt. In der zweiten Klasse gibt es ein Lager in der Schweiz, in der vierten Klasse ein Lager in der Schweiz oder im nahen Ausland. In der fünften Klasse sollen die Schüler im Zug des Selbstlernsemesters ein Praktikum in der französischsprachigen Schweiz oder in Frankreich machen. In der sechsten Klasse finden europaweite Lager statt, für die sich die Schüler eintragen können.
Wahlkursjahr
Das Wahlkurssystem ist neben dem Selbstlernsemester eine weitere Spezialität der KZO. Anstatt dass die Maturanden in allen Fächer eine Maturaprüfung ablegen, wählen sie für das letzte Schuljahr ihre Fächer. Eine bestimmte Anzahl Lektionen ist dabei schon gesetzt. Dazu können die Schüler noch folgende Kurse wählen:
- Projektkurs à 2 Wochenlektionen (mündliche Maturitätsprüfung): Deutsch, Mathematik, Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch
- Wahlkurs Naturwissenschaften à 2 Wochenlektionen (Maturitätsprüfung in geraden Jahren schriftlich und in ungeraden Jahren mündlich): Biologie, Chemie, Physik
- Wahlkurs Geistes- und Sozialwissenschaften à 2 Wochenlektionen (Maturitätsprüfung in ungeraden Jahren schriftlich und in geraden Jahren mündlich): Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Recht
- Ergänzungsfach à 2 Wochenlektionen (Jahrespromotion, keine Maturaprüfungen): alle oben genannten Fächer und zusätzlich Sport, Informatik, Philosophie, Religion, Musik, Bildnerisches Gestalten
Hauswirtschaftskunde
Die Hauswirtschaftskunde ist ein drei-wöchiger Kurs, den alle Kantonsschüler der 4. Klasse, entweder vor den Weihnachts- oder Sportferien, in ihrer Klassen-Gemeinschaft besuchen müssen. Dabei werden die Schüler unter der Woche in, über die ganze Schweiz verteilte Unterkünfte und Ihnen das wichtigste zum Thema Hauswirtschaft (Waschen, Kochen, Saugen etc.) Nahe gebracht.
Momentan ist aber eine Verschiebung der Hauswirtschaftskunde von der 4. Klasse in die 2. Klasse, aufgrund der Sparmassnahmen im Bereich Bildung, geplant.
Campus
Der Campus der KZO liegt am östlichen Stadtrand von Wetzikon. Zwischen den Gebäuden befindet sich ein Naturschutzgebiet. Die Kantonsschule Zürcher Oberland besteht aus folgenden Gebäuden:
- Haupttrakt: Unterricht-, Computer- und IT-Zimmer, Mediothek, Sekretariat, Schülerorganisation
- Grosser Spezialtrakt: Unterrichtszimmer für Naturwissenschaften und Bildnerisches Gestalten
- Kleiner Spezialtrakt: Unterrichtszimmer für Geografie und Musik, Singsaal
- Aula: grosser Versammlungsraum
- Turn- und Sporttrakt: fünf Turnhallen, kleinere Sporträume, Kraft- und Judo-Raum
- Mensatrakt: Kantine, Unterrichtszimmer für Mathematik, Sitzungsraum
Zusätzlich zu den fünf Turnhallen sind in nächster Umgebung zur Schule ein Sportplatz mit Rennbahn, Fussball- und Beachvolleyballfeldern, ein Freibad und eine Eishalle gelegen, die von der KZO mitgenutzt werden.
Am Haupttrakt wurde im Jahr 1987 ein Graffito mit dem Wortlaut «nur ein kuss» angebracht.[8] Es kursieren diverse Gerüchte über die Urheber und Beweggründe, doch bis heute ist unbekannt, von wem der Schriftzug stammt. Die Schülerzeitung der KZO wurde, in Anspielung auf das Graffito, Kuss (QS) getauft. Das Graffito wurde bis heute nie entfernt. 2013 war es völlig von Efeu überwachsen, dass man es nicht mehr sehen konnte. Daraufhin wurde der Efeu zurückgeschnitten.[9]
Bekannte Ehemalige
- Roger Sablonier (1941–2010), Historiker
- Regine Aeppli (geb. 1952), Politikerin
- Christoph Mörgeli (geb. 1960), Politiker
- Hans-Ueli Vogt (geb. 1969), Rechtswissenschafter und Politiker
- Peter Marvey (geb. 1971), Zauberkünstler und Illusionist
- Balthasar Glättli (geb. 1972), Politiker
- Kaspar Singer (geb. 1974), Cellist
- Adrian Weyermann (geb. 1974), Musiker
- Meret Schneider (geb. 1992), Politikerin
Literatur
- Dieter Schindler: 50 Jahre KZO. In: Bericht über das Schuljahr 2004/2005. Kantonsschule Zürcher Oberland, Wetzikon 2006.
Weblinks
- Website der Kantonsschule Zürcher Oberland. Abgerufen am 30. April 2021.
- Die Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) im Geschichtswiki wetzipedia.ch
Einzelnachweise
- ↑ Das Wichtigste in Kürze. In: www.kzo.ch. Archiviert vom Original am 25. Dezember 2009; abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ a b Schulleitung. In: www.kzo.ch. Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ a b Gesamtsanierung des Spezialtraktes an der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon. In: www.zh.ch. Kanton Zürich, 20. Januar 2011, archiviert vom Original am 8. April 2014; abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ Evelyne Lang Jakob: Max Ziegler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Februar 2013, abgerufen am 8. April 2014.
- ↑ Die Kantonsschule Zürcher Oberland – Mitglied der UNESCO-assoziierten Schulen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.kzo.ch. Ehemals im Original; abgerufen am 22. April 2014. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Ein Semester lang selbständig lernen. Pilotprojekt an der Kantonsschule Zürcher Oberland. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. August 2004, abgerufen am 13. April 2015.
- ↑ Informationsdokument zum Selbstlernsemester. In: www.kzo.ch. Archiviert vom Original; abgerufen am 18. Juni 2018.
- ↑ Patrizia Legnini: «Kuss» erwacht aus dem Schlaf. In: Zürcher Oberländer. 19. September 2012, archiviert vom Original am 24. Oktober 2012; abgerufen am 13. April 2015.
- ↑ Der «Kuss» überdauerte. In: Zürcher Oberländer. 9. Januar 2013, archiviert vom Original am 11. März 2013; abgerufen am 13. April 2015.