Kapampangan

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Kapampangan

Gesprochen in

Luzon (Philippinen)
Sprecher 2,3 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

pam

ISO 639-3

pam

Das Vaterunser auf Pampanganisch (rechts) in der Paternosterkirche zu Jerusalem

Kapampangan, auch Pampanganische Sprache oder Pampanggan-Sprache, ist eine auf der philippinischen Insel Luzon gesprochene austronesische Sprache. Kapampangan wird von rund 2,3 Millionen Muttersprachlern gesprochen und gehört damit zu den 13 größten Sprachen der Philippinen.

Sprachverwandtschaft

Kapampangan gehört zum Zentral-Luzon-Zweig der philippinischen Sprachen innerhalb der austronesischen Sprachfamilie.[1] Dieser Zweig beinhaltet neben Kapampangan die Sambal-Sprachen der Provinz Zambales und die Boliano-Sprache, die in Bolinao gesprochen wird.

Geschichte

Das Wort Kapampangan kommt vom Stamm pampang und bedeutet Flussufer. Es ist nur sehr wenig über diese Sprache vor der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert bekannt. Im 18. Jahrhundert wurden die zwei Bücher Vocabulario de la lengua Pampanga und Arte de la lengua Pampanga von Diego Bergaño geschrieben. Zwei Kapampangan-Schriftsteller des 19. Jahrhunderts gelten als das Äquivalent von William Shakespeare in der Kapampangan-Literatur. Anselmo Fajardo schrieb Gonzalo de Córdova und Comedia Heróica de la Conquista de Granada, während Juan Crisostomo Soto durch seine vielen Theaterstücke bekannt wurde (zum Beispiel Alang Dios 1901). Der poetische Wettbewerb Crissotan wurde von Amado M. Yuzon in den 1950ern ins Leben gerufen um seinen Beitrag zur Kapampagan-Literatur zu verewigen.

Geografische Verbreitung

Kapampangan wird hauptsächlich in den philippinischen Provinzen Pampanga und Tarlac gesprochen, aber auch in Nueva Ecija, Bulacan und Bataan. Die philippinische Volkszählung 2000 gibt an, dass 2.312.870 von 76.332.470 Menschen Kapampangan als Muttersprache haben.

Laute

Im Standard-Kapampangan gibt es 21 Phoneme: 15 Konsonanten und 5 Vokale. Einige westliche Dialekte haben 6 Vokale. Die Silbenstruktur ist relativ einfach und jede Silbe enthält mindestens einen Vokal und einen Konsonanten.

Vokale

Vor der Ankunft der Spanier hatte Kapampangan die drei Vokale [a], [i] und [u] (einige Dialekte auch [ə]). Durch die Entlehnung von Wörtern aus dem Spanischen wurde es später auf fünf Vokale erweitert.

Es gibt:

Die Diphthonge sind [aɪ], [oɪ], [aʊ] und [iʊ], obwohl es in den meisten Dialekten nur zwei gibt.

Konsonanten

Unten ist eine Tabelle mit den Konsonanten von Kapampangan. Alle Frikative sind nicht behaucht. Der velare Nasal kann an jeder Position im Wort vorkommen, auch am Anfang. Im Gegensatz zu anderen philippinischen Sprachen hat Kapampangan keinen Phonem [h].

  Bilabial Dental/
Alveolar
Palatal Velar Glottal
Plosive Stimmlos p t   k – ʔ
Stimmhaft b d   g  
Affrikate Stimmlos     (ts, tiy) [tʃ]    
Stimmhaft     (diy) [dʒ]    
Frikative   s (siy) ʃ    
Nasale m n   ng [ŋ]  
Laterale   l      
Flaps   r      
Halbvokale w   (y) [j]    

Betonung

Die Betonung in Kapampangan ist phonemisch. Die Hauptbetonung ist entweder auf der letzten oder vorletzten Silbe eines Wortes. Vokalverlängerung wird von Haupt- oder Nebenbetonung begleitet, wenn die Betonung nicht am Ende des Wortes ist.

Phonologie

  • [a] wird leicht erhöht, wenn es nicht betont ist.
  • In einigen westlichen Akzenten ist [ɯ] ein eigener Phonem, wie in [atɯp] (Dach) oder [alɯm] (tief). Doch dieser Laut ist für die meisten Kapampangan-Sprecher mit [a] verschmolzen.
  • Ein unbetontes [i] wird normalerweise als [ɪ] ausgesprochen.
  • Am Ende eines Wortes und Aussagesatzes werden [e] und [i] als [ɪ ~ i] ausgesprochen.
  • Doch in aussagenden und fragenden Feststellungen wird [i] zu [ɛ].
  • Am Ende eines Wortes und Aussagesatzes werden [o] und [u] als [u] ausgesprochen.
  • Doch in aussagenden und fragenden Feststellungen wird [u] zu [o].
  • Ein unbetontes [u] wird normalerweise als [ʊ] ausgesprochen.
  • Der Diphthong [aɪ] wird in vielen Kapampangan-Akzenten zu [e ~ ɛ].
  • Der Diphthong [aʊ] wird in vielen Kapampangan-Akzenten zu [o ~ ɔ].
  • [k] tendiert zwischen Vokalen dazu zu [x] zu werden.
  • [ɾ] und [d] sind manchmal austauschbar, da sie in Kapampangan Allophone sind.
  • [ʔ] wird am Ende eines Wortes oft ausgelassen, wenn es in der Mitte des Satzes steht.

Historische Lautverschiebungen

In den meisten Kapampangan-Dialekten verschmolz das ur-philippinische Schwa *ə mit [a], aber in einigen westlichen Dialekten blieb es erhalten. Zum Beispiel Ur-Philippinisch *tanəm ist tanam (pflanzen) in Kapampangan (vergleiche Tagalog tanim und Cebuano tanom). Das ur-philippinische *R verschmolz mit [j]. Zum Beispiel: Kapampangan: bayu, Tagalog: bago, Ilokano: baro, Deutsch: neu.

Grammatik

Das Substantiv

In Kapampangan werden die Substantive nicht gebeugt, aber ihnen geht eine Fallkennzeichnung voraus. Es gibt drei Fälle: Absolutiv, Ergativ und Obliquus. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Sprachen ist Kapampangan eine Ergativsprache und keine Akkusativsprache. Oft wird fälschlicherweise geglaubt, dass Kapampangan oft im Passiv gesprochen wird.

Absolutiv Ergativ Obliquus
Dinge Singular ing -ng,
ning
king
Dinge Plural ding
ring
ring karing
Personen Singular i -ng kang
Personen Plural di
ri
ri kari

Beispiele:

  • Dinatang ya ing lalaki. Der Mann kam an.
  • Ikit neng Juan i Maria. Juan sah Maria.
  • Munta la ri Elena at Robertu king bale nang Miguel. Elena und Roberto werden zu Miguels Haus gehen.
  • Nukarin la ring libro? Wo sind die Bücher?
  • Ibie ke ing susi kang Carmen. Wir werden Carmen die Schlüssel geben.

Pronomen

Absolutiv
(unabhängig)
Absolutiv
(enklitisch)
Ergativ Obliquus
1. Person Singular yaku, aku ku ku kanaku, kaku
2. Person Singular ika ka mu keka
3. Person Singular iya, ya ya na keya, kaya
1. Person Dual ikata kata, ta ta kekata
1. Person Plural Inklusiv ikatamu, itamu katamu, tamu tamu, ta kekatamu, kekata
1. Person Plural Exklusiv ikami, ike kami, ke mi kekami, keke
2. Person Plural ikayo, iko kayu, ko yu kekayu, keko
3. Person Plural ila la da karela

Beispiele:

  • Sinulat ku. Ich schrieb.
  • Silatanan na ku. (Er) schrieb mir.
  • Dinatang ya. Er kam an.
  • Sabyan me kaku. Erzähl es mir.
  • Ninu ya ing minaus keka? Wer rief dich?
  • Mamasa la. Sie lesen.

Spezialformen

Die Pronomen ya und la haben eine Spezialform, wenn sie zusammen mit dem Wort ati (da ist/sind) oder ala (da ist/sind nicht) verwendet werden.

  • Ati yu king Pampanga Er ist in Pampanga.
  • Ala lu ring doktor keni. Die Ärzte sind nicht mehr hier.

Kombination von Pronomen

Die Anordnung und Form, in der Pronomen in Sätzen auftreten, sind in der folgenden Tabelle aufgelistet. Die Kapampangan-Pronomen folgen Verben und Partikeln wie Verneinungswörtern. Das enklitische Pronomen geht immer einem anderen Pronomen oder Diskursmarker voraus.

  • Ikit da ka. Ich sah dich.
  • Silatanan na ku. Er schrieb mir.

Die Konstruktionen ikit ka da und silatanan ku na sind falsch. Pronomen werden auch zu Kofferwörtern kombiniert:

  • Ikit ke. (statt Ikit ku ya) Ich sah sie.
  • Dinan kong pera (statt Dinan ku lang pera) Ich gab ihnen Geld.

In Fragen und Sätzen mit naman werden keine Kofferwörter verwendet:

  • Akakit mya? (statt akakit me?) Siehst du ihn?
  • Buri nya naman yan. (statt buri ne naman yan) Er mag hingegen diesen.
yaku
1. S
ika
2. S
ya
3. S
ikata
1. Dual
ikatamu
1. P ink.
ikami
1. P exk.
ikayo
2. P
ila
3. P
ku
1. S
(ing sarili ku) da ka ke
kya
da ko
da kayu
ko
ku la
mu
2. S
mu ku (ing sarili mu) me
mya
mu ke
mu kami
mo
mu la
na
3. S
na ku na ka ne
nya
(ing sarili na)
na kata na katamu na ke
na kami
na ko
na kayu
no
nu la
ta
1. Dual
te
tya
(ing sarili ta) to
ta la
tamu
1. P ink.
ta ya (ing sarili tamu) ta la
mi
1. P exk.
da ka mi ya (ing sarili mi) da ko
da kayu
mi la
yu
2. P
yu ku ye
ya
yu ke
yu kami
(ing sarili yu) yo
yu la
da
3. P
da ku da ka de
dya
da kata da katamu da ke
da kami
da ko
da kayu
do
da la
(ing sarili da)

Demonstrativpronomen

Die Demonstrativpronomen werden in der folgenden Tabelle aufgelistet. Das Demonstrativpronomen von Kapampangan unterscheidet sich von dem anderer philippinischer Sprachen, weil zwischen Singular und Plural unterschieden wird.

Absolutiv Ergativ Obliquus Lokativ Existential
Singular Plural Singular Plural Singular Plural Singular Plural
am nächsten zum Sprecher
(dieses, hier)
ini deni
reni
nini dareni kanini kareni oyni oreni keni
nahe dem Sprecher und Adressat
(dieses, hier)
iti deti
reti
niti dareti kaniti kareti oyti oreti keti
am nächsten zum Adressat
(jenes, dort)
iyan den
ren
niyan daren kanyan karen oyan oren ken
abseits
(jenes, dort drüben)
ita deta
reta
nita dareta kanita kareta oyta oreta keta

Verben

In Kapampangan sind Verben sehr komplex und können eine Vielzahl von Affixen, Flexionen, Aspekten, Modi und anderen haben.

Unklarheiten und Unregelmäßigkeiten

Die Verben in Kapampangan sind schwieriger als in anderen philippinischen Sprachen, da einige Verben unvorhersagbaren Konjugationen angehören und einige Verbformen mehrdeutig sind.

Konjugation

  Infinitiv Verlaufsform Abgeschlossen
Agens-Fokus1a -um- CV- -in-
Agens-Fokus1b CV- -in-
-i-
Agens-Fokus1c m- mVm- min-
me-
Agens-Fokus2 mag- mág- mig-, meg-
Agens-Fokus3 ma- má- ne-
Agens-Fokus4 maN- máN- meN-
Objekt-Fokus1 -an CV- … -an -in-
-i-
-e-
Objekt-Fokus2
Benefactive Focus
i- iCV- i- -in-
i- -i-
i- -e-
Objekt-Fokus3
Locative Focus
-an CV- … -an -in- … -an
-i- … -an
-e- … -an
Instrument-Fokus ipaN- páN- piN-, peN
Begründungs-Fokus ka- ká- ke-

Sprachbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

  • Datei:Universal Declaration of Human Rights - pmp - dm - Art1.ogg
  • Ding sablang tau mibait lang malaya at pante-pante king karangalan at karapatan. Ila mipagkaluban lang katuliran at konsensiya ay dapat misaupan king diwang pamikapatiran.
  • Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Weblinks

Wiktionary: Kapampangan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ronald S. Himes: The Central Luzon Group of Languages. In: Oceanic Linguistics, 51 (2), 2012, University of Hawai’i Press, S. 490–537, JSTOR 23321866.