Karl I. (Braunschweig-Wolfenbüttel)
Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (zeitgenössisch Carl; * 1. August 1713 in Braunschweig; † 26. März 1780 ebenda) war einer der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg und ab 1735 Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Leben
Karl wurde am 1. August 1713 in Braunschweig geboren und noch am selben Tag getauft. Er erhielt seinen Namen von zweien seiner Paten, Kaiser Karl VI. und König Karl XII. von Schweden. Zur Zeit seiner Geburt bildete seine Familie die herzogliche Nebenlinie Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern. Seine Eltern waren Herzog Ferdinand Albrecht II. (1680–1735) und Antoinette Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1696–1762), Tochter von Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig (1671–1735).
Ferdinand Albrecht war persönlich eng mit Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, verbunden. Ausdruck dieser Freundschaft war im Juni 1733 die Heirat des preußischen Kronprinzen Friedrich mit Karls Schwester Elisabeth Christine (1715–1797). Nur wenige Wochen später heiratete Karl am 2. Juli 1733 Friedrichs Schwester Philippine Charlotte von Preußen (1716–1801).[1] Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestand zudem noch eine enge Bindung Braunschweigs zum österreichischen Kaiserhaus. Karl schlug daher eine militärische Laufbahn in kaiserlichen Diensten ein. So wurde er 1733 Inhaber des Kürassier-Regiments „Herzog von Braunschweig“ (vormals „Kürassier-Regiment Offeln“ oder „Uffeln“). Am 4. April 1735 wurde er während des Polnischen Thronfolgekrieges zum kaiserlichen Generalfeldwachtmeister ernannt.
Am 13. September 1735 verstarb unerwartet sein Vater, der erst im März 1735 Herzog im verwaisten Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel geworden war. Karl blieb zwar im kaiserlichen Dienst, erhielt aber nun das Regiment seines verstorbenen Vaters, das kaiserliche „Infanterieregiment Braunschweig-Wolfenbüttel“.
Innenpolitisch widmete sich Karl umfassenden Reformen in seinem Herzogtum, geleitet von Prinzipien der Aufklärung und des Merkantilismus und unterstützt durch seinen leitenden Minister Heinrich Bernhard Schrader von Schliestedt.[2] 1741 wurde Johann Philipp Graumann als Kommissar in Braunschweig ernannt und ihm eine Verbesserung der Einkünfte und des Handels zur Aufgabe gemacht.[3] Graumann prägte die sogenannte Karl d’or. Karl gründete 1736 die Friedrich-Carls-Hütte, 1744 die Spiegelglashütte auf dem Grünen Plan, 1745 das Collegium Carolinum in Braunschweig und 1747 die Porzellanmanufaktur Fürstenberg. 1747 oder 1749 ließ er die Saline Schöningen grundlegend erneuern. Außerdem etablierte er eine Brandkasse, aus der später die Öffentliche Versicherung Braunschweig hervorgegangen ist. 1753 verlegte er die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig, das sich zu einem geistigen Zentrum entwickelte. So wurde Gotthold Ephraim Lessing 1770 Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek.
Außenpolitisch löste Karl allmählich die engen Bindungen zum Kaiserhaus, nachdem sich schon sein Vater durch Heiratspolitik seinem Nachbarn Preußen zugewandt hatte. 1750 gab er die Inhaberschaft seines kaiserlichen Regiments ab, ein weiteres Zeichen der Entfremdung von Wien. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) kämpfte Braunschweig-Wolfenbüttel an der Seite Preußens gegen die Kaiserin, Reich und Frankreich. Nach dem Krieg, der auch das Herzogtum an den Rande einer Katastrophe brachte, setzte Karl die Reformen, aber auch die preußenfreundliche Politik fort.
Trotz oder gerade wegen seines Reformeifers hatte es Karl nicht verstanden, die Finanzen des Fürstentums in Ordnung zu halten, und wurde dazu gebracht, 1773 die Staatsgeschäfte an seinen ältesten Sohn Karl Wilhelm Ferdinand zu übergeben. Am 26. März 1780 starb Karl in Braunschweig. Seine letzte Ruhestätte fand Karl I. in der Krypta des Braunschweiger Doms.
Leistungen
Während seiner Regentschaft gründete Karl I.
- das nach ihm benannte Collegium Carolinum, die heutige Technische Universität Braunschweig,
- die Braunschweigische Brandkasse, aus der später die Landesbrandversicherungsanstalt und schließlich die Öffentliche Sachversicherung Braunschweig hervorging,
- das Herzögliche Leyhaus in Braunschweig, heute als Braunschweigische Landessparkasse Teil der NORD/LB, sowie
- die Porzellanmanufaktur Fürstenberg.
Außerdem förderte er die Gründung weiterer Manufakturen wie Stobwasser in Braunschweig.
Im Jahre 1753 verlegte er seine Residenz vom Wolfenbütteler Schloss nach Braunschweig in das Braunschweiger Schloss.
Familie
Aus der Ehe mit Philippine Charlotte gingen 13 Kinder hervor:
- Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806), Nachfolger als Karl. II seines Vaters und preußischer Feldmarschall, in der Schlacht bei Jena und Auerstedt tödlich verwundet
- Georg Franz (1736–1737)
- Sophie Karoline Marie (1737–1817) ⚭ Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1711–1763)
- Christian Ludwig (1738–1742)
- Anna Amalie (1739–1807) ⚭ 1756 Ernst August II. Konstantin (1737–1758), Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach
- Friedrich August von Oels (1740–1805)
- Albrecht Heinrich (1742–1761)
- Luise Friederike (1743–1744)
- Wilhelm Adolf (1745–1770)
- Elisabeth Christine (1746–1840) ⚭ Friedrich Wilhelm II., König von Preußen
- Friederike Wilhelmine (1748–1758)
- Auguste Dorothea (1749–1810), Äbtissin von Gandersheim
- Maximilian Julius Leopold (1752–1785), preußischer Generalmajor, bei der Rettung Ertrinkender selbst in der Oder bei Frankfurt ertrunken
Illegitim:
- Christian Theodor von Pincier (1750–1824), einziger illegitimer Sohn, von Karl nicht anerkannt[4]
Ehrungen
Nach Carl I. ist die Pflanzengattung Brunsvigia Heist. aus der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) benannt.[5]
Literatur
- Gerd Biegel: „Braunschweigs Blütezeit im 18. Jahrhundert – Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde vor 300 Jahren geboren“. In: Braunschweigischer Kalender 2013. Johann Heinrich Meyer Verlag, Braunschweig 2012, S. 30–37.
- Frieda Biehringer: Herzog Karl I. von Braunschweig. Wolfenbüttel 1920.
- Paul Zimmermann: Karl I., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 266–272.
- Rudolf Meier: Karl I.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 223 f. (Digitalisat).
- Hans-Ulrich Ludewig: Karl I., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 391 f.
Weblinks
- Werke von und über Karl I. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Briefwechsel mit Friedrich dem Großen
- Publikation/Ausstellungskatalog »›Glückwunsch, Carl!‹ – Luxus aus Braunschweig«, Städtisches Museum Braunschweig, Juni 2013
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Werner Knopp: Im Schatten des großen Bruders: Braunschweig und Preußen in friderizianischer Zeit. In: Gerd Biegel (Hrsg.): Braunschweiger Museumsvorträge. Nr. 1. Braunschweig 1986.
- ↑ Vgl. Paul Zimmermann: Schrader von Schliestedt, Heinrich Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 435–438.
- ↑ Das preussische Münzwesen im 18. Jahrhundert, Band II, S. 67–68 Münzgeschichtlicher Teil von Friedrich von Schrötter (Freiherr von)
- ↑ Vgl. en:Christian Theodor von Pincier.
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ferdinand Albrecht II. | Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel 1735–1780 | Karl Wilhelm Ferdinand |
Personendaten | |
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NAME | Karl I. |
ALTERNATIVNAMEN | Braunschweig-Wolfenbüttel, Karl I. von |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel |
GEBURTSDATUM | 1. August 1713 |
GEBURTSORT | Braunschweig |
STERBEDATUM | 26. März 1780 |
STERBEORT | Braunschweig |