Karl Kuhn (Kellner)

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Karl Georg Kuhn (* 26. Juli 1897 in Heilbronn; † 9. November 1923 in München) war ein deutscher Kellner und Todesopfer des Hitlerputsches. Er wurde als unbeteiligter Schaulustiger auf dem Odeonsplatz erschossen. Von der NS-Bewegung wurde er zum sogenannten „Blutzeugen“ stilisiert.

Leben

Kuhn war 1913 von Heilbronn nach München gezogen und hatte dort als Kellner gearbeitet.[1] Nach NS-Quellen war er 1914 in einem Londoner Hotel angestellt und kehrte nach Deutschland zurück, um am Ersten Weltkrieg teilzunehmen.

Gesichert ist, dass Kuhn während des Ersten Weltkrieges der Bayerischen Armee angehörte und dass er im Juni 1917 als Kriegsteilnehmer leicht verwundet wurde.[2]

Angeblich nahm er als Angehöriger des Bundes Oberland am Hitler-Ludendorff-Putsch teil und erlitt auf dem Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle eine tödliche Schussverletzung.[3] Tatsächlich war Kuhn Kellner des Cafés Annast am Odeonsplatz 18 und wurde getroffen, als er unvorsichtig vor die Tür trat. Außer Kuhn wurden noch mehrere weitere Passanten angeschossen und zum Teil schwer verletzt.[4]

Im Nationalsozialismus wurde Kuhn als einer der „Blutzeugen“ der Bewegung geehrt. Nach ihm wurden Straßen benannt, unter anderem in Heilbronn, aber auch in vielen weiteren Städten wie Gelsenkirchen, Recklinghausen, Stralsund, Dresden, Freising oder Greifswald. In Heilbronn wurde sein Name 1934 auf einem Denkmal „für die Taten der Bewegung“ verewigt.[1] 1935 wurde sein Leichnam gemeinsam mit 15 anderen getöteten Putschisten in einen der neu erbauten „Ehrentempel“ auf dem Münchner Königsplatz überführt.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Friedrich Dürr, Karl Wulle, Willy Dürr, Helmut Schmolz, Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn. Band III: 1922–1933 (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 29). Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345036, S. 103.
  2. Digitalisierte Verlustlisten 1. Weltkrieg: Bayerische Verlustliste Nr. 346 vom 13. Juni 1917, S. 19058.
  3. Kuhn, Karl. In: Marcus Weidner: Die Straßenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe während des Nationalsozialismus. Datenbank der Straßenbenennungen 1933-1945. Münster 2013ff. (Stand: 11. Dezember 2015).
  4. a b Hanns Hubert Hofmann: Der Hitlerputsch. Krisenjahre deutschen Geschichte 1920–1924. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1961, S. 211, 272; als Karl Kulm bei Hans Günter Hockerts: „Hauptstadt der Bewegung“. In: Richard Bauer et al. (Hrsg.): München – „Hauptstadt der Bewegung“. Bayerns Metropole und der Nationalsozialismus. 2. Auflage. Edition Minerva, München 2002, S. 355 f.