Karsdorfer Eisenbahngesellschaft

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Zwei Lokomotiven der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft

Die Karsdorfer Eisenbahngesellschaft GmbH (KEG) war eine private Eisenbahngesellschaft, die in den 1990er Jahren aus der Werksbahn des Zementwerkes Karsdorf (Sachsen-Anhalt) hervorging.

Unternehmen und Betrieb

Neben der Abwicklung dieses Werkverkehrs dehnte die KEG ab 1992[1] ihre Geschäftstätigkeit auf die deutschlandweite Abwicklung von Bauzug- und Güterverkehren aus. So wurde von 1999 bis 2002 Kerosin von der Raffinerie Emsland in Lingen (Ems) zum Flughafen München gefahren[2], im Jahr 2001 übernahm die KEG auch die Anfuhr von Rohöl aus Barnstorf und Bartmannsholte zur Lingener Raffinerie[3]. Für die Abwicklung dieser und anderer Verkehre wurde am Bahnhof Rheine die frühere Triebwagenhalle angemietet und als Bw genutzt[1]. Zusammen mit Rail4Chem wurde außerdem 2002 ein Teil des Transports von Mineralölprodukten für Shell übernommen[4].

Parallel dazu wurde die KEG ab 1999 auch im Personenverkehr auf den Strecken Naumburg–Artern, Weißenfels–Zeitz und Merseburg–Querfurt aktiv. Hierfür übernahm sie – neben der DB Regio AG – 30 % der Anteile an der neu gegründeten Burgenlandbahn GmbH. Zunächst setzte sie hier gebraucht gekaufte MAN-Schienenbusse ein, später erfolgte für diese Dienste die Beschaffung neuer Triebwagen des Typs LVT/S. Zudem führte sie ab dem Fahrplanwechsel 2003/2004 bis zu ihrer Insolvenz den Personenverkehr auf der Strecke Bergen–Lauterbach durch.

In Fachkreisen bekannt wurde sie durch den Ankauf einer großen Anzahl von Diesellokomotiven der CFR-Baureihe 060 DA zur Bespannung schwerer Güterzüge sowie der Mehrheitsbeteiligung am rumänischen Waggonhersteller Romvag aus Caracal. Auch eine rumänische Elektrolokomotive wurde gekauft und sollte nach einem Umbau und Zulassung in Deutschland eingesetzt werden[5].

Daneben wurden vor allem für Bauzugzwecke kleinere Dieselloks verschiedener Bauarten eingesetzt, darunter auch insgesamt sechs der Baureihen V 75 und T435.0/T458.1 (inklusive zwei Loks der ehemaligen Werkbahn). Auch vier V 180 waren bei der KEG im Einsatz. Für langlaufende Güterzüge wurden auch Elektroloks angemietet[6].

Das Ende

Im Jahr 2003 geriet die KEG in finanzielle Schwierigkeiten, die dazu führten, dass die Gesellschaft am 12. Februar 2004 die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragte,[7] das am 31. März 2004 eröffnet wurde.[8] Die Lokomotiven wurden größtenteils nach Polen verkauft, die Anteile an der Burgenlandbahn wurden von der DB Regio AG übernommen. Die deutschen Geschäftsaktivitäten im Bauzugverkehr gingen an die ARCO Transportation, die Leistungen im Schienengüterfernverkehr übernahmen Mitbewerber.

Van Engelen

Der frühere geschäftsführende Gesellschafter der KEG, Bernhard van Engelen, war bis 2004 mit der Rügenschen Kleinbahn GmbH & Co. KG Betreiber der landkreiseigenen Rügenschen Kleinbahn (RüKB) sowie Eigentümer der Mainischen Feldbahnen (MFB), der Waggonbau Brüninghaus GmbH und der Regionalbahn Zeitz GmbH & Co. KG.

Bernhard van Engelen starb in der Nacht zum 13. April 2008.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Erich Preuß: Karsdorfer Bahn in der Insolvenz. In: Neues Deutschland. 19. Februar 2004, abgerufen am 2. November 2021.
  2. Der KEG-Kerosinzug Holthausen - München. In: Bahn-Report. IG Schienenverkehr e.V., abgerufen am 1. November 2021.
  3. Karsdorfer Eisenbahngesellschaft übernimmt Rohöltransporte. In: Verkehrsrundschau. 20. August 2001, abgerufen am 1. November 2021.
  4. (Kurzmeldung) In: Modelleisenbahner. Nr. 3, 2002, S. 4.
  5. Rüdiger Block: Innotrans 2000: Schaufenster der Bahnen. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 11, 2000, S. 505
  6. Ingo Hütter: Beiträge zur Lokomotiv- und Eisenbahngeschichte - Karsdorfer Eisenbahn. Abgerufen am 1. November 2021.
  7. KEG und Waggonbau Brüninghaus stellen Insolvenzantrag (Memento vom 14. November 2006 im Internet Archive) eurailpress.com, 12. Februar 2004
  8. Insolvenzantrag: Amtsgericht Hagen Aktenzeichen: 109 IN 45/04 Karsdorfer Eisenbahn GmbH ; 109 IN 44/04 Waggonbau Brüninghaus GmbH
  9. Bernhard van Engelen verstorben. eurailpress.com, 30. April 2008.

Weblinks