Klára Andrássy

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Klára Gräfin Andrássy de Csíkszentkirály und Krasznahorkai (* 18. Januar 1898 in Budapest, Königreich Ungarn; † 12. April 1941 in Dubrovnik, Königreich Jugoslawien) war eine ungarische Adelige und Journalistin.

Klára Andrássy in jungen Jahren

Leben

Klára in der Familie "Kája" genannt war die jüngste Tochter des Grafen Theodor (ung. Tivadar) Andrássy (* 1857, † 1905) und dessen Ehefrau, der Gräfin Eleonore Maria Rudolphine Zichy (* 1867, † 1945). Klára war die Enkelin des bekannten ungarischen Politikers Gyula Andrássy, dem ersten Ministerpräsidenten Ungarns nach dem Ausgleich, welcher später den Posten des Außenministers in Österreich-Ungarn (1871 bis 1879) innehatte. Nach dem frühen Tode des Vaters heiratete die Mutter ihren Schwager Gyula Andrássy Junior, der für Klára und ihre drei Schwestern zum Ziehvater und Vormund wurde. Unter Aufsicht der außerordentlich strengen Mutter wuchsen Klára und ihre Schwestern mit Nursen und Zimmermädchen umgeben – im Winter in dem Budapester Andrássy-Palais auf der Fő utca 13 (I. Budapester Bezirk) und in Sommer auf den Familiengütern in Töketerebes – auf. Mit Hilfe ausländischer Erzieher erhielt Klára eine standesgemäße – für junge Damen der damaligen Gesellschaft übliche – Erziehung.

Während des Ersten Weltkrieges meldete sie sich, wie die meisten jungen Damen ihrer gesellschaftlichen Schicht freiwillig als Pflegerin für verwundete Soldaten, die von der Front ins Hinterland transportiert wurden. Mit gleichgesinnten Zeitgenossinnen gründete sie ein Kinderhospital, welches den Namen "Fehérkereszt" (dt. "Weisses Kreuz") erhielt. Die Schrecken der Ungarischen Räterepublik erlebte Klára Ende 1918 auf dem Gut ihres Schwagers József Cziráky[1] in Dénesfa.[2] Danach flüchtete die Familie in die Schweiz um erst nach Niederschlagung des kommunistischen Terrors der Räterepublik nach Ungarn zurückzukehren.

Unter den vier[3] Töchtern des Theodor Andrássy galt Klára als die Hübscheste. In jungen Jahren war sie unter den Schwestern auch die konservativste. Politisch stand sie den Ansichten ihres Pflegevaters Gyula Andrássy Junior nahe. Gemäß Tagebuch ihrer Mutter hegte man in der Familie Hoffnungen, dass der Erzherzog Albrecht von Österreich-Teschen Kája heiraten würde, da er im Jahre 1920 im Schweizer Exil um ihre Hand anhielt und sich mit ihr auch verlobte. Das erwies sich jedoch als Trugschluss, da die Verlobung später wieder gelöst wurde. Letztlich heiratete Klára am 5. September 1921 den Prinzen Karl Odescalchi.[4] Aus der Ehe ging der Sohn Paul Otto[5] hervor. Die Ehe verlief nicht glücklich und wurde 1927 geschieden.

Anfang des Jahres 1926 wurde Klara Andrássy die geschäftsführende Vorsitzende des 'Heilig-Kronen-Verbandes der ungarischen Frauen' (ung. "Magyar Nők Szent Korona Szövetsége"). Es handelte sich um einen Frauenverein, der es sich zum Ziel setzte, konservativ gesinnte Frauen politisch zu aktivieren.

Hochzeit Klára Andrássys am 5. September 1921. In der Mitte der unteren Reihe steht Gyula Andrássy Junior in ungarischer Magnatentracht.

In ihren politischen Ansichten stand Klára Anfangs im krassen Gegensatz zu den Ansichten ihrer Schwester Katinka, die wegen ihrer Heirat mit Mihály Károly als "rote Gräfin" beschimpft wurde. Sie brach zu dem Ehepaar Károly jeglichen Kontakt ab und zu einer Aussöhnung kam es erst im Jahre 1934. Ihre ursprüngliche konservativ legitimistische Haltung gab sie zwischenzeitlich auf und schloss sich der bürgerlichen Linken an. Sie entwickelte sich zu einer überzeugten Antifaschistin, die mit Kommunisten sympathisierte und ab Februar 1938 aus dem Spanischen Bürgerkrieg – vor allem in der dänischen Zeitung Politiken, der französischen Zeitschrift L'Ordre, aber auch in ungarischen Blättern – regelmäßig berichtete. Gemäß Behauptung ihrer Schwester Katinka soll sie sogar in jener Zeit in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei eingetreten sein.[6] Es gelang jedoch nicht, diese Behauptung mit Dokumenten zu belegen.

Im Januar 1939 kehrte Klára nach Ungarn zurück. Sie lebte in ihrem Budapester Palais, wo sie mit einem Zirkel von links gerichteten ungarischen Intellektuellen (z. B. Dezső Keresztúry, István Bibó u. v. a.) regelmäßige Zusammenkünfte organisierte. Ende 1939 trat sie dem 'Ungarisch-Polnischen Komitee' zur Rettung von Flüchtlingen bei und stellte auch ihr Palais für die Aktivitäten des Komitees zu Verfügung. Die Hauptaufgabe dieses Komitees war die Rettung der vor den Nationalsozialisten aus Polen geflüchteten Polen und Juden. In ihrem Palais siedelte provisorisch auch eine Niederlassung des polnischen Roten Kreuzes. Durch diese Tätigkeit fiel sie den Geheimdiensten auf und geriet unter Beobachtung. Da ihr eine Verhaftung drohte, wandte sie sich an den damaligen Reichsverweser Ungarns Admiral Horthy und bat um die Erteilung eines Ausreisevisums, was ihr auch gewährt wurde. Klára Andrássy erhielt das gewünschte Visum und verließ im April 1941 Ungarn mit der Absicht, über den Balkan und Ägypten nach Großbritannien zu gelangen.

In Dubrovnik angekommen, ging sie zur Post, um ihrer Familie die glückliche Ankunft telegraphisch mitzuteilen. Beim Verlassen der Post wurde sie (als Einzige!) von einer Fliegerbombe (Blindgänger) eines deutschen Flugzeuges[7] getroffen und dabei so schwer verletzt, dass sie kurze Zeit später am 12. April 1941 im Krankenhaus von Dubrovnik starb. Klára Andrássy wurde am 15. April 1941 im Friedhof zu Dubrovnik bestattet.

Klára Andrássys geistiges Erbe versuchte ihr Sohn Paul Otto Odescalchi – der seine Mutter sehr schätzte – zu bewahren. Beim Tod seiner Mutter war er erst 17 Jahre alt und lebte bei seinem Vater. Bis an sein Lebensende war er bestrebt, die Erinnerung an seine Mutter aufrecht zu halten. Der Nachlass von Klára wurde von ihrer Sekretärin zusammen mit dem Familiensilber in einen Koffer gepackt und der Familie übergeben. Als die Odescalchis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Ungarn verlassen mussten, wurde dieser Koffer an die Schwester von Kláras geschiedenem Mann Eugenie Odescalchi[8] übergeben. Der Koffer ging samt dem wertvollen Inhalt in späterer Zeit verloren.

Literatur

  • Magyar Életrajzi Lexikon. Budapest 1981, ISBN 963-05-2498-8, Band 3, S. 12. (ungarisch)
  • Emese Hulej: A Andrássy lányok története ("Die Geschichte der Andrássy Töchter") In: nők lapja. Jg. 70, Nr. 9, 27. Februar 2019, S. 62ff. ISSN 1419-5488. (ungarisch)

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Jozsef Graf Cziráky de Dénesfalva (* 1883, † 1960) war der zweite Ehemann ihrer älteren Schwester Ilona.
  2. Dénesfa ist eine kleine Ortschaft in der Nähe von Kapuvár im heutigen Komitat Győr-Sopron-Moson, mit 362 Einwohnern (2015)
  3. Kája hatte drei ältere Schwestern: Ilona (* 1886, † 1967), Barbara (ung. Borbála, * 1890, † 1968) und Katinka (* 1892, † 1985).
  4. Károly Borromeo Odescalchi de Szerén (* 19. September 1896 in Szolcsány, Komitat Neutra, † 10. April 1987 in London, Großbritannien).
  5. Paul Otto Odescalchi (* 28. September 1923, † 17. April 2014) lebte einen großen Teil seines Lebens in Großbritannien in der Emigration. Er war dreimal verheiratet (1. Zsuzsanna Tamássy de Fogaras, 2. Antonia Horne, 3. Ann - Charlotte du Chastel).
  6. Károlyi Mihályné: Együtt a számûzetésben. I., 235.
  7. Anderen Angaben zufolge soll es sich um ein italienisches Flugzeug gehandelt haben.
  8. Prinzessin Eugenie Odescalchi (* 15. Oktober 1898 in Szolcsány, † 18. August 1985 in Szécsény) war die jüngere Schwester von Károly Odescalchi und somit die Schwägerin von Klára Andrássy.