Knattern (Studentenverbindungen)
Unter Knattern versteht man in der Studentensprache einen humorvollen bis offen beleidigenden rhetorischen Schlagabtausch zwischen Mitgliedern studentischer Verbindungen – bevorzugt zwischen solchen verschiedener Verbände und Weltanschauungen. Beim Knattern kommen häufig humorige bis abwertende Spitznamen für Angehörige bestimmter Verbindungstypen zum Einsatz, wie etwa „Buxe“ für Burschenschafter, „Curry“ für Corpsstudenten, „Schlitzer“ für schlagende Verbindungen an sich oder „Bibelschmeißer“ für christliche Studentenverbindungen. Häufig werden auch Korporierte ohne Commentkenntnisse, Tradition oder mit allgemein peinlichem Auftreten als „Phritte“ bezeichnet. Die Gründe für das Knattern sind vielfältig wie beispielsweise die Pflege und Demonstration der eigenen rhetorischen Fähigkeiten, Demonstration der vorgeblichen Überlegenheit der eigenen Verbindung oder des eigenen Dachverbandes, oder die Provokation eines Bierjungen.
Der Ausdruck knattern wurde erst im 20. Jahrhundert in die Studentensprache eingeführt, seit dem 18. Jahrhundert sind für die gleichen verbalen Duelle die Begriffe anfahren, anschnarchen, anblasen[1], dicktun[2] oder „en canaille behandeln“ üblich. Zeitgenössisch wird studentensprachlich auch von paulen oder anpaulen gesprochen. Das Wort knattern ist im Zusammenhang mit verbalen Entgleisungen außerhalb der Studentensprache bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar. Hier leitet es sich vom mittelhochdeutschen gnattern, niederdeutsch gnaddern für murren, zähneknirschen, maulen ab. Im Schwedischen findet man noch in ähnlicher Bedeutung gnata (nörgeln), im Englischen to gnatter (nagen, knurren). In einem Braunschweigischen Lied von 1607 erscheint das Wort gnattern im Sinne von maulen, nörgeln: „Roth Lew in seinem Gatter/ treibt großen Übermuht/ pölkt, grunzt, kratzet und gnattert/ veracht das Rösslein Gut.“[3]
Quellen
- Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1960, Band 11, Spalte 1361 f.
- Silenus, C.: Hortus injuriarum oder: Der feine Couleurbummel, Potopolis 2010 [Norderstedt: Books on Demand], ISBN 3-8391-8786-9, S. 54 und 71.
Einzelnachweise
- ↑ Augustin, Ch. F. B.: Idiotikon der Burschensprache, Germanien (d. i. Quedlinburg) 1795. Kommentierter Nachdruck von Konrad Burdach, Halle 1894
- ↑ J. Vollmann (d. i. Johannes Gräßli): Burschicoses Wörterbuch, Ragaz 1846; Neuauflage mit Vorwort, WHB Verlag, Mönchengladbach 2020, ISBN 978-3-943953-02-2
- ↑ zitiert nach Grimm, DWB, Bd. 11, Spalte 1361