Nacktried

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Nacktried

Nacktried (Kobresia myosuroides)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Schuppenseggen (Kobresia)
Art: Nacktried
Wissenschaftlicher Name
Kobresia myosuroides
(Vill.) Fiori

Das Nacktried (Kobresia myosuroides (Vill.) Fiori; Syn.: Elyna myosuroides (Vill.) Fritsch, Carex myosuroides Vill.) ist, auch Nacktriedgras oder Alpen-Ährenriet genannt, eine Pflanzenart aus der Gattung der Schuppenseggen (Kobresia) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet.

Beschreibung

Illustration aus Atlas der Alpenflora

Das Nacktried wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 20, selten bis zu 30 Zentimetern. Sie besitzt einen starren „Wurzelstock“. Die Art bildet zahlreiche aufrechte Stängel, die stielrund oder stumpf dreikantig, etwa 0,5 Millimeter dick und nur am Grunde beblättert sind. Die Laubblätter sind borstenförmig und oft so lang oder länger als der Stängel. Am Grunde besitzt das Nacktried braungelbe Blattscheiden, die lederartig glänzend sind.

Die Blütezeit reicht von Juni bis August, selten länger. Der einzige endständige, ährige Blütenstand ist 1 bis 3 Zentimeter lang sowie 2 bis 3 Millimeter breit und enthält etwa 10 bis 20 Ährchen. Diese enthalten männliche oder weibliche Blüten oder beides. Die weiblichen Blüten haben ein Tragblatt, das am Grunde mit den Rändern verwachsen ist und schlauchartig diese umschließt. Die Zahl der Staubblätter beträgt zwei oder drei, die der Narben drei.

Die Nussfrucht ist dreikantig und oben durch den Griffelrest stachelspitzig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 56.

Vorkommen und Ökologie

Das Nacktried ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet. Es gedeiht in der Arktis in Europa, Sibirien, Grönland und Nordamerika. Außerdem kommt es in den Gebirgen Europas, Asiens und Nordamerikas vor.

Das Nacktried ist eine rasenbildende Pflanze der hochalpinen Stufe. Es gedeiht an windgescherten Graten auf frosttrockenen, basenreichen, aber meist oberflächlich entkalkten sauren Böden bei einem Optimum von pH 6. Es bildet hier eine auffällige Pflanzengesellschaft, das Elynetum Br.-Bl. 1913 (Ordnung Elynetalia Oberd. 57, Klasse Carici rupestris-Kobresietea bellardii Ohba 74), die schon früh in der Geschichte der Pflanzensoziologie als typisch erkannt wurde. Die Erstbeschreiber dieser Pflanzengesellschaft waren die Schweizer Botaniker Heinrich Brockmann-Jerosch, Eduard August Rübel und Josias Braun-Blanquet.

Das Nacktried ist sehr widerstandsfähig gegen Schneeschliff. Es wächst in den Alpen in Höhenlagen zwischen 1220 und 3180 Metern. In den Allgäuer Alpen gedeiht es nur ausnahmsweise unterhalb 2000 Metern Meereshöhe, so an der Höfats in Bayern bei 1547 Metern Meereshöhe.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]

Das Nackried kann als bisher einzig bekanntes Sauergras eine Ektomykorrhiza eingehen. Als Pilzpartner wurden in einem Gletschervorfeld Cenococcum geophilum, die Erd-Wachskruste (Sebacina incrustans) und Tomentella spec. nachgewiesen.[3]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung erfolgte durch Dominique Villars unter dem Namen (Basionym) Carex myosuroides. Die Neukombination Kobresia myosuroides (Vill.) Fiori wurde durch Fiori veröffentlicht. Weitere Synonyme für Kobresia myosuroides (Vill.) Fiori sind: Kobresia bellardii (All.) Degl. ex Loisel., Elyna bellardii (All.) K.Koch, Elyna myosuroides (Vill.) Fritsch.

Literatur

  • Wolfram Schultze-Motel: Kobresia. In: Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band II. Teil 1: Angiospermae: Monocotyledones 2 (Cyperaceae – Juncaceae), Paul Parey, Berlin/Hamburg 1967–1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 92–96.
  • Arthur Oliver Chater: Kobresia. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones), Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 289–290.
  • Peter William Ball: Kobresia. Kobresia myosuroides. S. 253 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 23: Magnoliophyta: Commelinidae (in part): Cyperaceae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2002, ISBN 0-19-515207-7.
  • Shuren Zhang, Henry J. Noltie: Kobresia. Kobresia myosuroides. S. 280 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-99-3.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe, Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.

Einzelnachweise

  1. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 237.
  2. Elyna myosuroides (Vill.) Fritsch In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. März 2021.
  3. O. Mühlmann, U. Peintner: Ectomycorrhiza of Kobresia myosuroides at a primary successional glacier forefront. In: Mycorrhiza. Volume 18, 2008, S. 355–362.

Weblinks

Commons: Nacktried (Kobresia myosuroides) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien