Konrad Adenauer (Flugzeug)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die zweite Konrad Adenauer (16+01) im Mai 2017

Konrad Adenauer ist der Taufname von bislang zwei Flugzeugen der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, die dem Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler, den Bundesministern sowie den Präsidenten des Bundestages, des Bundesrates und des Bundesverfassungsgerichts als Transportmittel dienen. Namensgeber ist Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik. Schwesterflugzeug ist die Theodor Heuss.

A310 als „Konrad Adenauer“ (1991–2011)

Die erste Konrad Adenauer (10+21) im Oktober 1997

Die erste Konrad Adenauer war ein Airbus A310-304 und stand der Regierung als VIP-Transport zur Verfügung. Das Flugzeug wurde nach dem Ende der DDR 1991 aus dem Bestand der Fluggesellschaft Interflug übernommen und für den Einsatz im parlamentarischen Flugbetrieb umgebaut. Die äußere Erscheinung war eher schlicht gehalten, zunächst weiß mit blauem Streifen und der Aufschrift Luftwaffe, danach weiß mit einem schmalen Band in den deutschen Nationalfarben. Im Februar 2011 wurden mit der Konrad Adenauer Bürger aus 15 Nationen aus Libyen ausgeflogen.

Im April 2011 wurde das Flugzeug nach 20 Jahren außer Dienst gestellt und durch einen Airbus A340-313 mit gleichem Namen ersetzt. Eine für den A340 zu kurze Landebahn auf dem Chinggis Khaan International Airport bei Ulaanbaatar führte dazu, dass die Bundeskanzlerin auf ihrer Asienreise im Oktober 2011 auf die offiziell bereits ausgemusterte erste Konrad Adenauer zurückgreifen musste.[1][2]

Nachnutzung als A310 ZERO-G

Das zeitweise namenlose und eigentlich ausgemusterte alte Flugzeug blieb bis 2014 im Dienst. Danach wurde es an die Verwertungsgesellschaft des Bundes Vebeg übergeben[3] und im Juni 2014 an die französische Novespace, ein Tochterunternehmen der Centre national d’études spatiales, verkauft. Es wurde sechseinhalb Monate lang bei der Lufthansa Technik AG in Hamburg umfangreich für den Einsatz als Parabelflugzeug umgebaut und nach den Regeln der Europäischen Agentur für Flugsicherheit als ziviles Flugzeug mit dem Namen A310 ZERO-G neu zugelassen und seit März 2015 von Bordeaux entsprechend eingesetzt.[4][5]

A340 als „Konrad Adenauer“ (seit 2011)

Die zweite Konrad Adenauer im Juli 2011

Die aktuelle Maschine mit dem Taufnamen Konrad Adenauer wurde im April 2011 in Dienst gestellt.

Es handelt sich um eine Maschine vom Typ Airbus A340-300, die im Jahr 2009 durch das Bundesministerium der Verteidigung von der ehemaligen Eigentümerin Lufthansa erworben wurde. Die Langstreckenmaschine wurde nach zehn Jahren im regulären Liniendienst durch Lufthansa Technik in Hamburg in 21 Monaten zum Regierungsflugzeug umgebaut. Wie das Schwesterflugzeug Theodor Heuss dient sie dem Personentransport von Mitgliedern der Bundesregierung. Die Non-Stop-Reichweite beträgt 13.500 Kilometer; dabei können 143 Passagiere befördert werden. Alternativ lässt sie sich als fliegende Intensivstation umbauen.[6] Mitte 2013 wurde in den Vereinigten Staaten ein laserbasiertes Abwehrsystem gegen infrarotgelenkte Raketen nachgerüstet.[7] Das Design der Kabine wird von Lufthansa Technik als „zeitlos elegant und repräsentativ“ bezeichnet.[8]

Für die Flugerprobung durch die Bundeswehr trug die „neue“ Konrad Adenauer das Kennzeichen 98+47, seit der Verlegung an den Sitz der Flugbereitschaft am Flughafen Köln/Bonn ist sie als 16+01 registriert. Es handelt sich um das 2000. ausgelieferte Flugzeug von Airbus.[9]

A350

Im August 2020 wurde der erste von drei neu bestellten Airbus A350-900XWB in Hamburg durch die Lufthansa Technik der Bundeswehr übergeben. Die weiteren Auslieferungen sind für das Jahr 2022 vorgesehen. Die Flugzeuge werden nach der Auslieferung durch Airbus durch Lufthansa Technik umgebaut.[10] Sie ersetzen dann die in die Jahre gekommenen A-340 der Luftwaffe.

Ereignisse im Betrieb

Überflugverweigerung über Iran 2011

Beim Jungfernflug der 16+01 am 31. Mai 2011 kam es zu einem diplomatischen Eklat, als der Iran der Maschine auf dem Weg nach Indien das Überflugrecht verweigerte. Das Flugzeug mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und einer Delegation an Bord musste zunächst umdrehen und zwei Stunden im türkischen Luftraum[11] kreisen, bevor die Erlaubnis zum Weiterflug erteilt wurde.[12] Der iranische Botschafter Ali Reza Sheikh Attar wurde daraufhin noch am selben Tag ins Auswärtige Amt einbestellt. Das Bundesverteidigungsministerium dementierte die Darstellung des Diplomaten, der den Vorfall mit der Angabe „eines falschen Signalcodes“ durch den Piloten begründet hatte („Es war der Fehler des Piloten. Er hat den Code für die Rückkehr angegeben, nicht den für den Eintritt in den Luftraum.“).[13][14]

Schadensausfälle 2018/19

Die Konrad Adenauer führte im Jahre 2018 zu mehreren Flugausfällen. Das zu diesem Zeitpunkt knapp zwanzig Jahre alte Flugzeug versagte etwa Mitte Oktober 2018 seinen Dienst, nachdem Nagetiere Kabel zerbissen hatten. Nach einer Tagung des Internationalen Währungsfonds in Indonesien war Vizekanzler Olaf Scholz auf einen Linienflug angewiesen. Mitte November kam es durch einen Triebwerkfehler zu einer stundenlangen Verspätung für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Ende November 2018 landete das Flugzeug mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Weg von Berlin zum G20-Gipfel in Buenos Aires außerplanmäßig in Köln/Bonn. Als Ursache wurde der Ausfall eines elektrischen Umformers, einer Transformer Rectifier Unit, genannt. Presseberichten zufolge soll dadurch der Funkverkehr komplett ausgefallen sein, weshalb auch von einer Notlandung gesprochen wurde. Ein Ersatzflugzeug brachte eine verkleinerte Delegation nach Madrid; von dort erreichte sie mit einem Linienflug deutlich verspätet das Ziel.[15][16] Zu dem Flugabbruch hatte nach einem Dossier der Luftwaffe eine Verkettung von Vorfällen geführt.[17]

Am 1. April 2019 fand der erste Flug der Konrad Adenauer nach einer viermonatigen Generalüberholung statt. Bei der Landung am John F. Kennedy International Airport in New York platzte ein Reifen, so dass die Maschine die Parkposition nicht eigenständig erreichen konnte. An Bord war Bundesaußenminister Heiko Maas.[18]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Flugzeug 16+01 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Mit DDR-Jet auf die Mini-Landebahn. spiegel.de, 12. Oktober 2011, abgerufen am 13. Oktober 2011.
  2. Merkel verärgert über mangelhafte Flotte der Luftwaffen-Flugbereitschaft. spiegel.de, 28. August 2011, abgerufen am 13. Oktober 2011.
  3. VEBEG verkauft A310 der Flugbereitschaft. airliners.de, abgerufen am 31. Mai 2011.
  4. Vom Kanzler-Airbus zum neuen Parabelflugzeug. Abgerufen am 20. September 2015.
  5. Baustoffe für den Mond und „Oben“ und „Unten“ in der Schwerelosigkeit. Abgerufen am 20. September 2015.
  6. Flugbereitschaft übernimmt ersten A340. airliners.de, 30. März 2011, abgerufen am 31. Mai 2011.
  7. Merkels Jet trotzt künftig Raketen. In: Handelsblatt. Nr. 133, 15. Juli 2013, ISSN 0017-7296, S. 10.
  8. Merkels neue Air Force One. Spiegel Online, 30. März 2011, abgerufen am 17. März 2017.
  9. 16+01 German Air Force Airbus A340-300. In: planespotters.net. Abgerufen am 16. Februar 2020 (englisch).
  10. Erster neuer Regierungsflieger bei der Bundeswehr gelandet. Abgerufen am 25. August 2020.
  11. Merkels Auslandsreise: Iran gibt Pilot Schuld an Überflugverbot. spiegel.de, 31. Mai 2011, abgerufen am 13. April 2015.
  12. Iran verweigert Merkel den Überflug nach Indien. welt.de, 31. Mai 2011, abgerufen am 31. Mai 2011.
  13. Falscher Überflugcode – Iran beschuldigt Merkels Piloten. n-tv (online), 1. Juni 2011, abgerufen am 25. März 2017.
  14. Iran verweigerte Kanzlerin Überflug – Berlin sieht Schuld für Überflugverbot weiter bei Teheran. faz.net, abgerufen am 13. April 2015.
  15. Defekter Transformator Grund für Merkels Zwangslandung. In: Spiegel Online. 30. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
  16. Germany's Merkel to miss G20 opening after aircraft woes. In: China Daily. 30. November 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018 (englisch).
  17. Matthias Gebauer: Lufthansa: Fehler der der Fluglinie verursachte Angela Merkels G20-Odyssee. In: Spiegel Online. 26. Dezember 2018, abgerufen am 16. Februar 2020.
  18. Reifenpanne in New York – Schaden am Flugzeug bremst Maas aus. In: tagesschau.de, abgerufen am 1. April 2019.