Korbacher Spalte
Die Korbacher Spalte ist eine 20 Meter tiefe, und bis zu 4 Meter breite verfüllte Spalte im Kalkstein eines ehemaligen Steinbruches am Südrand der nordhessischen Kreisstadt Korbach. Sie gilt als bedeutende Fossillagerstätte und ist ein Bodendenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes und damit als Kulturdenkmal geschützt.
Die Spalte setzt sich südwestlich und östlich des Steinbruchs im Untergrund fort und besitzt eine Gesamtlänge von ca. einem Kilometer. Das Material, mit dem die Spalte verfüllt ist, enthält zahlreiche Fossilien von Landwirbeltieren (Tetrapoda) aus der Zeit des Oberperm vor ca. 255 Millionen Jahren. Die Gesteine, in denen sich die Spalte befindet, sowie das Material der Spaltenfüllung gehören dem tieferen (geologisch älteren) Teil der Zechstein-Serie an.
Die Spalte wurde 1964 entdeckt. Nach ersten Fossilienfunden finanzierte die amerikanische National Geographic Society systematische Grabungen an der Austrittsstelle der Spalte in dem aufgelassenen Steinbruch. Der Fund eines Unterkiefers des bis dahin nur aus den Karoo-Ablagerungen des südlichen Afrikas bekannten Cynodontiers (Vertreter einer Gruppe „säugetierähnlicher Reptilien“) Procynosuchus, führte zu einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Nature.[1] Dieses Tier wurde weithin als „Korbacher Dackel“ bekannt.[2] Die Stadt Korbach kaufte daraufhin die Fundstelle, überdachte sie und errichtete eine Besucherplattform. Weitere identifizierbare Wirbeltierfossilien stammen von Protorosauriern, Captorhiniden, Pareiasauriern und Dicynodontiern.[3] Einige Funde sind im Wolfgang-Bonhage-Museum Korbach ausgestellt, ein anderer Teil der Funde befindet sich im Naturkundemuseum Karlsruhe.
Literatur
- Sven Bökenschmidt: Die Fossillagerstätte Korbacher Spalte – ihre Entstehung und Einordnung in den Zechstein Nord-Hessens. Dissertation, Marburg 2006 (online).
- Sven Bökenschmidt: Die Korbacher Spalte – Entstehung und Geschichte einer Fossillagerstätte. In: Geschichtsblätter für Waldeck 91. Bad Arolsen; 2003, S. 30–42. ISSN 0342-0965
- Heiner Heggemann, Thomas Keller: Die Korbacher Spalte – Eine einzigartige Fundstelle landlebender Saurier des späten Erdaltertums im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Paläontologische Denkmäler in Hessen 15. Wiesbaden; 2003. ISBN 3-89822-315-9.
Einzelnachweise
- ↑ Hans-Dieter Sues & Jürgen A. Boy: A procynosuchid cynodont from central Europe. In: Nature. 331, 1988, S. 523–524. doi:10.1038/331523a0.
- ↑ Mit dem Korbacher Dackel auf dem langen Weg zum Unesco-Weltnaturerbe, Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung 25. September 2014.
- ↑ Hans-Dieter Sues & Wolfgang Munk: A remarkable assemblage of terrestrial tetrapods from the Zechstein (Upper Permian: Tatarian) near Korbach (northwestern Hesse). In: Paläontologische Zeitschrift. 70, Nr. 1–2, 1996, S. 213–223. doi:10.1007/BF02988279.
Weblinks
- Die Korbacher Spalte auf der offiziellen Homepage der Stadt Korbach
- Die Fossilfundstelle Korbacher Spalte bei Korbach auf der Homepage des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)
- Korbach Fissure. Datenblatt der Korbacher Spalte in der Paleobiology Database (englisch)
Koordinaten: 51° 15′ 43″ N, 8° 52′ 50″ O