Kostenüberdeckung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kostenüberdeckung liegt vor, wenn die Normalkosten höher sind als die Istkosten. Kostenunterdeckung liegt vor, wenn die Istkosten höher sind als die Normalkosten.

Normalkosten > Istkosten = Überdeckung

Normalkosten < Istkosten = Unterdeckung

Anwendung

Der Vergleich zwischen Ist- und Normalkosten dient der Kostenkontrolle.

Beispiel

In der Kostenträgerzeitrechnung können Über-/Unterdeckungen im Betriebsabrechnungsbogen ermittelt werden. Folgende Annahmen liegen dem Beispiel zugrunde:

Ein Unternehmen kalkuliert mit Normal-Zuschlagsätzen, die sich als Durchschnittswert der Ist-Zuschlagsätze der vergangenen zwölf Monaten ergeben haben:

Materialbereich 10 %
Fertigungsbereich 200 %
Verwaltungsbereich 20 %
Vertriebsbereich 15 %

In der laufenden Periode sind die folgenden Einzelkosten entstanden:

Materialeinzelkosten 100.000 €
Fertigungseinzelkosten 25.000 €

Es ergibt sich der folgende Betriebsabrechnungsbogen:

Kostenbereich Material Fertigung Verwaltung Vertrieb
Summe Ist-Gemeinkosten 12.000 40.000 31.860 30.090
Zuschlagsgrundlage 100.000 25.000 177.000 177.000
Ist-Zuschlagsatz 12,00 % 160,00 % 18,00 % 17,00 %
Normal-Zuschlagsatz 10,00 % 200,00 % 20,00 % 15,00 %
Normal-Gemeinkosten 10.000 50.000 37.000 27.750
Über-/Unterdeckung - 2.000 + 10.000 + 5.140 - 2.340

Insgesamt über alle Kostenbereiche liegt eine Überdeckung von +10.800 € vor.

Erläuterungen zu den einzelnen Tabellenzeilen:

Ist-Gemeinkosten
Willkürliche Annahmen über die Höhe der Istkosten in der abgelaufenen Periode.
Zuschlagsgrundlage
Bei der Zuschlagsgrundlage im Material- und Fertigungsbereich handelt es sich um die Einzelkosten aus der Aufgabenstellung. Im Verwaltungs- und Vertriebsbereich gelten die Herstellkosten auf Ist-Kostenbasis aus der nächsten Tabelle als Zuschlagsgrundlage: Herstellkosten (HK) = Materialeinzelkosten (MEK) + Materialgemeinkosten (MGK) + Fertigungseinzelkosten (FEK) + Fertigungsgemeinkosten (FGK) = 177.000 €.
Ist-Zuschlagsatz
Quotient aus Ist-Gemeinkosten und Zuschlagsgrundlage
Normal-Zuschlagsatz
Annahme aus Aufgabenstellung
Normal-Gemeinkosten
In allen vier Kostenbereichen ergeben sich die Normal-Gemeinkosten als Produkt aus Normal-Zuschlagsatz und Zuschlagsgrundlage. Im Verwaltungs- und Vertriebsbereich gelten als Zuschlagsgrundlage die in der nächsten Tabelle ermittelten HK auf Normalkostenbasis (185.000 €).
Über-/Unterdeckung
Differenz zwischen Normal-Gemeinkosten und Ist-Gemeinkosten.
Istkosten Normalkosten Ü-/U-Deckung
Materialeinzelkosten (MEK) 100.000 100.000
+ Materialgemeinkosten (MGK) 12.000 10.000 - 2.000
+ Fertigungseinzelkosten (FEK, Fertigungslöhne) 25.000 25.000
+ Fertigungsgemeinkosten (FGK) 40.000 50.000 + 10.000
= Herstellkosten (HK) 177.000 185.000
+ Verwaltungsgemeinkosten (VWGK) 31.860 35.400 + 5.140
+ Vertriebsgemeinkosten (VTGK) 30.090 26.550 - 2.340
= Selbstkosten (SK) 238.950 249.750 + 10.800

Weblinks

Literatur

  • Lothar Haberstock: Kostenrechnung I, Einführung mit Fragen, Aufgaben und Lösungen. 4., Auflage. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler KG, Wiesbaden 1980, ISBN 3-470-70408-2.
  • Wolfgang Kilger: Einführung in die Kostenrechnung. 3., durchgesehene Auflage. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1987, ISBN 3-409-21069-5.