Kurt Ellersiek

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Kurt Hildebert Ellersiek (* 5. April 1901 in Dortmund; † nach 1961) war ein deutscher Wirtschafts-Ingenieur, NS-Funktionär und SS-Führer, zuletzt im Rang eines SS-Oberführers.

Werdegang

Kurt Ellersiek war der Sohn des Kaufmanns Erich Ellersiek.[1] Er absolvierte nach dem Ende seiner Schullaufbahn eine Lehre zum Schlosser.[2] Bereits in seiner Jugend gehörte er von 1916 bis 1920 dem Völkischen Wandervogel an, bei dem er ab 1919 das Gebiet Rheinland/Westfalen leitete. Ab 1920 gehörte er dem Treubund für Rheinland und Westfalen an.

Im November 1929 trat er in Dortmund der SA bei, der er bis Januar 1935 angehörte. Im Frühjahr 1930 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 218.341). Nachdem er 1930 im Zuge einer Begabtenprüfung einen Studienplatz an der TU München erhielt, absolvierte er dort bis 1934 ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit Abschluss Diplom-Wirtschafts-Ingenieur. Dem NS-Studentenbund gehörte er seit 1930 an.[2] Ab Frühjahr 1931 leitete er im AStA der TU München das Amt für politische Bildung.[3] Zudem war er Kreisleiter des NS-Studentenbundes.[4]

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten hielt Ellersiek am 10. Mai 1933 als „Ältester der Deutschen Studentenschaft“ bei der Bücherverbrennung auf dem Königsplatz vor Münchner Studenten eine „vom vaterländischen Geiste getragene Ansprache“.[5] Von 1933 bis 1934 war er für das Münchner SA-Hochschulamt tätig.[2] Dort war er als Hilfsreferent für alle Fragen der weltanschaulichen und politischen Schulung zuständig und bis Juni 1934 Abteilungsleiter an der „Führerschule Pieskow“.[6]

Im April 1935 wechselte Ellersiek von der SA zur SS (Mitgliedsnr. 275.719) und wurde dem RuSHA zugeteilt, wo er für das Schulungsamt und Rassenamt tätig wurde.[7] In Absprache mit dem Leiter des NS-Studentenbundes Albert Derichsweiler gründeten beide in Kooperation mit örtlichen SS-Führern ab Sommer 1935 sogenannte SS-Mannschaftshäuser.[2] In den SS-Mannschaftshäusern sollte eine studentische SS-Elite weltanschaulich geschult und wehrsportlich trainiert werden. Ellersiek war Kommandeur der SS-Mannschaftshäuser und blieb auch nach dem Wechsel der Zuständigkeit vom RuSHA zum Persönlichen Stab des Reichsführers SS Anfang 1939 in dieser Funktion.[8]

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Infanterie-Regiment „Großdeutschland“ eingezogen, wo er für ein Jahr eingesetzt war. Anfang August 1940 übernahm er wieder die Leitung der SS-Mannschaftshäuser. Ab Oktober 1941 war er bei der LSAH eingesetzt und nahm am Balkanfeldzug und dem Überfall auf die Sowjetunion teil. Am 11. August 1941 wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.

Ellersiek stieg Ende Januar 1942 zum SS-Oberführer auf. Er wurde 1942 Vize-Inspekteur der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola).[9]

Mitte Mai 1943 wurde er zum Generalkommando des III. (germanisches) SS-Panzerkorps versetzt und von dort im August 1943 zur 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“. Im Januar 1944 wurde er vor Leningrad verwundet und danach im Lazarett in Würzburg behandelt. Von Mai bis Dezember 1944 war er bei der SS-Sturmgeschütz-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung eingesetzt. Im Dezember 1944 wurde er zum SS-Personalhauptamt versetzt. Mitte Februar 1945 wurde Ellersiek zum Hauptquartier des Reichsführers SS beordert um den Volkssturm mit zu organisieren. Er leitete schließlich den Feldkommandostab Heinrich Himmlers im Gebiet Rheinfront.

Nach Kriegsende legte sich Ellersiek den Aliasnamen Dr. Konrad Ehlers zu.[10] Er war seit Sommer 1946 führend am Aufbau einer deutschen Untergrundorganisation beteiligt, deren Zentrum sich in der britischen Besatzungszone befand. Ziel der Untergrundbewegung war eine anti-sowjetische Westblockpolitik Großbritanniens, zu der England mit der Drohung des Einsatzes von bakteriologischen Waffen gezwungen werden sollte. Am 23. Februar 1947 frühmorgens wurde Ellersiek durch Angehörige des amerikanischen Geheimdienstes in Fulda verhaftet, als er zusammen mit seiner Freundin in seinem Bett lag. Seine in Hamburg lebende Ehefrau wurde von Angehörigen des britischen Geheimdienstes verhaftet.[11] Ellersiek wurde im Rahmen der Entnazifizierung als „Belasteter“ eingestuft.[12]

Durch das Landgericht Frankfurt am Main wurde Ellersiek am 19. Juli 1961 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt aufgrund der widerrechtlichen Erschießung eines Obergefreiten in der Kriegsendphase.[9]

Literatur

Weblinks

  • Unterlagen zu Ellersiek auf www.foia.cia.gov

Einzelnachweise

  1. Der Weg ins III. Reich, 1925–1933 auf http://www.aplerbeck-damals.de
  2. a b c d Bastian Hein: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925-1945, Oldenbourg, München 2012, S. 161 f.
  3. Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002, ISBN 3-486-56670-9, S. 330.
  4. Roland Ray: Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers? Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik 1930–1942, Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56495-1, S. 221.
  5. Peter Köpf: Der Königsplatz in München. Ein deutscher Ort. Ch. Links, Berlin 2005, ISBN 3-8615-3372-3, S. 82.
  6. Vgl. Lutz Hachmeister: Schleyer. Eine deutsche Geschichte. C. H. Beck, 2004, ISBN 978-3-406-51863-8, S. 94.
  7. Isabel Heinemann: “Rasse, Siedlung, deutsches Blut”: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Wallstein, Göttingen 2003 ISBN 3-89244-623-7, S. 93.
  8. Isabel Heinemann: “Rasse, Siedlung, deutsches Blut”: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Wallstein, Göttingen 2003 ISBN 3-89244-623-7, S. 92 f.
  9. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 133.
  10. Friedrich Paul Heller, Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-89657-090-0, S. 87.
  11. Bazillen. Das Untergründige in Herrn Ellersiek. In: Der Spiegel, Ausgabe 9/1947 vom 1. März 1947, S. 2.
  12. Institut für internationale Politik und Wirtschaft: Dokumentation der Zeit, Ausgaben 253–276, 1962, S. 32.