Kästel (Gerhardshofen)
Kästel Gemeinde Gerhardshofen Koordinaten: 49° 37′ 1″ N, 10° 44′ 49″ O
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Höhe: | 320–345 m ü. NHN |
Einwohner: | 84 (7. Dez. 2016)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1971 |
Postleitzahl: | 91466 |
Vorwahl: | 09163 |
Kästel ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Gerhardshofen im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).
Geografie
Durch das Kirchdorf fließt der Reisigbach, der ein rechter Zufluss der Aisch ist. Im Südosten grenzt das Waldgebiet Sixtenhaid an, darin liegen die Sixtenhaidweiher. Im Osten grenzt das Waldgebiet Urlas an, 0,5 km nordwestlich erhebt sich der Steinberg (346 m ü. NHN). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Emelsdorf (1,3 km südwestlich) bzw. zur Staatsstraße 2259 (0,7 km nördlich) zwischen Rezelsdorf (2 km östlich) und Birnbaum (2 km westlich).[2]
Geschichte
Der Ort wurde im Lehenbuch des Hochstifts Würzburg, das im Zeitraum zwischen 1303 und 1317 entstand, als „Kestal“ erstmals namentlich erwähnt. Lehensträger war zu dieser Zeit Konrad von Pahres. Unter dem Würzburger Bischof Gottfried III. von Hohenlohe (1317–1322) ging dieses Lehen auf Johannes von Pahres über. In der Folge fiel der Ort an die Burggrafschaft Nürnberg, schließlich an das Markgraftum Brandenburg-Kulmbach. 1421 erhielt Michael von Seckendorff zu Rennhofen u. a. in „Kerstal“ Güter und den Zehnten von Markgraf Friedrich I. zu Lehen. Aus dem markgräflichen Salbuch von 1434 geht hervor, dass ein Viertel des Zehnten in „Kerstall“ der Markgrafschaft gehörte und drei Viertel dem Kloster Michelsberg. Letzteres verlieh im Jahr 1464 Moritz Auracher von Dachsbach in „Kerstal“ eine Hube, zweieinhalb Lehen und einen Weiher. 1502/06 wurde dessen Besitz in „Cestel“ mit vier Gütern angegeben. Der Ort zählte zur Fraisch des markgräflichen Amtes Dachsbach. 1718 gab es nur noch einen brandenburg-bayreuthischen Untertan. Die übrigen unterstanden dem Domstift Bamberg, dem Rittergut Birnbaum und der Reichsstadt Nürnberg.[3]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kästel zehn Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-bayreuthische Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach aus. Grundherren waren die Herrschaft Wilhermsdorf (1 Gut), die Pfarrei Gerhardshofen (1 Gut), das Domkapitel Bamberg (5 Güter), das Rittergut Sichardshof (2 Güter) und das Rittergut Herrnneuses (1 Gut).[4]
1810 kam Kästel an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Kästel dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Dachsbach zugeordnet. 1813 wurde es dem Steuerdistrikt und der Ruralgemeinde Birnbaum zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Kästel, zu der Emelsdorf, Linden und Sintmannsbuch gehörten.[5][6] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch (1919 in Finanzamt Neustadt an der Aisch umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim). Ein Anwesen unterstand jedoch bis 1839 in der freiwilligen Gerichtsbarkeit dem Patrimonialgericht Wilhermsdorf.[7] Ab 1862 gehörte Kästel zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Neustadt an der Aisch (1879 in das Amtsgericht Neustadt an der Aisch umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,850 km².[8]
Am 1. Juli 1971 wurde Kästel im Zuge der Gebietsreform nach Gerhardshofen eingemeindet.[9]
Baudenkmäler
- Haus Nr. 5: eingeschossiges Wohnstallhaus von 1744; Eckpilaster, darüber kleine Voluten im Giebelansatz; geohrte Fenster, profilierte Fensterbank, Gurtgesims, Quadersockel; im Keilstein der geohrten Tür J(ohann) M(ertel) / 1824, datiert einen Umbau. Im Keller 1744 als vermutliches Erbauungsjahr eingemeißelt[10]
- Haus Nr. 8: zweigeschossiges Satteldachhaus, Gurtband, profiliertes Traufgesims mit Anfängern; Türsturz bezeichnet J(ohann) B(rehm) / 1841.[10]
- Haus Nr. 19: evangelisch-lutherische Filialkirche St. Mauritius (gotisch)
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Kästel
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 222 | 308 | 279 | 284 | 276 | 289 | 300 | 311 | 325 | 315 | 291 | 253 | 245 | 258 | 255 | 254 | 266 | 263 | 242 | 294 | 266 | 249 | 227 | 218 |
Häuser[11] | 39 | 49 | 51 | 57 | 58 | 48 | 50 | 58 | ||||||||||||||||
Quelle | [12] | [13] | [14] | [14] | [15] | [14] | [16] | [14] | [14] | [17] | [14] | [14] | [18] | [14] | [14] | [14] | [19] | [14] | [14] | [14] | [20] | [14] | [8] | [21] |
Ort Kästel
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2016 |
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Einwohner | 60 | 91 | 85 | 92 | 98 | 85 | 85 | 101 | 77 | 79 | 65 | 84 |
Häuser[11] | 11 | 17 | 17 | 17 | 16 | 16 | 16 | 19 | ||||
Quelle | [12] | [13] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [8] | [21] | [22] | [1] |
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Peter (Gerhardshofen) gepfarrt.[4][8]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Kessel. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 83 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 105 (Digitalisat). Ebd. S. 186–187 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Kessel. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 265 (Digitalisat).
- Hans Sponholz u. a. (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB 720137675, S. 104.
- Richard Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 32). Deutscher Kunstverlag, München 1972, DNB 730125742, S. 92–93.
Weblinks
- Ortsteile > Kästel auf der Website gerhardshofen.de
- Kästel in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 8. September 2021.
- Kästel in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 20. September 2019.
- Kästel im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- ↑ a b Einwohnerzahlen (Memento des Originals vom 21. Mai 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website gerhardshofen.de
- ↑ Kästel im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- ↑ H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 104.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 105.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 59 (Digitalisat).
- ↑ H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 220.
- ↑ H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 186 f.
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 805 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 536.
- ↑ a b R. Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 93. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
- ↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 45 (Digitalisat). Für die Gemeinde Kästel zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Emelsdorf (S. 22), Linden (S. 55) und Sintmannsbuch (S. 86).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 199 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 302 Einwohner.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1056, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1222, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1156 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1228 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1266 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1098 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 175 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 339 (Digitalisat).