Willmersbach

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Willmersbach
Gemeinde Gerhardshofen
Koordinaten: 49° 36′ 37″ N, 10° 42′ 28″ O
Höhe: 317 (309–351) m ü. NHN
Fläche: 1,72 km²[1]
Einwohner: 310 (7. Dez. 2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 180 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 91466
Vorwahl: 09163

Willmersbach ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Gerhardshofen im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Durch das Dorf fließt der Willmersbach (im Unterlauf Vahlenmühlbach genannt), der ein rechter Zufluss der Aisch ist. Im Norden erhebt sich die Mühlleite, im Süden liegt der Würzburger Wald, im Osten der Kleehofer Wald und 0,5 km nordwestlich das Wirtsholz. 0,75 km südwestlich erhebt sich der Göttelhöfer Berg (348 m ü. NHN). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Göttelhöf (1,4 km südwestlich), nach Gerhardshofen zur Bundesstraße 470 (2,5 km nordwestlich) und die Staatsstraße 2414 kreuzend nach Emelsdorf (1,5 km östlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde in einer Urkunde, die im Zeitraum zwischen 1317 und 1322 entstand, als „Wielmerspach“ erstmals namentlich erwähnt. Zu der Zeit war das Hochstift Würzburg Lehnsherr. Gemäß der Urkunde erhalten Ulrich und Johannes vom Lauffenholz und Erkenbert das Dorf vom Würzburger Bischof Gottfried III. von Hohenlohe zu Lehen.[4] Die Besitzer wechselten wiederholt und um 1340 wurde der erste namentlich bekannte Bürger von „Wulmersbach“ genannt, der Bauer Kornmeyer. Auch von einer „Sumerhube“ ist die Rede, vielleicht der Vorläufer des Schlossbauernhofes, heute das Schloss genannt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörte Willmersbach einem Hans von Truchseß und unterstand der Gerichtsbarkeit Dachsbach. Sein Willmersbacher Besitz dürfte etwa 35 Hektar Ackerland betragen haben.

1698 gab es in Willmersbach den Schlossbauernhof, zu denen Feld, Wiese und 20 Weiher gehörten. Außerdem gab es sechs Hofstellen und eine Ziegelhütte. Die Schäferei mit 200 Schafen wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht wieder aufgebaut. 1720 ließen die Freiherren von Wildenstein in Willmersbach 16 Hütten anlegen. Auf Grund des fehlenden Bodens mussten diese Bewohner sich oft als Tagelöhner für die Großbauern der umliegenden Dörfern verdingen, bei denen sie für ein paar Naturalien oft den ganzen Tag zu arbeiten hatten, oder als Handwerker tätig sein. Bis zur Mitte des Jahrhunderts siedelten etwa 20 Familien in Willmersbach.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Willmersbach 19 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-bayreuthische Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach aus. Grundherren waren die brandenburg-bayreuthische Verwaltung Birnbaum (14 Gütlein) und das Würzburgische Juliusspital-Verwalteramt Burgbernheim (4 Güter, 1 Tropfhaus).[6]

1810 kam Willmersbach an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Willmersbach 1811 dem Steuerdistrikt Dachsbach zugeordnet. 1813 wurde der Steuerdistrikt und Ruralgemeinde Birnbaum gebildet, zu der auch Willmersbach gehörte. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Willmersbach, zu der Ziegelhütte gehörte.[7][8] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch (1919 in Finanzamt Neustadt an der Aisch umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim).[9] Ab 1862 gehörte Willmersbach zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Neustadt an der Aisch (1879 in das Amtsgericht Neustadt an der Aisch umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,716 km².[1]

Am 1. Juli 1971 wurde Willmersbach im Zuge der Gebietsreform nach Gerhardshofen eingemeindet.[10]

Baudenkmäler

  • Schloßweg 1: sogenanntes Altes Schloss
  • verschiedene, zumeist eingeschossige Wohnstallhäuser der ersten Hälfte des 19. Jh., durch Inschriften im Türsturz jeweils datiert: Nr. 2 I(ohann) 1832 K(eberer); Nr. 6 17 IMS 98 (?) Türstock mit Medaillon im Sockel; Nr. 712 18... (?) 6; Nr. 10 18 ... 47; Nr. 11 IPG(ößwein) 1838; Nr. 17 18 ICB 31 und aufgedoppelte Rautentür; Nr. 30 1848.[11]

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970 1987 2016
Einwohner 171 226 292 299 297 298 312 311 309 290 244 245 231 248 254 217 207 214 194 225 225 215 214 232 243 310
Häuser[12] 27 33 46 49 49 50 49 49 70
Quelle [13] [14] [15] [15] [16] [15] [17] [15] [15] [18] [15] [15] [19] [15] [15] [15] [20] [15] [15] [15] [21] [15] [1] [22] [23] [2]

Religion

Willmersbach ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Peter und Paul (Gerhardshofen) gepfarrt.[6][1]

Vereine

Veranstaltungen

  • Zeltkirchweih (im Fränkischen Kerwa genannt), im Regelfall am letzten Wochenende im Juli mit Rockabend, fränkischem Brauchtum und Frühschoppen am Montag.[5]

Wirtschaft

Die wirtschaftlichen Gegebenheiten haben sich im Laufe der Zeit erheblich geändert. Während nach dem Zweiten Weltkrieg noch sehr viele Willmersbacher in der Landwirtschaft ihrem Haupterwerb nachgingen, fanden viele in den 1950er und 1960er Jahren Arbeit in der Industrie und am Bau. Neuerdings haben viele Willmersbacher in Elektronik- und IT-Berufe gewechselt.[5]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 808 (Digitalisat).
  2. a b Einwohnerzahlen auf der Website gerhardshofen.de
  3. Willmersbach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 138.
  5. a b c willmersbach.de
  6. a b H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 141.
  7. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 60 (Digitalisat).
  8. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim S. 220.
  9. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 192.
  10. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 536 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. R. Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 200. Denkmalschutz aufgehoben, Objekte evtl. abgerissen.
  12. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  13. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 103 (Digitalisat).
  14. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 204 (Digitalisat). Willmersbach: 190 Einwohner, 29 Häuser; Ziegelhütte: 36 E., 4 H. Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 229 Einwohner.
  15. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1058, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat). Willmersbach: 226 Einwohner; Ziegelhütte: 71 E.
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1224, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat). Willmersbach: 237 Einwohner; Ziegelhütte: 75 E.
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1158 (Digitalisat). Willmersbach: 218 Einwohner, 38 Wohngebäude; Ziegelhütte: 72 E., 11 Wgb.
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1232 (Digitalisat). Willmersbach: 178 Einwohner, 38 Wohngebäude; Ziegelhütte: 53 E., 11 Wgb.
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1270 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1104 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 175 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 339 (Digitalisat).