László Ungvárnémeti Tóth
(* 17. Februar 1788 in
(nahe Mischkolz, Komitat Borschod, Ungarn); † 31. August 1820 in Wien (Österreich)) war ein ungarischer Dichter, der Werke in klassizistischem Stil in ungarischer und altgriechischer Sprache verfasste.
Leben
wurde als Sohn eines evangelisch-reformierten Pfarrers und der Tochter eines Schuhmachers aus Mischkolz in dem kleinen ungarischen Ort
geboren. Auf Wunsch der Eltern nahm er zunächst in Patak am Bodrog ein Studium der reformierten Theologie auf.
selbst interessierte sich aber weit mehr für Poesie und Naturwissenschaft, insbesondere Medizin. Da für ein Medizinstudium zur damaligen Zeit die Beherrschung der deutschen Sprache als Voraussetzung galt, ging er 1810 nach Eperies und studierte dort mit großer Begeisterung Deutsch und zusätzlich Altgriechisch. In Eperies lernte er auch den ungarischen Dichter
kennen, dem er freundschaftlich verbunden blieb. 1814 zog
nach
und begann, Medizin zu studieren. Zugleich widmete er sich seiner dichterischen Arbeit und publizierte ab 1816. Da ihm die Finanzierung seines Studiums zunehmend Schwierigkeiten bereitete und er nach entsprechendem Rat ein Stipendium der katholischen Kirche in Anspruch nehmen wollte, trat er, währenddessen ohne jede innere Beziehung zur christlichen Religion, 1816 [1] zum katholischen Glauben über. 1818 übersiedelte
nach Wien und schloss dort sein Medizinstudium ab, am Ende unter ärmlichsten Verhältnissen. Noch vor der Zulassung als Arzt verstarb er in Wien, 32-jährig, im August 1820 vermutlich an Cholera.
Werk
s dichterisches Werk ist gekennzeichnet durch das Spannungsfeld zwischen klassizistischer Poesie und seiner eigenen, durch die aufkommende Naturwissenschaft geprägten Lebenswirklichkeit der Moderne. Ein „anachronistisches Phänomen […] wie Hölderlin“ [Kovács 1], behandelt
in einer ausdrucksstarken, an Pindar und Anakreon geschulten, aber auch „lebensfernen, kristallen in sich geschlossenen, abstrakten“ [Kovács 2] Sprache das Schicksal des Menschen in der Welt der Aufklärung. Seine dem Stil nach antike Tragödie
(„Narziss oder Die mörderische Selbstliebe“) kreist um die verhängnisvolle Selbstbezüglichkeit des in der Moderne auf sich zurückgeworfenen Ichs.
Werke (Auswahl)
- Versei. („Gedichte“).Pest1816.
- Nárcisz vagy a’ gyilkos önn-szeretet (drámai költemény). („Narziss oder Die mörderische Selbstliebe (dramatisches Gedicht)“).Pest1816.
- Görög versei. Magyar tolmácsolattal. („Griechische Gedichte mit ungarischer Übersetzung“).Pest1818.
Rezeption
Nach seinem kurzen Leben geriet
rasch in Vergessenheit, bis der ungarische Dichter
den nach seinen Worten „intelligentesten ungarischen Autor“ [Kovács 3] wiederentdeckte. In seiner fiktiven Anthologie
(1972) veröffentlichte
Auszüge aus
s Werken Seite an Seite mit den Gedichten der fiktiven Dichterin
und machte ihn damit wieder bekannt. Dem ungarischen Filmregisseur
diente
als Ausgangspunkt für seinen Spielfilm Narziss und Psyche (1980), sodass das (allegorisch überhöhte) Leben
s und sein Werk in den Mittelpunkt eines Films rückten.
, der für die Filmmusik zu Narziss und Psyche verantwortlich zeichnet, komponierte 1980 / 81 eine Oper nach
.
Literatur
(Ungarische) Textausgaben
- László Ungvárnémeti Tóth:Nárcisz vagy a’ gyilkos önn-szeretet (1816). Hrsg.:Zoltán Hermann.Ráció-Verlag (abgerufen am 22. Januar 2011), Budapest 2005 (120 S., Erstausgabe: 1816).
- Ausgewählte Texte von László Ungvárnémeti Tóth(einschließlich einer gekürzten Version vonNárcisz vagy a’ gyilkos önn-szeretet) sind veröffentlicht in vonSándor Weöres.
Sekundärliteratur
- Géza Hegedüs:A magyar irodalom arcképcsarnoka. („Eine Porträtgalerie der ungarischen Literatur“). Ungarische elektronische Bibliothek, Budapest 2003, urn:nbn:hu-3155 (Erstausgabe: 1991, MEK-01149).
- József Szinnyei:Magyar írók élete és munkái. („Leben und Werk ungarischer Schriftsteller“). Ungarische elektronische Bibliothek, Budapest 2006, urn:nbn:hu-5608 (Erstausgabe: 1914, MEK-03630).
- Sándor Iván Kovács:Weöres Sándor és Ungvárnémeti Tóth László. („Sándor WeöresundLászló Ungvárnémeti Tóth“). In:Új Holnap. („Neuer Morgen“). UniversitätMiskolc,MiskolcMärz 1996.
- Zsuzsanna Csikós, Zoltán Fáy:Ungvárnémeti Tóth László pályakezdése. („Die frühen JahreLászló Ungvárnémeti Tóths“). In:Új Holnap. („Neuer Morgen“). UniversitätMiskolc,MiskolcMärz 1996 (eMag (Memento vom 28. Oktober 2012 im Internet Archive) [abgerufen am 25. Februar 2016]).
- Éva Ócsai:A Lyrical Novel and its Filmic Adaptation. (Sándor Weöres: PsychéandGábor Bódy: Narcissus and Psyche). In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr. 16. Institut zur Erforschung und Förderung Österreichischer und Internationaler Literaturprozesse, 2006, ISSN 1560-182X (eMag [abgerufen am 22. Januar 2011]).
Einzelnachweise
- Zitate von Sándor Weöresaus:Sándor Iván Kovács:Weöres Sándor és Ungvárnémeti Tóth László. („Sándor WeöresundLászló Ungvárnémeti Tóth“). In:Új Holnap. („Neuer Morgen“). UniversitätMiskolc,MiskolcMärz 1996.
Anmerkungen
- ↑ 1817 laut Géza Hegedüs
Personendaten | |
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NAME | Ungvárnémeti Tóth, László |
ALTERNATIVNAMEN | Tóth, László Ungvárnémeti |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Dichter |
GEBURTSDATUM | 17. Februar 1788 |
GEBURTSORT | Kistokaj |
STERBEDATUM | 31. August 1820 |
STERBEORT | Wien |