Weißenborn-Lüderode
Weißenborn-Lüderode Landgemeinde Sonnenstein
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Koordinaten: 51° 31′ 53″ N, 10° 25′ 14″ O | |
Höhe: | 234 m |
Fläche: | 26,2 km² |
Einwohner: | 1297 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 50 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 2011 |
Postleitzahl: | 37345 |
Vorwahl: | 036072 |
Lage von Weißenborn-Lüderode in Sonnenstein
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Ortsansicht
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Weißenborn-Lüderode ist ein Dorf im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Seit dem 1. Dezember 2011 ist die vormals selbstständige Gemeinde ein Ortsteil der Landgemeinde Sonnenstein. Im Ort befindet sich der Sitz der Landgemeinde.
Geographie
Der Ort liegt am nordöstlichen Rand des Eichsfeldes in einem Talkessel der oberen Geroder Eller. Südlich liegt der Winkelberg (415 Meter), ein Ausläufer des Ohmgebirges und nördlich der Iberg (306 Meter) und der Tellenberg (337 Meter), die kartographisch dem Silkeroder Hügelland zugerechnet werden können. Zur Ortslage gehört noch der etwa ein Kilometer südlich gelegene Ortsteil Gerode mit dem ehemaligen Benediktinerkloster Gerode.
Geschichte
Die Ersterwähnung von Weißenborn erfolgte im Jahr 874 (Wizzanbrunno), die Urkunde selbst entstammte aber dem 11. Jahrhundert.[2] Im „Fuldaer Summarium“ aus dem Jahre 874 wurde der Zehnte, den viele Thüringer Ortschaften an das Kloster Fulda zu zahlen hatten, vom König Ludwig bestätigt. Ludwig hatte im Vertrag zu Verdun 843, bei der Aufteilung des großen Frankenreiches, Ostfrankreich erhalten. Dass das Gebiet um Weißenborn-Lüderode zum Gau „Onefeld“ gehörte, geht vor allem daraus hervor, dass Weißenborn, wenn es auch nicht direkt ausgesprochen ist, sondern nur durch Rückschlüsse aus Urkunden zu ersehen ist, als im Gau „Onefeld“ gelegen bezeichnet wird. In seiner „Summa Tradit. Fuld. cap. 11 Nr. 60“ teilt Eberhardus mit, dass Bernhere und Rihmut ihre Güter, im Gau Ohmfeld gelegen, dem Stift Fulda übergeben haben. Dass es sich dabei trotz vieler Anzweifelungen um unser heutiges Weißenborn handelt, geht aus einer anderen Urkunde hervor. 1157 tauschten, nach einer Urkunde aus diesem Jahr, der Abt Eberhard aus dem Kloster Gerode und der Abt Marcward aus dem Kloster Fulda fulda’sche Güter gegen andere an das Kloster Gerode (vergl. Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes, Urkundenbuch des 1. Bandes, S. 9). Es handelt sich dabei ohne Frage um die Güter, welche dem Stift Fulda „in pago Onefeld“ geschenkt worden waren.
Das Dorf Lüderode wurde 1124 erstmals schriftlich im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Gerode als Luidenrode erwähnt und besaß das Marktrecht. Erzbischof Gerhard inkorporiert 1291 dem Kloster Gerode die Kirche zu Lüderode mit der Kapelle in Weißenborn (und weiteren zwei Kirchen).[3]
Beide Dörfer lagen dicht beieinander, entwickelten sich aber unterschiedlich, während Lüderode bäuerlich geprägt war, überwogen in Weißenborn Gewerbebetriebe. Sie besaßen jeweils eine eigene Kirche und eine Gemeindeverwaltung mit Schulzen, Schule und Schöffen. Die ehemaligen Klosterdörfer gehörten bis zur Säkularisation 1802 zu Kurmainz und kirchlich zum Klosterbezirk. Mit der Aufhebung des Klosters 1803 kamen die Kirchgemeinden zur Pfarrei Jützenbach. 1802 bis 1807 wurden Weißenborn und Lüderode preußisch und kamen dann zum Königreich Westphalen. Von 1815 bis 1945 waren die Orte Teil der preußischen Provinz Sachsen.
Im Oktober 1928 wurden die bisher selbständigen Dörfer Weißenborn und Lüderode, sowie die beiden Gutsbezirke Gerode-Domäne und Gerode-Forst zu der neuen Gemeinde Weißenborn-Lüderode zusammengelegt.[4] Bei der Zusammenlegung besaß Weißenborn rund 1.200 Einwohner, Lüderode rund 700. Im Jahr 1945 wurde der Ort Teil der sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 Teil der DDR. Von 1961 bis zur politischen Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 wurde Weißenborn-Lüderode von der Sperrung der nahen innerdeutschen Grenze beeinträchtigt. Seit 1990 gehört Weißenborn-Lüderode zum wieder gegründeten Freistaat Thüringen.
Am 1. Dezember 2011 schloss sich die Gemeinde Weißenborn-Lüderode mit den sieben anderen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Eichsfeld-Südharz zur Landgemeinde Sonnenstein zusammen.[5]
Wappen
Blasonierung: In Rot mit einem dreifach gewellten silbernen Schildfuß ein schwebendes silbernes sechsspeichiges Rad, darüber gekreuzt ein nach schrägrechts unten zeigendes Flammenschwert und eine nach rechts oben weisende Rodehacke in Silber.
Die Gemeinde Weißenborn-Lüderode mit dem Ortsteil Gerode führt im Wappen ein silbernes sechsspeichiges Rad, das auf die frühere territoriale Zugehörigkeit zum Erzbistum und Kurstaat Mainz verweist. Der silberne Wellenschildfuß gibt als redendes Element den Ortsnamen Weißenborn wieder und steht symbolisch für den Quellbereich des Weißenborns und der Geroder Eller. In gleichfalls redender Art erinnert die Rodehacke an die durch Rodung entstandenen Ortsteile Lüderode und Gerode. Das Flammenschwert als Attribut des Erzengels Michael versinnbildlicht den Schutzpatron des Benediktinerklosters Gerode, das die Entwicklung der Gemeinde begleitet und mitgeprägt hat.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand: jeweils 31. Dezember):
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- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Bürgermeister
Der letzte ehrenamtliche Bürgermeister vor der Eingemeindung, Heinrich Brodhun (CDU), wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[6] Derzeitige Bürgermeisterin der Gemeinde Sonnenstein ist Margit Ertmer (Freie Wähler). Ortschaftsbürgermeister des Ortsteils Weißenborn-Lüderode ist Peter Polle (CDU).
Wirtschaft und Infrastruktur
Weißenborn-Lüderode ist der Kernort der Region Eichsfeld-Südharz. Angesiedelt sind hier verschiedene Gewerbebetriebe. Einrichtungen zur medizinischen Versorgung sind unter anderem ein Ärztehaus im Ortsteil Weißenborn und die sich unmittelbar daneben befindende Apotheke. Einkäufe des täglichen Bedarfs erhalten die Einwohner beim örtlichen Edeka-Markt.
Verkehr
Der Bahnhof Weißenborn-Lüderode liegt an der inzwischen stillgelegten Bahnstrecke Bleicherode–Herzberg.
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Kirche St. Michael in Weißenborn mit vier Kirchenfenstern sig. ILS von Irma Lang-Scheer.
- Katholische Kirche St. Martin in Lüderode (älteste erhaltene Kirche der Umgebung)
- Evangelische Kirche St. Michaelis
- Ehemaliges Kloster Gerode
- historische Fachwerkhäuser
- historische Grenzsteine östlich vom Ort
Persönlichkeiten
- Johann Joseph Adam Homeyer (* 24. Dezember 1786 in Weißenborn; † 24. November 1866 in Duderstadt), Kirchenmusiker
- Hermann Eicke (* 24. Dezember 1837 in Weißenborn; † 1. Februar 1897 in Berlin); meldete um 1890 das erste Patent zur Kaffeemaschine an.[7] (samt seiner Brüder Ernst-Heinrich Eicke (Architekt in Berlin) und Karl-Josef Eicke (* 1835; Sprach- und Politikwissenschaftler im Österreichischen Kaiserthum))
- Johannes Josef Zinke (1897–1918); erster Flugzeugpilot des Eichsfeldes, 1918 bei Berlin abgestürzt.
Pfarramt
Lüderode
Die Kirche zu Lüderode war bis 1727 eine Filiale der Pfarrei Jützenbach. Danach gehörte die hiesige Kirche bis 1772 zur Klosterpfarrei der Benediktiner von Gerode. Aus diesen Jahren sind folgende Pfarrer bekannt:
Antrittsjahr | Pfarrer | Bemerkung |
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1727 | Otto/Odo Wegerich | Propst zu Kloster Zella |
1733 | Johann Wentzel | |
1734 | Gregor Fiedeler | |
1736 | Johann Wentzel | |
1738 | Heinrich Jünemann | |
1743 | Augustin Nolte | |
1746 | Amselm Otto | Abt zu Kloster Gerode |
1749 | Konstantin Hennecke | |
1751 | Eberhard Breidenbach | |
1758 | Meinrad Frohme | |
1758 | Rudolf Bierwerth | |
1760 | Gallus Müller | |
1764 | Willibald Löffler | |
1766 | Franz Oberück | |
1768 | Antonius Wüstefeld | Propst zu Kloster Zella sowie letzter Abt zu Kloster Gerode |
Des Weiteren ist bekannt, dass zu mittelalterlicher Zeit ein gewisser Pfarrer Herbote 1157 sein Pfarramt in Lüderode antrat.[8]
Weißenborn
Die Kirche zu Weißenborn war während des Mittelalters eine Filiale von Lüderode und von 1550 bis 1854 eine Filiale der Pfarrei Jützenbach. Seit 1854 ist die hiesige Kirche eine Pfarrvikarie mit der Filiale Lüderode. Es sind seit dem folgende Pfarrer bekannt:
Antrittsjahr | Pfarrer | Bemerkung |
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1854 | Heinrich Senft | |
1857 | Georg Franz Meister | |
1863 | Anton Franz Kullmann | |
1864 | Kaspar Jacobi | |
1867 | Franz Leopold Schmidt | |
1872 | Wilhelm Georg Genau | |
1887 | Anton Teichmann | |
1890 | Hermann Weinreich | |
1897 | Joseph Vogt | |
1900 | Paul Berger | |
1905 | Alfons Wiegel | |
1906 | Theodor Arend | |
1907 | Friedrich Jakobs | |
1908 | Albert Gerlach | |
1908 | Heinrich Helbing | |
1912 | Robert Schade | |
1927 | Bernhard Wand | |
1929 | Joseph Brodmann | |
1934 | Joseph Scholl | |
1939 | Hermann Joseph Siebrand | Pfarrvikar |
1943 | Adalbert Dölle | |
1948 | Emil Schmalbach | |
1957 | Bernhard Ewers | liegt auf dem Friedhof Weißenborn neben der Leichenhalle begraben |
1974 | Jürgen Kaufhold | |
1983 | Emil Fischer | |
1989 | Otmar Wieg | |
2001 | Ansgar Paul Pohlmann | |
2005 | Georg Hülfenhaus | |
2016 | Hubertus Iffland |
Des Weiteren ist bekannt, dass ein Pfarrer Leineweber jenes Amt im Zeitraum von etwa 1800 bis in die 1820er innehatte.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ maniax-at-work.de: Unsere Ortschaften – Gemeindeverwaltung Sonnenstein. Abgerufen am 2. November 2021.
- ↑ Hrsg. Ulrich Harteisen et al.: Das Eichsfeld. Band 79 der Reihe Landschaften in Deutschland. Verlag Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2018, S. 247
- ↑ RIplus Regg. EB Mainz 1,1 n. 207, in: Regesta Imperii Online [1] (abgerufen am 4. Mai 2020)
- ↑ Horst Zinke: Vor 90 Jahren: Zusammenschluss von Weißenborn und Lüderode. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift. 62. Jahrgang (2018), Verlag Mecke Duderstadt, Heft 9/10, S. 284–286
- ↑ StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
- ↑ Sigrid Aschoff: Ein Eichsfelder erfand die Kaffeemaschine. In: Thüringer Allgemeine. 22. Februar 2014, abgerufen am 2. Mai 2017.
- ↑ Katholische Pfarrer des Eichsfeldes im 19. Jahrhundert aus Dr. Conrad Zehrt (1893): Eichsfeldische Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts, Druck und Verlag Franz Wilh. Cordier
- ↑ Katholische Pfarrer des Eichsfeldes im 19. Jahrhundert aus Dr. Conrad Zehrt (1893): Eichsfeldische Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts, Druck und Verlag Franz Wilh. Cordier