Lactalis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lactalis

Lactalis-logo.svg
Rechtsform Société anonyme
Gründung 1933
Sitz Laval, FrankreichFrankreich Frankreich
Leitung Emmanuel Besnier
Mitarbeiterzahl ca. 85.500[1]
Umsatz ca. 22 Mrd. Euro[1]
Branche Lebensmittelhersteller
Website www.lactalis.fr
Stand: 27. September 2022

Die Lactalis-Unternehmensgruppe ist ein französischer Milchindustriekonzern. Die Gruppe gehört zu den größten Molkereien in Europa. Lactalis ist zu 90 % auf die Sparte Käsespezialitäten konzentriert und in Frankreich Marktführer vor Savencia. Im Gesamtmarkt der Molkereiprodukte in Frankreich rangiert sie an zweiter Steller hinter der Danone-Gruppe.

Unternehmensgeschichte

André Besnier gründete im Oktober 1933 in Laval unter seinem Namen eine Molkerei. Am ersten Tag wurden 35 Liter Milch verkauft und 17 Camemberts hergestellt. 1950 lag der Jahres-Milchabsatz schon bei drei Millionen Litern, die Camembert-Jahresproduktion bei 725.000 Stück.

Nach dem Tod von André Besnier 1955 übernahm sein Sohn Michel die Geschäftsleitung. Mit Le Président gelang ihm 1968 die Herstellung des weltweit ersten Marken-Camembert aus pasteurisierter Milch, 1969 entwickelte er die erste H-Milch. In den folgenden Jahrzehnten akquirierte Besnier weitere Molkereien und eröffnete neue Produktionsbetriebe.

In den 1980er Jahren erfolgte durch den Aufkauf des US-amerikanischen Weichkäse-Produzenten „Belmont“ der Einstieg in den internationalen Markt. Es folgen weitere Übernahmen. 1999 wurde Besnier aus Gründen der Globalisierung zu Lactalis umbenannt. 2001 nach dem Tod von Michel Besnier übernahm sein Sohn Emmanuel Besnier die Geschäftsleitung.

Ende 2005 bot das Unternehmen mit Lactel erstmals eine haltbare Milch in Frischmilchqualität an.

Zu Jahresbeginn 2006 kaufte Lactalis den italienischen Käsehersteller Galbani (Marken: Bel Paese und Mozzarella Santa Lucia) von der Investmentgesellschaft BC Partners. Zum 1. Juli 2008 wurde die von Edwin Baer gegründete Baer AG, größter Schweizer Weichkäsehersteller, übernommen. Bisherige Aktionäre waren die Familie Baer mit 65 % und die Emmi AG mit 35 %. Im Juli 2011 übernahm Lactalis die Kontrolle über den italienischen Milchindustriekonzern Parmalat.

Anfang 2012 hat Lactalis den zweitgrößten schwedischen Molkereiproduzenten Skånemejerier übernommen. Durch Übernahme des südindischen Unternehmens Tirumala Milk Products erfolgte 2014 der Einstieg in den indischen Markt. Dort dominierten bislang überwiegend kleinbäuerlichen Genossenschaften die Milchverarbeitung.[2]

Im Mai 2017 gab Lactalis ein Übernahmegebot für die Molkereien der Omira Oberland-Milchverwertung Ravensburg GmbH ab.[3] Die OMIRA Oberland-Milchverwertung GmbH wird weiter die Milch der Lieferanten sammeln und dann an Lactalis verkaufen.[4] Am 22. Juni 2017 stimmte die Gesellschafterversammlung der OMIRA zu. Das Bundeskartellamt genehmigte die Übernahme, wodurch sie am 1. September 2017 in Kraft trat.[5]

Ebenfalls 2017 übernahm Lactalis für 875 Millionen Dollar die amerikanische Danone-Tochter Stonyfield Farm (größter Biojoghurt-Hersteller der USA). Der Verkauf war eine Auflage der US-Wettbewerbsaufsicht im Zuge der Übernahme der The Whitewave Foods Company durch Danone.[6][7]

Im Januar 2018 übernahm Lactalis in den USA die Icelandic Milk & Skyr Corporation, ein Hersteller von Skyr-Joghurt unter der Marke siggi’s mit rund 200 Millionen Dollar Umsatz, an dem die Schweizer Emmi-Gruppe einen Minderheitsanteil von 22 % gehalten hatte.[8][9]

Im Dezember 2017 wurden wegen Salmonellengefahr weltweit Säuglingsmilchprodukte zurückgerufen, nachdem mehr als 20 Babys in Frankreich erkrankt sind. Fast 7000 Tonnen der Produktion könnten insgesamt betroffen gewesen sein.[10][11] Ende Dezember hat die französische Justiz vorläufige Ermittlungen gegen den Molkereikonzern eröffnet.[12] Im Januar 2018 nahm Lactalis, nach Druck von Seiten des Wirtschaftsministers, alle aus dem Werk in Craon stammenden Säuglingsmilchprodukte, unabhängig von ihrem Herstellungsdatum, aus den Handel.[13]

Unternehmensstruktur und -daten

Die Lactalis-Unternehmensgruppe ist seit Gründung im Besitz der Familie Besnier. Sie ist in 52 Ländern präsent und erwirtschaftete mit 85.500 Mitarbeitern im Jahre 2021 einen Umsatz von etwa 22 Milliarden Euro. Das Hauptwerk in Domfront produziert täglich etwa eine halbe Million Camemberts.

Die 1986 gegründete Niederlassung Lactalis Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Kehl. 25 Prozent der französischen Käseexporte nach Deutschland stammen heute von Lactalis. 2004 wurde die Lactalis Suisse GmbH mit Sitz in Würenlingen gegründet. Der Österreich-Sitz ist Himberg-Velm.

Im September 2006 gab die EU-Kommission ihr Einverständnis für ein zum Jahresende 2006 beginnendes Joint-Venture von Lactalis (60 %) mit Nestlé (40 %) im Bereich Frischeprodukte unter dem Namen Lactalis Nestlé Produits Frais (LNPF). Das Kooperationsprojekt erstreckt sich auf 8 EU-Staaten (Frankreich, Belgien, Luxemburg, Vereinigtes Königreich, Irland, Spanien, Italien, Portugal), sowie die Schweiz. Durch diese Aktion rückte Lactalis auf den zweiten Platz in der weltweiten Milchindustrie hinter Nestlé und vor den Konzernen Dean Foods (USA) und Danone (Frankreich).

Lactalis hält 24,06 % an der Bel Group (Stichtag 31. Mai 2010). Seit Juli 2011 hält Lactalis 83,3 % an der italienischen Parmalat-Gruppe und stieg damit zum weltgrößten Milchindustriekonzern auf. Am 1. September 2017 übernahm Lactalis außerdem nach Zustimmung des Kartellamts den Butter-, Käse- und Milchpulverhersteller OMIRA mit Hauptsitz in Ravensburg.

Proteste

Im August 2016 kam es zu Protesten französischer Milchbauern vor dem Hauptverwaltungsgebäude des Unternehmens. Darüber hinaus wurden in Supermärkten Lactalis-Produkte aus den Regalen entnommen. Hintergrund der Forderungen war die nach Ansicht der Milchlieferanten unzureichende Vergütung von Rohmilch: Lactalis bezahlte für 1000 Liter Milch im Jahr 2014 365 Euro, 2015 309 Euro und 2016 257 Euro, wogegen die Herstellungskosten für die Bauern bei 350 Euro lägen. Nach weiteren Blockaden von Molkereien des Unternehmens erklärte sich Firmenchef Emmanuel Besnier in Verhandlungen mit Gewerkschaftsvertretern bereit, 290 Euro pro Tonne Milch zu zahlen.[14][15][16]

Babymilch-Skandal

Ende 2017 wurden mit Salmonellen verseuchte Säuglingsmilchkisten entdeckt. Mehr als zwölf Millionen Packungen wurden zurückgerufen[17]. Minister Bruno Lemaire zitierte daraufhin Emmanuel Besnier zum Zwecke einer Erklärung zu sich[18]. Laut Aussage des CEO, Emmanuel Besnier, seien dreiundachtzig Länder vom Produktrückruf betroffen[19].

Produktpalette und Marken

Die Produkte von Lactalis decken im Segment „hochwertiger Selbstbedienungsbereich“ ein Vollsortiment ab. Seit Anfang 2006 auch den Bereich „Käsetheke“ durch eine Außendienst-Kooperation mit dem dortigen Marktführer „Friesland Foods Cheese“.

Hauptmarke von Lactalis in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Weichkäse-Dachmarke Le Président, weitere bekannte Käsemarken sind Société (Roquefort u. a.), Salakis (Schafkäse) und Galbani, im Milchbereich Lactel. 2021 erwarb Lactalis von Bel die Marken Leerdammer und Shostka.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Lactalis Group: key figures, auf www.lactalis.de, abgerufen am 27. September 2022
  2. Lactalis to acquire Indian dairy Tirumala Milk Products, DairyReporter, 8. Januar 2014
  3. Patrick Liste: Lactalis übernimmt Omira. top agrar, 23. Mai 2017, abgerufen am 23. Mai 2017.
  4. Patrick Liste: Lactalis schluckt Omira. top agrar, 22. Juni 2017, abgerufen am 6. August 2017.
  5. Patrick Liste: Kartellamt stimmt Omira-Übernahme zu. In: topagrar.com. 31. August 2017, abgerufen am 15. Januar 2018.
  6. Justice Department Requires Divestiture of Danone’s Stonyfield Farms Business in Order for Danone to Proceed with WhiteWave Acquisition
  7. France's Danone to sell Stonyfileld to Lactalis for $875 million
  8. [1]
  9. [2]
  10. Rückruf wegen Salmonellengefahr (Memento vom 10. Dezember 2017 im Internet Archive) In: luzernerzeitung.ch, 10. Dezember 2017
  11. Lactalis: Pressemitteilung vom 10. Dezember 2017 (Memento des Originals vom 10. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lactalis.fr (französisch), abgerufen am 10. Dezember 2017.
  12. Justiz nimmt französischen Molkereikonzern ins Visier In: bauernzeitung.ch, 26. Dezember 2017, abgerufen am 27. Dezember 2017
  13. Salmonellengefahr: Babymilch-Skandal in Frankreich – 83 Länder betroffen. Spiegel Online, 14. Januar 2018
  14. Arte (Memento des Originals vom 13. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv Arte Journal Junior, vom 30. August 2016, 7:35 Uhr, 6 min.
  15. Arte (Memento des Originals vom 17. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv Arte Journal, vom 30. August 2016, 13:20 Uhr, 14 min.
  16. Vereinbarung mit OPLGO, abgerufen am 6. September 2016
  17. Salmonellengefahr: Babymilch-Skandal in Frankreich - 83 Länder betroffen. In: Spiegel Online. 14. Januar 2018 (Online [abgerufen am 16. Januar 2018]).
  18. Kim Willsher: Lactalis to withdraw 12m boxes of baby milk in salmonella scandal. 14. Januar 2018, abgerufen am 16. Januar 2018.
  19. Laits pour bébés contaminés: 83 pays concernés par un vaste rappel. In: Libération.fr. (Online [abgerufen am 29. Januar 2018]).

Koordinaten: 48° 3′ 36″ N, 0° 45′ 26″ W