Landesbedeutsame Buslinie

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Der Begriff der Landesbedeutsamen Buslinie ist eine nicht einheitlich genutzte Bezeichnung für spezielle Strecken des straßengebundenen ÖPNV in Deutschland, die zur Ergänzung des Schienenverkehrsnetzes dienen. Sie sollen sicherstellen, dass strukturschwache Gegenden nicht vom überregionalen Verkehr abgeschnitten werden, der zumeist über die Schiene verläuft. Zu diesem Zweck werden regionale Verkehrsunternehmen beauftragt oder deren bestehende Verbindungen von den landeseigenen Aufgabenträgern des Nahverkehrs speziell gefördert.

Landesbedeutsame Buslinien werden in manchen Verkehrsverbünden unter der Bezeichnung PlusBus angeboten. Diese Marke wurde vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) entwickelt und markenrechtlich eingetragen, der erste Einsatz erfolgte 2013. Mittlerweile existieren zudem die Marken „TaktBus“, „StadtBus“ und „RufBus“. Diese sind anderen Verkehrsverbünden zur Nutzung freigegeben, was deren Wiedererkennungswert steigert.[1]

Die Kriterien für eine Landesbedeutsame Buslinie variieren zwischen den verschiedenen Aufgabenträgern. Meist müssen montags bis freitags ein stündlicher oder zweistündlicher Takt zu gleichmäßigen, gut zu merkenden Abfahrtsminuten sowie am Wochenende zweistündliche Verbindungen angeboten werden. Weiterhin müssen effektive Verknüpfungen zum Schienenverkehr vorhanden sein, wobei Wert auf möglichst kurze Umsteigezeiten gelegt wird.

Baden-Württemberg

Seit dem Dezember 2015 gibt es in Baden-Württemberg die ersten landesbeutsamen Buslinien, welche landesweit einheitlich als "Regiobuslinien" bezeichnet werden[2]. Diese Regiobuslinien, welche weiterhin in der Zuständigkeit der Aufgabenträger verbleiben, werden bei Erfüllung diverser Anforderungen im Rahmen eines Förderprogrammes mit bis zu 50 Prozent der Betriebskosten gefördert. Wesentliche Kriterien zur Förderung sind kurze Anschlüsse an den Schienenverkehr, ein einheitlicher Linienweg, ein durchgängiger Taktfahrplan, die Erreichung der vorgegebenen durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit, sowie der tägliche Stundentakt von 5 Uhr (Sa ab 6 Uhr und So ab 7 Uhr) bis 23 Uhr am Abend. Die eingesetzten Fahrzeuge müssen zudem mit WLAN, USB-Steckdosen und Überlandbestuhlung ausgestattet sein. Sofern die Fahrzeuge im bwegt-Landesdesign gestaltet sind, ist zudem ein erhöhter Fördersatz von 60 % möglich[3]. Anfang 2022 gab es landesweit bereits 36 Regiobuslinien[4].

Brandenburg

Die ersten drei Pilotlinien unter der Marke "PlusBus Hoher Fläming" in Brandenburg wurden im Dezember 2014 im Landkreis Potsdam-Mittelmark eingeführt. Seitdem wird das Netz an Landesbedeutsamen Buslinien durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) als PlusBus vermarktet und ausgebaut. Landesbedeutsame Buslinien werden mittlerweile in den meisten Regionen angeboten oder geplant und agieren in Trägerschaft der Landkreise. Hier wird ein Stundentakt montags bis freitags mit mindestens 15 Fahrtenpaaren vorausgesetzt. Samstags sollen mindestens sechs und sonn- und feiertags mindestens fünf Fahrtenpaare pro Strecke verkehren. Die Umstiegszeiten zu Zügen sollen nicht länger als 15 Minuten betragen.[5][6]

Niedersachsen

In Niedersachsen wurde 2015 eine Studie zur Einführung eines sogenannte „Landesbusliniennetzes“ zur Einschätzung von 35 potentiellen Linienvorschlägen erarbeitet und vorgestellt. Hierbei ergaben sich zahlreiche praktikable Verbindungen von Mittelzentren zu Oberzentren sowie Lückenschlüsse im bestehenden Netz, die besonders die strukturschwachen Regionen im Nordwesten des Landes stärken sollen. Seit 2017 werden landesbedeutsame Buslinien durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) gefördert.[7] Die Landkreise und kreisfreien Städte sowie Verkehrsverbünde können die Förderung von landesbedeutsamen Buslinien dort beantragen. Die Taktkriterien sind hier eine stündliche, schnelle Verbindung, die an Wochentagen von 6 Uhr bis 23 Uhr angeboten werden muss. Die Busse müssen über Klimaanlage, WLAN, bequeme Überlandbestuhlung sowie barrierefreie Zustiege verfügen. Diese Kriterien entsprechen dem Standard des Schienenverkehrs.[8]

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz verkehren seit 1996 sogenannte „RegioLinien“, die mit einem dichten sogenannten „RadBus“-Netz einhergehen. Der RadBus wird saisonal angeboten und setzt sich aus einem Linienbus und einem Anhänger zusammen.[9] Im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 wurde das bestehende Netz grundlegend überarbeitet. Seitdem werden auch Unterzentren stärker eingebunden.[10]

Sachsen

In Sachsen wird der Begriff der „Landesbedeutsamen Buslinie“ nicht genutzt. Alle fünf Verkehrsverbünde besitzen jedoch ein Netz an vertakteten Buslinien mit ähnlichen Kriterien, die als PlusBusse bezeichnet werden. Jeder Verbund setzt dabei andere Anforderungen an ein Mindestangebot.

Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) ist der erste Verbund Deutschlands, der ein PlusBus-Netz etablierte. Dabei werden besonders Gemeinden angebunden, die nicht direkt von der S-Bahn Mitteldeutschland bedient werden. Im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) existiert das PlusBus-Netz seit Juni 2018, im Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) seit August 2019 und im Verkehrsverbund Vogtland (VVV) seit Oktober 2019. Im Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien wurden im Dezember 2019 zunächst vier PlusBus-Linien im Landkreis Bautzen eingeführt.[11] In den meisten Verbünden soll das Angebot in Zukunft ausgebaut werden.

Sachsen-Anhalt

Logo Landesnetz Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt werden die Landesbedeutsamen Buslinien im Landesnetz Sachsen-Anhalt organisiert und als „Mein Takt“ vermarktet. Dies geschieht in Kooperation des Landes mit der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA). Die ersten überregionalen Buslinien existieren hier seit 2008, im Dezember 2021 wurden unter „Mein Takt“ 31 Linien angeboten. Das Taktkriterium im Landesnetz Sachsen-Anhalt ist ein Zweistundentakt, der an jedem Tag der Woche von frühmorgens bis spätabends angeboten wird.

Seit Dezember 2019 werden auch die Marken „PlusBus“ für stündliche und „TaktBus“ für zweistündliche Angebote genutzt.[12]

Thüringen

In Thüringen wird seit 2016 ein Netz von Landesbedeutsamen Buslinien unter Trägerschaft der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen (NVS) aufgebaut.[13] In diesem Rahmen wurde eine Liste von förderfähigen Verbindungen veröffentlicht, auf deren Grundlage die regionalen Verkehrsunternehmen dann ihre Fahrpläne und Taktungen planen und die Einstufung zur Landesbedeutsamen Buslinie beantragen können. Gegenwärtig sind dort 59 Strecken aufgeführt. Im August 2018 waren 18 Linien durch die speziellen Fördermaßnahmen gestützt.

Als mindeste Einstufungskriterien gelten die Bereitstellung von acht (montags bis freitags) bzw. vier (samstags und sonntags/feiertags) täglichen Fahrtenpaaren, wobei ein Taktfahrplan vorliegen muss. Hierbei darf es keine saisonalen Einschränkungen geben. Die Umstiegszeiten zum Bahnverkehr sollen maximal 15 Minuten betragen.

Die Marke „PlusBus“ wird derzeit nur im Landkreis Greiz sowie im Landkreis Altenburger Land genutzt, wobei letzterer ein Teil des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) ist. Der Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) besitzt zwar das Recht, die Marke einzusetzen, nutzt sie aber derzeit nicht.

Literatur

  • NVS-Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen (Hrsg.): Regiotakte. Nr. 03/2018, Juli 2018.

Weblink

Einzelnachweise

  1. PlusBus Deutschland – Hintergründe. Abgerufen am 3. Februar 2020.
  2. Regiobuslinien in BW. Abgerufen am 14. März 2022.
  3. Technische Richtlinien für Regiobuslinien. Abgerufen am 14. März 2022.
  4. Land fördert 2021 elf neue Regiobuslinien. Abgerufen am 14. März 2022.
  5. PlusBus VBB. Abgerufen am 29. Mai 2021.
  6. Landesbedeutsame Buslinien. Abgerufen am 4. November 2018.
  7. Landesbuslinien. Abgerufen am 4. November 2018.
  8. Förderung landesbedeutsamer Buslinien. Abgerufen am 4. November 2018.
  9. https://www.radbusse.de/; abgerufen am 25. Dezember 2021
  10. Bus-Regiolinien. Abgerufen am 4. November 2018.
  11. Wann kommen Plus- und Taktbus
  12. Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt: Verkehrsminister Webel zieht Bilanz und gibt Ausblick auf PlusBus-Angebot. Abgerufen am 3. Februar 2020.
  13. Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft: Landesbedeutsames Busnetz geht an den Start – Medienmitteilung. Abgerufen am 4. November 2018.