Landtagswahl in Niedersachsen 1986
Die Wahl zum 11. Niedersächsischen Landtag fand am 15. Juni 1986 statt.
Ausgangssituation
Bei der Landtagswahl 1982 hatte die CDU unter Ministerpräsident Ernst Albrecht mit 50,7 Prozent der Stimmen ihr bestes Ergebnis in Niedersachsen überhaupt erzielt, wogegen die SPD unter Karl Ravens empfindliche Verluste erlitten hatte.
Da dies bereits Ravens' zweite Niederlage gegen Albrecht war, verzichtete er für 1986 auf eine erneute Spitzenkandidatur.
Im Rahmen der Kandidatenfindung der SPD favorisierte die SPD-Spitze ursprünglich die ehemalige Bundesministerin Anke Fuchs. Nachdem jedoch der ehemalige Juso-Bundesvorsitzende und damalige Hannoveraner Bundestagsabgeordnete Gerhard Schröder seine Kandidatur angekündigt und sich dabei der Unterstützung mehrerer SPD-Kreisverbände versichert hatte, verzichtete Fuchs auf die Spitzenkandidatur.
Innerhalb der SPD gab es einige Auseinandersetzungen über die Koalitionsfrage: Während Kanzlerkandidat Johannes Rau für die im Januar 1987 geplante Bundestagswahl eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen hatte und auf eine eigene Mehrheit der SPD setzte, wollte Schröder eine rot-grüne Koalition nicht generell ausschließen.
Die diesbezüglichen Auseinandersetzungen zwischen Rau und Schröder waren eines der Wahlkampfthemen.
Parteien und Kandidaten
Der Landeswahlausschuss ließ 706 Kandidaten (567 Männer und 139 Frauen) zu. Die 623 Kreiswahlvorschläge bestanden aus 508 Männern und 115 Frauen von 10 Parteien und Einzelbewerber, die 389 Landwahlvorschläge aus 309 Männern und 80 Frauen. Von ihnen kandidierten 306 (56 Frauen) auch auf einen Kreiswahlvorschlag.[1]
Nr. | Partei/Einzelbewerber | Zahl der Wahlkreisbewerber |
---|---|---|
1 | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 100 |
2 | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 100 |
3 | DIE GRÜNEN | 100 |
4 | Freie Demokratische Partei | 100 |
4 | Patrioten | 100 |
5 | Deutsche Kommunistische Partei | 84 |
7 | DIE WEISSEN | 32 |
8 | BÜRGERPARTEI | 1 |
9 | DEUTSCHE SOLIDARITÄT | 1 |
10 | Jungwählerverband Niedersachsen | 1 |
11 | Einzelbewerber | 4 |
Gesamtzahl der zugelassenen Kreiswahlvorschläge | 623 |
Ergebnis
Wahlberechtigte: 5588597
Wähler: 4320347 (Wahlbeteiligung: 77,31 %)
Gültige Stimmen: 4293146
Partei | Stimmen | Anteil in % |
Direkt- man- date |
Sitze |
---|---|---|---|---|
CDU | 1903559 | 44,34 | 55 | 69 |
SPD | 1807157 | 42,09 | 45 | 66 |
GRÜNE | 303308 | 7,06 | 11 | |
FDP | 257873 | 6,01 | 9 | |
Patrioten | 11284 | 0,26 | ||
DKP | 5690 | 0,13 | ||
Die Weißen | 3858 | 0,09 | ||
Bürgerpartei | 198 | 0,00 | ||
Deutsche Solidarität | 38 | 0,00 | ||
JV | 17 | 0,00 | ||
Einzelbewerber | 164 | 0,00 | ||
Total | 4293146 | 100 | 155 |
Die CDU verlor zwar ihre absolute Mehrheit und konnte mit der FDP nur eine knappe Mehrheit bilden; letztendlich hatte die neue Koalition eine Mehrheit von nur einem Sitz.[2] Demgegenüber schaffte es die SPD trotz deutlicher Zugewinne nicht, stärkste Kraft zu werden.
Albrecht wurde daraufhin als Ministerpräsident bestätigt. Schröder legte sein Bundestagsmandat nieder und wechselte als SPD-Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer in die Landespolitik.
Siehe auch
Literatur
- Forschungsgruppe Wahlen: Wahl in Niedersachsen. Eine Analyse der Landtagswahl am 15. Juni 1986. Mannheim 1986.
- Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Hg.): Niedersachsen 1990. Landtagswahl am 15. Juni 1986; Analysen und Dokumente, Bad Godesberg 1986.
- Claus A. Fischer (Hrsg.): Wahlhandbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Daten zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen in der Bundesrepublik Deutschland, in den Ländern und in den Kreisen 1946–1989., 2. Halbband, Paderborn 1990.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der Niedersachsächsische Landerswahlleiter, Presseinformation LW 86/8 zur Landtagswahl 1986, Kreiswahlvorschläge, 23. Mai 1986
- ↑ „Ich wollte hier Ministerpräsident werden“. Der Spiegel 25/1986, 16. Juni 1986, abgerufen am 5. April 2017.