Leckwasser

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Leckwasser ist ein in ein Behältnis oder abgeschlossenes System über eine oder mehrere Leckstellen gewollt oder ungewollt eindringendes oder herausströmendes Wasser (Leckstrom). Bei bestimmten Systemen kann mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand oder aus technischen Gründen das Eindringen oder die Abgabe von Leckwasser nicht verhindert werden und wird in Kauf genommen.

Das Leckwasser kann reines Wasser oder solches mit ökologisch unschädlichen oder schädlichen Zusatzstoffen oder Eigenschaften sein (z. B. Chemikalien, Schwermetallen, radioaktiv belastet etc.).[1]

Leckwassermenge und Ortung

Die Leckwassermenge (Wasserverlust) ist der prozentuale oder nach Masse bestimmte Anteil des Leckwassers am gesamten vorab definierten Wasserkreislauf über einen bestimmten Zeitraum.

Leckstellen, an denen Leckwasser austritt, können bei Bedarf durch eine Leckageortung erhoben werden. Dabei soll meist mit Hilfe geeigneter Messtechniken die Leckstellenposition möglichst exakt eingemessen werden.

Beispiele

Wasserbauwerke

Staumauern, Staudämmen für Kraftwerke, Schleusen, Sturmflutwehr, Schütze, Dämme, Kläranlagen etc. können aus wirtschaftlichen und/oder technischen Gründen meist nicht vollständig abgedichtet werden oder sollen nicht vollständig abgedichtet sein. Das dabei aus der Sperre ausfließende Leckwasser ist z. B. bei Kraftwerken (Staudämmen) ein wirtschaftlicher Verlust für den Anlagenbetreiber, weswegen dieser in der Regel bemüht ist, die Menge des Leckwassers möglichst gering zu halten. Unter Umständen kann einsickerndes oder abfließendes Leckwasser eine erhebliche Gefahr darstellen (siehe z. B. Teton-Staudamm, Dammbruch). Die Einsickerung bzw. der unkontrollierte Abfluss wird daher nach Möglichkeit verhindert oder es werden Gegenmaßnahmen getroffen (z. B. abpumpen, stabilisieren, abdichten etc.).

Im Bereich der Abwässer- und industriellen z. B. Giftstoffrückhaltebecken hingegen wird eine Leckwasserbildung meist aus wirtschaftlichen und/oder ökologischen Gründen zu vermeiden gesucht (siehe z. B. bezüglich der Folgen: Uranbergbau, Kolontár-Dammbruch, Baia-Mare-Dammbruch etc.).

Atomkraftanlagen

Von besonderer Bedeutung ist die Verhinderung bzw. der kontrollierte Auffang von Leckwasser in Hochrisikoanlagen wie z. B. Atomkraftwerken (Chemical and Volume Control System. Siehe auch: Windscale-Brand, Nuklearkatastrophe von Fukushima und Wiederaufbereitungsanlagen etc.).

Wasserfahrzeuge

In Booten wird das in oder über den Rumpf eingedrungene Leckwasser (auch: Bilgewasser, Kieljauche) ausgeschöpft (siehe Pütz) oder abgepumpt (Lenzen), da zu viel Leckwasser die Stabilität des Schiffes beeinträchtigen und im Extremfall zum Untergang des Schiffes führen kann.

Gebäudeinstallation

Leckwasser in der Hausinstallation (z. B. Wasserleitungen, Wasserspeicher etc.) kann zu einem maßgeblichen Wasserschaden führen, auch wenn kein Wasserrohrbruch vorliegt. Es handelt sich dabei um einen ungewollten und unkontrollierten Austritt von Trink-, Nutz- oder Brauchwasser oder Löschwasser in das Gebäude oder in andere Hausinstallationen (z. B. Elektroanlage).

Bei Boilern nach dem offenen bzw. drucklosen Niederdrucksystem gehören betriebsbedingte Leckwasser zu den systemimmanenten Funktionen und ist für den sicheren und störungsfreien Betrieb erforderlich.

Wassernetze

Bei betrieblichen, kommunalen und nationalen Trink- und Brauchwassernetzen (Fernwasserversorgung: Aquädukt und Freispiegelleitung sowie Wasserverteilungssysteme etc.) wird versucht Leckwasser nach Möglichkeit zu vermeiden, da dies zur relevanten Druckverlusten und auch wirtschaftlichen Verlusten sowie Schäden führen kann.[2] Gemäß Mitteilung der Europäischen Kommission gibt es für Leckwasser, Löschwasser und Eigenverbrauch kommunaler Einrichtungen „keine einschlägige internationale Norm. Jedoch beläuft sich der akzeptable nicht registrierte Verbrauch auf 8 bis 15 %, wobei das europäische Mittel bei rund 15 % liegt.“[3]

Siehe auch

Literatur

  • DVGW e. V.: Wassertransport und -verteilung. Oldenbourg Industrieverlag, München 1999, ISBN 3-486-26219-X.
  • DVGW e. V.: Technische Regel Arbeitsblatt W 400-1, Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWV) Teil 1: Planung. DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfachs e. V., Bonn 2013, ISSN 0176-3504.
  • DVGW e. V.: Technische Mitteilung Hinweis W 401, Entscheidungshilfen für die Rehabilitation von Wasserrohrnetzen. DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfachs e. V., Bonn 1997, ISSN 0176-3490.
  • Michael Heydenreich; Winfried Hoch: Praxis der Wasserverlustreduzierung: Verfahren zur Leck- und Leitungsortung, Strategien zur Rohrnetzüberwachung und Unterhaltung von Wasserverteilungsanlagen, Bonn 2008, WVGW, Wirtschafts- und Verl.-Ges., ISBN 978-3-89554-171-1.
  • Johann Mutschmann; Fritz Stimmelmayr; Fritsch: Taschenbuch der Wasserversorgung. Wiesbaden 2014, Springer Vieweg Verlag, ISBN 978-3-8348-2560-5, ISBN 978-3-8348-2561-2.

Anmerkungen

  1. Siehe zu den Folgen z. B.: An Pinglin: Chemische und biologische Gefährdung für Boden und Grundwasser durch undichte Abwasserkanäle, elektronische Ressource, Karlsruhe 2008, Dissertation.
  2. Siehe z. B.: Eckart Bütow: Gefährdungspotenzial von undichten Kanälen bei industriellen und gewerblichen Grundstücksentwässerungsleitungen und die Ableitung von Empfehlungen zur Revitalisierung defekter Entwässerungsleitungen: Forschungsbericht 29728528, Berlin 2001, Umweltbundesamt oder Max Dohmann (Hrsg.): Wassergefährdung durch undichte Kanäle: Erfassung und Bewertung, Berlin 1999, Springer Verlag, ISBN 3-540-64212-9. Zu den Verlusten: Johann Mutschmann; Fritz Stimmelmayr; Fritsch: Taschenbuch der Wasserversorgung. Wiesbaden 2014, Springer Vieweg Verlag, ISBN 978-3-8348-2560-5, ISBN 978-3-8348-2561-2.
  3. Schriftliche Anfrage E-1937/99 von Alexandros Alavanos (GUE/NGL) an die Kommission. Verluste beim Wasserversorgungsnetz der EUDAP, ABl. Nr. C 219E vom 1. August 2000, S. 48 aus dem Jahr 1999. Bruttowasserverluste in ausgewählten europäischen Ländern.