Prevalje

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Prevalje
Prävali
Wappen von Prevalje Karte von Slowenien, Position von Prevalje hervorgehoben
Basisdaten
Staat Slowenien Slowenien
Historische Region Unterkärnten / Koroška
Statistische Region Koroška (Slowenisch-Kärnten)
Koordinaten 46° 33′ N, 14° 55′ OKoordinaten: 46° 32′ 45″ N, 14° 55′ 0″ O
Höhe 411 m. i. J.
Fläche 58,1 km²
Einwohner 6.753 (1. Januar 2017)
Bevölkerungsdichte 116 Einwohner je km²
Telefonvorwahl (+386) 02
Postleitzahl 2391
Kfz-Kennzeichen SG
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Matic Tasič
Postanschrift Trg 2a
2391 Prevalje
Website
Das untere Mießtal mit dem damaligen Prävali und Gutenstein und die Mündung der Mieß in die Drau bei Unterdrauburg in der Landesaufnahme 1877/78

Prevalje (deutsch: Prävali) ist eine Kleinstadt und Gemeinde in Slowenien. Sie liegt in der historischen Landschaft Koroška (Unterkärnten) und in der gleichnamigen statistischen Region. Am 1. Januar 1999 wurde Prevalje zur eigenständigen Gemeinde.

Geographie

Lage

Prevalje liegt an einer Talweitung, wo die Meža (Mieß) aus einer Talenge in eine geräumige, mit fluvioglazialen Sedimenten gefüllte Landschaft fließt. Im Norden begrenzen den Siedlungskern die westlichen Ausläufer der Strojna, Stražišče und Dolga Brda, im Süden Navrški vrh (605 m) und Riflov vrh (726 m).

Der historische Siedlungskern befindet sich am linken Ufer der Meža, am Nordrand des Talbodens, im Ortsteil Na Fari (Pfarrdorf) mit der Pfarrkirche Marija na jezeru (Maria am See). Der zweite historische Mittelpunkt der Ortschaft liegt an der Mündung des Leški potok (Lieschabach) in die Meža. Hier standen Anfang des 18. Jahrhunderts die ersten industriellen Betriebe, die den Grundstein für die rasche wirtschaftliche und räumliche Entwicklung des Ortes legten. Den heutigen Mittelpunkt des ausgedehnten Ortes bildet der Bereich um die Hauptstraße DravogradMežicaČrna na Koroškem.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde umfasst 13 Ortschaften. Die deutschen Exonyme in den Klammern wurden bis zum Abtreten des Gebietes an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen im Jahr 1918 vorwiegend von der deutschsprachigen Bevölkerung verwendet und sind heutzutage größtenteils unüblich[1]. (Einwohnerzahlen Stand 1. Januar 2017[2]):

  • Belšak (Weißenstein bei Prävali), 64
  • Breznica (Wriesenza), 159
  • Dolga Brda (Langsteg), 371
  • Jamnica (Jamnizen), 86
  • Kot pri Prevaljah (Lieschathal, Winkel), 122
  • Leše (Liescha), 572
  • Lokovica (Lokowitzen in Kärnten), 145
  • Poljana (Pollein in Kärnten), 115
  • Prevalje (Prävali), 4.565
  • Stražišče1 (Straschischa), 156
  • Suhi Vrh (Dürngupf), 85
  • Šentanel (Sankt Daniel bei Gutenstein), 191
  • Zagrad (Sagradi), 122

1 Stražišče gehört nur teilweise zur Gemeinde Prevalje; die Gemeinde Ravne na Koroškem umfasst einen weiteren Teil.

Nachbargemeinden

Neuhaus (A) Ravne na Koroškem Ravne na Koroškem
Bleiburg (A) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Ravne na Koroškem
Mežica Črna na Koroškem Ravne na Koroškem

Geschichte

Prävali auf einer Grafik um 1844 mit dem Werk der Familie Rosthorn und Dickmann-Secherau

Das Gebiet des heutigen Prevalje war schon in früher Zeit besiedelt. Davon zeugen interessante Funde, z. B. eine Bronzeaxt, und Reste einer hallstattzeitlichen Siedlung. Im Jahr 1860 wurden im Flussbett unterhalb der heutigen Zellstoff- und Kartonfabrik Paloma in Zagrad um die 50 römische Marmorplatten gefunden. Die Steine gehörten zu einer größeren antiken Grabstätte an der Römerstraße Celeia-Virunum. Wenige Meter entfernt, beim Gasthaus Brančurnik, ist ein römischer Sarkophag – „Brančurnikova klop“ – zu sehen.

Die älteste schriftliche Quelle über die Pfarrkirche Marija na jezeru stammt aus 1335, die Kirche ist jedoch einiges älter. Von der ersten romanischen Kirche sind östlicher Glockenturm, Schiff und Presbyterium erhalten. Markant ist der plumpe Glockenturm mit barocker Kappe. Das Innere ist vollständig bemalt, der reiche Hauptaltar mit einer Darstellung der Himmelfahrt Marias stammt aus der Renaissance.

In Zagrad, erhöht über der Meža, steht markant die spätgotische, teils barockisierte Kirche sv. Barbara, mit Fresken aus dem 15. Jh. und von einer Mauer umgeben.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bildete der Bergbau einen wichtigen Einkommenszweig. So wurde ein Zinkbergwerk der österreichischen Industriellenfamilie Rosthorn errichtet, um im niederösterreichischen Oed Messingteile herstellen zu können.

Das Gebiet Mießtal gehört wie auch das nordöstlich angrenzende Unterdrauburg und die etwas südöstlich gelegene Gemeinde Seetal zum Kronland Kärnten von Österreich-Ungarn und wurde nach dem Ersten Weltkrieg per Vertrag von Saint-Germain vom September 1919 noch vor der Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 (in nördlich anliegenden Gebieten) dem SHS-Staat, dann Königreich Jugoslawien, heute Slowenien zugeschlagen. Mießtal ist Teil von Slovenska Koroška.

Im Zuge der Expansion des Dritten Reiches im Zweiten Weltkrieg kam Prävalje vom April 1941 bis Kriegsende unter deutsche Zivilverwaltung und wurde an den Gau Kärnten angeschlossen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand ein Massaker in Liescha statt. Im Sommer 2010 wurde ein Massengrab aus dieser Zeit mit Überresten von ca. 700 Menschen gefunden. Die Opfer stammten überwiegend aus Slowenien, teilweise aus Kärnten.[3]

Wirtschaft

Prävali bildete einst ein wichtiges Zentrum der Eisenverarbeitung. Die Entwicklung der Stadt war somit stets eng mit der Eisenindustrie verbunden. Auch heute noch bildet die verarbeitende Industrie eine wichtige Grundlage für die Wirtschaft von Prevalje, gefolgt von Handel, Metallverarbeitung, Verkehr und Bauindustrie. In den letzten Jahren erlebten auch Dienstleistungen und Tourismus einen Aufschwung.

Die größten Firmen in der Gemeinde nach Zahl der Beschäftigten (2003) sind: Lesna (Möbelfabrik), Koratur (Busbetriebe), Prevent (Textilindustrie), Lek (Pharma), Jamnica (Handel), Paloma (Papierindustrie) und Instalater (Engineering, Dienstleistungen). An zentralörtlichen Funktionen bietet Prevalje u. a. mehrere Grundschulen, Vorschule, Kindergärten, eine Krankenstation, mehrere Nahversorger, Bank und Post.

1863 wurde Prävali durch die Südbahnnebenlinie, der Drautalbahn, die von Marburg nach Unterdrauburg, Prävali, Bleiburg, Klagenfurt, Villach, Lienz und schließlich nach Franzensfeste führt, erschlossen.

Persönlichkeiten

  • Rose von Rosthorn-Friedmann (1864–1919) ging als Erstbesteigerin in die Geschichte des Alpinismus ein.
  • Friedrich Gornik (1877–1943), österreichischer Bildhauer und Kunsthandwerker
  • Maria Cäsar (1920–2017), österreichische Widerstandskämpferin, Zeitzeugin und KPÖ-Aktivistin

Weblinks

Commons: Prevalje – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise