Lilli Lohrer

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Lilli Lohrer (* 21. Juli 1894 in Polen[1]; † 13. März 1968 in Los Angeles, Kalifornien, USA), später: Lilli / Lily Lohrer-Bry, war eine deutsche Schauspielerin.

Leben

Lilli Lohrer wirkte als junge Frau in einem Dutzend Stummfilmen mit, die zwischen 1914 und 1924 entstanden. Darunter war der frühe Fritz-Lang-Film Kämpfende Herzen, der auch unter dem Titel Die Vier um die Frau[2] verliehen wurde.

Sie war in erster Ehe mit dem Wiener Theaterschauspieler Richard Duschinsky verheiratet[3]. Nach der Scheidung wurde sie die Frau von Curt Bry, der als Autor und Pianist im Berliner Kabarett Ping-Pong und später in Werner Fincks »Katakombe« gearbeitet hatte. Er schrieb für sie viele Chansons[4].

Als 1933 in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verließ sie mit dem jüdischstämmigen Bry Berlin und ging nach Österreich. Von November 1931 bis zum März 1938 war sie Mitarbeiterin beim Wiener Kabarett Der liebe Augustin, gegründet von der Schauspielerin Stella Kadmon, dem Autor Peter Hammerschlag, dem Zeichner Alex Szekely und dem Musiker Fritz Spielmann, im Keller des Café Prückl[5].

Nach dem „Anschluss Österreichs“ flohen sie und Bry Ende 1938 zuerst nach Italien und danach in die Niederlande, wo Bry als Kabarettist weiter auftreten konnte.[6] Am 11. November 1939 wanderten sie in die Vereinigten Staaten aus[7].

Im März 1940 zog Bry nach Los Angeles, wo er mit einer Revue aus der Feder von Friedrich Hollaender noch einmal Erfolg als Kleinkünstler hatte. Lieder von Curt Bry wurden wiederveröffentlicht auf der CD “Fünf Minuten Weltgeschichte – Kabarettchansons von und mit Curt Bry” bei[8], mit einem Begleittext von Alan Lareau, released 3. Juli 2006. Doch danach fand er keine Arbeit mehr im Unterhaltungsgeschäft und musste sich und seine Frau mit einem Bürojob über Wasser halten[9].

Lilli, jetzt Lily Lohrer-Bry starb 1968 im Alter von 73 Jahren in Los Angeles. Sie wurde auf dem Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles begraben. Ihr Mann starb 1974[7].

Filmografie

  • 1914 Lepain, der König der Unschuldigen [Rolle: Turpil, Lepains Geliebte][10]
  • 1915 Aschenbrödelchen, auch: Sein Kind aus erster Ehe [Rolle: Clarissa von Wartburg][11]
  • 1918 Frauenehre (Kurzfilm)
  • 1919 Die Ehrenreichs[12]
  • 1919/20 Manolescus Memoiren, auch: Fürst Laho[va]ry; Der König der Diebe [Rolle: Leonie, Portierstochter][13]
  • 1920 Lepain, 4. Teil [Rolle: Lepains Geliebte][14]
  • 1920 Die 999. Nacht [Rolle: Dunyazadh][15]
  • 1920 El Verdugo / Der Henker[16]
  • 1921 Kämpfende Herzen, auch: Die Vier um die Frau [Rolle: Dienerin von Florence][17]
  • 1921/22 Die Schiffbrüchigen
  • 1922 Die große Lüge
  • 1924 Wenn Männer schweigen [Rolle: Beatrix von Felsen]

Literatur

  • Herbert Arlt, Konstantin Kaiser, Gerhard Scheit, Theodor Kramer Gesellschaft (Hrsg.): Die Welt des Jura Soyfer (= Zwischenwelten. Band 2). Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1991, ISBN 978-3-85115-148-0, S. 108.
  • Wolfgang Benz: Deutsche Juden im 20. Jahrhundert. Eine Geschichte in Porträts. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62292-2, 98–107.
  • Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnen-Jahrbuch. Günther & Sohn, 1927, S. 155.
  • Ursula Hardt: From Caligari to California: Erich Pommer’s Life in the International Film Wars. Berghahn Books, Oxford/New York 1996, S. 223.
  • Peter Jelavich: Berlin Cabaret. Studies in Cultural History. Harvard University Press, 2009.
  • Jürgen Kasten, Armin Loacker: Richard Oswald – Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung. Filmarchiv Austria, Wien 2005, ISBN 978-3-901932-68-7, S. 550.
  • Barry Keith Grant (Hrsg.): Fritz Lang: Interviews. Conversations with filmmakers Series. Illustrierte Ausgabe. University Press of Mississippi, 2003, ISBN 978-1-57806-577-6. S. xxvi.
  • Frank-Manuel Peter: Valeska Gert: Tänzerin, Schauspielerin, Kabarettistin. Eine dokumentarische Biographie. Hentrich, Berlin 1987, ISBN 978-3-926175-31-1, S. 68.
  • Ingeborg Reisner: Kabarett als Werkstatt des Theaters: literarische Kleinkunst in Wien vor dem Zweiten Weltkrieg. Verlag der Theodor-Kramer-Gesellschaft, Wien 1961, ISBN 978-3-901602-15-3, S. 323.
  • Tony Scott: The Stars of Hollywood Forever. Lulu.com, ISBN 978-1-312-91697-5 (englisch).

Weblinks

Abbildungen

  • Foto von Lilli Lohrer um 1919
  • Foto von Lilli Lohrer
  • Foto von Lilli Lohrer

Einzelnachweise

  1. so bei Scott p. 12; keine der Quellen gibt einen Geburtsort an
  2. vgl. Kinoplakat
  3. vgl. Benz S. 100–101
  4. z. B. Das Lied der Sphinx, Der verkannte Dichter oder A Lady Slightly In The Dark, vgl. fenn-music.de
  5. vgl. Österreichische Kleinkunst 1926–1945 im Überblick, Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst IWK 1/2 1985, S. 3
  6. vgl. Jelavich p. 259
  7. a b Lily Lohrer-Bry in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 1. September 2017 (englisch).
  8. Bear Family Records
  9. die Quellen nennen die Tätigkeit accountant, was vielleicht mit ‘Buchhalter’ zu übersetzen ginge
  10. GECD #27381
  11. GECD #17929
  12. GECD #20926
  13. mit Conrad Veidt und Erna Morena, vgl. GECD #42980
  14. GECD #28261
  15. GECD #30719
  16. nach einer Novelle von Balzac, laut Film-Kurier ein Drama, "das in seiner theatralisch wirksamen Handlung stark den Bedürfnissen des großen Kinopublikums entgegenkommt ..."
  17. ein Standphoto aus dem Film mit Lilli Lohrer als Dienerin mit Schürze und Häubchen bei fandor.com