Linksnationalismus

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Der Begriff Linksnationalismus bezeichnet eine Form des inklusiven Nationalismus, der oft auf Gleichheit, Volkssouveränität (Souveränismus) und der nationalen Selbstbestimmung basiert.[1] Die Ideologien Nationalkommunismus, Nationalbolschewismus und Nationaler Sozialismus stehen in einem engen ideellen Verwandtschaftsverhältnis zum Linksnationalismus. Eine Spielart des linken Nationalismus ist der Arabische Sozialismus, der u. a. auch islamische Elemente amalgamiert.

Historischer Linksnationalismus

Der Linksnationalismus hat seine Wurzeln im Jakobinismus der Französischen Revolution von 1789.[1] Er umfasste mit der Zeit auch den Antiimperialismus[2][3] und steht im Gegensatz zu rechtem exklusiven Nationalismus,[2] obwohl in der Vergangenheit marginale Auswüchse des Linksnationalismus teilweise auch Intoleranz und rassische Vorurteile beinhalteten.[2]

Bekannte linksnationalistische Bewegungen in der Geschichte sind der Indische Nationalkongress (INC), der unter der Führung von Mahatma Gandhi die Unabhängigkeit Indiens anstrebte, der All India Forward Bloc, die von Mustafa Kemal Atatürk gegründete, türkische Republikanische Volkspartei (CHP) unter Kemal Kılıçdaroğlu, die kemalistisch-nationalkommunistische Ulusalcılık- oder Aydınlık-Bewegung unter der Führung der Vaterlandspartei Doğu Perinçeks, die Sinn Féin während des Irischen Unabhängigkeitskrieges und während des Nordirlandkonflikts, sowie der Afrikanische Nationalkongress (ANC) in Südafrika unter Nelson Mandela, der gegen die damalige Apartheid kämpfte. Der Vorsitzende der ihrem eigenen Verständnis nach politisch links orientierten, panafrikanischen Partei Economic Freedom Fighters in Südafrika, Julius Malema, vertritt sogar offen rassistische Positionen.[4]

Der Linksnationalismus erschien aber auch in autoritäreren Formen: Die Arabisch-Sozialistischen Baath-Parteien in Syrien und dem Irak unterstützen den Panarabismus und den Staatssozialismus. Der Nasserismus stellte ebenfalls eine panarabische Spielart des linken Nationalismus dar.

Gegenwart

Einige Parteien in ehemaligen Ostblockstaaten wie die slowakische Bewegung für eine demokratische Slowakei (HZDS)[5] oder die rumänischen Sozialdemokraten der PSD[6] werden u. a. als linksnationalistisch eingestuft, in Westeuropa die für ein unabhängiges Schottland eintretende und bis heute regierende Schottische Nationalpartei (SNP)[7] sowie die für ein unabhängiges Katalonien eintretende Republikanische Linke Kataloniens (ERC).

Der Kultursoziologe Thomas Wagner attestierte der Neuen Rechten in Deutschland eine Tendenz zum Linksnationalismus. Wagners Studium der Literatur der Neuen Rechten bildete die Basis für sein 2017 veröffentlichtes Werk Die Angstmacher: 1968 und die Neuen Rechten.[8] Die Die Welt stuft auch Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro von der Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) als linksnationalistisch ein.[9]

Einzelnachweise

  1. a b Anne Sa’adah: Contemporary France: a Democratic Education. Rowman Littlefield & Publishers, Lanham 2003. S. 17–20.
  2. a b c Angel Smith, Stefan Berger: Nationalism, Labour and Ethnicity 1870–1939. Manchester University Press, Manchester / New York 1999. S. 30.
  3. Gerard Delanty, Krishan Kumar: The SAGE Handbook of Nations and Nationalism. Sage Publications, London / Thousand Oaks CA / Neu-Delhi 2006, S. 542.
  4. Südafrika Regionalwahlen: Julius Malema - Rivale, Rebell, Rassist. Spiegel Online.
  5. Georg Brunner: Zwei Seiten der Integrationsmedaille: Beitrittsfähigkeit und Aufnahmebereitschaft. In: Klaus Stern (Hrsg.): Zukunftsprobleme der Europäischen Union. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015887-6, S. 35.
  6. Olaf Leiße, Utta-Kristin Leiße, Alexander Richter: Beitrittsbarometer Rumänien. Grundprobleme des Landes und Einstellungen rumänischer Jugendlicher auf dem Weg in die Europäische Union. DUV, Wiesbaden 2004, S. 51.
  7. Links, national und charismatisch. In: WOZ Die Wochenzeitung. 23. März 2017, abgerufen am 8. Januar 2019.
  8. Hilfe, Nazis! Wie die deutsche Öffentlichkeit die neuen Rechten gross macht. In: NZZ.ch. 16. Oktober 2017, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  9. Guaidó will sich heimlich mit Militärs in Venezuela getroffen haben. Welt Online, 31. Januar 2019, „New York Times“-Gastbeitrag; abgerufen am 31. Januar 2019.