Liste der Ehrenbürger von Radebeul

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen Radebeul.svg

In dieser Liste sind Ehrenbürger aufgeführt, die in der sächsischen Stadt Radebeul oder in der bis 1935 eigenständigen Stadt Kötzschenbroda, heute Stadtteil von Radebeul, diese Würde erhielten.

Ehrenbürgerliste

Die Verleihungen erfolgten ab 1924, als sowohl Radebeul als auch Kötzschenbroda das Stadtrecht zuerkannt bekamen. Seit diesem Zeitpunkt haben beide, Kötzschenbroda aber nur bis zur Vereinigung mit Radebeul im Jahre 1935, auf Beschluss ihrer Stadtverordneten- beziehungsweise Ratsversammlung Persönlichkeiten ihrer Zeit die Ehrenbürgerschaft zuerkannt.

Die beiden einzigen nicht politisch motivierten Ehrenbürgerschaften gingen 1927 an den Unternehmer, Erfinder und bedeutenden Mäzen Johannes Wilhelm Hofmann zum 25. Firmenjubiläum sowie, als erste nach der Vereinigung beider Städte, im Jahre 1956 an den Maler Paul Wilhelm zu seinem 70. Geburtstag.

Adolf Hitler wie auch der zuständige Reichsstatthalter waren zur Zeit des Nationalsozialismus, wie damals in vielen Städten üblich, ebenfalls Ehrenbürger der beiden Städte. Ob jenen der Status nach Mai 1945 aktiv durch den Stadtrat aberkannt wurde, ist derzeit nicht bekannt, geschah aber zumindest bezüglich des damals noch lebenden Mutschmanns passiv „gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946“.[1]

Name Geburts­jahr Geburtsort Todes­jahr Sterbeort Ehren­bürger­schaft Anmerkungen
Curt Adolf Schnabel 1863 Dresden 1938 Kötzschenbroda 1926 Ehrenbürger von Kötzschenbroda. Medizinalrat, Gemeindevorstand, betrieb seit 1903 die Apotheke zu Kötzschenbroda
Robert Werner 1862 Kleinthiemig 1932 Dresden 1927 Ehrenbürger von Radebeul. Gemeindevorsteher seit 1893, erster Bürgermeister von Radebeul (1924–1927), ab 1927 Vorsitzender des Verschönerungs- und Verkehrsvereins für die Lößnitz, zum Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt. Ihm zu Ehren erfolgte die Benennung des Robert-Werner-Platzes in Alt-Radebeul
Johannes Wilhelm Hofmann 1876 König Erbach 1956 München 1927 Ehrenbürger von Kötzschenbroda. Unternehmer, Ingenieur und Erfinder, Elektroarmaturenwerk JWH, Wohltäter, zum 25. Firmenjubiläum
Oswald Hans 1866 Glauchau 1946 Radebeul 1929 Ehrenbürger von Kötzschenbroda. Gemeindevorstand von Niederlößnitz ab 1904, erster Bürgermeister von Kötzschenbroda (1924–1929), zum 25. Amtsjubiläum
Paul von Hindenburg 1847 Posen 1934 Gut Neudeck 1933 Ehrenbürger von Radebeul und Kötzschenbroda. Reichspräsident
Adolf Hitler 1889 Braunau am Inn 1945 Berlin 1933 Ehrenbürger von Radebeul und Kötzschenbroda. Reichskanzler.
Martin Mutschmann 1879 Hirschberg (Saale) 1947 Moskau 1933 Ehemaliger Ehrenbürger von Radebeul und Kötzschenbroda. NSDAP-Gauleiter von Sachsen, Reichsstatthalter in Sachsen. Aberkannt passiv 12. Oktober 1946[1]
Paul Wilhelm 1886 Greiz 1965 Niederlößnitz 1956 Ehrenbürger von Radebeul. Maler und Grafiker, zum 70. Geburtstag. Ehrenpension ab 1960.[2] Seit 1967 trägt der Professor-Wilhelm-Ring in Niederlößnitz seinen Namen.
Hellmuth Rauner 1895 Chemnitz 1975 Radebeul 1965 Ehrenbürger von Radebeul. Kommunalpolitiker und Kulturfunktionär, zum 70. Geburtstag. Er ist auf dem Friedhof Naundorf-Zitzschewig beerdigt.
Arthur Weiß 1900 Kleinthiemig 1981 Radebeul 1970 Ehrenbürger von Radebeul. Kommunalpolitiker, zum 70. Geburtstag
Ilja Bela Schulmann 1922 Homel[3] 2014[4] Bochum 1985 Ehrenbürger von Radebeul. Dolmetscher der Roten Armee, für „die fast kampflose Kapitulation Radebeuls“, zum „40. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus“.
Boris Taranenko 1910[3] 1988[3] Rostow?[3] 1985 Ehrenbürger von Radebeul. Hauptmann der Roten Armee, Funktionsträger der einstigen Stadtkommandantur,[3] für „die fast kampflose Kapitulation Radebeuls“, zum „40. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus“

Ehrenurkunde

Anlässlich des 80. Geburtstags von Liselotte Schließer (1918–2004), des „wandelnden Radebeul-Lexikons“,[5] im Jahr 1998 verlieh ihr die Stadt Radebeul eine Ehrenurkunde „in Würdigung hervorragender Leistungen bei der Erforschung und Darstellung der Geschichte der Stadt Radebeul“.[5]

Potentielle Ehrenbürger

Anlässlich des 60. Geburtstags von Hans Stosch-Sarrasani sen. (1873–1934), des Gründers des international renommierten Zirkus Sarrasani, erhielt die Radebeuler Gartenstraße Sarrasanis Namen, was 1945 rückgängig gemacht wurde. Ein Beschluss, ihn zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen, konnte aufgrund des unerwartet eintretenden Todes des sich in São Paulo/Brasilien aufhaltenden Sarrasani nicht mehr realisiert werden.[6]

Anlässlich des 80. Geburtstags von Klara May (1864–1944), Witwe, Generalerbin und Testamentsvollstreckerin von Karl May, sollte diese zur Radebeuler Ehrenbürgerin ernannt werden, so der Vorschlag von Angela Hammitzsch, Ehefrau von Martin Hammitzsch, Halbschwester von Adolf Hitler und Freundin von Klara May. Als der Radebeuler Oberbürgermeister Heinrich Severit diesen Vorschlag zur Klärung weiterreichte, intervenierte der Gauleiter und Reichsstatthalter Martin Mutschmann persönlich. Grund waren vermutlich die nicht ausgeräumten Verdächtigungen gegenüber Klara Mays erstem Mann und Karl Mays Freund Richard Plöhn als „Halbjude“, der bis 1942 im Gemeinschaftsgrab Plöhn-May gelegen hatte und dessentwegen die angesetzten großartigen Feierlichkeiten zu Karl Mays 100. Geburtstag abgesagt wurden, um die bereits eingeladenen „NS-Größen“ nicht zu kompromittieren.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Herausgegeben vom Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ehrenbürger#Aberkennung von Ehrenbürgerschaften
  2. Radebeuler Amtsblatt 4/2011; Seite 1; Das unvergänglich Schöne, Eine Ausstellung zum 125. Geburtstag des Radebeuler Malers Paul Wilhelm. Karin Gerhardt, Stadtgaleristin, ISSN 1865-5564.
  3. a b c d e Radebeuler Ehrenbürger (Schluss?): Ilja Schulmann und Boris Taranenko. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., Dezember 2010, abgerufen am 4. Januar 2011.
  4. * 30. November 1922; † 13. Januar 2014. In: Radebeuler Amtsblatt, 04/2014, S. 5.
  5. a b Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, S. 172
  6. Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, S. 193
  7. Reinhold Wolff: Ansprache anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Richard Plöhn und Wilhelmine Beibler am Grabmal Karl Mays am 22. 5. 1998 auf dem Friedhof in Radebeul. (Memento vom 16. Oktober 2007 im Internet Archive)