Liste von Unix- und Unix-ähnlichen Betriebssystemen
Diese Liste von Unix- und Unix-ähnlichen Betriebssystemen enthält eine Auswahl von Betriebssystemen, die von oder mit dem Research Unix (UNIX Time-Sharing System), UNIX System III oder System V abgeleitet sind, ganz oder teilweise kompatibel sind, ganz oder teilweise deren Konzepte implementieren oder anderweitig in Verbindung stehen. Diese werden allgemein unterteilt in
- „Unix“
und
- „Unix-ähnlich“ bzw. „unixähnlich“, englisch ‚Unix-like‘, oder „unixoid“ (Synonyme)
Mitunter wird „unixoid(e Systeme)“ im Deutschen als Oberbegriff für beide Arten verwendet, auf dieser Seite aber nicht.
Es existiert keine allgemeingültige genaue Definition o. g. Begrifflichkeiten. In der Vergangenheit gab es mehrere Ansätze zur Standardisierung. Neben dem Begriff „Unix“ existiert der Begriff „UNIX“ in Großbuchstaben. Heute ist die Bezeichnung „UNIX“ in Großbuchstaben (oder Kapitälchen) eine geschützte Wortmarke, die nur ein Betriebssystem tragen darf, das die Anforderungen der Single UNIX Specification, kurz SUS, erfüllt und dessen Konformität zur Spezifikation zertifiziert wurde.
In der nachfolgenden Liste
- klassifiziert „Unix“ jene Betriebssysteme,
- deren Ursprung im originären Unix von AT&T liegt bzw. die deren Konzepte vollständig implementieren
- oder jene, die vollständig kompatibel mit System V sind
- oder jene, die vollständig POSIX-konform sind;
- ist „UNIX“ in Großbuchstaben
- Teil eines früheren Produktnamens (Eigenname)
- oder macht die Konformität zur Single UNIX Specification deutlich (UNIX V7, UNIX 03, UNIX 98, UNIX 95, UNIX 93);
- steht „unixähnlich(es System)“ für die übrigen Betriebssysteme, die Unix-Konzepte zu implementieren versuchen – unabhängig von deren Code-Basis/-Quelle, sondern einzig bezogen auf deren Kompatibilität.
Liste
Research Unix der Bell Labs
Die Bell Laboratories waren damals die Forschungsabteilung der US-Telefongesellschaft AT&T.
- Research Unix (‚Forschungsunix‘) bzw. UNIX Time-Sharing System, Versionen 1–10 (bzw. „Editionen“), 1969–1989; ab Version 8 waren die Quelltexte nicht mehr zugänglich und AT&T begann Unix zu vermarkten; siehe Unix und Geschichte von Unix
Kommerzielles AT&T UNIX
- Research Unix/UNIX Time-Sharing System ab Version 8, 1985
- UNIX System III, 1981: abgeleitet von UNIX Time-Sharing System V7
- UNIX System IV, 1982
- UNIX System V, 1983: meist-referenziertes Unix; Ausgangspunkt der ersten Fassungen von POSIX und SUS
- UnixWare, 1993: später Novell UnixWare bzw. SCO UnixWare; Letzteres zertifiziert als UNIX 95
- UNIX System III, 1981: abgeleitet von UNIX Time-Sharing System V7
Historische kommerzielle AT&T-UNIX-Derivate
- AMIX: Unix für Amiga-Rechner
- A/UX: Unix des Unternehmens Apple
- DG/UX: Unix des Unternehmens Data General
- Dynix: Unix von Sequent, jetzt IBM
- Interactive Unix: Unix-Serie der INTERACTIVE Systems Corp.
- IRIX: Unix für Silicon Graphics Workstations
- Microport: Erste Version von System V für IBMs 286er- sowie 386er-PCs sowie PS/2-Systeme.
- Plurix: Betriebssystem, das sich an UNIX Time-Sharing System V7 orientiert und in Brasilien in den 1980ern entwickelt wurde.
- SCO OpenServer: UNIX der Santa Cruz Operation; zertifiziert als UNIX 93
- Sinix: Unix des Unternehmens Siemens
- SunOS 1.0 bis 4.1.4: Unix von Sun Microsystems, heute Oracle Solaris
- Tru64 UNIX oder DUNIX, ursprünglich OSF/1: UNIX-Derivat aus der System‑V-Familie. Basierend auf dem OSFMK-Microkernel unterstützt es die 64‑Bit-Alpha-Mikroprozessor-Architektur; zertifiziert als UNIX 98
- Xenix: ursprünglich von Microsoft entwickeltes Unix
Aktuelle kommerzielle AT&T-UNIX-Derivate
- AIX: UNIX des Unternehmens IBM; zertifiziert als UNIX 98 und 03;
- HP-UX: UNIX des Unternehmens Hewlett-Packard; zertifiziert als UNIX 95 und 03;
- Solaris: SunOS-Nachfolger, UNIX von Sun, später Oracle; zertifiziert als UNIX 95, 98, 03 und V7; siehe unten;
Historische BSD-Linie
Anfangs auf Code von UNIX Time-Sharing System V1–V10 oder System III und neuer aufbauende Ableitungen und erste freie Implementierungen.
- 2BSD bis 4.4BSD: Weiterentwicklungen von UNIX Time-Sharing System V6 an der Universität Berkeley (Kalifornien);
- 386BSD: Portierung von Bill Jolitz auf die 32-Bit-x86-Architektur IA-32 des 80386-Prozessors von Intel;
- BSD/OS (BSD/386), kommerzielles Unix-Betriebssystem des Unternehmens Berkeley Software Design (BSDI);
- MIPS OS: 4.2BSD-Ableitung entwickelt von MIPS Computer Systems;
- NeXTSTEP: 4.3BSD-Ableitung für die NeXT-Computer (m68k, x86, SPARC und PA-RISC) mit eigens entwickelter grafischer Umgebung;
- RISC iX: Unix für Acorn Archimedes, 4.3BSD-Ableitung;
- Ultrix: Unix des Unternehmens DEC für PDP-11- und VAX-Computer (später auch MIPS-Workstations)
Aktuelle BSD-Linie
Freie Re-Implementierungen der System-V-Linie und deren moderne Nachfolger.
- NetBSD: erste/s BSD-Abspaltung/-Derivat, ursprünglich von 386BSD abgeleitet; modernes BSD für viele Plattformen;
- NetBSD-Distributionen {{#lst:NetBSD|Distros}}
- NetBSD-Derivate {{#lst:NetBSD|Derivate}}
- FreeBSD: de facto synonym mit „BSD“; modernes BSD und Basissystem für weitere Distributionen, Derivate und Entwicklungen; ursprünglich von 386BSD abgeleitet;
- FreeBSD-Distributionen {{#lst:FreeBSD|Distros}}
- FreeBSD-Derivate {{#lst:FreeBSD|Derivate}}
- OpenBSD: modernes und auf Sicherheit ausgelegtes BSD; ursprünglich NetBSD-Fork;
- OpenBSD-Distributionen {{#lst:OpenBSD|Distros}}
- OpenBSD-Derivate {{#lst:OpenBSD|Derivate}}
- Darwin: Basissystem (englisch core operating system) für Apples aktuelle Betriebssysteme; Ableitung des BSD-Unterbaus von Rhapsody, 4.4BSD-Code durch FreeBSD-Code ersetzt, auch NetBSD- und OpenBSD-Code;
- macOS (vormals Mac OS X bzw. OS X): modernes BSD für Desktop-Systeme; zertifiziert als UNIX 03; Ableitung des Überbaus (APIs etc.) von Rhapsody;
- Darwin on ARM: seit 2013
- OpenDarwin: 2002–2006
- PureDarwin: 2007–2012
Aktuelle Solaris-Linie
- Oracle Solaris, ursprünglich SunOS: initial von Sun auf Basis von UNIX System V entwickelt;[1]
- OpenSolaris, 2008–2010;
- illumos, ein freies Derivat des eingestellten OpenSolaris und Basissystem verschiedenster Distributionen, beispielsweise{{#lst:OpenSolaris|illumosDistros}}
- openindiana[2], ein quelloffenes, auf illumos[3] aufbauendes Betriebssystem;
- illumos, ein freies Derivat des eingestellten OpenSolaris und Basissystem verschiedenster Distributionen, beispielsweise{{#lst:OpenSolaris|illumosDistros}}
- OpenSolaris, 2008–2010;
Durch SUS als UNIX zertifizierte Systeme
Heute ist die Bezeichnung „UNIX“ in Großbuchstaben eine Wortmarke der Austin Group, die nur für ein Betriebssystem genutzt werden darf, das die Anforderungen der Single UNIX Specification (SUS) erfüllt. {{#lst:Single UNIX Specification|certOSes}}
POSIX-konforme Systeme
Das Portable Operating System Interface (POSIX) ist eine gemeinsam vom IEEE und der Open Group für Unix entwickelte standardisierte Programmierschnittstelle, welche die Schnittstelle zwischen Anwendungssoftware und Betriebssystem darstellt. POSIX bildet die Grundlage der Single UNIX Specification. {{#lst:Portable Operating System Interface|konform}}
GNU-Systeme
Das GNU-Betriebssystem ist weitestgehend POSIX-kompatibel, aber bewusst nicht vollständig konform. Es läuft auf mehreren Kerneln:
- GNU/Hurd bzw. GNU, die GNU-Betriebsmittel kombiniert mit GNU Hurd als Kernel;
- Debian GNU/Hurd, Debian auf Hurd
- Arch Hurd, Arch Linux auf Hurd
- GNU/Linux bzw. Linux, die GNU-Betriebsmittel kombiniert mit dem Kernel Linux;
- … (siehe unten)
- GNU/kFreeBSD, die GNU-Betriebsmittel kombiniert mit dem Kernel von FreeBSD;
- Debian GNU/kFreeBSD, Debian auf dem FreeBSD-Kernel;
- weitere GNU-Varianten
- GNU/NetBSD, die GNU-Betriebsmittel kombiniert mit dem Kernel von NetBSD;
- Debian GNU/NetBSD, Debian auf dem NetBSD-Kernel
Systeme mit Linux-Kernel
Obgleich die meisten Linux-Distributionen eine Kombination aus dem weitestgehend POSIX-kompatiblen GNU und dem Kernel Linux darstellen, existieren auch Distributionen mit Linux-Kernel, die ohne GNU auskommen, allen voran Android (Versionen). Sie sind nicht zwingend POSIX-kompatibel.
Weitere unixähnliche Systeme
- AFROS: Unix-Derivat für Atari
- Coherent: Betriebssystem der Mark-Williams-Company, 1983
- GeckOS: Freies Betriebssystem für Computer mit MOS6502-Prozessor
- Idris: Betriebssystem von der Whitesmiths Ltd.
- LUnix: Freies Betriebssystem für den Commodore 64
- LynxOS: Echtzeit-Betriebssystem von LynuxWorks Inc.
- Minix: Lehrsystem von Andrew S. Tanenbaum, 1986
- MUNIX: Unix-Derivat von PCS Computer Systeme
- MUTOS, MultiUser Time Sharing Operating System: wurde vom Kombinat Robotron für die K1630-Rechner, für den A7100, den A7150, den EC1834, den A5120.16 sowie den K1840, vertrieben
- Netware: Server-Betriebssystem der Firma Novell
- QNX: Echtzeit-Betriebssystem für eingebettete Systeme
- SPIX: Betriebssystem von Bull Computer
- SerenityOS: Experimentelles Desktop-Betriebssystem mit 90er-Ästhetik
- Syllable: Desktop-Betriebssystem in der Nachfolge von AtheOS
- Unicos: Unix-Derivat von Cray
- UniFLEX: Betriebssystem der Technical Systems Consulting, Inc.
- UNIX/NS
- UNOS: Betriebssystem von Charles River Data Systems (CRDS)
- WEGA: Betriebssystem auf Basis von System III für den P8000 der Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow „Friedrich Ebert“ (VEB der DDR)
Einzelnachweise
- ↑ The History Of The Solaris Operating System. In: Source Tech. 3. Juni 2016, abgerufen am 10. September 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ openindiana – Community-driven illumos Distribution. Abgerufen am 13. März 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ What is illumos? – openindiana. Abgerufen am 13. März 2021 (amerikanisches Englisch).