Liste von Skandalfilmen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Diese Liste gibt einen Überblick über Skandalfilme im Laufe der Zeit. Nach Möglichkeit sind die betreffenden Skandale und wichtige Folgen der einzelnen Skandale kurz beschrieben.

Titel Jahr Bemerkungen
Anders als die Andern[1] 1919 Der Film entwickelte sich zum Skandalfilm und entfachte neben anderen „Sitten-“ und „Aufklärungsfilmen“ eine heftige Kulturdebatte, in der von konservativer und reaktionärer Seite vehement die Wiedereinführung der Zensur gefordert wurde.
Das große Fressen 1973 Der Film wurde in den 1970er Jahren als sehr schockierend aufgenommen. Neben der skandalösen Handlung waren es auch die derben Sex-Szenen, die explizit dargestellten „Fress-Szenen“ und die überdeutlich hörbaren Verdauungsgeräusche und Blähungen der Protagonisten, die den bisherigen Seh- und Hörgewohnheiten der 1960er Jahre komplett zuwiderliefen. In Irland wurde der Film mit einem Aufführungsverbot belegt.
The Story of Temple Drake 1933 Die Pre-Code-Verfilmung von William Faulkners Roman Die Freistatt handelt von einer jungen Südstaatlerin, die an ihrem Vergewaltiger Gefallen findet. Der Skandal um diesen Film war mitverantwortlich für die Durchsetzung des Hays Code im folgenden Jahr.
Anders als du und ich (§ 175)[2] 1957 Der deutsche Kinostart des Skandalfilmes wurde 1957 von Protestaktionen und Demonstrationen begleitet.
Antichrist[3] 2009 Wegen seiner expliziten Darstellung von Sexualität und Gewalt geriet der Film in die Kritik; er wurde des Weiteren auch als frauenfeindlich kritisiert und erlangte den Ruf eines Skandalfilms. Der heftig umstrittene Film festigte Lars von Triers Ruf als Skandalfilm-Regisseur.
Augen der Angst[4] 1960 Doppelbödiger Thriller, der zu seiner Entstehungszeit einen Skandal auslöste und die Karrieren von Karlheinz Böhm und Regisseur Powell schlagartig beendete.
Baby Doll – Begehre nicht des anderen Weib[5] 1956 Der Film entwickelte sich zu einem der größten Skandalfilme der US-Kinogeschichte. Kinos wurden von Demonstranten belagert, Pfarrer riefen zum Boykott auf. Es kam zu Klagen und einstweiligen Verfügungen. Bombendrohungen führten dazu, dass Kinosäle geräumt werden mussten, und Kinobetreiber nahmen den Film reihenweise aus dem Programm.
Baise-moi (Fick mich!) 2000
Basic Instinct 1992 Als der Skandalfilm im März 1992 in den US-Kinos anlief, kam es erneut zu massiven Protestaktionen, die von homosexuellen Gruppierungen sowie von „NOW“ ("National Organization for Women"), der größten feministischen Organisation in den USA, unterstützt wurden.
Black Emanuelle – Stunden wilder Lust 1976 Zoophilie-Szene. Zudem löste eine vorgebliche Snuff-Dokumentation Skandale aus.
Das Gespenst 1982 Der Blasphemievorwurf gegen den Skandalfilm führte zu einem vorübergehenden Verbot durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und zur Reduzierung der zugesagten Filmförderung durch Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann.
Das Leben des Brian 1979 Die teilweise erbittert geführte Debatte löste sich auch insofern vom Filminhalt selbst, als die meisten Kritiker und Aktivisten Life of Brian nicht gesehen hatten und auf die skandalisierenden Schilderungen anderer vertrauten.
Nackt unter Leder (nach dem Buch Das Motorrad von André Pieyre de Mandiargues) 1968 galt als Skandalfilm.
Das Schweigen 1963 Dieses Werk Bergmans führte wegen der für die Entstehungszeit offenen Darstellung sexueller Handlungen zu einem der größten Filmskandale der 1960er Jahre und löste eine breite Zensurdebatte aus.
Der letzte Tango in Paris 1972 Vorübergehend von Zensurmaßnahmen betroffen.
Die Flucht und Verfolgung des Raubmörders Rudolf Hennig über die Dächer von Berlin 1905 Der Film gilt wegen der empörten Reaktionen, die er hervorrief, als „erster Skandalfilm der deutschen Filmgeschichte“.
Der Nachtportier 1974 Als der Film im Sommer 1974 erschien, erklärte die italienische Staatsanwaltschaft den Film für unmoralisch. Die Kopien wurden beschlagnahmt, der Film von der Zensur verboten. Die Filmindustrie organisierte daraufhin einen eintägigen Streik. Der Film über die sexuelle Beziehung einer ehemaligen KZ-Insassin zu ihrem SS-Peiniger. Der Skandalfilm wurde nach gerichtlichen Auseinandersetzungen schließlich offiziell zum Kunstwerk erklärt und ohne Schnitte freigegeben.
Die Geschichte der O 1975
Die Passion Christi 2004 stark polarisierender Skandalfilm. Die Passion Christi ist laut einer Umfrage des US-Magazins „Entertainment Weekly“ (12. Juni 2006) der umstrittenste Film aller Zeiten.
Die Sünderin[6][7] 1951 Der Film wurde Anlass eines Skandals und war monatelang Thema in Zeitungen und Zeitschriften.
Die letzte Versuchung Christi 1988
Die Verwundbaren von Leo Tichat 1964 Der Film wurde in Österreich lange nicht gezeigt, da er als „Skandalfilm“ verpönt war. (Der Verleiher schnitt aus einigen sexuell expliziten Szenen einen eigenen Film und veröffentlichte diesen 1969 unter dem Titel „Engel der Lust“.)
Ein andalusischer Hund 1929 Die Szenen lösten bei vielen Zuschauern erwartungsgemäß Befremden und Abscheu aus, und der englische Surrealist David Gascoyne sprach von einer wahren „Hysterie“, die der Skandalfilm hervorrief.
Ekstase 1933 berühmt durch die für die damalige Zeit skandalösen Aktaufnahmen
Engel mit schmutzigen Flügeln 2009 Der Film sorgte vor und während seiner Veröffentlichung für viel Medienrummel und wurde als der „Skandalfilm 2010“ tituliert.
Funny Games[8] 1997 man bezeichnet Funny Games mal als Medienreflexion, als Skandalfilm, als Versuchsanordnung, zum anderen als Horrorfilm, als Filmmelodram oder auch als Thriller.
Im Reich der Sinne[9] 1976 Obwohl der Skandalfilm in der Presse kritisch aufgenommen worden war, sprachen sich die Medien mehrheitlich gegen ein Filmverbot aus.
Im Westen nichts Neues 1930
Irreversibel[10] 2002 Der Film gilt als verstörend und wird kontrovers diskutiert. Das US-amerikanische Magazin Newsweek verlieh Irreversibel den Titel „most walked-out-of movie of the year“.
Lolita[11] 1962
Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt 1971 Der Film wurde zum Auslöser für die Entstehung der modernen deutschen und schweizerischen Schwulenbewegung, war gleichzeitig aber auch sehr umstritten. Die Fernsehausstrahlung wurde zum Skandal.
O.k. 1970 Der Anti-Vietnamkriegsfilm sorgte dafür, dass die Berlinale 1970 nach Rücktritt der Jury ohne Preisträger zu Ende ging.
Die 120 Tage von Sodom[12] 1975 Der Film gilt bis heute als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Wegen seiner offenen Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord wurde er in vielen Ländern verboten.
Sie tanzte nur einen Sommer 1951 Die berühmte Nacktbadeszene löste weltweit Diskussionen aus.
Spur der Steine 1966
Tal der Wölfe – Irak[13] 2006

Einzelnachweise

  1. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. 2011, S. 19 ff.
  2. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, ISBN 978-3-89472-562-4, S. 116.
  3. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, ISBN 978-3-89472-562-4, S. 116.
  4. Lexikon des internationalen Films
  5. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, S. 108–109.
  6. M. Backhaus: „Die Sünderin“: Größter Skandalfilm in Deutschland & Spiegel der Gesellschaft. 2012
  7. U. Fenske: Nahaufnahme: Die Sünderin oder „sittlich verletzt“. Eine geschlechterhistorische Betrachtung. Frauen in den Medien, 2002, S. 61, 63
  8. Assheuer, T. (1997). Der Faschismus der Augen. Gewalttätig gegen Gewalt: Michael Hanekes Skandalfilm ‚Funny Games ‘. Die Zeit, (38), 59.
  9. Eitler, P. Das „Reich der Sinne“? Pornographie, Philosophie und die Brutalisierung der Sexualität (Westdeutschland 1968–1988). BODY POLITICS, 259.
  10. von Brincken, J. Das Leid an der Zeit. Gaspar Noés Skandalwerk Irréversible als zeitbasiertes Filmereignis.
  11. Ammon, F. V. „How could they ever make a movie of Lolita?“: über Stanley Kubricks Lolita.
  12. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. 2011, S. 190 ff.
  13. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. 2011, S. 288 ff.