Liv Strömquist

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Liv Strömquist auf der Göteborger Buchmesse 2013

Liv Strömquist (* 3. Februar 1978 in Lund) ist eine schwedische Comiczeichnerin und Radiomoderatorin.

Leben und Werk

Strömquist wuchs in Ravlunda in der Region Österlen in Südschweden auf und lebt heute in Malmö. Sie zeichnete bereits als Fünfjährige Comics, hörte aber damit auf, bis sie im Alter von 23 Jahren von ihrer Mitbewohnerin für Comic-Fanzines begeistert wurde. Sie gab daraufhin mit Rikedomen erstmals ein Fanzine mit eigenen Geschichten heraus.[1][2][3]

Der Durchbruch als Comiczeichnerin gelang ihr mit ihrem ersten veröffentlichten Album, Hundra procent fett, das 2005 erschien.[1] Sie zeichnet regelmäßig für das Comicmagazin Galago und veröffentlichte in unterschiedlichen schwedischen Zeitschriften und Zeitungen wie Dagens Nyheter, Dagens Arbete, Bang, Aftonbladet und Ordfront Magasin.[4][5] Sie gestaltete das Cover zum 2013 erschienenen Album Shaking the Habitual der Band The Knife und zeichnete einen Comicstrip zu Einkommensungleichheit für deren Bandwebsite.[6][7]

Ihr Album Prins Charles Känsla wurde ins Französische und als Der Ursprung der Liebe ins Deutsche übersetzt, das Album Kunskapens frukt über die gesellschaftliche Tabuisierung von Menstruation und der Vulva ins Dänische, Finnische und Deutsche (Der Ursprung der Welt).

Sie hat Politikwissenschaft studiert.[2] Ihre Comics haben meist gesellschaftspolitische Inhalte aus linkspolitischer Sicht und sind satirische Auseinandersetzungen mit Fragen von Macht und Ungerechtigkeiten. Sie beschäftigt sich besonders mit Feminismus.[4][5][3]

Sie hat seit 2005 beim Jugendradiosender Sveriges Radio P3 mitgewirkt und war Moderatorin bei den beiden satirischen Programmen Tankesmedjan und Pang Prego.[1][3] Gemeinsam mit der Schriftstellerin Caroline Ringskog Ferrada-Noli gibt sie den Podcast En varg söker sin pod heraus, bis 2017 noch in Zusammenarbeit mit der Zeitung Expressen und seitdem unabhängig.[8] Die SVT-Fernsehsendung Liv och Horace i Europa zeigte in zwei Staffeln 2016 und 2017 eine „klassische Bildungsreise“ von ihr und Horace Engdahl durch Europa, wobei Strömquist und Engdahl verschiedene Literaten diskutierten.[9]

Auszeichnungen

Werke

  • Hundra procent fett. Ordfront/Galago 2005.
  • Drift. Kolik förlag 2007 (gemeinsam mit Jan Bielecki).
  • Einsteins fru. Ordfront/Galago 2008.
  • Prins Charles Känsla. Ordfront/Galago 2010.
  • Ja till Liv!. Ordfront/Galago 2011.
  • Månadens moderat Kalender 2013. Ordfront Förlag 2013.
  • Kunskapens frukt. Ordfront/Galago 2014.
  • Kära Liv och Caroline. Natur & Kultur 2015 (gemeinsam mit Caroline Ringskog Ferrada-Noli).
  • Uppgång & Fall. Ordfront/Galago 2016.
  • I’m every woman. avant-verlag 2019.[13]
  • Ich fühl's nicht. avant-verlag 2020.[14]
  • Im Spiegelsaal. avant-verlag 2021.[15]

Ausstellungen

„The Night Garden“ in der U-Bahn-Station Slussen (2017)

Von 2017 bis 2019 waren insgesamt 26 Zeichnungen von Strömquist unter dem Titel „The Night Garden“ in der Stockholmer U-Bahn-Station Slussen zu sehen. Es wurden Beiträge aus den Comics der Künstlerin sowie exklusive Illustrationen ausgestellt. Neben Darstellungen von etwa Pflanzen und Tieren wurden auch drei Illustrationen menstruierender Frauen gezeigt, darunter eine Eiskunstläuferin aus Der Ursprung der Welt.[16][17][18] Insbesondere diese deutlich sichtbare Darstellung menstruierender Frauen löste bei den Pendlern geteilte Reaktionen aus, vor allem über Social Media. Einige empfanden die Zeichnungen als witzig oder gelungen provokant, andere sahen in den Bildern einen schockierenden Tabubruch. Ein zentraler Kritikpunkt drehte sich um die Frage, ob eine öffentliche Haltestelle einen angemessenen Ausstellungsrahmen für solche Themen darstellt.[19] Bei der Stockholmer Nahverkehrsgesellschaft Storstockholms Lokaltrafik gingen rund 30 formale Beschwerden zu der Installation ein. Fast alle Bedenken wurden bezüglich der menstruierenden Charaktere und hauptsächlich von Männern geäußert.[18] Die rechtspopulistische Partei Sverigedemokraterna (schwedisch für Die Schwedendemokraten) setzte sich erfolglos für ein vorzeitiges Ende der mit öffentlichen Geldern finanzierten Ausstellung ein.[16][20] Aufgrund ihrer Erfahrungen kamen die unterschiedlichen Reaktionen für Strömquist nicht überraschend und sie bewertete deshalb die angestoßene Debatte als insgesamt wichtig und dem Thema zuträglich.[17][19]

Auch außerhalb ihres Heimatlandes Schweden wurden Bilder und Auszüge aus Strömquists Werken gezeigt. Von August bis Oktober 2016 waren Zeichnungen der Künstlerin im Institut Suédois in Paris während der Ausstellung „Le Divan de Liv“ zu sehen.[21][22] Im Rahmen des Hamburger Nordwind Festival 2019 wurde Strömquist eine Ausstellung im Kulturzentrum Kampnagel gewidmet. Dort waren Nachdrucke aus den Comics Der Ursprung der Welt, Der Ursprung der Liebe und I’m every woman zu sehen.[23][24]

Weblinks

Commons: Liv Strömquist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Liv Strömquist. In: Grafikens Hus. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  2. a b Liv Strömquist. In: Dagens Arbete. Abgerufen am 5. Oktober 2016.
  3. a b c Med bldick för politisk satir. In: Karriär. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  4. a b Liv Strömquist. In: Serier & sånt. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  5. a b Liv Strömquist. In: Bild & Bubbla. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  6. Liv Strömquist: ”Jag sa ja direkt”. In: SVT. 3. April 2013, abgerufen am 4. Oktober 2016.
  7. Shaking The Habitual by The Knife. 6. Februar 2015, abgerufen am 30. Januar 2021.
  8. En varg söker sin pod. In: Expressen. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  9. Liv och Horace i Europa. In: SVT. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  10. Liv Strömquist blir hedersdoktor. In: P4 Malmöhus. 7. Oktober 2016, abgerufen am 7. Oktober 2016.
  11. Avant Verlag: Der Ursprung der Liebe | avant-verlag. Abgerufen am 24. Januar 2018.
  12. Avant Verlag: Der Ursprung der Welt | avant-verlag. Abgerufen am 10. Oktober 2020.
  13. Avant Verlag: I’m every woman | avant-verlag. Abgerufen am 13. Oktober 2019.
  14. Avant Verlag: Ich fühl's nicht | avant-verlag. Abgerufen am 11. Januar 2021.
  15. Martina Knoben: Liv Strömquist über Schönheit: "Im Spiegelsaal". Rezension. Abgerufen am 1. November 2021.
  16. a b Mike Classon Frangos: Liv Strömquist's Fruit of Knowledge and the Gender of Comics. In: European Comic Art. Band 13, Nr. 1, 1. März 2020, S. 45–69, doi:10.3167/eca.2020.130104.
  17. a b Josefine Schummeck: In der U-Bahn von Stockholm hängen Plakate mit menstruierenden Frauen. In: ze.tt. 6. November 2017, abgerufen am 24. Februar 2021.
  18. a b Elle Hunt: ‘Repulsive to children and adults’: how explicit should public art get? In: theguardian.com. 8. Oktober 2018, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  19. a b Elle Hunt: 'Enjoy menstruation, even on the subway': Stockholm art sparks row. In: theguardian.com. 2. November 2017, abgerufen am 24. Februar 2021 (englisch).
  20. Elle Hunt: ‘Repulsive to children and adults’: how explicit should public art get? In: theguardian.com. 8. Oktober 2018, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  21. Elise Boutié: Le Divan de Liv. In: timeout.com. 26. Mai 2016, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  22. Liv Strömquist: Le Divan de Liv. In: mutualart.com. 2016, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  23. Nordwind Festival 2019 − Liv Strömquist: Ausstellung. In: kampnagel.de. 2019, abgerufen am 3. März 2021.
  24. Liv Strömquist. In: nordwind-festival.de. 2019, abgerufen am 3. März 2021.